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Begraben in Wuppertal: Kriminalroman
Begraben in Wuppertal: Kriminalroman
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eBook222 Seiten2 Stunden

Begraben in Wuppertal: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Der Hobby-Historiker Kotthausen ist sich sicher: Das legendäre Bernsteinzimmer liegt in Wuppertal begraben. In dem Höhlenlabyrinth unter den Hardt-Anlagen begibt er sich auf die Suche danach - und wird angeschossen. Das Team um Chefermittler Fiebig nimmt die Ermittlungen auf. In einer der Höhlen stoßen sie auf Spuren, die mit alten, ungeklärten Mordfällen zusammenhängen. Will jemand deren Aufklärung verhindern? Nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen - doch der Täter scheint nicht zu existieren. Sind sie einem Phantom aufgesessen?
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum8. Juli 2020
ISBN9783839265987
Begraben in Wuppertal: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Begraben in Wuppertal - Jürgen Kasten

    Zum Buch

    Dem Mythos auf der Spur Chefermittler Fiebig hält nichts vom Hype um das Bernsteinzimmer, das sich angeblich im Höhlensystem unter der Parkanlage Hardt in Wuppertal befinden soll. Wuppertals Oberstadtdirektor Dr. Schaumlöffler genießt hingegen das mediale Interesse an der Schatzsuche. Erst als die Nachforschungen zu lange dauern, untersagt er weitere Aktivitäten. Doch davon lässt sich der Hobby-Historiker Kotthausen nicht abbringen. Als er versucht, nachts in eine Höhle einzubrechen, wird auf ihn geschossen. Am Tatort werden Spuren gefunden, die in Verbindung zu alten, bisher ungelösten Mordfällen stehen. Fiebig, seine Kollegin Elke Fassbender und der Journalist Lars Lombardi versuchen, in Wuppertal und im Bergischen Land, in Dresden, Leipzig und sogar in Tschechien Puzzelsteinchen zusammenzufügen, bis sie den Täter zu kennen glauben. Doch der scheint ein Phantom zu sein. Eine rätselhafte Suche auf den Höhen und in den Tiefen Wuppertals beginnt, die Fiebig zu überfordern scheint.

    Jürgen Kasten wurde in Berlin geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und lebt nun bereits viele Jahre in Wuppertal. Während seiner beruflichen Laufbahn bei der Polizei hat er Umwelt- und Korruptionsdelikte bearbeitet, war Leiter von Mordkommissionen und zuletzt Chef des Kommissariats für Tötungs- und andere Gewaltdelikte. Seit 2007 ist er Mitautor des Kulturmagazins musenblaetter.de, veröffentlichte Kurzgeschichten und Kriminalromane. Er ist im Schriftstellerverband Bergisches Land aktiv und Mitglied des »Syndikat«. »Begraben in Wuppertal« ist sein zweiter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.

    Impressum

    Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining") zu gewinnen, ist untersagt.

    Personen und Handlung sind frei erfunden.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

    sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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    © 2020 – Gmeiner-Verlag GmbH

    Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

    Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

    Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

    unter Verwendung eines Fotos von: © hespasoft / stock.adobe.com

    ISBN 978-3-8392-6598-7

    Prolog

    »Boah, du nervst!«, schrie Sarah ihrer Mutter entgegen. »Ich hau ab!«

    Die Mutter rührte sich nicht. Sie lag auf der Couch, das Gesicht mit einem Handtuch abgedeckt. Im Hintergrund dudelte ein Radio.

    »Mach doch«, murmelte sie schwach. Sie war nicht in der Lage, ihrer 14-jährigen Tochter mehr entgegenzusetzen. Am liebsten wäre sie gestorben. Wieder einmal. An diesem 28. April 2001 starb stattdessen Evelyn Künneke. Die Nachricht drang zu Sarahs Mutter durch, weil gleich darauf »Hoppe, Hoppe Reiter« angespielt wurde. Das Lied erinnerte sie immer schmerzhaft an ihren geliebten, früh verstorbenen Vater. Evelyn Künneke hatte es 1995 noch einmal als Techno-Version aufgenommen. Tränen schossen ihr in die Augen. Ihre Gedanken hingen fast nur noch in der Vergangenheit. Dass sie eine ausgeprägte Depression hatte, wollte sie nicht wahrhaben. Professionelle Hilfe nahm sie nicht in Anspruch. Lieber griff sie zu Tabletten, die allerdings nicht halfen. Im Laufe der Zeit hatte sich deshalb außerdem eine Medikamentenabhängigkeit eingeschlichen.

