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DSA: Das Blut der Castesier 6 - Reich der Toten: Das Schwarze Auge Roman Nr. 170
DSA: Das Blut der Castesier 6 - Reich der Toten: Das Schwarze Auge Roman Nr. 170
DSA: Das Blut der Castesier 6 - Reich der Toten: Das Schwarze Auge Roman Nr. 170
eBook477 Seiten5 Stunden

DSA: Das Blut der Castesier 6 - Reich der Toten: Das Schwarze Auge Roman Nr. 170

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Über dieses E-Book

Die Lage in Bosparan, der Hauptstadt des Bosparanischen Reiches, spitzt sich immer weiter zu: Alpträume suchen die Metropole heim, Menschen verschwinden aus den Gassen und der siegreich heimgekehrte Feldherr Cassus, Sohn des Horas, erhebt Anspruch auf den Adlerthron.
Die drei Überlebenden der Familie der Castesier werden in dieser bedrohlichen Situation zum Schlüssel über Untergang oder Fortbestand des Reiches: Lucia, die versklavte Offizierin und Gladiatorin, die Nekromantin Sabella und der Bandenanführer Valerius müssen sich nun endgültig mit dem dunklen Erbe ihrer Familie auseinandersetzen und sich ihrem Schicksal stellen.
Reich der Toten ist der letzte und abschließende Teil der sechsteiligen Reihe Das Blut der Castesier, eine epische Geschichte in den Dunklen Zeiten Aventuriens.
SpracheDeutsch
HerausgeberUlisses Spiele
Erscheinungsdatum30. Apr. 2020
ISBN9783963314704
DSA: Das Blut der Castesier 6 - Reich der Toten: Das Schwarze Auge Roman Nr. 170

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    Buchvorschau

    DSA - Daniel Jödemann

    Impressum

    Ulisses Spiele

    Band US25723EPUB

    Titelbild: Dagmara Matuszak

    Aventurien-Karte: Daniel Jödemann

    Redaktion: Nikolai Hoch

    Lektorat: Frauke Forster

    Korrektorat: Claudia Waller

    Umschlaggestaltung und Illustrationen: Nadine Schäkel, Patrick Soeder

    Layout und Satz: Nadine Hoffmann, Michael Mingers

    Administration: Carsten Moos, Sven Paff, Marlies Plötz, Stefanie Peuser, Marketing: Jens Ballerstädt, Philipp Jerulank, Derya Öcalan, Sebastian Wyrwall Verlag: Zoe Adamietz, Mirko Bader, Steffen Brand, Kai Großkordt, Johannes Kaub, Arne Frederic Kunz, Matthias Lück, Thomas Michalski, Jasmin Neitzel, Markus Plötz, Maik Schmidt, Ulrich-Alexander Schmidt, Alexander Spohr Verlag USA: Bill Bridges, Timothy Brown, Darrell Hayhurst, Ross Watson Vertrieb: Jan Hulverscheidt, Thomas Schwertfeger, Saskia Steltner, Stefan Tannert

    Copyright © 2020 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN, UTHURIA und THE DARK EYE sind eingetragene Marken der Ulisses Spiele GmbH, Waldems.

    Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.

    Daniel Jödemann

    Reich der Toten

    Das Blut der Castesier VI

    Ein Roman in der Welt von

    Das Schwarze Auge©

    Originalausgabe

    Mit Dank an

    Mareike Aurora und Thomas Ritzinger

    Was bisher geschah

    »Mir wurden die Augen geöffnet. Und das verdanke ich dir! Warum sollte ich dir den Tod wünschen, wenn die Götter dich zu ihrem Werkzeug bestimmt haben, Centuria? Wenn es deine Bestimmung ist, mich auf den rechten Weg zu führen? Vielleicht wollten sie, dass wir zwei uns genau jetzt und hier noch einmal Auge in Auge gegenüberstehen! Ich muss es wissen: Im Kral der Wudu – im Dorf der Waldmenschen – in jener Nacht, als Taohate mir das Herz aus dem Körper riss, was ist damals geschehen? Ich möchte es aus deinem Mund hören!«

    »Nichts Gutes ist geschehen, Strategus. Und was auch immer du glaubst, was vorgefallen ist, ich sage dir: Wehre dich dagegen! Es sind nicht die Götter, die dich gesegnet haben. Etwas anderes stieg in jener Nacht zu uns herab.«

    »Natürlich muss dein begrenzter Verstand zu dieser Auffassung kommen. Der Eine hat dich schließlich nur zu seinem Werkzeug gemacht, nicht zu seiner Prophetin. Doch auch die Wudu – ob sie nun Wilde sind oder nicht – sind nur Werkzeuge des Einen. Sie nennen ihn Visar, wir nennen ihn Boron. Aber was sind schon Namen für einen Gott? Es spielt keine Rolle. Ich hoffe, du wirst noch erkennen, wie falsch du liegst, Centuria. Dann wirst du dankbar dafür sein, dass du mich gerettet hast. Die Nacht des roten Mondes und der schwarzen Wasser ist nahe. Ich sehe sie schon in meinen Träumen.«

