Zur Hölle, Companero: Die großen Western Classic 52 – Western
Von John Gray
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr.
Als er aus der drückenden Hitze des Vormittags in das graue Adobegebäude unweit des Rio Grande trat, das das Stadtgefängnis von Laredo beherbergte, umfing ihn Halbdunkel und angenehme Kühle. Mit monotonem Summen kreisten Fliegen in dem niedrigen Raum. Hinter einem Schreibtisch lag zurückgelehnt in einem Korbstuhl ein schläfriger Mann mit schmalrückiger Nase und kleinen stechenden Knopfaugen. Auf seinem blassrot karierten Hemd steckte ein Messingstern. »Siesta-Zeit«, sagte er. »Kommen Sie später wieder.« »Ich bin Burnett.« Der große, breitschultrige Mann mit dem dunklen Indianergesicht blieb vor dem Schreibtisch stehen. »Aha.« Der Marshal nickte. »Merle Haggard?« »Er soll hier sitzen.« »Bombensicher.« Der Marshal änderte seine Haltung nicht. Er musterte Burnett von oben bis unten. »Den Revolver müssen Sie hierlassen.« Burnett zog den langläufigen Army-Colt aus der Halfter und legte ihn auf die zerkratzte Schreibtischplatte. Der Marshal deutete mit dem rechten Daumen auf eine Tür. Burnett schritt darauf zu.
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Die großen Western Classic
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Buchvorschau
Zur Hölle, Companero - John Gray
Die großen Western Classic
– 52 –
Zur Hölle, Companero
… und auf nach Mexiko!
John Gray
Als er aus der drückenden Hitze des Vormittags in das graue Adobegebäude unweit des Rio Grande trat, das das Stadtgefängnis von Laredo beherbergte, umfing ihn Halbdunkel und angenehme Kühle. Mit monotonem Summen kreisten Fliegen in dem niedrigen Raum. Hinter einem Schreibtisch lag zurückgelehnt in einem Korbstuhl ein schläfriger Mann mit schmalrückiger Nase und kleinen stechenden Knopfaugen. Auf seinem blassrot karierten Hemd steckte ein Messingstern. »Siesta-Zeit«, sagte er. »Kommen Sie später wieder.«
»Ich bin Burnett.« Der große, breitschultrige Mann mit dem dunklen Indianergesicht blieb vor dem Schreibtisch stehen.
»Aha.« Der Marshal nickte. »Merle Haggard?«
»Er soll hier sitzen.«
»Bombensicher.« Der Marshal änderte seine Haltung nicht. Er musterte Burnett von oben bis unten. »Den Revolver müssen Sie hierlassen.« Burnett zog den langläufigen Army-Colt aus der Halfter und legte ihn auf die zerkratzte Schreibtischplatte.
Der Marshal deutete mit dem rechten Daumen auf eine Tür.
Burnett schritt darauf zu. Als er sie aufstieß, sah er sich einem untersetzten, dicken Mann gegenüber, der eine Schrotflinte auf den Knien liegen hatte und sich mit einem Messer fingerdicke Scheiben von einem riesigen Stück Speck heruntersäbelte.
»Alles in Ordnung, Stan!«, rief der Marshal hinter Burnett. »Er will zu Haggard.«
»Die letzte Zelle«, sagte der Wärter kauend und schob sich ein weiteres Stück Speck in den Mund.
Burnett blieb vor der letzten Gittertür stehen. Dahinter saß ein hagerer Mann in grauem Drillichzeug auf einer Pritsche. Als er Burnett sah, sprang er auf und näherte sich dem Gitter.
»Hallo, Haggard«, sagte Burnett. »Lange nicht gesehen.«
»Du wirst mich auch nicht mehr lange sehen.« Haggard lachte nervös. Er schielte den Gang hoch zu dem dicken Wärter, der eine Speckscheibe nach der anderen in seinen Mund schob.
