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Im Tempel des Amun-Re: Eine Rückerinnerung
Im Tempel des Amun-Re: Eine Rückerinnerung
Im Tempel des Amun-Re: Eine Rückerinnerung
eBook395 Seiten5 Stunden

Im Tempel des Amun-Re: Eine Rückerinnerung

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Über dieses E-Book

Eine Begegnung ruft bei Eva Hauser Erinnerungen wach, die gut 2500 Jahre zurückliegen und zu Schauplätzen in Mesopotamien, nach Ur und zu Nebukadnezar, bis ins alte Ägypten führen – zu real und zu vertraut, um sie wieder zu vergessen: Als die Erinnerungen detaillierter werden, will sie Gewissheit haben und recherchiert historische und archäologische Aufzeichnungen. In einer Zeit vor 2500 Jahren ist sie Moiria, eine junge Priesterin im Tempelbezirk in Ur. Ihr ist eine Zukunft in Kush bestimmt und sie wird vom Zweistromland an den Nil geschickt. Doch die neue Heimat erweist sich als gefährliche Herausforderung. In den Palästen des Pharaos von Kush vermischen sich spirituelle Ziele mit Machtansprüchen, Versäumnissen und menschlichen Schattenseiten. Während Moiria sich zwischen diesen Unwägbarkeiten behauptet, steht ihre Einweihung im Tempel des Amun-Re mit ungewöhnlichem Ausgang bevor.
SpracheDeutsch
HerausgeberReichel Verlag
Erscheinungsdatum29. Juni 2021
ISBN9783946959182
Im Tempel des Amun-Re: Eine Rückerinnerung
Autor

Eva Hauser

Eva Hauser beschäftigt sich mit den Sinnfragen der Religionen und Glaubenssysteme. Neben vielfältigem beruflichem Wirken widmet sie sich mehreren Schreibprojekten.

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    Buchvorschau

    Im Tempel des Amun-Re - Eva Hauser

    Das Buch

    Eine Begegnung ruft bei Eva Hauser Erinnerungen wach, die gut 2 500 Jahre zurückliegen und zu Schauplätzen in Mesopotamien, nach Ur und zu Nebukadnezar, bis ins alte Ägypten führen – zu real und zu vertraut, um sie wieder zu vergessen: Als die Erinnerungen detaillierter werden, will sie Gewissheit haben und recherchiert historische und archäologische Aufzeichnungen. In einer Zeit vor 2 500 Jahren ist sie Moiria, eine junge Priesterin im Tempelbezirk in Ur. Ihr ist eine Zukunft in Kush bestimmt und sie wird vom Zweistromland an den Nil geschickt. Doch die neue Heimat erweist sich als gefährliche Herausforderung. In den Palästen des Pharaos von Kush vermischen sich spirituelle Ziele mit Machtansprüchen, Versäumnissen und menschlichen Schattenseiten. Während Moiria sich zwischen diesen Unwägbarkeiten behauptet, steht ihre Einweihung im Tempel des Amun-Re bevor.

    Die Autorin

    Eva Hauser ist systemische Beraterin, wissenschaftliche Autorin und Dipl.-Kauffrau. Eines Tages beginnt sie, sich an ihre vergangenen Leben zu erinnern: Ihre intuitive, kreative Seite entfaltet sich. Aus der Perspektive vieler Leben ergeben ihre Beziehungen, Wege und Lernprozesse plötzlich einen zusammenhängenden Sinn.

    Eva Hauser

    Im Tempel des Amun-Re

    Eine Rückerinnerung

    Inhaltsverzeichnis

    Umschlag

    Das Buch / Die Autorin

    Titel

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog

    Hauptteil

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

    19

    Epilog

    Glossar

    Literatur

    Fußnoten

    Impressum

    Prolog

    Siaspiqa,

    dies alles habe ich aufgeschrieben im Vertrauen darauf, dass meine Zeilen Dich erreichen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist und Deine Zeit des Vergessens vorbei ist.

    Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, Du hast schon einmal gelebt? Du erinnerst Dich an die Gegebenheiten, die Orte, die Personen, an alles, was geschah, und in manchen Menschen, die Dir begegnen, erkennst Du die wieder, die damals mit Dir waren.

    Es mag sein, dass sie eine augenblickliche Sympathie für Dich empfinden, so, als ob Deine Augen sie schon einmal angeblickt haben könnten. Doch wer weiß – gehen nicht so viele Menschen tagtäglich an einem vorbei?

    Was aber nun, wenn Du tief in Deinem Herzen weißt, dass es jemand ist, mit dem Du nah verbunden bist? Würdest Du ihn dann gehen lassen oder würdest Du ihn ansprechen? Wenn es ein Freund aus Kindertagen wäre, den Du aus den Augen verloren hast, dann wäre es ohne weiteres möglich, sich nach Jahren an die gemeinsame Zeit zu erinnern.