    — Cassus Bosparanius und Lucia Arponia,

    am 34. Tag der Travina im Jahre XVIII Yarum

    »Du hast schon mitbekommen, was ich gerade gesagt hab, oder? Die verfluchte Legion ist in die verfluchte Stadt einmarschiert, nachdem der Procurator mit dem Finger schnippte, und hat einen verfluchten Häuserblock niedergebrannt! Es ist nicht nur so, dass Menschenleben für den Procurator keine Rolle spielen, das ist lediglich die Voraussetzung dafür, wenn du’s in Bosparan zu was bringen willst und ich denke, du erfüllst diese schon prima. Wenn ihm jedoch jemand zu nahe kommt, dann sorgt er dafür, dass zukünftige Nachahmer es sich besser zwei Mal überlegen. Wenn er einen Konkurrenten aus dem Weg haben will, dann interessiert’s ihn nicht, ob er Kinder zu Waisen und Frauen zu Witwen macht. Allein der Profit zählt für ihn, allein das Geschäft – ob am Ende des Tages ein Plus oder ein Minus vor der Abrechnung steht!«

    — Blossius zu Valerius Castesius,

    am 5. Tag der Travina im Jahre XVIII Yarum

    »Wurdest du bei diesem Ritual verletzt? Oder durch die Wudu?«

    »Der Schamane nahm mir Blut ab und verwendete es für die Zeremonie.«

    »Hat sich Cassus durch die Reanimation verändert?«

    »Die Schlachtberichte behaupten, keine Waffe könne ihn verletzen. Er glaubt, dass Boron durch ihn wirkt – oder behauptet es zumindest. Er ist nicht mehr derselbe.«

    — Sabella Bosparania und Lucia Arponia,

    am 34. Tag der Travina im Jahre XVIII Yarum

    Band I: Blutnacht

    Nur kurze Zeit nachdem Yarum-Horas den Thron des Bosparanischen Reiches errungen hat, ordnet er den Tod mehrerer einflussreicher Comites an, dem auch die Familie der Castesier zum Opfer fällt. Drei Kinder entkommen in der Blutnacht dem Massaker: Livia, die unter dem Namen Lucia Arponia von einer Comes als ihre Erbin großgezogen wird, Valerius, der auf der Straße aufwächst, und seine Zwillingsschwester Sabella, die von dem Magier und Nekromanten Andronicus aufgefunden und ausgebildet wird.

    Vierzehn Jahre später tritt Lucia Arponia in die Legion ein und schließt sich dem Feldzug von Cassus Bosparanius an, einem Sohn des Horas, der seine Truppen nach Süden führt, um sich mit Eroberungen als Erbe für den Adlerthron zu empfehlen. Dank Cassus steigt Lucia zur Centuria auf und lässt sich zudem auf eine Affäre mit Tribun Flavius Aedinius ein. Sie ernennt den Veteranen Rufus Pulcher zu ihrem Stellvertreter.

    Valerius schlägt sich in Puninum mit Diebstählen und Einbrüchen durch und arbeitet für den Nandurios-Priester Tacitus, der ihm bisweilen Aufträge vermittelt. Zwei Banden strecken in dieser Zeit ihre Hand nach Puninum aus: die tulamidischen Mussadin unter ihrem Anführer Abu’Keshal und die Fünf Banden Bosparans, die von dem rätselhaften Procurator kontrolliert werden. Valerius beginnt zu dieser Zeit eine Liebschaft mit der abenteuerlustigen Patrizierstochter Ariana Lusia.

    Sabella folgt nach Jahren in der Provinz ihrem Meister Andronicus an die Akademie von Puninum. Obwohl sie das nötige Alter erreicht hat, weigert sich ihr Lehrmeister, sie zur Prüfung zuzulassen und aus seinen Diensten zu entlassen. Eines Nachts führt Andronicus eine Beschwörung durch, bei der eine mysteriöse körperlose Dämonin – der Geflügelte Schatten – auf Sabella aufmerksam wird.

    Band II: Schwarze Schwingen

    Eines Nachts wird Cassus von Wudu aus dem Feldlager entführt. Flavius, der das Geheimnis ihrer Herkunft kennt, erpresst Lucia und befiehlt ihr, den Sohn des Horas zu retten.

    Lucia, Rufus und ihre Legionäre verfolgen die Entführer bis zum Dorf der Wudu. Diese wollen Cassus ihrem finsteren Todesgott zu opfern, Cassus’ Leibmagierin vermag den Strategus allerdings zu retten. Dabei erscheint die Dämonin mit den Schwarzen Schwingen, der Geflügelte Schatten, den Andronicus in diese Welt rief.

    Lucia, Rufus und Cassus gelingt die Flucht ins Feldlager. Dort lässt Flavius sie verhaften, um die Vorgänge zu vertuschen. Lucia bemerkt Veränderungen an Cassus und ahnt, dass die Dämonin ihn immer noch beeinflusst.

    Flavius will Lucia und Rufus aus dem Weg schaffen, doch den beiden gelingt die Flucht. Dabei opfert sich Rufus für Lucia. Kurz darauf wird die dem Tode nahe Lucia von Sklavenjägern aufgefunden.

