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Existenzkampf und Chaos in drei Ländern
Existenzkampf und Chaos in drei Ländern
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eBook181 Seiten1 Stunde

Existenzkampf und Chaos in drei Ländern

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Über dieses E-Book

Ich schaute aus dem Fenster und sah hinunter - wir befanden uns in einer Höhe von dreiunddreißigtausend Fuß. Momentan war ich von einem ruhigen azurblauen Himmel umgeben. Kurz vorher hatte es Turbulenzen gegeben, und bald würde es weitere Turbulenzen geben. Aber im Moment war alles ruhig. Außerdem hatte ich längst gelernt, Stürmen standzuhalten. Wir schreiben den Herbst 2012. Ich plane gerade eine Expedition – eine Art Pilgerfahrt. Ich bin auf der Reise zu meinem Geburtsort, um meine Familie zu sehen, die ich damals zurückgelassen hatte, und ich kann es kaum erwarten, zurück zu meinen Wurzeln zu finden.
Weit unter mir ziehen gespenstische Wolken gleichgültig vorbei, so gleichgültig, wie die Nebel der Zeit an mir vorbeigeglitten sind. Unser Zielflughafen ist jetzt nicht mehr weit, ich schließe kurz meine Augen. Ich erinnere mich an den Tag vor vielen Jahren und an die junge Frau, die damals aus vielerlei Gründen weggegangen war.
Als junge Frau ging ich damals weg mit nichts. Als Selfmade-Woman kehre ich heute zurück. Als Deutsche ging ich weg und als Deutschamerikanerin kehre ich zurück. Damals verließen wir Hals über Kopf das Land. Nicht einmal zwei Wochen, bevor ich das erste Mal Deutschland verließ, hätte ich geglaubt, dass ich so schnell in die Schweiz flüchten müsste, geschweige denn in die USA auswandern würde. Und auch nach all den Schicksalsschlägen bin ich in vielerlei Hinsicht dieselbe Person geblieben, die vor vielen Jahren dieses Wagnis auf sich genommen hat – ich bin eine Überlebende, eine Kämpferin, eine Art Mach-aus-allem-das-Beste-Frau.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Sept. 2014
ISBN9783735713032
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    Buchvorschau

    Existenzkampf und Chaos in drei Ländern - Renata Plitzko

    Existenzkampf und Chaos in drei Ländern

    WIDMUNG

    DANKSAGUNG

    Renata Plitzko

    Existenzkampf und Chaos in drei Ländern

    Nach einer wahren Begebenheit

    Auf Englisch und Deutsch erhältlich

    Dieses Buch ist gewidmet:

    IN LIEBENDEM GEDENKEN

    AN MEINE GROSSMUTTER

    Emilia Krawcyk

    (1908 – 1968)

    Du wirst für immer in meinem Gedanken

    und in meinem Geist sein.

    Ich wünschte, Du wärest hier.

    DANKSAGUNG

    Ich danke meinen Freunden für die wertvolle Zeit und Energie, mit der Sie mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen und es damit zu einer wundervollen Möglichkeit zum Dialog zu machen.

    Inhalt

    PROLOG

    TEIL EINS

    KAPITEL EINS

    DIE NEUE WELT

    KAPITEL ZWEI

    RÜCKKEHR NACH HAUSE

    KAPITEL DREI

    PROBLEME UND SORGEN

    KAPITEL VIER

    GIB NIEMALS AUF

    KAPITEL FÜNF

    DROGENSCHMUGGEL

    KAPITEL SECHS

    FRANK UND CARLO

    KAPITEL SIEBEN

    WIR SIND ENTKOMMEN

    KAPITEL ACHT

    AUSHANDELN VON DEALS

    TEIL ZWEI

    KAPITEL NEUN

    HIER KOMMT JOHN

    KAPITEL ZEHN

    WIEDER ZU HAUSE

    KAPITEL ELF

    SESAMSTRASSE

    KAPITEL ZWÖLF

    EIN ZWIELICHTIGER GESCHÄFTSPARTNER

    KAPITEL DREIZEHN

    BESUCH VON DER MAFIA

    KAPITEL VIERZEHN

    VERSCHWUNDENE MÜNZEN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    PORTSMOUTH, NH

