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Letzter Flug: Österreich Krimi
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eBook246 Seiten2 Stunden

Letzter Flug: Österreich Krimi

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Über dieses E-Book

Als Ermittler aus der Stadt hat man es am Land nicht immer leicht. Das muss auch Major Sawallisch erfahren, als er zu einem bizarren Unfall am Flugplatz Grabenau im Mühlviertel gerufen wird. Dieser stellt sich allerdings ziemlich schnell als schlecht getarnter Mord heraus. Sawallisch startet seine Ermittlungen im Fliegermilieu. Aber die eigenen Regeln dieser Szene und fehlendes Fachwissen die Fliegerei betreffend machen seine Untersuchung auch nicht einfacher. Und wäührend der Recherche passiert ein weiterer Mord.

SpracheDeutsch
HerausgeberFederfrei Verlag
Erscheinungsdatum10. Sept. 2020
ISBN9783990741337
Letzter Flug: Österreich Krimi

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    Buchvorschau

    Letzter Flug - Christian Eidenberger

    2

    Prolog

    Flugplatz Grabenau, Freitag, 6.Juni 18:00

    Der Zivilflugplatz von Grabenau ist nicht leicht zu finden. Weder auf dem Land noch aus der Luft. 40 Kilometer nördlich von Linz, knapp vor der tschechischen Grenze, liegt er zwar direkt neben der Hauptverkehrsstraße durch das Mühlviertel, jedoch weist nur ein kleines grünes Schild am Ende einer langen Gerade auf seine Existenz hin. Das wesentlich größere Plakat für das Flugplatzrestaurant, im Volksmund »Hafenwirtshaus« genannt, ist längst von Bäumen überwachsen, die die Bundesstraße säumen.

    Eingebettet zwischen den hügeligen Ausläufern des Böhmerwaldes ist LOLR, wie die internationale Abkürzung lautet, für manch einen Aviatiker eine echte Herausforderung. Die nur 400 Meter lange Graspiste verläuft von Ost nach West, ist im Norden und Osten von Wald, im Süden und Westen von Feldern umgeben, deren Niveau jedoch einige Meter tiefer liegt als die Rollbahn. In Pilotenkreisen spricht man auch vom »Flugzeugträger Grabenau«. Schon so mancher erfahrene Pilot hatte, nachdem er den Platz endlich gefunden hatte, den schwierigen Anflug unterschätzt und musste wieder durchstarten.

    Die vier Hangars sind an der nordwestlichen Seite in L-Form angeordnet, wobei Hangar 3 und 4 durch ein Flugdach getrennt sind. Hinter dem Hangar 4 befindet sich das Betriebsleitergebäude, das aus einem großen Aufenthaltsraum, sanitären Einrichtungen, einem Schlafraum mit zwei Betten und dem eigentlichen Betriebsleiterraum besteht. Dieser ist, einem Erker gleich, auf drei Seiten verglast und gewährt so einen Überblick über das gesamte Flugfeld.

    Zwei Männer waren im Hangar 4 gerade damit beschäftigt, die Motorverkleidung eines Kleinflugzeuges zu entfernen. Der Jüngere der beiden reichte dem anderen das Ende eines Kompressorschlauchs, das dieser tief im Inneren des Motorraums an dem dazu vorgesehenen Nippel befestigte.

    »So, und jetzt nur ganz kurz drücken«, sagte der Ältere.

    Der Jüngere betätigte für den Bruchteil einer Sekunde den Ventilhahn, worauf das Bugfahrwerk um einige Zentimeter angehoben wurde.

    »Exakt, besser hätte es nicht sein können, jetzt hat der Stoßdämpfer wieder genügend Luft. Sehen wir uns noch den Reifendruck an.«

    Durch das halb geöffnete Tor betrat ein drahtiger Mann in den Sechzigern den Hangar.

    »Grüß euch, Burschen, ihr seid ja schon wieder fleißig am Reparieren.«

    »Servus, Gunther, willst du noch eine Runde drehen?«, erwiderte der Ältere.

    »Na, was denn sonst! Blauer Himmel, kein Wind, so ein Kaiserwetter muss man nützen. Bist du heute Betriebsleiter?«

    »Einer muss es ja sein!«, antwortete der andere und deutete auf das am Boden liegende Handfunkgerät.