    Valerius findet derweil eines Nachts Ariana von den Mussadin ermordet auf – vorgeblich als Rache dafür, dass sich Arianas Vater mit den Fünf Banden Bosparans einließ. Valerius brennt auf Vergeltung. Dank Tacitus wird er zu Abu’Keshal vorgelassen und tötet die Anführerin der Mussadin. Dabei erkennt Valerius, dass Umbra vor vierzehn Jahren bei der Flucht aus Bosparan ums Leben kam und seitdem nur noch in seiner Vorstellung existiert. Er kommt ebenfalls dahinter, dass Tacitus von Beginn an für den Procurator gearbeitet und Valerius manipuliert hat, um Abu’Keshal auszuschalten. Er ließ auch Ariana ermorden.

    Valerius folgt Tacitus nach Bosparan. Unterwegs wird ihm bewusst, dass ihm nicht nur Umbra erscheint: Er sieht auch die verstorbene Ariana und ein kleines Mädchen mit dunklen Haaren.

    Sabella erkennt, dass Andronicus den Geflügelten Schatten, die geheimnisvolle Dämonin, wiederholt beschworen hat und Sabella die Erinnerungen an diese Beschwörungen nahm. Sie kann einige dieser Erinnerungen wiederherstellen und entsinnt sich so auch wieder, dass sie einst einen Zwillingsbruder hatte.

    Sabella entschließt sich, ihren Lehrmeister zu töten. Andronicus offenbart ihr dabei, dass Sabella schon als Kind eine dunkle Seite in sich trug. Sabella reist nun nach Bosparan, um dort endlich ihre Prüfung zur Magierin abzulegen.

    Band III: Stadt der hundert Türme

    Lucia wird von dem Lanisto Darius Macrinus erworben, dem Besitzer eines Ludus, einer Gladiatorenschule. Sie soll dort für Auftritte in der Arena von Belenas ausgebildet werden. Darius’ Ludus hat jedoch schon bessere Zeiten gesehen, zudem fehlt dem Lanisto ein Erbe, der in seine Fußstapfen tritt.

    Lucia bewährt sich in einem ersten Kampf, legt den Eid der Gladiatoren ab und erhält den Arenanamen Furia. Zugleich beginnt Lucia, Gefühle für die Lustsklavin Calera zu entwickeln. Lucia macht sich allerdings durch ihren raschen Aufstieg bei den übrigen Gladiatoren und beim Primus des Ludus, dem Hjaldinger Rekker, unbeliebt.

    Auch dank der Erfolge von Lucia geht es nun mit dem Ludus wieder aufwärts. Darius vermählt sich mit Felicita Semesia, der Tochter des einstigen Feldherren Rhesus Semesius Magnus, und bringt die Patriziertochter nach Belenas.

    Valerius spürt Tacitus in Bosparan, der Stadt der hundert Türme auf, stellt aber fest, dass er ohne Unterstützung nicht weiterkommt, da Tacitus ständig von Leibwächtern umgeben ist. Er gerät an Rufus, der überlebt hat, aber zu spät in Bosparan eingetroffen ist, um Lucias Familie zu retten. Rufus erklärt sich bereit, Valerius zu unterstützen. Er verhindert ein Attentat der Mussadin auf Valerius, die darauf aus sind, Rache für den Tod Abu’Keshals zu nehmen.

    Valerius etabliert sich unter dem Namen Hedonius Mundanus im Bosparaner Buchmachergeschäft, um Tacitus Konkurrenz zu machen. Er erwirbt ein Lupanar als Fassade für sein Unternehmen und richtet sein Augenmerk auf Tacitus’ skrupellose Vollstreckerin Amara, die auch schon Ariana tötete.

    Sabella wird am Oktogon, der Magierakademie von Bosparan, vorstellig und weckt das Interesse von Magistra Arcavia Lucerna, der Lehrmeisterin für Nekromantie. Sabella begegnet auch Glaciana, der Cancellaria des Bosparanischen Reiches, Vorsteherin der Magiergilde und Leiterin der Akademie.

    Um Sabellas Loyalität zu testen, lässt Arcavia sie in den Katakomben von Bosparan in eine Falle laufen. Dort wird sich Sabella erneut des Dunklen Verlangens bewusst, das in ihr lauert und ihr Drang zu Morden wird stärker.

    Arcavia plant, Glaciana ihre Ämter abzunehmen und für die Nekromanten des Oktogons die Macht in der Gilde an sich zu reißen. Sabella stimmt widerwillig zu, sie zu unterstützen, um ihre Examinatio nicht aufs Spiel zu setzen.

    Sie teilt schließlich einen verstörenden Traum mit Valerius und ahnt, dass ihr Bruder noch lebt. In dem Traum sieht sie auch das kleine Mädchen, das Valerius erscheint, und in dem dieser bereits seine vermeintlich verstorbene Schwester erkannt hat.

    Band IV: Dunkles Verlangen

    Lucia erkennt, dass Darius für den Procurator in Bosparan arbeitet und sich mit gefährlichen Leuten eingelassen hat. Weil sie Darius das Leben rettet, erringt sie den Respekt ihres Dominus und sogar den von Rekker. Lucia lässt sich aber auch auf eine Affäre mit Felicita ein, der Gemahlin ihres Dominus, und entwickelt Gefühle für sie. Felicita ist bestrebt, die verhasste Provinz wieder hinter sich zu lassen und verspricht Lucia, sie bei ihrem Aufstieg zu unterstützen.

