Ultramarin und Rosmarin: Gedichte

Von René Sommer

Einfache Wörter entfalten im Gedichtband "Ultramarin und Rosmarin" eine ungewöhnliche Perspektivierung. Das falsche Richtige oder das richtig Falsche beschränkt sich nicht auf eine gewohnte Logik des Wirklichen. Es entwickelt eine Vielstimmigkeit, eine grazile Auffächerung in fiktiver Präsenz und narrativem Flair, als faszinierende Independenz, in der alles, auch das Unerwartete, passieren kann.
Mit einem realen Gespür für das offenbar Unwahrscheinliche scheut sich der Autor nicht, die rätselhafte Nähe zu dem, was wir als wahrscheinlich erkennen auf heitere Weise erfahrbar zu machen und zugleich eingespielte Geschicke des Miteinanders als humorvolle Kuriosität in Frage zu stellen. René Sommers apart leichtes Bildwerk freier Assoziationen verleiht seiner erzählerischen Poesie eine luftig metaphysische Traumnote, öffnet die Tür, Möglichkeiten unserer Anwesenheit spielerisch zu erkunden. Denn keine Facette, die einem begegnet, ist einem gänzlich fremd, da das nur Fremde, das sich immanent unterscheidet, sich nicht auf uns bezieht, uns nicht begegnen kann, wir es nicht wahrnehmen.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: Books on Demand
• Erscheinungsdatum: 26. Aug. 2020
• ISBN: 9783749405572

René Sommer

René Sommer, geboren 1954 in Rheinfelden, ist Dichter, Schriftsteller und Mitglied des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS). Er lebt mit seiner Frau, der Künstlerin Erika Koller im Atelier Waldhaus am Waldrand über Liesberg und im Atelier in der Faubourg de France in Porrentruy. Das Werk, zu welchem auch zwei Sachbücher über Kinderträume gehören, ist mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet worden.

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Zuletzt erschienen (edition jeu-littéraire):

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Das Sofa beim Waldstein. Kurzgeschichten. ISBN: 978-37519-0507-7

Inhalt

Die Musik kommt an

Der paprikarote Chip

Der Einbaum

Das Herz denkt anders

Der Brief im Wasser

Die Unmöglichkeit

Vergessene Melodie

Die Ameise im Anzug

Was passiert im Kinderbuch

Der kleinste Regenschirm

Die Brücke auf der Postkarte

Der weiß malende Pudel

Die Pinocchio-Einstellung

Die Bibliotheksmaus landet

Blumen und Bienen

Um ein Haar

Die Giraffe tröstet

Genug für heute

Das erste Eichhörnchen

Der Krümelzähler

Der Saurier öffnet das Tor

Die Ansicht der Teekanne

Die mechanische Schreibmaschine

Kugeln zählen

Hinweis auf einen Baum

Das Tagebuch zerblättert

Das Strichmännchen spricht

Das Echo

Die Erde kreist

Schwebende Silben

Jederzeit möglich

Sitzplatz im Maul der Echse

Ohne Zeitleiste

Huch trifft Jiminy Cricket

Orange und Zitrone

Die Banane mit Reißverschluss

Das Schild ist bereits angebracht

Das Riesenspiel

Den Raum erkunden

Ist etwas verkehrt

Die Zukunft liegt auf der Hand

Die Frau aus der Seifenblase

Die Straße

Wenn eine Biene kommt

3 Mal heller als gewöhnlich

Der Regenbogen löst sich in Luft auf

Die nachtschwarze Gießkanne

Zerknülltes Papier

Pinocchios Grille

Ultramarin und Rosmarin

Die Musik kommt an

Den Wegesrand säumen Disteln

mit kugeligen Blütenköpfen.

Durch die Wipfel der Lindenallee

wispert der Wind.

Eine Krähe gleitet über den Hang.

Ihre Flügel schimmern so samtig schwarz,

dass sie das Licht verschlucken.

Die Grille zirpt.

Zart weht eine Fahne.

In einem leeren Schwimmbecken

baut die hermelinweiße Katze

ihr rußschwarzes Fahrrad

zum Spinnrad um,

spinnt Stroh zu Gold und hängt

ein Wahlplakat an die Laterne.

Eine Frau in flamingoroter

Flugbegleiteruniform fragt Huch.

- Wie überquert man eine Straße?