Der Flug zum Uluru: Erlebte Geschichten und Episoden eines Goethe-Mannes aus Indien, Pakistan, den Philippinen, Indonesien, Australien und Deutschland
Von Dirk Angelroth
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Über dieses E-Book
Mit diesen und anderen existenziellen Problemen wird der Autor im Laufe seines Lebens als Leiter von verschiedenen Goethe-Instituten immer wieder konfrontiert. Er meistert sie mit Diplomatie, Einfühlungsvermögen und einer starken Prise Humor.
Das Buch erzählt von kulturellen Differenzen und Missverständnissen, die sich jedoch stets überbrücken lassen. Es enthält amüsante, aber auch sehr anrührende Geschichten vom Tod und Abschiednehmen, an denen uns der Autor einfühlsam und sehr lebendig teilnehmen lässt.
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Buchvorschau
Der Flug zum Uluru - Dirk Angelroth
Dirk Angelroth
Der Flug zum Uluru
Erlebte Geschichten und Episoden
eines Goethe-Mannes aus Indien, Pakistan,
den Philippinen, Indonesien, Australien
und Deutschland
Arete Verlag Hildesheim
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2014 Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
www.arete-verlag.de
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede
Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf
der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Dies gilt
auch und insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Verfilmungen und die Einspeicherung sowie Datenvorhaltung in
elektronischen und digitalen Systemen.
Umschlaggestaltung: Composizione Katrin Rampp, Kempten
Titelzeichnung: Doris Schweda
Satz: Buchmenue, Hildesheim
ISBN 9783942468312
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Der Flug zum Uluru
Al Capone hat Fieber
Trompeter in Nöten
Noch so ein Ei oder Goethes Leiden
Weg mit der Eselpumpe
Bitte, das Schwein, Herr Direktor
Abschied auf Mindanao
Sai Baba will Lastwagen ziehen
Goethe beim Pferdepolo
Ab in die Suppe
Bitte, das Frühstück
Anruf Ihrer Majestät
Brief eines Goethe-Institutsleiters an die Zentralverwaltung
Wo sind all die Blumen hin?
Ein Kuss von Galina
Sie müssen Ihre Hände zweimal waschen
Kindermund
Philips späte Rettung
Flug mit den Ohren
Miss Saigon in Manila
Guten Abend, Mister Mueller!
Fritz, jetzt darfst Du auch mit Shakespeare reden!
Hinterm Kleiderschrank vergessen
Hier spricht der Kaiser von China!
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Der Flug zum Uluru
Es war die frühe Morgenstunde auf dem Flug nach Ayers Rock, wie der heilige Berg der dunkelhäutigen Ureinwohner Australiens damals noch hieß. Eine kleine Maschine, die mit sechs Leuten gefüllt war und kleinere Sehenswürdigkeiten wie Kings Canyon, Palm Springs, Hermannsburg oder Lake Amadeus mitnahm, die wir wegen der Kürze der Zeit sonst nicht zu sehen bekommen hätten. Ich saß in der ersten Reihe neben dem Piloten, hinter dem ein „Opa-Bauer saß, den man besser nicht allein reisen lassen sollte. Niemand wusste etwas über ihn, er sprach auch mit niemandem ein Wort. Besonders bei den kleinen Rundflügen über Palm Valley und Kings Canyon, mit der außer von mir auch vom Piloten so empfundenen schrecklichen Morgenturbulenzen, zeigte der „Opa
, unrasiert und mit dicker Wollweste angetan, wie früher die Bauern auch bei uns in die Stadt fuhren, Zeichen von Unwohlsein, hielt aber nur die Tüte parat, in die hinein es kurz darauf aus ihm herausbrach, als wir fast im Sturzflug auf die Piste von Hermannsburg, der vor 100 Jahren gegründeten deutschen Missionsstation hinabstießen, die rote Sandpiste aber fast nur mit den Rädern berührten, weil irgendein überholtes Flugabkommen mit anderen Gesellschaften eine Zwischenlandung in Hermannsburg vorsah. Der Gestank für den Rest des Fluges war bestialisch, für mich nur dadurch gemildert, dass ich vorn neben dem Piloten saß.
Beim Lunch im Hotel „Vier Jahreszeiten in Uluru sah ich „Opa
wieder, der mit einer kindlich naiven Fröhlichkeit gesegnet zu sein schien, denn auf die Frage des Piloten beim Verlassen der angekotzten Cessna, ob ihm der Flug gefallen habe, stimmte „Opa" strahlend zu, reichte im Übrigen wortlos dem verdutzten Piloten die letzte volle Tüte zur weiteren Verwendung. Er saß vor einem gefüllten Teller und verdrückte große Mengen, fast als wüsste er, dass er diese ausgezeichnete Mahlzeit (für
5
Dollar
80) nicht lange für sich behalten würde, denn der Rückflug stand bevor!