    Eines Tages erfährt Lucia zu ihrem Schrecken, dass sich Flavius wieder in Belenas aufhält. Calera erklärt sich bereit, ihn auszuhorchen. Auf einer Feier erlebt Lucia heimlich mit, wie Felicita ihren einstigen Verlobten Flavius verführt, nachdem Lucia ihrer Geliebten rät, sich nicht von ihm unterkriegen zu lassen.

    Derweil steigt sie in der Arena von Belenas unter dem Gladiatorennamen Furia weiter auf und entwickelt sich zum Liebling der Massen. Lucia erfährt, dass Calera von einem Freier misshandelt wurde und ihr Ende in den Minen fand.

    Schließlich sind Lucia und Rekker gezwungen, in der Arena gegeneinander um den Titel des Primus von Belenas zu kämpfen. Während des Kampfes stellt sie fest, dass dieser manipuliert und Rekker vergiftet wurde. Der Hjaldinger stirbt in der Arena und Furia wird zur neuen Prima. Danach kündigt Darius an, dass der Ludus nach Bosparan umziehen wird. Lucia befürchtet nun, dass Felicita bei all dem ihre Hände im Spiel hat.

    Sabella macht Valerius ausfindig und erkennt, dass ihr Bruder tatsächlich noch lebt. Sie verzichtet jedoch darauf, ihn von der Verfolgung durch die Mussadin zu bewahren, gibt stattdessen dem Dunklen Verlangen in sich nach und tötet einen weiteren Attentäter. Sie hadert zusehends mit ihrer dunklen Seite, die sie zum Morden antreibt.

    Obwohl Sabella ahnt, dass Glaciana sie durchschaut hat, beschließt sie, in Bosparan zu bleiben, da sie ansonsten nie wieder die Gelegenheit erhalten würde, die Examinatio zur Magierin abzulegen.

    Nachdem sie die Prüfung erfolgreich bestanden hat, wird sie von Glaciana konfrontiert: Die Cancellaria hat erkannt, dass Sabella von Andronicus – Glacianas einstigem Lehrmeister – ausgebildet wurde und glaubt, dass Sabellas Zauberkünste ihr noch nützlich sein werden. Zudem weiß sie um Sabellas wahre Herkunft.

    Valerius und Rufus erfahren, dass zwei Menschen das Massaker an den Arponiern überlebt haben. Dank Blossius, einem Vicarius der Bande der Haldurier, spüren sie die beiden Überlebenden auf: Lucius und seine Amme Rumina, die schon Lucia aufzog und einst den Castesiern diente.

    Valerius verfolgt weiter seinen Racheplan und baut dabei Schritt für Schritt eine eigene Bande auf, mit der er den etablierten Fünf Banden von Bosparan Konkurrenz zu machen beginnt. Es wird ein weiteres Attentat durch die Mussadin auf Valerius verübt. Die Attentäterin – Yasemin, die Tochter Abu’Keshals – wird von ihm gefangen genommen.

    Schließlich lässt Valerius die Falle für Tacitus zuschnappen. Bevor er den Sacerdos Yasemin, und damit den Mussadin, ausliefert, beteuert Tacitus, dass der Procurator, der mysteriöse Herrscher der Fünf Banden Bosparans und damit der ganzen Unterwelt der Capitale, wirklich existiert.

    Rufus bricht mit Valerius, da er mit dessen Methoden nicht einverstanden ist, und verlässt ihn. Valerius dagegen richtet sein Augenmerk nun auf den Mann, der Tacitus seine Anweisungen gab und Bosparan in Atem hält: den Procurator.

    Band V: Blutsbande

    Lucia erreicht mit den Gladiatoren und Darius’ Haushalt Bosparan und erfährt, dass Felicita ein Kind erwartet. Lucia befürchtet, dass Flavius der Vater des Kindes ist. Bei einem Besuch im Olrukeum trifft sie zu ihrer Überraschung Rufus, der sie mit ihrem Sohn Lucius zusammenbringt. Lucia ist nun darauf aus, schnellstmöglich ihre Freiheit zu erringen, um wieder mit ihrem Sohn vereint zu werden.

    Kurz darauf ertappt Darius seine Gemahlin Felicita mit Lucia. Auf Drängen Felicitas tötet Lucia ihren Dominus. Felicita übernimmt daraufhin den Ludus, ist aber entschlossen, Lucia nicht gehen zu lassen. Widerwillig erklärt sich Felicita bereit, die Gladiatoren bei einem Spektakel zu Ehren des heimgekehrten Cassus antreten zu lassen. Während des Spektakels gelingt es Lucia, sich bei den Zuschauern bekannt zu machen. Felicita wird anschließend mit ihren Gladiatoren zu einer Feier am Hof des Horas eingeladen. Dort eröffnet Cassus Lucia, dass er sie erkannt hat.

    Felicita erweist sich bald als geschickte Lanista und Geschäftsfrau und hofft auf raschen gesellschaftlichen Aufstieg. Sie hofft auch, dass Lucia schon bald um das Recht streiten darf, den Primus von Bosparan herauszufordern – den Cyclopen.

    Sabella arbeitet nun heimlich für Glaciana und gegen Arcavia, verabscheut es aber, Spielball der beiden Magierinnen zu sein. Erneut gibt sie dem Dunklen Verlangen in sich Nahrung und tötet, um Glacianas Plan voranzutreiben.