»Wir haben uns vor drei Jahren zum letzten Mal getroffen«, sagte Burnett. »Omaha, Nebraska. Du hast beim Pokern fünfzig Dollar an mich verloren. Du hast bis heute nicht bezahlt.«
»Spar dir den Schuldschein für ein besseres Leben auf.« Haggards Stimme zitterte leicht. »Morgen hängen sie mich auf. Du bist der Einzige, den ich in dieser gottverdammten Stadt kenne.«
»Ich kenne deinen Namen«, sagte Burnett. »Aber sonst weiß ich nichts von dir. Brauchst du jemanden, bei dem du dich ausheulen kannst?«
»Du bist ein anständiger Kerl«, sagte Haggard. »Du wirst einem Mann, der in ein paar Stunden tot ist, keine Bitte abschlagen.«
»Was willst du, Haggard?« Burnett ärgerte sich plötzlich, dass er hergekommen war. Haggard hatte ihn vom Zellenfenster aus auf der Straße gesehen und nach ihm schicken lassen. Burnett wusste, dass Haggard an der Grenze einen Texas Ranger erschossen hatte und unmittelbar danach festgenommen worden war.
»Du wirst mir einen Gefallen tun, Burnett, nicht wahr?« Haggard klammerte sich wie ein Affe an das Gitter und presste das hohlwangige Gesicht gegen die narbigen Eisenstangen.
»Was willst du, Haggard?«
»Die Sache mit dem Ranger war ein verdammter Irrtum«, sagte Haggard. »Ich hab gedacht, so ein Greaser ist hinter mir her. Den Stern hab ich erst gesehen, als der Kerl schon tot war. Ich hatte den Rio gerade hinter mir, und drüben in Mexiko waren sie mir auf den Fersen.«
»Es gibt Irrtümer, die einem nicht unterlaufen sollten. Also, was ist los, Haggard?«
»Ich war Söldner drüben, bei Maximilian.« Haggards Stimme senkte sich.
»Söldner beim Kaiser? Du?«
»Warum nicht? Ich kann schießen, und es gab gutes Geld. Bis Juarez uns alle in den Sack gesteckt hat.«
»Immerhin bist du wieder hier.«
»Ob in Mexiko erschossen oder in Texas gehängt – wo ist da der Unterschied?« Haggard schüttelte den Kopf. »Bevor die Juaristas Queretaro stürmten, bin ich raus, zusammen mit einem Freund. Wir hatten den Auftrag, einen Teil des Kronschatzes in Sicherheit zu bringen. Aber die Juaristas müssen etwas gemerkt haben. Sie waren uns ein paar Tage später bereits auf den Fersen. Boggs Taylor, das ist mein Freund, hat einen Schuss abgekriegt. Ein übles Ding. Er konnte nicht weiter, und allein hab ich den Schatz nicht transportieren können. Ich hab ihn versteckt, mitsamt dem Gold, und hab dann eine falsche Spur gelegt und die Juaristas auf mich gelockt. Bis zum Rio Grande haben sie mich gejagt, dass mir die Stiefelsohlen gequalmt haben.« Er sah jetzt verzweifelt aus. »Ich war übermüdet, und ich hatte eine Scheißangst. Ich bin über den Fluss, und als dann plötzlich ein paar Reiter hinter mir aufgetaucht sind, hab ich gedacht, die Mexikaner sind mir über den Rio Grande gefolgt. Verstehst du? Ich hab einfach geschossen – und dabei waren es Texas Ranger.«
»Pech, Haggard. Und was soll ich dabei?«
»Taylor sitzt noch immer mitsamt dem Schatz drüben in Mexiko«, sagte Haggard. »Er wartet darauf, dass ich ihn hole.«
»Da kann er lange warten.«
»Du wirst ihn nicht hängenlassen, nicht wahr?«
»Ich? Ich kenne diesen Taylor doch gar nicht.«
»Aber mich kennst du.« Haggard starrte Burnett flehend an. »Sprich leiser, zum Teufel! Oder soll die ganze Stadt erfahren, über was wir reden?«