    KAPITEL SECHZEHN

    GOODBYE FRANK

    KAPITEL SIEBZEHN

    ALLEINERZIEHEND

    TEIL DREI

    KAPITEL ACHTZEHN

    ENDLICH EIN ZUHAUSE

    KAPITEL NEUNZEHN

    JARED

    KAPITEL ZWANZIG

    AUSLÄNDERFEINDLICHKEIT

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    CLEANVERGNÜGEN

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    DIE DISKRIMINIERUNG IST ÜBERWUNDEN

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    EINE SCHOCKIERENDE ENTDECKUNG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    JAMES

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    NIE WIEDER EINE GREENCARD

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    VERHAFTET

    EPILOG

    IMPRESSUM

    PROLOG

    Ich schaute aus dem Fenster und sah hinunter – wir befanden uns in einer Höhe von dreiunddreißigtausend Fuß. Momentan war ich von einem ruhigen azurblauen Himmel umgeben. Kurz vorher hatte es Turbulenzen gegeben, und bald würde es weitere Turbulenzen geben. Aber im Moment war alles ruhig. Außerdem hatte ich längst gelernt, Stürmen standzuhalten. Wir schreiben den Herbst 2012. Ich plane gerade eine Expedition – eine Art Pilgerfahrt. Ich bin auf der Reise zu meinem Geburtsort, um meine Familie zu sehen, die ich damals zurückgelassen hatte, und ich kann es kaum erwarten, zurück zu meinen Wurzeln zu finden.

    Weit unter mir ziehen gespenstische Wolken gleichgültig vorbei, so gleichgültig, wie die Nebel der Zeit an mir vorbeigeglitten sind. Unser Zielflughafen ist jetzt nicht mehr weit, und ich schließe kurz meine Augen. Ich erinnere mich an den Tag vor vielen Jahren und an die junge Frau, die damals aus vielerlei Gründen weggegangen ist.

    Als junge Frau ging ich damals weg mit nichts. Als Selfmade-Woman kehre ich heute zurück. Als Deutsche ging ich weg und als Deutschamerikanerin kehre ich zurück. Damals verließen wir Hals über Kopf das Land. Nicht einmal zwei Wochen, bevor ich das erste Mal Deutschland verließ, hätte ich geglaubt, dass ich so schnell in die Schweiz flüchten müsste, geschweige denn in die USA auswandern würde. Und auch nach all den Schicksalsschlägen bin ich in vielerlei Hinsicht dieselbe Person geblieben, die vor vielen Jahren dieses Wagnis auf sich genommen hat – ich bin eine Überlebende, eine Kämpferin, eine Art Mach-aus-allem-das-Beste-Frau.

    Unsere Maschine beginnt jetzt mit dem Landeanflug auf den internationalen Flughafen in Frankfurt. Heute ist ein herrlich klarer Herbsttag. Alles steht ganz im Gegensatz zum alptraumhaften Flug von Zürich nach New York im Winter 1982. Heute habe ich keine Angst. Nicht so wie damals, als ich voller Angst vor dem Unbekannten war. Doch damals, an jenem Tag im Jahr 1982, war ich fest davon überzeugt, dass alles, was jetzt vor mir lag, besser war als die Alternative – was wäre wohl gewesen, hätte ich mich dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben? Alles, was ich damals tun konnte, war, mit vollem Einsatz die Chance zu nutzen.

    TEIL EINS

    KAPITEL EINS

    DIE NEUE WELT

    An jenem Tag befand ich mich viele Meilen über dem eisigen Meer. Ich dachte gerade darüber nach, was die Neue Welt wohl mit sich bringen würde, da erklang über den Lautsprecher die stereotype, flache und monotone Stimme des Piloten.