    Bei Hofe zeigt man sich besorgt, als Cassus eine Nachricht nach Bosparan schickt. Er ist mit seinen Legionen nach Arivor zurückgekehrt und fordert die Anerkennung als Erbe sowie einen Triumphzug. Zudem kursieren Gerüchte über den Strategus, der angeblich von den Göttern gesegnet wurde und unverwundbar sein soll. Glaciana, die einen Bürgerkrieg befürchtet, falls Cassus seinen Willen nicht bekommt, schickt Sabella nach Arivor. Sabella stellt zu ihrer Überraschung eine Verbindung zwischen Cassus und dem Geflügelten Schatten fest. Da sie begierig darauf ist, die Dämonin weiter zu untersuchen, verschweigt sie Glaciana ihre Erkenntnisse, um Cassus nach Bosparan zu holen.

    In Bosparan beginnt derweil ein Magierkonvent, zu dem Gildenmagier aus dem gesamten Reich anreisen. Sabella trifft Jandora wieder.

    Yarum-Horas verweigert seinem Sohn die Anerkennung als Erben, ehrt ihn aber mit einem Spektakel im Olrukeum. Die Wudu, die Cassus als Sklaven mitbrachte, erwecken die Toten in der Arena wieder zum Leben. Glaciana und Sabella wehren den Angriff gemeinsam ab.

    Nachdem Glaciana mit Sabellas Hilfe ihre Konkurrentin Arcavia in Misskredit gebracht hat, sucht Sabella die Nekromantin auf und tötet sie.

    Auf der Feier bei Hofe spricht Sabella mit Lucia. Sie erfährt, dass es sich bei der Gladiatorin um ihre Schwester handelt und was damals im Dorf der Wudu geschehen ist.

    Valerius überlebt ein Attentat durch die Bande der Haldurier. Rufus kehrt zu ihm zurück und erklärt sich bereit, ihn erneut zu unterstützen, wenn er ihm dabei hilft, Lucias Freiheit zu erkaufen.

    Valerius kommt dahinter, dass Rumina eine fanatische Anhängerin des verbotenen Güldenen Gottes ist. Die Amme offenbart ihm, dass seine Familie den Güldenen schon seit Generationen verehrt. So erfährt Valerius auch, dass es sich bei Lucia um seine Schwester Livia handelt und Lucius sein Neffe ist. Anstatt sich den Anhängern des Güldenen anzuschließen, verstößt er Rumina.

    Während des Spektakels im Olrukeum wird Valerius von einer Attentäterin der Haldurier schwer verletzt. Sabella rettet ihm das Leben, ehe sie wieder verschwindet, Valerius’ Bein bleibt jedoch dauerhaft verkrüppelt.

    Yasemin nimmt Kontakt zu Valerius auf. Die Mussadin sind zurück in Bosparan. Sie wollen den Procurator aufspüren und seine Herrschaft über die Metropole beenden. Valerius spürt Sabella auf, ist aber entsetzt, als er sie bei der Ermordung Arcavias beobachtet – selbst die Blutsbande, die sie verbinden, können ihm nicht darüber hinweghelfen.

    Schließlich gelingt es Valerius, das Versteck des Procurators aufzuspüren. Er ist fest entschlossen, Rache zu nehmen und das Bündnis zu zerschlagen. Zu seiner Überraschung wird er bereits vom Procurator erwartet.

    Kapitel 1

    Sabella öffnete die Fensterläden ihres Zimmers und ließ die kühle Luft ein. Der Winter im milden Horasiat war nicht vergleichbar mit dem frostigen weißen Ungetüm, das zu dieser Jahreszeit die Nordprovinzen heimsuchte. Selbst in ihrer schlichten schwarzen Beschwörungstunika fror sie kaum.

    Ihr Blick wanderte über die Lichter der Stadt. Die Dunkelheit war früh hereingebrochen und die Bewohner legten sich zur Ruhe, wo Alpträume auf sie warteten. Auch Sabella verschonten sie nicht. In der vergangenen Nacht hatte sie immer wieder das Schlagen gewaltiger Schwingen gehört und ein schattenhaftes Wesen durch dunkle Straßen unter einem Himmel aus schwarzem Glas verfolgt. So oder in vergleichbarer Form gestalteten sich in letzter Zeit alle ihre Alpträume.

    Die Magier des Oktogons disputierten seit Tagen über die Ursachen, ahnten aber nicht einmal, wer dafür verantwortlich war. Zumindest konnten sie ermitteln, dass sich die Alpträume auf Bosparan selbst beschränkten.

    Weit draußen ragte das Olrukeum aus dem Häusermeer hervor, seine Fassade wurde von Fackelschein erhellt.

    Sabella warf Derosus und Flaccus einen Blick zu. Die beiden starrten sie aus leeren Augenhöhlen an. »Meine Schwester kämpft heute.«

    Derosus hob leicht den Kopf.

    »Was würde es für einen Unterschied machen?«, wehrte sie ab. »Livia wird sich nicht besser oder schlechter schlagen, wenn ich anwesend bin. Ich hoffe nur, sie überlebt. Andernfalls erhalte ich keine weitere Gelegenheit mehr, sie akribischer zu befragen.«

    Sie wandte sich wieder dem Fenster zu. »Vale ist auch dort unten.« Ihr Bruder, der sie mit Arcavia ertappt hatte. Ihr Bruder, der mit Entsetzen in seinen Augen vor ihr geflohen war.