    Doch so einfach ist es in diesem Fall nicht. Vielleicht ist der andere überzeugt, nur ein einziges Mal hier auf dieser Erde zu leben, und er glaubt, da sei sonst nichts, es gäbe kein weiteres Leben außerdem. Wie würdest Du ihm sagen wollen, dass es anders ist, dass Du ihn gut kennst. Du möchtest es so gerne sagen, bist überwältigt von der Erfahrung des Wiedererkennens und willst den anderen daran teilhaben lassen. Hoffst, dass auch er Dich sogleich erkennt, was der andere aber nicht kann oder vielleicht auch nicht will.

    Als ich Dir wieder begegnet bin und Du mich angesehen hast – und ich glaubte, Du erkennst auch mich –, sind in mir Erinnerungen aufgestiegen, von ganz weit her, wie aus einer fernen Kindheit, in der ich vielleicht in einem anderen Land gelebt hatte und dort einmal zu Hause war, aber diesen Ort nun nicht mehr finden kann.

    Es waren kleine Gedankenblitze zunächst, die sich, sobald mein Verstand sie fassen wollte, auflösten. Nach und nach haben sich Szenen gebildet, nicht in einer Reihenfolge des Zeitverlaufs, sondern nach der Intensität der erlebten Eindrücke – leicht, aushaltbar, noch nicht aushaltbar –, bis sich endlich die ganze Geschichte zusammenfügte.

    So habe ich diese Geschichte aufgeschrieben, für Dich, für mich, für uns alle, die wir damals daran beteiligt waren. Die Auswirkungen der Ereignisse bestimmen noch heute unser Leben, auch wenn wir glauben, dass Vergessen sie ungeschehen machen kann.

    Damals, als vermeintlich alles begann – obwohl es doch längst schon begonnen hatte –, liebte ich es, den Berichten Tamkarus, des Kaufmanns, zu lauschen, wenn er von seinen weiten Reisen heimkehrte und erzählte, von Ländern, schön wie aus den Märchen Bel-shalti-Nannars, und Menschen, so froh, dass ich mich danach sehnte, eines Tages ebenfalls dahin reisen zu können. Ich, die ich Ur nicht verlassen durfte …

    Hauptteil

    1

    Bel-shalti-Nannar, die Hohepriesterin und Herrscherin Urs, war nicht da und doch war sie in ihrem Palast allgegenwärtig. Ihren Untergebenen war es so, als könne sie jeden Augenblick wieder hier sein.

    Aber sie war wirklich nicht da, sie war hoch hinauf auf die Zikkurat gestiegen, und da würde sie wohl eine Weile bleiben, bis sie mit neuen Erkenntnissen wieder herabkam. Und bis sie herabkam, das konnte dauern, denn so schnell wie früher bewältigte sie die vielen Treppen nicht mehr, obwohl sie den Weg für ihr weit fortgeschrittenes Alter in einer großen Geschwindigkeit zurücklegte. So schnell, dass die weitaus jüngeren Priesterinnen, die sie bis zu einer der oberen Ebenen – nicht der obersten – begleiteten, außer Atem gerieten und hasten mussten, um mit ihr Schritt zu halten, die in Gelassenheit von Stufe zu Stufe stieg.

    Bel-shalti-Nannar war nicht da, so konnte Moiria in Ruhe ihre Gedanken fließen lassen, wo immer sie hinwollten. Sie war die jüngste der Priesterinnen im Tempelbezirk, doch sie lebte nicht mit den anderen im Kloster, sondern war im Palast aufgewachsen. Da sie derselben Familie entstammte wie Bel-shalti-Nannar, war sie nach der Tradition von ihr adoptiert worden und als spätere Nachfolgerin im Amt der Hohepriesterin vorgesehen.

    Gerade fünfzehnjährig war Moiria gerne noch ein Kind, und so oft und solange es möglich war, wollte sie von den ihr auferlegten diversen Pflichten frei sein. Ihre Gestalt war mädchenhaft schmal und die Helligkeit ihrer Haut stand im Kontrast zu ihrem dunklen Haar und den Augen, die die Farbe ändern konnten wie das Meer.

    Wenn Moiria ihren Gedanken freien Lauf ließ, dann verging die Zeit so schnell, als gäbe es sie nicht. Und was ihr wie ein Augenblick erschien, musste wohl eine lange Zeit gewesen sein, denn Bel-shalti-Nannar, die sie eben noch weit weg wähnte, stand dann plötzlich vor ihr, um sie zu ermahnen.