    *

    Sarah fühlte sich alleingelassen. Einen Vater gab es in ihrem Leben schon lange nicht mehr. Die 14-Jährige war nicht in der Lage, den Zustand ihrer Mutter richtig einzuordnen, geschweige denn, ihr zu helfen. Sie hatte ihre eigenen Probleme. Ihre Mutter fand sie nur nervig. Genauso wie den kauzigen Nachbarn Kotthausen, ein Lehrer, der ihr gelegentlich Nachhilfestunden gab. Das half ihr zwar einigermaßen, in der Schule über die Runden zu kommen, ob sie aber die achte Klasse auf der Realschule Berghauser Straße erfolgreich beenden würde, blieb zweifelhaft. Die lange Liste ihrer Fehlstunden könnte das noch verhindern. Daran dachte Sarah aber gar nicht. Ihr war das alles reichlich egal. An diesem Samstag spielte das ohnehin keine Rolle.

    Sie haute nicht das erste Mal von zu Hause ab. Meistens griff man sie in Solingen wieder auf. Die Nachbarstadt war ihr liebstes Ziel, lieber als das verschlafene Cronenberg. Dort traf sie Gleichgesinnte, die ähnliche Probleme hatten wie sie. Von denen fühlte sie sich verstanden.

    Das Turmzentrum und der Platz vor dem Karstadt hatten es ihr angetan. Dort traf man sich. Entwurzelte Jugendliche, Obdachlose und Fixer. Manchmal blieb sie mehr als einen Tag verschwunden. Ein Schlafplatz fand sich immer irgendwo bei irgendwem.

    An diesem 28. April 2001 meinte es das Schicksal nicht so gut mit ihr. Es regnete, ein unangenehmer Wind blies, vergeblich schaute sie sich nach einem bekannten Gesicht um. Überdies war sie auf der Hinfahrt im City-Express kontrolliert worden. Sie besaß keine gültige Fahrkarte und hatte zwei Stationen vor dem Busbahnhof am Turmbau aussteigen müssen.

    »Die Anzeige wegen Schwarzfahrens kommt schriftlich«, hatte ihr der knurrige Kontrolleur mit auf den Weg gegeben.

    Eine Zeit lang stand sie unschlüssig herum, hatte sich vor dem Regen in den Eingangsbereich des Karstadt zurückgezogen. Niemand in der Nähe, von dem sie eine Zigarette schnorren konnte. Zögernd überquerte sie schließlich die Straße, um in den Fußgängerbereich der City zu wechseln. Neben ihr hielt ein roter Wagen. Die Beifahrertür wurde aufgestoßen und eine bekannte Stimme rief: »Sarah, steig ein, ich fahr dich nach Hause.«

    Erschrocken zuckte sie zusammen. Scheiße, sie kannte den Typen. Erst wollte sie ihn ignorieren und wegrennen. Doch ihr fiel ein, dass er sie bestimmt beim Amt anschwärzen würde. Schon beim letzten Mal hatten die gedroht, sie in ein Heim zu stecken. Dann doch lieber nach Hause, zurück zur Psycho.

    Sie stieg ein. Er grinste sie an. Wenigstens saß sie nun im Trockenen, aber er sollte ja nicht wieder versuchen, sie zu befummeln. Diesmal wäre sie gewappnet.

    Sarah tastete nach ihrer langen spitzen Nagelfeile in der Jackentasche. Mit der anderen Hand wischte sie sich die nassen Haare aus der Stirn.

    Mit verkniffenen Lippen lehnte sie sich zurück, schloss die Augen. An einem Gespräch war sie nicht interessiert.

    Erst als der Wagen über Schotter hoppelte, blickte sie wieder auf. Sie waren in einen Waldweg eingebogen.

    »Beim Bundeskriminalamt sind mehr als 13.000 Vermisste registriert. Täglich kommen 250 bis 300 hinzu. Mindestens 80 Prozent erledigen sich nach kurzer Zeit, weil die Vermissten wiederauftauchen.«

    Hinter dem Tresen der Polizeiwache am Rathaus in Cronenberg stand ein mild lächelnder Beamter, der sein Wissen zum Besten gab. Eigentlich meinte er aber, dass es sich nicht lohne, den ganzen Papierkram anzufangen, weil Sarah morgen sowieso zurück sein würde.

    »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter«, widersprach Kotthausen.

    Er hatte Sarahs Mutter mit zur Wache geschleppt, denn die hatte überhaupt noch nicht realisiert, dass ihre Tochter nun schon seit drei Tagen verschwunden war.

    »Bisher ist die doch immer nur nach Solingen abgehauen und dort vom Jugendamt aufgegriffen worden«, versuchte der Beamte abzuwiegeln, nachdem er seinen Computer mit Sarahs Namen gefüttert hatte. Er schien wenig Lust zu haben, das Formular umsonst auszufüllen.

    »Drei Tage war sie noch nie weg.«

    Kotthausen wollte sich nicht abwimmeln lassen.

    »Wer sind Sie überhaupt?« Der Beamte schaute ihn fragend an.

    Er wirkte gereizt.