    »Gut, und wie sieht es mit Sprit in der Oscar-Victor-Charlie aus?«

    »Die ist vollgetankt und steht neben der Tankstelle.«

    »Na wunderbar, ich werde eine gute Stunde unterwegs sein.«

    Beim Verlassen des Hangars rief er noch: »Und erzähl unserem jungen Mitglied kein Fliegerlatein über mich!«

    »Was hat er denn damit gemeint?«, wunderte sich der Jüngere.

    »Das musst du schon selber herausfinden. Am besten, du fliegst einmal mit ihm!«

    Der Ältere lächelte wissend.

    Eine halbe Stunde später, die beiden Männer im Hangar waren immer noch mit Reparaturarbeiten beschäftigt, wurde die Stille des späten Nachmittags durch das Motorengeräusch eines startenden Flugzeugs gestört.

    Der Ältere hob den Kopf: »Das hat aber lange gedauert, normalerweise hält sich der Reinprecht nicht mit einem Check auf. Und dem Motorengeräusch nach hat er die Oscar-Hotel-Whiskey genommen!«

    »Das ist doch die Fallschirmspringermaschine.«

    »Richtig, genau genommen dürfte er mit der gar nicht fliegen, weil er keine Einweisung hat.«

    »Mich wundert mehr, dass er dich nicht angefunkt hat«, entgegnete der Jüngere.

    »Da hast du schon recht, aber für den Reinprecht gelten andere Regeln, und die macht er sich selber! Sei es, wie es sei, zurückgekommen ist er noch immer!«

    I.

    Flugplatz Grabenau, Freitag, 6. Juni, 22:30 Uhr

    Wenn Sawallisch an einem Freitag um 22:00 Uhr zu einem Tatort gerufen wurde, übergab er den Fall meist an einen jüngeren Kollegen. Aber was er gehört hatte, ließ ihn die abendliche Lektüre unterbrechen und sofort in Richtung Grabenau fahren.

    Während der Fahrt ging er in Gedanken die Schauplätze der Untersuchungen, die er bisher zu führen hatte, durch. Von der Nobelgegend bis zum Glasscherbenviertel, vom Büro bis zur Fabrikhalle, alles war vertreten. Sogar auf einem Donaudampfer hatte er schon recherchiert, aber ein Zivilflugplatz war nie dabei gewesen.

    Überhaupt war ihm die ganze Fliegerei suspekt. All seine Urlaubsreisen hatte er mit seiner Gattin mit dem Auto unternommen. Lange Fahrten hatten ihm nie etwas ausgemacht, solange Ulrike dabei war. Nach ihrem Tod vor fünf Jahren verlegte sich Sawallisch auf die Eisenbahn, denn die langen Fahrten ohne sie hielt er nicht aus.

    Selbst zum Lachsfischen nach Island, übrigens der einzige Luxus, den Sawallisch sich alle zwei Jahre leistete, war er mit dem Schiff gefahren.

    Von seinen Kollegen wurde Sawallisch ob seiner Abneigung gegenüber der Fliegerei immer gehänselt. »Blech fliegt nicht«, pflegte er dann zu antworten, und dabei war es geblieben.

    Am Grabenauer Flugplatz wurde Sawallisch schon vom Postenkommandanten Johann Eckert erwartet.

    »Servus, Sawallisch, gut, dass du da bist, wir sind mit dem Trubel hier ein bisschen überfordert.«

    »Das kann ich mir gut vorstellen, bei euch werden sonst nur Hühner überfahren. Was habt ihr bisher unternommen?«

    »Der ganze Flugplatz ist weiträumig abgesperrt und gesichert, die Spurensicherung ist auch schon da, und der Mann, der das Schmuckstück gefunden hat, wartet im Betriebsleiterraum auf dich.«

    »Tadellos«, bemerkte Sawallisch, »dann will ich mir einmal anhören, was der unglückliche Finder zu sagen hat. Wer ist es denn überhaupt?«

    »Er heißt Fritz Ostermeier«, antwortete Eckert, »ein hiesiger Pilot, er hat dieses Wochenende Betriebsleiterdienst.«

    Die beiden Männer betraten den Betriebsleiterraum. Dort saß ein Mann um die vierzig, unrasiert, ausnehmend schlecht gekleidet, eine filterlose Zigarette zwischen den Lippen. Sawallisch, der sich Sportpiloten immer als reiche Herrenflieger in flotter Montur vorstellte, war erstaunt. Unter anderen Umständen hätte er ihn für einen Obdachlosen gehalten.