    Sie schüttelte den Kopf, vertrieb den Gedanken. »Es gibt nun Wichtigeres. Konzentrieren wir uns auf Cassus.«

    Glaciana hatte ihr diese Räumlichkeiten im Oktogon einige Tage nach Arcavias Tod zugewiesen – oder, um genau zu sein, nach dem mysteriösen Verschwinden der Nekromantin. Sabella nächtigte nun in einem vernünftigen Bett, hatte genug Platz für ihre Habseligkeiten, ihre Skelettdiener und einen Rückzugsort für ihre Studien. Selbst ein Schreibtisch fand hier Platz. Ihre Dokumente und Aufzeichnungen, ihre Abschriften aus verschiedenen Büchern und Schriftrollen über das Wesen der Geflügelten Dämonin lagen darauf verstreut. Andere hatte sie sorgsam über dem Tisch an die Wand geheftet. Dutzende von Mosaiksteinen, die noch immer kein Gesamtbild ergaben.

    Sabella trat an den Tisch und schlug im Schein einer Kerze ein Tuchbündel auf. Eine glänzende Spiegelscherbe lag darin. Sie legte sie zu dem mit Kreide auf den Boden gezeichneten Pentagramm. Dann nahm sie das Bannschwert auf, das neben ihrem Magierstab lag und welches sie erst vor wenigen Tagen an sich gebunden hatte. Stolz zog sie die Ritualwaffe aus der Schlangenlederscheide: eine breite, nicht zu lange Klinge – eher ein Dolch als ein Schwert – versehen mit Zeichen der Bannung. Es war schlicht, nicht übermäßig geschmückt. Warum andere auf all diesen Prunk bestanden, entzog sich ihr. Endlich verfügte sie über Stab und Schwert, die Standeszeichen einer Magierin.

    Sie ergriff nun auch den Magierstab und wandte sich dem Pentagramm zu. Bereits als Kind hatte sie unter Andronicus’ Aufsicht Gotongis beschworen, es war keine Herausforderung.

    Sabella konzentrierte sich auf die Thesis und den Namen des Dämons, den sie von jenseits der Sterne aus der Siebten Sphäre herabzurufen gedachte. Dann hob sie Schwert und Stab und stieß den Cantus hervor: »Invocatio!«

    Sie ließ ihre Kraft fließen, stellte so die Verbindung zu den Niederhöllen her und zwang einen ihrer Bewohner in die Welt der Menschen herab. Sabella kostete den flüchtigen Kontakt mit dieser anderen Sphäre der Schöpfung aus, auch wenn er nur einen Herzschlag andauerte. Wenn sie den Geflügelten Schatten erst einmal in ihrer Gewalt hatte, würde sie die Dämonin zwingen, ihr die Mysterien der Niederhöllen zu offenbaren. Dann könnte sie ihre Neugierde über diese Sphäre endlich befriedigen. Sie würde endlich erfahren, warum die Dämonin ein derartiges Interesse an ihr hegte und Einblicke in das Wesen der Niederhöllen erlangen, die seit Fran-Horas niemand mehr erhalten hatte.

    Ein plötzlicher Windzug brachte die Kerze zum Flackern. Die Spiegelscherbe schlug Blasen und verfärbte sich schwarz. Eine feine Rauchsäule stieg aus dem Zentrum des Pentagramms auf, leichter Schwefelgeruch kroch in Sabellas Nase.

    Geduldig wartete sie ab, bis sich der Rauch verdichtete und der Dämon Gestalt annahm. Sie schaute dem Wesen ruhig entgegen: Ein kindskopfgroßer, blutunterlaufener Augapfel schwebte vor ihr, getragen von einem Paar ledriger, löchriger Fledermausflügel. Lautlos hing der Gotongi in der Luft und schlug träge mit seinen Schwingen. Sein Auge huschte hektisch hin und her.

    »Diener Amazeroths, unterwirf dich meinem Willen!«, forderte Sabella mit entschlossener Stimme. »Finde Cassus Bosparanius, den Sohn des Horas, und zeige mir, wo er sich aufhält!«

    Der Dämon glotzte sie einen Moment lang schweigend an, dann wandte er sich flink ab und verschwand durch das offene Fenster. Rasch verschmolz der Gotongi mit der Nacht. Niemand würde ihn während seines Aufenthalts in der Dritten Sphäre bemerken.

    »Wir müssen uns ein wenig gedulden«, wandte Sabella sich ihren Skelettdienern zu. »Ihr zwei glaubt doch auch nicht, dass mich die Cancellaria aus Dankbarkeit für meine Unterstützung ab sofort in Frieden lassen wird, oder?«

    Derosus öffnete leicht den Kiefer und schloss ihn wieder.