Kamele zermahlen ihr Futter, indem sie den Unterkiefer in regelmäßigen weit ausschwingenden Halbkreisen bewegen und dabei aussehen, als hätten sie einen der Regulierung bedürftigen gewaltigen Unterbiss, wie das in der Dentalsprache wohl heißt. So aß mein Herr von Kotzebue im Rasthaus am Uluru. Bei jeder Kaubewegung schob er die offenbar nicht festsitzenden Dritten des Unterkiefers in einer Halbkreisbewegung heraus und herum, sodass sie kurzfristig fast freischwebend über dem Rand des Bierglases zu kreisen schienen.
Ich konnte das Schauspiel nicht länger mit ansehen und wollte den eventuellen Höhepunkt, das Hineinplumpsen der Dritten in das kühle „Victoria Bitter" nicht abwarten, setzte mich deshalb, mit dem Rücken zum Speisesaal auf einen Barhocker und begann ein Gespräch mit dem jungen Barkeeper.
Aber bei der Abfahrt zum Airport fehlte Opa. Wir fuhren noch zwei Hotels an, ich suchte in der Herrentoilette, rief in die einzig besetzte Kabine: „Anybody here for the Airport-Bus? Ein älterer Japaner öffnete verschreckt die Tür. Er verstand kein Englisch, und in diesem Moment wohl auch die Welt nicht mehr. Wir lächelten uns an. Opa war verschwunden. Es blieb bei der einstimmigen Vermutung, er sei in einen anderen Bus zum Airport gestiegen, „no problem
, niemand geht hier verloren.
Und tatsächlich, am Flughafen stand er an der Hand des Piloten vom Morgen, der ihn wiedererkannt hatte. Damit übergab der Pilot uns fünf Passagiere einem Kollegen, jung, rundlich, mit einem lustigen Gesicht. Dieser gab dann freimütig zu, dass er länger keine Touristen geflogen habe, das Geschäft aber derzeit gut zu sein scheine, denn man habe ihn gestern Abend angerufen und „reaktiviert. Unser amerikanischer Passagier, dem ich jetzt den Platz neben dem Piloten überlassen hatte, schaute ihn skeptisch an. Der verstand den Blick und meinte: „No worries, aber ich habe in den letzten Monaten beim Film gearbeitet, als stuntman, looping, Sturzflug und so.
Diese Maschine war noch kleiner, hatte nur einen Propeller, dafür die Tragflächen über den Fenstern, insofern war sie besser zum Filmen geeignet. Die Plastikfenster waren aber arg zerkratzt.
Neben Opa saß ein Mann, der sich bei jedem Start eine Halskrause umlegte, wohl wegen der Erschütterungen der Wirbelsäule. Das mache er immer so, auch beim Autofahren, sagte er. Es schaukelte weniger als am Morgen bei den gewagten Kreisen in Schräglage, aber die Maschine war eben noch leichter, und das Fallen in Luftlöcher und gelegentliche Schlingern und Schwimmen taten das ihre.
Über Palm Valley machte Opa einige unruhige Bewegungen und suchte mit der Rechten nach einem Haltegriff wie in der Straßenbahn. Sein Nachbar lugte skeptisch zu ihm hinüber, als Opa mit der Linken die Dritten rausholte und in die Hosentasche steckte, um den Mund für das nun Kommende frei zu haben. Erst nach dem zweiten Schub bat der völlig erstarrte Halskrausige den Piloten um eine Tüte.
Ein wiederum bestialischer Gestank, der in Australiens Mitte dieselbe Qualität wie in Deutschland hat, lag im Flugzeug.
Alle Tüten, die David, der wirklich gute Pilot mit schuldigem Gesicht, als sei die Übelkeit des alten Mannes seiner mangelnden Flugkunst zuzuschreiben, nach hinten gereicht hatte, händigte ihm Opa beim Aussteigen gut gefüllt aus. Der Pilot stand da, niemand half ihm, auch ein farbiger Eingeborener, der mit einem Fahrzeug vorbei fuhr, grinste und winkte ab. So ging der Pilot schließlich mit Opas Erbrochenem in beiden Händen wie ein Beamter mit seinem Frühstück ins Büro.
Als ich es zwei Tage später gerade noch geschafft hatte, auf meinem Platz nach Cairns zu sitzen, sah ich die beiden englischen Damen wieder. „Wir haben uns doch