    »Mein Kind«, sagte sie dann – so begann sie immer, wenn sie mit Moiria sprach –, »du lässt deine Gedanken schweifen. Kontrolliere sie, setze sie zielgerichtet ein oder sei leer von ihnen und versinke in innerer Stille!«

    Moiria kannte diese Worte zur Genüge, sie kannte sie auswendig, oft hatte sie sie vernommen. Sie übte wohl das eine oder andere, aber der Zwänge waren zu viele, wie sie fand. So war sie froh um jede Gelegenheit, bei der sie in ihren Gedanken die Enge des großen Palastes verlassen konnte. Dabei fingen diese an, selbstständig zu werden. Ein Gedanke holte den anderen heran. Sie waren wie unsichtbare Fäden, die miteinander verknüpft waren und an denen immer neue hingen. So hatte das Spiel kein Ende, es konnte immer weitergehen, Moirias Gedankenspiel.

    Jedes Mal, ehe sie damit begann, nahm sie sich vor, aufzuhören, bevor Bel-shalti-Nannar dazukam und sie überraschte, doch nie gelang es ihr; immer wurde sie inmitten ihrer Träume gestört. So würde es wohl auch diesmal wieder geschehen, so sehr sie sich auch bemühte, mitten aus ihren schönsten Gedanken würde sie geholt werden, und Bel-shalti-Nannar würde sie ermahnen. Doch das wollte Moiria hinnehmen. Bel-shalti-Nannar kam sowieso viel zu früh zurück. Vielleicht noch früher. Sie war immer für etwas Unerwartetes gut.

    Bel-shalti-Nannar stand auf der obersten Plattform der Zikkurat. Trotz ihres hohen Alters hielt sie sich tadellos aufrecht und ihr mehrstöckiger, ausladender Kopfputz saß kerzengerade. Auch war sie mit guter Körperfülle gesegnet, ganz im Gegensatz zu einigen der älteren Priesterinnen, deren Gesichter und Körper durch all die jahrelange Entsagung mager und ausgezehrt waren.

    Bel-shalti-Nannars Palast war von ihrem Vater Nabonid erbaut worden. Das imposante Gebäude, das ganz nach ihren Wünschen gestaltet worden war, gruppierte sich in seiner Bauweise um eine Reihe von Lichthöfen herum. Der größte und zugleich Haupthof lag unmittelbar vor dem Empfangssaal, in dem auch ihr Thron stand. Das Zedernholz für die Säulen, Balustraden und filigran durchbrochenen Wandverkleidungen war auf Karawanen von weit hergeholt worden. Mosaike und edle Ausstattung, die niemals überladen wirkten, entsprachen Bel-shalti-Nannars Hang zu gediegener, kostbarer Schlichtheit. So hatte der Palast trotz der teilweise sehr dicken Mauern etwas Luftiges und Leichtes.

    Über eine Brücke, die einen neben dem Palast vorbeiführenden Kanal überquerte, der mitten durch Ur zog, konnte der heilige Bezirk erreicht werden, dessen gewaltige Umfassungsmauern verschiedene Tempel und Gebäudekomplexe beherbergten, wie den Ningal-Tempel, die Zikkurat, auf der der Hochtempel des Nannar stand, das Priesterinnen-Kloster, die Schule der Schreiber, das Museum, das Schatzhaus, Korn- und Vorratsspeicher sowie die Plätze der Handwerker.

    Als Bel-shalti-Nannar jetzt auf ihren Palast hinübersah, verzog sie ihren Mund schräg nach unten. Manchmal widerte ihr großer Hof sie an, mit all den Menschen. Immer mehr Weihrauch ließ sie verbrennen, um die Luft zu reinigen von all der Habgier und Hinterlist, von all dem Zersetzenden, von all dem Niederen, das diese Schmarotzer verströmten. Tag um Tag kostete der Unterhalt ihres Hofes sie einen beachtlichen Betrag. Nicht so viel wie der Haushalt des persischen Satrapen in Babylon, der verschlang in einem Jahr weit mehr Talente Silber, aber immerhin, es war beachtlich.

    Was bestimmte Dinge anging, so fürchtete Moiria sich, erwachsen zu werden. Die Verantwortung und die Pflichten des Amtes, das sie, als Nachfolgerin Bel-shalti-Nannars, einmal innehaben würde, schreckten sie. Schon lange taten sie das.

    Meist schob sie solche Sorgen einfach weg. Doch heute gelang es ihr nicht. Die Bedrängnis kam mit Nachdruck. Es war ein Zwiespalt, in dem sie sich befand und der sich nun nicht mehr leugnen ließ, das musste sie sich eingestehen. Einerseits hoffte sie, dass Bel-shalti-Nannar noch ewig lebte, damit sie noch lange nicht deren Platz einnehmen müsse, denn riesenhaft und ängstigend schien ihr das Gebilde zu sein, das Bel-shalti-Nannar inmitten des persischen Reiches geschaffen hatte. Andererseits war sie deren Reden, wohlmeinenden Belehrungen, Übungsstunden und Ratschläge mehr als überdrüssig. Sie waren zu viel und zu eindringlich. Wenn Moiria sie mit einem bloßen Achselzucken hätte abtun können, wäre es ein Leichtes gewesen. Aber das ging nicht. Nicht bei Bel-shalti-Nannar. Es lag an ihrer Allgegenwart und, wie es Moiria schien, auch an ihrem Blick, dem nichts verborgen blieb. Ganz gleich ob sie die Augen offen oder geschlossen hielt, sie konnte in Moiria hineinsehen, ob Moiria das wollte oder nicht.