    »Ich bin ein Nachbar«, sagte Kotthausen, »ich habe Sarahs Mutter nur begleitet.«

    Die Frau nickte abwesend.

    »Nun gut, ich nehme erst einmal eine vorläufige Vermisstenanzeige auf. Morgen ist Feiertag, 01. Mai. Wenn Sarah dann immer noch nicht zu Hause ist, gehen Sie am Mittwoch direkt ins Präsidium zum zuständigen Kommissariat und nehmen ein Foto von dem Kind mit.«

    Seufzend setzte er sich an den Computer und suchte in den Formularvordrucken das richtige heraus.

    Kotthausen schaute sich derweil in dem kargen Wachraum um. An einem schwarzen Brett hing ein kleines rot umrandetes Poster.

    Vermisst wird seit dem 12. Februar 2001 die 15-jährige Lisa Niewöhler. Auf ihrem Schulweg wurde sie zuletzt in Höhe der Haltestelle Rathaus Cronenberg gesehen. Sie war bekleidet mit …

    »Die ging auch in Sarahs Schule.« Kotthausen zeigte in Richtung des Fotos, unter dem der Text stand.

    Der Beamte schaute gar nicht hin.

    »Die wird wirklich vermisst«, murmelte er, »seit drei Monaten unauffindbar.«

    »Gibt es keine Hinweise, wo sie sein könnte?«, fragte Kotthausen.

    »Keine Ahnung. Das können Sie die Kollegen von der Vermisstenstelle fragen.«

    Kotthausen ging näher an das Foto heran. Das Bild erinnerte ihn an Sarah. Lange blonde Haare, Stupsnase und in ihren Augen spiegelte sich Trotz.

    Gibt es keinen anderen Ausweg, als abzuhauen, wenn man zu Hause nicht mehr klarkommt?, fragte sich Kotthausen. Sind die Familien so kaputt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, anständig miteinander zu kommunizieren? Gibt es niemanden, der hilft?

    Kotthausen half, wo er konnte. Selbst in den Klassen seiner Grundschule gab es Kinder, die auffällig waren. Er versuchte zu ergründen, woran es lag. Er suchte die Eltern zu Hause auf, zwang sie zum Gespräch. Gern gesehen war er selten. Das machte ihm nichts aus. Er fühlte sich verpflichtet, wollte glückliche Kinder um sich haben.

    »Du wärst besser Sozialarbeiter geworden«, warf ihm seine Frau oft vor. Sie missbilligte seinen permanenten Einsatz, der einen Großteil seiner Freizeit vereinnahmte. Dass seine Ehe daran zugrunde gehen sollte, ahnte er nicht.

    Kapitel 1

    Viele Jahre später konnte Heinz-Günther Kotthausen trotz der tragischen Ereignisse von damals auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Wenn er durch seine alten Fotoalben blätterte, sah er eine glückliche Kindheit und Jugend in Cronenberg, dem abgelegenen Stadtteil Wuppertals, das an die Nachbarstädte Remscheid und Solingen grenzte. Dort oben auf dem Hügel, umgeben von Wäldern, lebte ein kriegerisches Bergvolk. So spotteten etliche Elberfelder, die sich und ihren Stadtteil als die Metropole Wuppertals betrachteten. Dass die Barmer im Osten des Tals für sich das Gleiche einforderten, scherte sie wenig. Die Cronenberger jedoch fühlten sich erhaben über alle. Dort wuchs Kotthausen auf, dort ging er in den Kindergarten, in die Schule, machte eine Lehre als Maschinenschlosser in einer der zahlreichen kleinen Werkzeugfabriken. Jetzt war er Pensionär, denn er hatte im Abendstudium das Abitur nachgeholt und danach auf Lehramt studiert.

    Ein Mann von Welt sah anders aus. Mit seiner abgewetzten Cordhose, der zerknitterten Jacke und den stumpfen Lederschuhen gab er den Anschein einer schludrigen Person. Die bunten Flecken auf seinem Pullunder vervollständigten diesen Eindruck. Sie verrieten seine letzte Mahlzeit: irgendetwas mit Tomatensoße. Die zu langen grauen Haare hingen ihm in die Stirn, die Brille saß schief auf seiner großen Nase. In früheren Jahren war er Bartträger gewesen. Das machte ihn alt, entschied er irgendwann und rasierte ihn ab. Seine jetzige Erscheinung ähnelte dem Klischee eines zerstreuten Professors, würde so mancher sagen und läge damit ja nicht ganz falsch.

    In Wahrheit war seine korrekte Berufsbezeichnung: Grundschullehrer. Als solcher blieb er in Cronenberg haften, lernte dort seine Frau kennen und verlor sie später in Elberfeld vor dem Amtsgericht im Rahmen eines Scheidungsprozesses. Er hatte immer geglaubt, dass sie eine glückliche Ehe führten. Seine Frau war offensichtlich anderer Ansicht. Nach fast 30 Jahren verließ sie ihn – und stieß ihn damit vor den Kopf.