    »Grüß Gott, mein Name ist Sawallisch, ich leite die Ermittlungen hier.«

    Sawallisch war ein wenig verlegen. Dieser Zeuge wirkte nicht nur äußerlich ziemlich mitgenommen.

    »So sieht also ein Tower von innen aus, und Sie sind vermutlich der Fluglotse, oder wie das heißt, wie war noch Ihr Name?«, fragte er.

    »Ich heiße Fritz Ostermeier. Auf Zivilflugplätzen heißt das übrigens nicht Fluglotse, sondern Betriebsleiter«, gab dieser zurück und nahm einen tiefen Zug.

    »Schon gut, schon gut, erzählen Sie mir jetzt die ganze Geschichte. Und ich bin besonders an Details interessiert.« Sawallisch versuchte, so desinteressiert wie möglich zu wirken.

    »Es war gegen 18:00 Uhr«, begann Ostermeier, »ich war mit Gerry Kamp gerade mit ein paar Servicearbeiten an der 150er beschäftigt, da ist Gunther Reinprecht in den Hangar gekommen. Er hat mich gefragt, ob die OE-DVC vollgetankt ist, was der Fall war, dann ist er wieder raus und gestartet.«

    »Ist Ihnen irgend etwas Besonderes aufgefallen?«, unterbrach Sawallisch.

    »Nein, er war wie immer, aber wenn Sie mich so fragen, eines war schon seltsam. Reinprecht steigt normalerweise in den Flieger und startet. Um einen Check hat er sich noch nie geschert. Diesmal hat es aber mindestens 20 Minuten gedauert, bis der Motor gelaufen ist, dann ist er allerdings gleich los.«

    »Wie lange dauert so ein Check?«

    »Ungefähr 15 Minuten der Innen- und Außencheck bis zum Anlassen des Motors, und dann nochmals fünf Minuten Instrumenten- und Run-Up-Check. Und noch etwas. Er hat mich nach dem Treibstoff in der Cessna 150 gefragt, gestartet ist er dann mit der Cessna 182, und mit der fliegt er nur sehr selten alleine. Außerdem hat er wieder einmal nicht gefunkt.«

    »Und was heißt das?«, fragte Sawallisch.

    »Jeder Pilot muss eine Startgenehmigung vom Betriebsleiter einholen, das ist auf kleinen Plätzen wie unserem genauso wie auf internationalen Flugplätzen. Reinprecht hat es mit den Regeln in der Fliegerei zwar nie genau genommen, aber daran hat er sich üblicherweise gehalten.« Ostermeier dämpfte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an.

    »Sagen Sie, Herr Kommissar, ich könnte jetzt ein Bier vertragen. Sie dürfen ja nicht, weil Sie im Dienst sind, aber ich kann Ihnen ein Mineralwasser oder einen Kaffee anbieten.«

    »Nennen Sie mich beim Namen oder Major, den Kommissar gibt es schon lange nicht mehr. Und das mit dem Alkohol gilt nur für Fernsehkommissare. Sie können mir schon eines mitnehmen.«

    Während Ostermeier in einen Nebenraum ging, fragte Sawallisch Eckert: »Sag einmal, was für ein Unikum ist denn das? Der sieht ja aus wie ein Waldschrat?«

    Eckert grinste. »Das ist er auch, ein fliegender Waldschrat eben. Der hat eine bewegte Vergangenheit ...« Eckert unterbrach, als Ostermeier wieder den Raum mit drei vollen Biergläsern betrat.

    Er verteilte die Gläser und zündete sich erneut eine Filterlose an, tat einen kräftigen Schluck und fuhr fort: »Dann will ich zum Wesentlichen kommen. Gerald Kamp ist eine Viertelstunde, nachdem Reinprecht abgehoben hatte, also etwa um 18:35 Uhr, nach Hause gefahren. Um kurz nach halb acht bin ich raus zum Windsack. Den hat der Sturm letzte Woche übel zugerichtet, und ich wollte mir den Schaden einmal ansehen. Dort hab ich ihn dann gefunden. Wissen Sie, Herr Major, zuerst dachte ich, es sei so etwas wie ein Fetzenlaberl, wie ich dann erkannt habe, dass es sich um Reinprechts Kopf handelt, habe ich mich fast übergeben müssen!«