    Bel-shalti-Nannar hatte es nach Moirias Meinung leicht, weil sie keine Rolle zu spielen brauchte. Sie war sie selbst. Die Übereinstimmung von Bel-shalti-Nannar als solcher und Bel-shalti-Nannar als Hohepriesterin war vollkommen. Warum das jedoch so war, das entzog sich Moirias Kenntnis. Ob sie sich das Amt der Hohepriesterin für sich passend gemacht hatte oder ob sie schon immer so gewesen war, das konnte Moiria nicht auseinanderhalten.

    Wie, so fragte sie sich oft, sollte es ihr, die doch so anders war, jemals gelingen, so zu sein wie Bel-shalti-Nannar? Nahezu unerreichbar schien es ihr.

    Am Anfang hatte Bel-shalti-Nannar wohl angenommen, es sei nur eine Frage der Zeit, und das Beispiel, das sie vorlebte, würde das Seine schon dazutun. Deshalb hatte sie Moiria oft sich selbst überlassen und nur ab und zu, zwischen ihren vielen Beschäftigungen, sich ihr zugewandt. Moiria war es lieb so gewesen und sie hatte dabei nichts vermisst. Sie hatte sich wohlgefühlt, geborgen und zu Hause inmitten der Priesterinnen, der Besucher und der Gäste.

    Doch seit einiger Zeit hatte sich das geändert. Bel-shalti-Nannar ließ Moiria nicht mehr in Ruhe. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie ihre Nachfolgerin einmal sein sollte, und arbeitete daran, Moiria dementsprechend zu formen. Je mehr Bel-shalti-Nannar von Moiria verlangte, umso mehr widersetzte sie sich ihr. Und umso mehr Moiria das tat, umso eindringlicher wurde Bel-shalti-Nannar in ihren Bemühungen.

    Bel-shalti-Nannars Blicke waren wiederum von der Zikkurat hinüber zum Palast gewandert. Sie war höchst unzufrieden mit Moirias Entwicklung. Eine Ausbildung, die ihresgleichen suchte, ließ sie ihr angedeihen. Aber das Kind begeisterte sich nicht dafür. Sie hatte schon vieles versucht, um zu erreichen, dass Moiria endlich annahm, was sie ihr zu vermitteln suchte.

    Sie hatte Druck ausgeübt, aber einsehen müssen, dass das nur das Gegenteil des Gewünschten bewirkte. Moiria verschloss sich vor ihr. Dann war sie es anders angegangen und hatte Moiria eine Weile gar nicht beachtet. Aber Moiria war das nur recht gewesen.

    Schließlich hatte Bel-shalti-Nannar wieder lange Gespräche mit Moiria geführt, um sie zu überzeugen. Jedoch auch das hatte nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Es war ihr unbegreiflich. Jedes andere Mädchen hätte alles darum gegeben, um an Moirias Stelle sein zu dürfen. Die anderen Priesterinnen, die niemals die Gelegenheit haben würden, zum Rang der Entu, der Hohepriesterin, aufzusteigen, zerrissen sich fast, um zu zeigen, wie ernst sie ihre Ausbildung nahmen. Alle hätten es als Krönung ihres Lebens erachtet, von ihr, Bel-shalti-Nannar, lernen zu dürfen und eines Tages zu übernehmen und fortzuführen, was sie sich erarbeitet hatte.

    Sie senkte die Lider und konzentrierte sich auf Moiria. Sie wollte wissen, was das Kind gerade tat. Nach einigen Atemzügen in tiefer Entspannung erschien Moirias Bild vor ihrem inneren Auge. Es war so, wie sie vermutet hatte. Nicht einmal die einzige Übung, die sie Moiria für den heutigen Nachmittag vorgeschlagen hatte, führte das Kind aus.

    Moiria saß zwischen einigen Kissen und hatte die Augen ins Weite gerichtet. Bel-shalti-Nannar schnaubte. Gerade das, was sie verhindern wollte, tat Moiria nun wiederum. Schon war sie an der Treppe, um hinunterzusteigen, zum Palast hinüberzueilen und Moiria zum soundsovielten Male auf die Folgen unachtsamer Gedanken aufmerksam zu machen, die sich ebenso verwirklichten wie alle anderen auch, da besann sie sich eines Besseren und hielt inne.