    »Wir sind jetzt noch zwei Stunden vom JFK International Airport entfernt«, sagte er und hielt inne, um sich zu räuspern. »Es könnte ein Schlechtwettergebiet auf uns zukommen. Ich werde Sie weiter auf dem Laufenden halten und wünsche Ihnen einen guten Flug. Vielen Dank, dass Sie mit … fliegen«.

    Ich verstand kein Englisch, und Frank saß zwei Reihen von mir entfernt. Da wir ganz kurzfristig gebucht hatten, konnten wir keine Sitzplätze mehr nebeneinander bekommen. Der Fluggast neben mir, ein älterer Herr mit weißem Bart, erklärte mir freundlich, dass es in New York schneien würde.

    Kurz darauf leuchteten die Fasten-Seatbelt-Zeichen auf, und das Handgepäck in den Staukästen über uns wurde kräftig hin und her gerüttelt. Das Flugzeug vibrierte, als ob es hier am Himmel über Schlaglöcher holpern würde. Der ältere Herr neben mir sagte, dass noch nie ein Flugzeug aufgrund von Turbulenzen abgestürzt sei. Vermutlich sagte er dies nur, um sich selbst zu beruhigen.

    Es verging eine unglaublich nervenaufreibende Stunde, bevor der Pilot erneut eine Wettermeldung durchgab. Das Flugzeug war offensichtlich nicht bloß in ein harmloses Schneegestöber geraten, und auch nicht in etwas so Banales wie einen Blizzard. Was uns bei unserer Ankunft in New York erwartete, war ein ganz besonderes Wetterphänomen, das nur in den östlichen Vereinigten Staaten vorkommt: Es war ein heftiger und massiver Hurrikan, ein Nor’easter, ein typischer Nordoststurm.

    Heftige Schneemassen wirbelten durch die Luft, getragen von gewaltigen und tosenden Winden. Die Tragflächen vibrierten unter dem Druck der heftigen Sturmböen, als der Pilot die Maschine beim Lande­anflug durch das Schlechtwettergebiet navigierte. Über den Lautsprecher hörte ich dann noch ein paar unverständliche Worte.

    »Der Pilot sagt, er habe viel Erfahrung bei Flügen unter schlechten Wetterbedingungen und man brauche sich keine Sorgen zu machen«, erklärte mir mein Nachbar.

    Die bereits sichtlich angespannten Passagiere wurden jetzt aber erst recht nervös. Wäre die Wetterlage nicht so ernst gewesen, dann hätte der Pilot doch gar keinen Grund gehabt, uns über seine Fähigkeiten in Kenntnis zu setzen, oder? War ich jetzt bei diesem Trip etwa vom Regen in die Traufe gekommen?

    Mit lautem Kreischen setzte die 747 auf der Landebahn auf. Die Luftbremsen wurden ausgefahren und die Maschine kam dröhnend zum Stehen. Wenigstens war die Landung ohne Komplikationen verlaufen. Ich zog Resümee: Trotz der schlechten Wetterlage, trotz des Ärgers mit der Polizei, trotz der überstürzten Ausreise, trotz all der vielen Flugzeuge, Züge und Autos, trotz alledem war ich wohlbehalten angekommen – oder etwa nicht?

    Das Flugzeug rollte aus und kam zum Stehen. Ein Flugzeugschlepper fuhr heran, es war eine von diesen schrecklichen, nahezu rechteckig aussehenden und ungemein ratternden Diesel-Zugmaschinen.

    Rückblickend erinnere ich mich daran, dass der Fahrer des Flugzeugschleppers eingepackt war wie ein Eskimo, und er schien ein wenig hektisch zu sein. Natürlich muss das Bodenpersonal auf jedem Flughafen zügig arbeiten, und angesichts des heftigen Sturms war das ja auch sinnvoll. Doch in den Bewegungen des Fahrers konnte man eine gewisse Unruhe, ein gewisses Unbehagen erkennen, fast so, als ob er vor etwas Angst gehabt hätte, so empfand ich das wenigstens. Der Fahrer befestigte die Zugmaschine am Flugzeug und fuhr das Rollfeld entlang.