    »Wieso haben Sie ihn so schnell erkannt, der muss ja übel zugerichtet sein, wenn er, wie Kollege Eckert am Telefon angedeutet hat, aus dem startenden Flugzeug gefallen ist.«

    »So schlimm hat er nicht ausgesehen«, antwortete Ostermeier, »es haben zwar die Ohren und die Nase gefehlt, aber er war eindeutig erkennbar.«

    »Der Gerichtsmediziner will zwar noch die DNA-Analyse abwarten«, warf Eckert ein, »ist aber ziemlich sicher, dass es sich um Reinprecht handelt.«

    Sawallisch konnte sich schon die Schlagzeilen vorstellen: ›Pilot verliert beim Start den Kopf‹ – hätte das österreichische Kleinformat geschrieben. Die Boulevardzeitungen hatten aber längst ihren Schrecken verloren; an ihre Stelle traten jetzt Fernsehkanäle, die mit Live-Berichten vor Ort ihre Zuseher bei der Stange halten wollen.

    Sawallisch nahm einen großen Schluck. »So, und jetzt zu deiner Geschichte«, sagte er, zu Eckert gewandt.

    »Wir waren gerade hier damit beschäftigt, den Tatort zu sichern, als die Kollegen aus Sandl mich angefunkt und gefragt haben, ob hier ein Flieger vermisst wird. Bei ihnen oben ist nämlich ein ausgebranntes Flugzeug gefunden worden – samt einer fast gänzlich verbrannten Leiche ohne Kopf. Und es handelt sich eindeutig um die Cessna 182 mit der Kennung OE-DHW, die Maschine mit der Reinprecht hier gestartet ist.«

    Schweigen.

    Sawallisch stand von seinem Sessel auf, ging einmal im Raum auf und ab und schüttelte den Kopf.

    »Ich fasse das einmal zusammen: Gunther Reinprecht war kurz im Hangar, ist dann in einen Flieger gestiegen, hat beim Start den Kopf verloren und ist in der Nähe von Sandl abgestürzt, weil er selbigen auf der Rollbahn verloren hat. Das kann doch nicht euer Ernst sein ... Fliegerlatein, oder was …?«

    Eckert atmete tief durch. »Es klingt alles unglaublich, aber Tatsache ist, dass Reinprecht mit ...«

    »Erspar mir deine Horrortheorien«, unterbrach Sawallisch, »ich fahre jetzt zur Absturzstelle. Eckert, der Flugplatz ist bis auf Weiteres gesperrt, keiner darf die Räumlichkeiten ohne die Begleitung von einem deiner Leute betreten. Ostermeier, es ist zwar schon sehr spät, aber es wäre mir recht, wenn Sie mitkommen, Sie sind schließlich der Einzige hier, der etwas von Fliegerei versteht.«

    Ostermeier nickte.

    »Soll ich nicht vielleicht auch mitkommen?«, fragte Eckert.

    »Nix da, du beschreibst Ostermeier den Weg, ich gehe einstweilen zum Wirt, er soll mir ein Zimmer hier herrichten. Ostermeier, wir treffen uns beim Auto!«

    Sawallisch verließ das Betriebsleiterzimmer. Draußen hatte es erheblich abgekühlt. Für Ermittlungen am Lande hatte er immer einen kleinen Koffer mit Reservehemden, Wäsche und Toilettensachen im Auto. In Zukunft, so nahm er sich vor, würde er auch einen Pullover mit einpacken.

    Die Bude hat aber auch schon bessere Zeiten gesehen, dachte er sich, als er das Gastzimmer des Flugplatzrestaurants betrat. Die Einrichtung musste schon mindestens dreißig Jahre alt sein, die Wände hätten dringend einen neuen Anstrich gebraucht, und die Rauchschwaden zeugten von einer altersschwachen Lüftungsanlage.

    »Sind Sie der Chef hier?« Sawallisch trat auf den Mann hinter der Theke zu. Das Aussehen des etwa Fünfzigjährigen passte gut zu dem abgewirtschafteten Gastraum. Fettige Haare, Bierbauch, glänzendes Gesicht, dreckige Schürze und eine Nase, die vom vielen Alkohol aufgedunsen war wie eine Kartoffel.

    »Wer will das wissen?«, entgegnete der Mann hinter der Theke barsch.