    »Das dachte ich mir«, murmelte sie. »Wir waren uns aber einig, dass Flucht keine Option ist. Nicht, wenn wir der Dämonin auf die Spur kommen und ihr Geheimnis lüften wollen.« Sabella kniete sich neben ihr Bett, zog die schwere, mit magiehemmendem Blei beschlagene Holzkiste hervor und stellte sie auf dem Bett ab. Sie öffnete den Deckel. »Bist du nun kooperativer?«

    »Herzloses Kind, grausames Kind, denk an unsere Abmachung!«

    Sabella hob den mit Runen verzierten Totenschädel aus der Kiste und stellte ihn auf dem Schreibtisch ab. »Wir hatten niemals eine Abmachung, Magistra.«

    »Ich half dir, Arcavia zu Fall zu bringen, grausames Kind, siegreiches Kind«, beharrte Myrinas hohle, körperlose Stimme. »Ich erbat im Gegenzug Erlösung von meinen Qualen!«

    »Und ich entschied, dass du mir noch nützlich sein kannst, selbst wenn dein Verstand nach all dieser Zeit gelitten hat. Wie viele Jahrzehnte lang hast du die Mysterien der Niederhöllen erforscht? Wie lange hast du nach deinem Ableben Arcavia unterstützt?«

    »Du kannst mich nicht zwingen, rücksichtsloses Kind, garstiges Kind.«

    »Aber ich kann dich zurück in die Kiste legen, eingebettet in Blei, und dich im Bosparaner Forst vergraben. Wenn dir die vergangenen zwei Nonen darin schon lang vorkamen, wie viel länger werden dir dann die kommenden zwei Monate, Jahre oder gar Jahrhunderte erscheinen?«

    Der Geist gab einen gequälten Laut von sich. »Nicht doch, ich flehe dich an, freundliches Kind, rücksichtsvolles Kind«, stieß der Schädel hastig hervor. »Gerne helfe ich dir, das Geheimnis der Dämonin zu entschlüsseln!«

    »So ist es besser.« Sabellas Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken. »Ein Mysterium, dem selbst der große Fran-Horas immense Bedeutung zumaß, vergiss das nicht.« Sie wies auf die Notizen, Diagramme und Tabellen, die auf ihrem Schreibtisch lagen und an der Wand hingen. »Wir wissen, wie Cassus mit der Dämonin in Kontakt kam. Wenn sich meine Hypothese bestätigt, dass sie durch ihn an diese Sphäre gebunden ist, ist sie mir ausgeliefert. Die Wudu, wie auch immer ihr Plan aussieht, werden aber darauf achtgeben, dass Cassus nichts zustößt und niemand ihr Vorhaben stört.« Sie drehte den Schädel leicht. »Kannst du meine Aufzeichnungen erkennen?«

    Myrinas Stimme klang nun entgegenkommender. »Das vermag ich, aufmerksames Kind, kluges Kind.«

    Sabella wandte sich wieder dem offenen Fenster zu und klopfte mit den Fingern auf das Fensterbrett. »Wie viele von euch träumen wohl gerade schlecht?«, murmelte sie und ließ ihren Blick über das Häusermeer wandern. »Sind deshalb so viele von euch noch auf den Beinen? Wagt ihr es nicht, euch zur Ruhe zu legen?«

    »Alpträume, aufmerksames Kind, kluges Kind?«

    Sabella nickte. »Ich vermag es nicht genau einzugrenzen, inzwischen bin ich aber überzeugt davon, dass sie mit Cassus’ Ankunft in Bosparan einsetzten. Sehr viele Einwohner sind betroffen, wenn nicht gar die ganze Capitale.«

    »Du selbst auch, schlafloses Kind, unruhiges Kind? Wovon träumst du?«

    »Obacht«, warnte Sabella. »Denk an die Kiste, Magistra.«

    »Alpträume diesen Ausmaßes, vorsichtiges Kind, misstrauisches Kind, weisen auf den Einfluss einer machtvollen Entität hin.«

    Sabella zuckte abrupt zusammen. »Still!«, befahl sie. Bilder blitzten vor ihren Augen auf. Rasch stützte sie sich am Fensterbrett ab. Dächer unter einem dunklen Himmel. Hell erleuchtete Fensteröffnungen. Ein rabengestaltiger Türklopfer. Gespräche. Monotone Musik. Eine Feier.

    Sabella sog die kühle Nachtluft ein und bemühte sich, die Eindrücke einzuordnen, die der Gotongi ihr schickte. Eiskalte Finger bohrten sich in ihren Kopf, brachen ihren Schädel auf und zwangen die Bilder und Laute rücksichtslos in ihren Verstand. »Wo?«

    Weitere Bilder drangen auf sie ein: ein breiter Fluss, Galeeren an seinem Ufer. Eine Brücke aus Stein. Rundbögen. Statuen.

    »Nicht genug«, stöhnte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Zeig mir mehr!«

    Ein Hügel, gleich hinter dem Gebäude mit den erleuchteten Fenstern. Darauf ein kleiner, finsterer Bau.

    Sie unterbrach das Band zwischen sich und dem Gotongi und entließ ihn aus ihren Diensten. »Vincita Saltus. Er ist in Vincita Saltus.« Sie atmete tief durch und vertrieb das Gefühl der Kälte aus ihrem Kopf. Sie schaute an sich herab. »Ich besuche eine Feier. Besser, ich kleide mich angemessen.« Sie wies drohend auf Myrinas Totenschädel. »Befasse dich in der Zwischenzeit mit meinen Aufzeichnungen! Wir setzen unser Gespräch fort, wenn ich zurück bin.«

    ***

    Sabella eilte in ihrem Koventsgewand über die von Statuen gezierte Flussbrücke, die den noch jungen Stadtteil Vincita Saltus nördlich des Yaquiro mit der Bosparaner Altstadt verband. Ein frostiger Wind ließ sie erzittern und trieb Sabella voran. Sie erreichte die andere Seite des Flusses, wo linkerhand der Brajatin aufragte und rechterhand der Travian, zwei der sieben Hügel Bosparans.