    Was würde es nützen, Moiria einen weiteren Vortrag zu halten? Nichts würde es nützen, gar nichts! Stille war auf der Zikkurat und Klarheit. Trauer war in Bel-shalti-Nannar. Sie würde nicht zu Moiria gehen, sie würde bleiben, ganz genau so, wie sie es sich für heute vorgenommen hatte. Sollte Moiria nun endlich lernen, die Folgen für sich selbst zu verantworten. Schmerzlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder sich selbst zu.

    Moiria empfand sich so ganz anders als Bel-shalti-Nannar und seit einiger Zeit so unverstanden von ihr. Eigentlich war überhaupt niemand mehr da, der Verständnis für sie hatte.

    Josua, ihr Freund aus der Kinderzeit, kam nur noch selten in den Palast. Bel-shalti-Nannar hatte ihn von ihr entfernt. Josua hatte sie verstanden. Alles hatte sie ihm sagen können, alles. Jedes Mal, wenn sie das, was sie auf dem Herzen hatte, bei ihm ausgesprochen hatte, war es nur noch halb so schwer, und wenn sie dann gemeinsam noch darüber lachen konnten, dann war es ganz verschwunden. Josua hatte niemals etwas beurteilt oder verurteilt, bei ihm war jedes Wort gut aufgehoben, sogar Geheimnisse. Stundenlang haben sie nebeneinander an ihrem Lieblingsplatz auf dem Dach gesessen, hatten kleine Pfeifen geschnitzt und Früchte gegessen. Gemeinsam hatten sie den Palast durchstreift, die Wachen geneckt und die Besucher geärgert. Sie hatten die Magazine durchstöbert, sich Naschwerk aus dem Küchenhaus geholt und endlose Tage der Kindheit miteinander geteilt.

    Bel-shalti-Nannar hatte der Kinderfreundschaft einige Jahre zugesehen und dann, als Moiria heranwuchs, Josua kurzerhand und ohne Vorankündigung eine Aufgabe als Hirte draußen vor der Stadt zugewiesen. Damit war Moirias Kinderzeit von einem Tag auf den anderen zu Ende gewesen. Von nun an waren nur noch die Erwachsenen um sie, von denen sie seit je wie eine Erwachsene behandelt worden war.

    Seit Josua nicht mehr da war, gab es niemanden mehr, von dem sie sich wirklich verstanden fühlte. Bei Bel-shalti-Nannar fand sie kein offenes Ohr. »Du bist nicht irgendein Kind«, hatte sie ihr gesagt. »Du hast eine Aufgabe zu erfüllen, auf die du vorbereitet sein musst. Und eben dies, wofür du Verständnis möchtest, behindert deine weitere Entwicklung.«

    Dies wiederum verstand Moiria nun nicht. Bel-shalti-Nannar besaß immer die sichere Überzeugung, genau zu wissen, was gut und richtig, was überflüssig war und was noch dazugehörte. Um diese Sicherheit beneidete Moiria sie. Bel-shalti-Nannar, die immer alles wusste, die immer etwas tat, sich scheinbar niemals auszuruhen brauchte, die herrschte wie eine Königin und die Menschen gebrauchte und hin und her schob wie Figuren auf einem Brettspiel in ihrem Spiel der Macht.

    Bel-shalti-Nannar war mächtig. Das gehörte zu ihr, das kannte Moiria nicht anders, aber es erschreckte sie in seiner Deutlichkeit. Sie dachte an all die Menschen, die in den vergangenen Jahren im Palast ein- und ausgegangen waren – Gesandte aus vielen Ländern, hohe Beamte der Perser, Kaufleute und Abenteurer –, und sie ermaß die Bedeutung dieser Kontakte. Bel-shalti-Nannars großer Empfangshof war immer reich besucht. Es wimmelte förmlich von bunter Vielfältigkeit der Farben und Charaktere.

    Früher hatte Moiria es nur genossen zu schauen, stundenlang. Dass Bel-shalti-Nannars Thron oft leer geblieben war, während sich die Gäste davor tummelten, war Moiria erst mit den Jahren aufgefallen.

    Der Thron blieb deshalb leer, weil Bel-shalti-Nannar es vorzog, sich zu Einzelbesprechungen in ihren kleineren, privaten Empfangsraum zurückzuziehen. Hier wurde das Eigentliche ausgehandelt, Aufträge erteilt und über deren Ergebnisse Rechenschaft abgelegt.

    Nicht nur hohe Politiker und Gesandte anderer Länder empfing Bel-shalti-Nannar, sondern auch Personen, die durch ihr verwegenes Äußeres Aufmerksamkeit erregten. Und manche Augen, in die Moiria oft im Vorbeigehen gesehen hatte, waren wie abgrundtiefe Löcher, aus denen kein Lichtfunke schimmerte und in denen kein Widerhall war. Augen, die Werkzeugen gehörten, die für Silber wohl alles taten.