»Wen interessiert das?«
»Hast du eine Ahnung. Weißt du überhaupt, um wie viel Geld es geht?«
»Nein. Mir reicht schon, dass du von mir erwartest, nach Mexiko zu reiten und einen Mann herauszuholen, den ich nicht kenne, der einen Haufen Geld bei sich hat und den die Juaristas gern hätten.«
»Wenn es einer schafft, Boggs Taylor rauszuholen, dann bist du das.«
»Wo sitzt dieser verdammte Boggs Taylor?«
»In Calargo, einem kleinen Nest bei Monterrey. Er steckt dort bei einem Schneider namens Pedro Fango. Leicht zu finden.«
»Das muss ich mir überlegen.«
»Da gibt es nichts zu überlegen. Morgen bin ich tot. Ich brauche die Antwort jetzt.«
»Ich hoffe, du landest morgen in der Hölle«, sagte Burnett. »Was geht mich diese Geschichte an?«
»Taylor wartet«, sagte Haggard. »Hol ihn raus!«
Burnett blickte unschlüssig an dem anderen vorbei. Durch das schmale Gitterfenster an der Rückwand der Zelle fiel ein Streifen Sonnenlicht und zeichnete ein helles Viereck auf den gestampften Lehmfußboden.
Er dachte an Mexiko, in dem noch vor Kurzem blutige Kämpfe zwischen den Anhängern des Präsidenten Juarez und der Armee des Kaisers Maximilian getobt hatten. Der Kaiser war gestürzt und würde schon bald – wie es hieß – hingerichtet werden. Aber noch immer ging das Sterben im Ganzen Land weiter.
Die geschlagenen Anhänger des Kaisers waren auf der Flucht, und die Juaristen jagten jeden, der einmal gegen sie gewesen war.
»Angenommen, ich reite nach Calargo«, sagte Burnett. »Was passiert dann mit dem Kronschatz?«
»Taylor hat alle Instruktionen«, sagte Haggard. »Nur – hol ihn raus!«
»Und wenn Taylor mir nicht glaubt, wenn ich ihn holen will?«
»Du wirst also reiten?«
Burnett nickte.
Haggard langte unter das grobe Drillichhemd und zog eine durchgeschossene Goldmünze hervor. Ein mexikanisches Zwanzig-Peso-Stück.
»Gib ihm das, und er weiß, dass ich dich geschickt habe.«
Haggard ließ die Münze geschickt in Burnetts Rechte gleiten, ohne dass der Wärter am anderen Ende des Ganges etwas merkte.
»Wirst du morgen da sein?«, fragte Haggard.
»Ich mag keine Hinrichtungen.«
»Es würde mich beruhigen.«
»Ich glaube, du bist verrückt, Haggard.«
»Vielleicht«, sagte Haggard. »Ich bin auch noch nie gehängt worden.«
»Alles Gute, Haggard.« Burnett nickte dem Mann hinter der Gittertür zu.
»Danke«, flüsterte Haggard. Sein hageres Gesicht verzerrte sich unvermittelt. In den Augen flackerte Angst, und er umklammerte die Gitterstäbe so fest, dass die Knöchel seiner Fäuste weißlich unter der Haut hervortraten. »Ich bin erst vierundzwanzig.«
»Ich hab schon jüngere Burschen sterben sehen.« Burnett ging den Gang hinunter. Sein Ärger, dass er hier gewesen war und mit Haggard gesprochen hatte, kannte keine Grenzen. Aber er hatte versprochen, nach Mexiko zu reiten, und er hatte noch nie sein Wort gebrochen.
*
Die Sonne kroch hinter den Hügeln im Osten hoch, als Burnett den Hof des Gefängnisses betrat. Er nahm sofort den intensiven Geruch frischen Holzes wahr und sah in der Mitte des Hofes den Galgen stehen, der in der Frühsonne einen langen Schatten warf.
Burnett blieb unweit des Hoftores stehen. Er sah einige Texas Ranger