    Auf der Spitze des Travian erhob sich der Tempel des Boron. Seit der Schleifung des Gotteshauses in Aureal durch die Anhänger des Ketzers Nemekath vor vierzig Jahren war dieser kleine und unscheinbare Bau der Haupttempel des Boron und Sitz des Corvus Maximus, des höchsten Sacerdos des Totengottes.

    Vincita Saltus umfasste nur wenige Dutzend Häuserblöcke, auch wenn das Viertel zwischen Brajatin und Travian in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen war.

    Wie jeder Dämon hatte sich der Gotongi an seinen Befehl gehalten, mehr aber auch nicht. Die Bilder, die er Sabella gesandt hatte, reichten jedoch aus, um Cassus aufzuspüren: ein weitläufiges Anwesen im Schatten des Travian, gebaut im typischen abweisenden Stil der Stadthäuser, mit wenigen kleinen Fenstern nach außen. Sie trat an den Haupteingang, neben dem Fackeln in eisernen Halterungen brannten. Ein schwerer bronzener Türklopfer in Form eines Raben schaute ihr skeptisch entgegen.

    Sie strich ihr Gewand zurecht, das sie sich eigens für den Conventus zugelegt, aber bislang noch nie getragen hatte: ein langer schwarzer Calar mit roten Stickereien an Säumen und Ärmeln. Dazu trug sie eine offene, ebenfalls bestickte Weste und einen breiten Reif, der auf ihrer Stirn einen Stein aus rot gefärbtem Glas wie ein drittes Auge umschloss.

    Sie griff bereits nach dem Türklopfer, doch dann ließ ein leises Krächzen sie aufschauen. Auf dem Dach des Anwesens hockten Krähen. Sabella trat zurück und musterte die Vögel. Es mussten Dutzende sein, wenn nicht gar Hunderte. Heiser krächzend hüpften sie auf und ab.

    Sie klopfte an.

    Fast augenblicklich öffnete ihr ein schmächtiger Sklave in einer dunkelgrauen Seidentunika. Er musterte sie kurz und trat dann stumm beiseite, um sie in die düstere Eingangshalle einzulassen. Sabella schaute sich um und wartete ab, bis er das Wort ergriff. Je mehr sie wusste, bevor sie ihn bezauberte, desto besser.

    »Du bist wegen der Feier hier?«, erkundigte sich der Sklave schließlich leise.

    »Selbstverständlich bin ich das. Aus welchem Grund sollte ich sonst zu dieser späten Stunde klopfen?«

    Er zögerte. »Du hast eine Einladung?«

    »Benötige ich eine?« Sie wandte sich ihm zu, schaute ihm fest in die Augen und stieß die Formel des Freundschaftszaubers hervor. »Confideo!«

    Die Stirn des Sklaven legte sich in tiefe Falten. Dann entspannte er sich und ein gelassenerer Ausdruck trat in seine Augen. »Selbstverständlich benötigst du keine Einladung. Ich führe dich sogleich zu Domina.«

    »Nicht nötig.« Sie hob abwehrend die Hand. »Ist Cassus ebenfalls präsent?«

    »Das ist er. Es ist eine große Ehre für uns, dass der Prophet dem Haus der Aubronier die Ehre seiner Anwesenheit erweist.«

    »Der Prophet?«, wiederholte Sabella behutsam. »Wessen Prophet?«

    »Der des Herrn des Todes selbstverständlich.«

    »Welcher Anlass wird begangen?«

    »Heute Nacht feiert Domina das Andenken Nemekaths«, verriet ihr der Sklave eifrig. »Cassus ist ein Verkünder seiner Lehre.«

    »Deine Domina verehrt Nemekath schon seit langem?«

    »Das tut sie«, bestätigte der Sklave und fuhr dann im vertraulichen Flüsterton fort. »Er erschien meiner Herrin im Traum und wies sie an, dem Propheten ihre Türen zu öffnen. Nemekath spricht durch ihn!«

    Sabella nickte langsam. »In der Tat.«

    »Ich darf dich wirklich nicht meiner Domina ankündigen?« Er wies zu einem Durchgang.

    »Das ist nicht nötig. Geh weiter deinen Pflichten nach.«

    Er nickte dankbar und verneigte sich leicht. Dann nahm er etwas von einem Tisch auf und reichte es ihr. »Vergiss deine Maske nicht.« Die Augenmaske bestand aus dunklem Samt und trug schwarze Federn an den Schläfen.

    Sabella verließ die Halle durch den ihr gewiesenen Durchgang. Der hypnotische Klang von Flöten und das dumpfe Dröhnen von Trommeln wiesen ihr den Weg. Sie setzte die Maske auf.

    Die Musik wurde lauter. Warme Luft und der schwere, süßliche Geruch von Rauschkraut waberten ihr entgegen. Vor ihr öffnete sich das weitläufige Atrium des Anwesens. Die Aubronier hatten Dutzende Gäste geladen.

    Mit dunklen Tüchern halb verhüllte Laternen hingen zwischen den Säulen. An anderen

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