    Moiria war nicht wohl zumute, als sie daran dachte, dass auch diese Belange eines Tages die ihren sein würden, und sie wusste nicht, wie sie das Ausmaß der Folgen überschauen und beherrschen sollte. Die Besucher kamen nicht, um die Mondgottheiten Ningal und Nannar zu ehren oder ihnen zu opfern, sie kamen, weil sie in die Fäden Bel-shalti-Nannars verstrickt waren. Das Spiel der Macht zog sie an. Und Bel-shalti-Nannar spielte es mit jedem Jahr meisterhafter, und die Umsetzung ihres Willens gelang ihr schneller und durchschlagender. Immer stärker liebte sie das Ausleben ihrer Macht.

    Moirias Vater Nebukadnezar stand in seinem Wagen und fuhr auf Ur zu. Er hatte sein Herz verschlossen. Immer seltener öffnete er es. Und wenn er es öffnete, dann tat er es nur, um auf Unterstützung von außen zu hoffen. Doch das Offensein für die Hoffnung schmerzte ihn, weil er damit auch offen war für Verletzung und Enttäuschung. Wie viele Jahre hatte er schon vergebens gewartet auf ein Ereignis, das ihm helfen würde, endlich sein rechtmäßiges Erbe anzutreten! Und so verschloss er sich immer mehr und verhärtete sein Herz.

    Bel-shalti-Nannar hatte ihn nie in der Weise unterstützt, wie er es von ihr erwartet hatte, obwohl sie seine Tante war. Nebukadnezars Vater, Bel-shalti-Nannar und Belshazzar waren Geschwister, Kinder aus der Verbindung von Nitocris, der Tochter Nebukadnezars dem II., und Nabonid, der bis zur Machtübernahme der Perser König von Babylon war.

    Belshazzar, der älteste Sohn, und seine Nachkommen waren während Kyrosʼ Einmarsch ums Leben gekommen. Nebukadnezars Vater hingegen hatte sich zu dieser Zeit nicht in Babylon aufgehalten. Durch ihn, als einzig überlebenden königlichen Sohn Nabonids, war die Linie der Familie fortgeführt worden, deren männliches Oberhaupt er nun war.

    Schon als er noch ein Kind war, hatte das Sinnen danach, den Persern die Herrschaft zu entreißen und den babylonischen Thron einzunehmen, den wichtigsten Platz in seinem Leben eingenommen. Doch die Jahre waren vergangen, ohne dass es die wirkliche Gelegenheit für einen großangelegten, durchschlagenden Erfolg gegeben hätte. Wohl hätte er längst einen lokalen Aufstand durchführen und sich zum König ausrufen lassen können; das hatten vor ihm schon viele versucht, jedoch nach kurzem Erfolg waren sie niedergeschlagen worden.

    Um so etwas zu unternehmen, dazu besaß er zu großen Weitblick. Der Angriff gegen die Perser musste anders begonnen werden, von mehreren Fronten aus und mit Hilfe Verbündeter. Könnte es gelingen, dann wäre die Thronfolge an ihm, und ein Sohn der Chaldäer würde wieder in Babylon herrschen.

    Doch die Wirklichkeit sah im Augenblick anders aus. Er musste sich in Uruk mit Besitztümern begnügen, die, gemessen an ganz Babylonien, bescheiden waren. Darüber hinaus war ihm ein persischer Beamter zur Seite gestellt, der seine Erträge aus Land-, Viehwirtschaft und Handel überwachte. Dieser Beamte war zugleich lokaler Schatzmeister. In regelmäßigen Abständen zog er hohe Abgaben von ihm ein.

    Wie das ganze Volk litt er unter den Steuern, denn die Perser bereiteten weitere Kriegszüge gegen die Griechen vor, die Unsummen kosteten. Doch nicht nur das, seine Aufseher waren für die persische Armee rekrutiert worden. Deshalb mussten Nebukadnezars Wagenlenker und die Männer, die ihn sonst begleiteten, vorübergehend auf seinen Feldern und Dattelhainen aushelfen. Jede Hand wurde gebraucht, bis er neue Arbeitskräfte beschaffen konnte, die bei der Ernte halfen. Das war die Lage, mit der er zu leben hatte und die ihm so ganz und gar nicht gefiel.

    Der Thron, auf dem Bel-shalti-Nannar saß, war der einzige Machtfaktor, den die Familie damals, bei der persischen Machtübernahme behalten hatte. Kyros hatte dem Volk seinen Glauben und seine Götter gelassen, wohl wissend, dass er leichter regieren könne, wenn die Menschen ihm gewogen wären. Babylon behielt seinen Stadtgott Marduk und Ur den Mondgott Nannar mit seiner irdischen Gemahlin und Stellvertreterin Bel-shalti-Nannar.