    Wir hatten das Gefühl, endlos lange geschleppt zu werden. Einige der Passagiere wurden unruhig. Sie begannen, vor sich hin zu reden oder ihren Nachbarn etwas zuzuflüstern. Die Flugbegleiter begaben sich in den vorderen Teil des Flugzeugs und sprachen hinter zugezogenem Vorhang miteinander. Da rief ein Passagier wütend auf Englisch: »Aber wir entfernen uns ja immer weiter vom Terminal.« Ja, das war richtig. Wir entfernten uns immer weiter.

    Und trotz der herumwirbelnden Schneemassen konnten die Passagiere erkennen, dass das Flugzeug ganz am Ende des Rollfelds in einer Sackgasse abgestellt worden war. Wir befanden uns an einer total abgelegenen Stelle am Ende des Flughafens, weit vom Terminal entfernt. Ich beobachtete, wie sich der Flugzeugschlepper mit großer Geschwindigkeit wieder entfernte.

    Diese Ecke des Flughafens hätte sicherlich zu jeder anderen Zeit einen imposanten Anblick geboten, wenn man dabei im Warmen und Trockenen gesessen hätte. Der Sturm fegte über das gefrorene Marschland, auf dem der Flughafen einst erbaut worden war. Grau schäumend tosten und brausten die Wassermassen der Jamaica Bay. Jenseits der Bay konnte man schwach flimmernd die Lichter der New York City Skyline sehen. Der Anblick war ernüchternd und trostlos, und doch irgendwie schön, aber jede Wertschätzung für natürliche Schönheit war bei den Passagieren angesichts unseres momentanen Unbehagens verloren gegangen.

    Nach einigen unerträglich langen Minuten kam wieder eine Lautsprecherdurchsage. Die Stimme des Kapitäns klang gezwungen und unnatürlich. Er erklärte uns, dass wir in jedem Fall Ruhe bewahren sollten. Ich brauchte gar nicht in die verängstigten Gesichter der anderen Passagiere zu sehen, und Frank brauchte mir auch gar nicht zu erklären, was der Kapitän gerade sagte. Der Kapitän benutzte ein Wort, das ich voll und ganz verstand, und allein das reichte schon aus, um mich in ungeheure Angstzustände zu versetzten. Das Wort hieß Bombe. Vor meinem inneren Auge sah ich mein Leben kurz Revue passieren, und all den anderen Passagieren an Bord muss es wohl ebenso ergangen sein.

    Eigentlich war ich ja immer jemand, der nicht unterzukriegen war, denn sonst wäre ich wohl nie in einen Zug gestiegen, um Deutschland zu verlassen. Und ich hätte mich auch nie in ein Flugzeug nach Amerika gesetzt. Aber war ich jetzt in eine ausweglose Situation geraten? Wie konnte man sich aus dieser schrecklichen Lage denn nur befreien? Was hätte ich anders machen können?

    Es war ein böser Streich des Schicksals, dass ich mich in dieses Flugzeug setzte. Zwei Wochen zuvor hatte ich ja noch gar keine Amerikapläne gehabt. Und zwei Wochen später wäre die Reise nicht mehr möglich gewesen – denn die Airlines hätten mich nicht mehr mitgenommen. Warum? Weil ich fast im achten Monat schwanger war. Und bei den Fluggesellschaften gilt für Schwangere ab dem achten Monat ein Flugverbot, von den Verboten der Ärzte ganz zu schweigen. Und da saß ich nun, in einem Flugzeug mit einer Bombe an Bord, die jeden Moment hochgehen konnte.

    KAPITEL ZWEI

    RÜCKKEHR NACH HAUSE

    Doch zurück zu Gegenwart: Die Passagiere neben mir sind ruhig, und bei dem schönen Wetter genießen wir den Blick auf die Wolkenkratzer von Frankfurt, die vor

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