    Im weiteren Leben war es das Arbeiten, das ihm Halt und Zufriedenheit bot, wie zuvor auch schon. Das war es ja, was seine Frau ihm vorgeworfen hatte. Seine Arbeit.

    Dabei endete seine Tätigkeit als Lehrer bereits am frühen Nachmittag. Er übte sie mit Leib und Seele aus. Doch das war ihm nicht genug. Mindestens an drei Nachmittagen der Woche kümmerte er sich auch noch um das Seelenheil der Nachbarn, die vom Leben überfordert zu sein schienen. Und um deren vernachlässigte Kinder, damit die wenigstens einigermaßen den schulischen Anforderungen genügten. Eigene Kinder hatte er nicht.

    Seine Frau kam erst an zweiter oder dritter Stelle, denn er brauchte ja auch noch Zeit für sein Hobby: verschwundenen historischen Schätzen auf die Spur zu kommen – bisher ohne nennenswerten Erfolg.

    Was an dieser Leidenschaft, diesem Eifer verkehrt sein sollte, verstand er nicht und seine Frau verstand ihn nicht.

    Jetzt war sie weg, lange schon.

    Ohne Wehmut richtete Kotthausen sich auf ein Leben ohne Frau ein, was ihm nur anfangs schwerfiel. Seine Wäsche hatte er nun allein zu waschen. Kochen musste er lernen. Er beschränkte sich auf Eintöpfe. Als ihm sein Speiseplan zu eintönig wurde, bediente er sich bei »Essen auf Rädern«.

    Auch das gehörte nun der Vergangenheit an. Direkt nach seiner Pensionierung kehrte er Cronenberg den Rücken. Zurück blieben verblasste Erinnerungen und seine betagte Schwester, die allein das Haus ihrer verstorbenen Eltern bewohnte.

    Mitte der 2000er-Jahre war Kotthausen dem Ruf einer Werbekampagne gefolgt, die sich findige Leipziger Stadtväter ausgedacht hatten. Sie warben um neue Einwohner und lockten mit billigen altengerechten Wohnungen. Nun also wohnte Kotthausen in Leipzig, hatte sich in ein generationsübergreifendes Wohnprojekt eingekauft und frönte dort seinem Hobby. Auf den Visitenkarten, die er sich drucken ließ, stand »Historiker«. Als solcher besuchte er bereits vor einigen Jahren seine alte Heimatstadt Wuppertal. Damals blieb sein Suchen ergebnislos. Nun aber glaubte er, neue Beweise zu haben.

    Das legendäre, seit dem Kriegsende aus Königsberg verschwundene Bernsteinzimmer zog ihn zurück in das Tal der Wupper. Mehr denn je war er davon überzeugt, dass es sich irgendwo in der Stadt verbergen musste. Bisher war die Suche nicht von Erfolg gekrönt. Doch vielleicht hatte er hier, im letzten noch nicht durchsuchten Tunnel Glück. Die Hardt-Kaverne und das weitverzweigte Höhlenlabyrinth schienen ihm der richtige Ort zu sein.

    *

    Die schweißnass auf der Stirn klebenden Haare schob er zum wiederholten Mal beiseite. Ratlos schaute er auf den vor ihm liegenden Tunneleingang.

    Sah nur wie eine leichte Metalltür aus. Doch wo auch immer er den Hebel ansetzte, es bewegte sich nichts. Handwerkliches Geschick war ihm trotz seiner früheren Ausbildung nicht gegeben. Wütend trat er gegen das störrische Eisending.

    Vielleicht könnte er die Hebelwirkung erhöhen, wenn er sich auf das Stemmeisen stellte? Immerhin brachte er knapp 100 Kilo auf die Waage. Er bückte sich, um das Eisen an der unteren Türkante anzusetzen. Ein trockener Knall ließ ihn überrascht aufschauen. Bewegte sich die Tür schon?

    Nee, keinen Millimeter rührte sie sich.

    Ein Motorrad schoss unten auf der Straße vorbei. War wohl eine Fehlzündung gewesen, die er gehört hatte.

    Schnaufend richtete er sich wieder auf, stützte sich mit einer Hand an der Tür ab, wischte mit der anderen noch einmal Schweiß von der Stirn. Hilfesuchend blickte er zum Vollmond hinauf. Der ihn umgebende Nebel verlieh der gelben Scheibe das Aussehen eines in der Luft hängenden Spiegeleis. Hilfe konnte er von dort nicht erwarten. Dafür bemerkte er ein wackeliges Licht, das sich langsam näherte. Ein nächtlicher Radfahrer schlingerte das Hardtufer entlang, kam auf ihn zu. Er

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