    Seitdem hatte es Bel-shalti-Nannar verstanden, die reichen Schenkungen, die Nabonid dem Nannar- und Ningal-Heiligtum übereignete, als er das alte Amt für seine Tochter neu einrichtete, um ein Vielfaches zu mehren. Auch ihre einflussreichen Beziehungen immer weiter auszubauen gelang ihr, und das in einer Weise, die nach außen hin alles im Namen des Mondkultes und zum Wohle der Stadt Ur erscheinen ließ.

    Bel-shalti-Nannar war die Herrscherin eines gewaltigen Gefüges geworden. Die Steuerfreiheit und die Unantastbarkeit des heiligen Bezirks sicherten ihr riesige Handelsgewinne. Durch den Schutz der persischen Machthaber, den sie in all den Jahren genossen hatte, war sie nahezu unangreifbar. Feinde, derer sie sich viele gemacht hatte, konnten wegen ihrer besonderen Stellung als Hohepriesterin nicht direkt gegen sie vorgehen, meistens waren ihnen diesbezüglich sogar völlig die Hände gebunden. Die Angriffe ihrer Gegner mussten deshalb auf Umwegen stattfinden, und wenn sie nicht überhaupt im Sande verliefen, erreichten sie Bel-shalti-Nannar nur in abgeschwächter Form, so dass es ihr ein Leichtes war, sie abzuwehren.

    Wer es mit ihr aufnehmen wollte, der musste ihr deshalb mehr als gewachsen sein. Manch einer, der dachte, er könne dies, wurde nach kurzer Zeit einer ihrer Handlanger, den sie benutzte und wieder wegwarf, um ihn erneut zu gebrauchen, wenn er ihr wieder nützlich sein konnte. Wer nicht mehr wollte, der musste weitermachen, denn eines wollte er doch: die Macht, die er schon besaß, auch wenn sie noch so gering war, nicht mehr hergeben.

    Auch der Familie gegenüber hatte sie immer spüren lassen, dass sie das Sagen hatte und alle von ihr abhängig waren. Bel-shalti-Nannars Ableben würde ein Hindernis weniger für Nebukadnezar bedeuten. Auf ihren Tod wartete er seit dem Tag, an dem sie, die ehe- und kinderlos bleiben musste, seine Tochter Moiria als ihre Nachfolgerin adoptiert hatte. Von dem Augenblick an, wo Moiria die Hohepriesterin sein würde, konnte er Einfluss nehmen, und, mit Hilfe der Möglichkeiten, die er durch sie zur Verfügung hatte, Vorbereitungen treffen, um im geeigneten Moment loszuschlagen.

    Seit Moiria als kleines Mädchen zu Bel-shalti-Nannar gekommen war, hatte sie ihre leibliche Mutter nicht mehr gesehen. Bereits vor ihrer Geburt war bestimmt worden, dass die erstgeborene Tochter Nebukadnezars von Bel-shalti-Nannar adoptiert werden würde. Moirias Mutter war überzeugt gewesen, dass sie sich und ihrer Tochter viel Leid ersparen könne, wenn sie, im Hinblick auf die bevorstehende Trennung, die Bindung zwischen sich und ihrem Kind nicht zu eng werden lassen würde.

    Nachdem Moiria geboren worden war, tat Bel-shalti-Nannar, wie Moirias Mutter es vorausgesehen hatte, alles, um möglichst früh eine Beziehung zu Moiria aufzubauen. Sie wurde in regelmäßigen Abständen von Uruk nach Ur zu Besuch gebracht. Es waren dann Süßigkeiten für sie aufgestellt und Bel-shalti-Nannar spielte mit ihr. Moiria durfte sich alle Spiele wünschen. Bel-shalti-Nannar beschäftigte sich mit ihr in einer Weise, wie Moiria es bei keinem anderen erlebte. Sie erhielt von Bel-shalti-Nannar all das, nach dem sie sich sehnte und was ihre leibliche Mutter ihr nicht zu geben wagte, um ihr den Schmerz der Trennung zu ersparen.

    Moiria gefiel es in Ur, wo sie so besonders behandelt wurde. Aber sie liebte auch ihr Zuhause, obwohl ihre Mutter sich inzwischen viel mehr ihrer zweitgeborenen Tochter Ina zuwandte, einem Kind, das nun wirklich ihr eigenes war und das keiner ihr nehmen konnte. Einmal, Moiria kam soeben von einem Besuch in Ur zurück, sah sie, wie ihre Mutter gerade Ina besonders liebevoll in ihren Armen wiegte und mit weicher Stimme ein Lied dazu sang. Moiria sagte: »Aber, du bist doch auch meine Mutter, nicht nur Inas.«

    Mutter sah Moiria aus ernsten Augen an und sagte: »Bel-shalti-Nannar ist bald deine Mutter.«

    Moiria sah hinab auf ihre Hand, in der sie einen entzückenden kleinen Spiegel hielt, den Bel-shalti-Nannar ihr geschenkt hatte. Sie nahm ihn auf und sah hinein. Darin erblickte sie ihre Augen. Groß und traurig waren sie. Ganz fest sah sie hinein, bis diese sich mit Tränen füllten. Dann konnte sie den Anblick nicht mehr ertragen. Sie ließ den Spiegel schnell sinken und rannte davon.