    »Mein Name ist Sawallisch, ich führe hier die Ermittlungen und hätte gerne ein Zimmer ... in diesem Etablissement!«

    »Ein echter Kriminaler in meiner Hütte, das nenne ich aber eine Ehre. Kein Problem, Sie kriegen meine Suite!« – griff in eine Schublade und warf einen Schlüssel auf die Schank.

    Solche Gastronomen kannte Sawallisch zur Genüge, immer zu Scherzen über die Polizei aufgelegt. Sobald man aber die Wörter ,Finanzamt’ oder ,Lebensmittelpolizei’ in den Mund nahm, wurden sie ganz kleinlaut. Sawallisch beschloss, sich die Retourkutsche für später aufzuheben und verließ wortlos den Gastraum.

    II.

    Gemeindegebiet Sandl, Samstag, 7. Juni , 00:15 Uhr

    Nach 20 Minuten Fahrt in Ostermeiers uraltem Landrover auf der Bundesstraße waren sie in eine Forststraße eingebogen, auf der sie nun schon längere Zeit unterwegs waren. Der Wald wurde zusehends dichter. Sawallisch, der nicht damit gerechnet hatte, dass es im Mühlviertel so große, vom öffentlichen Verkehrsnetz nahezu unerschlossene Waldgebiete gab, war froh, dass sie Ostermeiers Geländewagen genommen hatten.

    Während der ganzen Fahrt war kein Wort gefallen. Ostermeier lenkte stumm den Wagen und rauchte. Ab und zu kurbelte er das Fenster herunter, um frische Luft hereinzulassen.

    Sawallisch beschloss, das Schweigen zu brechen.

    »Jetzt fahren wir schon mehr als eine halbe Stunde, mir tut das Kreuz weh von diesem erbärmlichen Waldweg, wie lange dauert es denn noch?«

    »Mindestens eine Viertelstunde, der viele Regen der letzten Wochen hat die Wege ziemlich ausgewaschen, mehr als 30 Stundenkilometer sind da nicht drin!«

    Wieder Schweigen.

    Sitzt ihm der Schock noch in den Knochen, oder ist er einer, der nicht gerne redet, ging es Sawallisch durch den Kopf. Der fliegende Waldschrat scheint überhaupt ein eigentümlicher Mensch zu sein. Stunden, nachdem er den übel zugerichteten Kopf eines seiner Fliegerkameraden gefunden hatte, war er Sawallisch bei den Ermittlungen behilflich.

    Sawallisch wollte ihn aus der Reserve locken.

    »Da startet am Flugplatz in Grabenau eine Maschine, der Kopf des Piloten wird von Ihnen auf der Rollbahn gefunden. Kurz darauf stürzt die Maschine ab, an Bord ist der Körper des Piloten. Haben Sie eine Ahnung, wie sich das abgespielt haben könnte?«

    »Nicht die leiseste. Fest steht nur, dass Flugzeuge nicht alleine fliegen können.«

    »Es gibt doch Autopiloten.«

    »Nicht bei dieser Maschine«, entgegnete Ostermeier.

    »Bei Autos könnte man die Lenkung und das Gas fixieren.«

    »Bei einem Flugzeug auch, theoretisch zumindest, trotzdem kann ich es mir nicht vorstellen. Das wäre zu kompliziert. Bei der Untersuchung des Flugzeugs müsste das sich aber herausstellen.«

    Nach einer Weile fiel Sawallisch noch eine Möglichkeit ein.

    »Was halten Sie als Pilot von der Idee, dass derjenige, der mit der Cessna und der Leiche gestartet ist, mit dem Fallschirm abgesprungen ist?«

    Ostermeier zögerte und nahm einen tiefen Zug aus der Filterlosen.

    »Das wäre die wahrscheinlichste Lösung. Daran habe ich auch schon gedacht. Es klingt zwar kurios, aber es gibt wenige Piloten, die zugleich Fallschirmspringer sind. Ich kenne nur eine Handvoll! Und die haben sicher nichts mit dem Reinprecht zu tun.«

    »Wie viele gibt es im Grabenauer Verein, die auch Fallschirmspringer sind?«

    »Keinen!«

    Einige Zeit später erreichte der Landrover eine helle Lichtung. Im Zentrum von Scheinwerferkegeln, am Rand der Lichtung zwischen den ersten

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