    In Ur würde ihr Leben beginnen, erst dort, nicht hier.

    Als Moiria dann bald darauf nach Ur übersiedelte und bei Bel-shalti-Nannar lebte, kam Mutter nicht zu Besuch. Sie fragte Nebukadnezar jedes Mal: »Wo ist Mutter, wann kommt sie mit?«

    Er sagte dann immer: »Ein andermal vielleicht.«

    Mutter kam nie mit. Irgendwann hörte Moiria auf zu fragen. Das Gesicht der Mutter, mit den ernsten Augen und der zarten, blassen Haut, das sie zunächst noch deutlich vor sich hatte sehen können, wurde mit der Zeit ein Schemen. Für Moiria war Bel-shalti-Nannar ihre Mutter, und sie liebte sie, trotz allem Unwillen und trotz aller Aufsässigkeit, die sie ihr so oft entgegenbrachte. Sie bewunderte die Stärke dieser bemerkenswerten Frau, die wie ein Kaleidoskop immer Neues, Schillerndes hervorbrachte.

    Nachdem Moiria ganz zu Bel-shalti-Nannar gezogen war, durfte sie Ur nicht mehr verlassen. Vom Palast bis zum heiligen Bezirk, auf die Zikkurat hinauf und manches Mal bis zu den Stadtmauern führten ihre Wege. Weiter führten sie nicht, nur ihre Träume. Die Wege, die weiterführten – zur Mündung des Stromes, über die Meere, in ferne Länder – die gingen andere. Männer wie Jesed oder Tamkaru gingen diese Wege und Moiria bewunderte sie sehr. Sie kannten alle Länder der Welt, und Moiria wünschte sehnlichst, sie auch eines Tages besuchen zu können.

    Jedes Mal, wenn Jesed überraschend den Palast betrat, dann war es für Moiria, als ginge zwischen all den Öllampen und Schwaden des Rauches der Duftharze ein Stern auf. Wenn er in den Empfangshof des Palastes hereinrauschte und seine weißen Gewänder dabei knisterten, war es Moiria, als bringe er einen belebenden Lichtstrahl zu ihr, in die Welt des Mondgottes, und sie könne teilhaben an dem Leben draußen, an der Sonne und an der Bewegung.

    Jesed gehörte zu den Männern, die Bel-shalti-Nannar respektierte und denen gegenüber sie ein gewisses Wohlwollen hegte. Das Wohlwollen zu ihm hätte aber sofort in ein Fuß-auf-die-Brust umgeschlagen, falls auch er sich hätte abfertigen lassen, wie sie es zu tun pflegte, wenn ihr nicht Einhalt geboten wurde. Zu gern hätte sie ihn ganz einbezogen in ihr Spiel, doch es gelang ihr nicht so, wie sie wollte. Manches Mal konnte sie ihn für kurze Zeit ködern, aber dann ging er wieder weit fort, hinaus aus ihren Kreisen.

    Moiria wusste dann nicht, wo er war, was er tat, welcher Art von Geschäften er nachging und ob und wann er wieder zurückkehrte. Einmal war er drei Jahre lang weggeblieben, ehe er den Palast wieder besuchte. Als Moiria ihn fragte, wo er denn so lange gewesen sei, hatte er geschmeichelt gelacht und gesagt, Dareios habe ihn gebeten, Bewässerungssysteme zu erkunden, die dem Qanat im persischen Hochland überlegen seien. Es klang sehr wichtig, und das war es wohl auch, wenn der persische Großkönig Jesed darum bat.

    Auch Tamkaru, der Kaufmann, kannte wie Jesed all die Länder, in die Moirias Träume führten.

    Sie freute sich immer schon auf den Augenblick, wo er den Palast wieder betreten und hoffentlich für viele Tage in Ur bleiben würde. Er wurde aus dem Reich Kush in Afrika zurückerwartet. Ein Land, in dem es Gold und edle Steine in der Erde gab. Ein Land, in dem wunderschöne Akazien wuchsen und das da, wo es vom Nil, vom Atbara und vom Blauen Nil eingeschlossen wurde, wie ein Paradies sein sollte. Reich war das Land und so schön wie keines sonst, so hatte Tamkaru ihr erzählt. Die Menschen dort seien dunkel und ebenmäßig und liebten es, zu musizieren, zu singen und zu lachen und zu tanzen.

    Ein Land der Freude und der

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