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Stress – Erschöpfung – Burn-out: Wie können pädagogisch Tätige sich stärken und vorbeugen?
Stress – Erschöpfung – Burn-out: Wie können pädagogisch Tätige sich stärken und vorbeugen?
Stress – Erschöpfung – Burn-out: Wie können pädagogisch Tätige sich stärken und vorbeugen?
eBook166 Seiten2 Stunden

Stress – Erschöpfung – Burn-out: Wie können pädagogisch Tätige sich stärken und vorbeugen?

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Über dieses E-Book

Stress erlebt heutzutage wohl jeder von uns, Erschöpfung mancher und Burn-Out zum Glück nur wenige. Aber die Tendenz dazu, insbesondere in pädagogischen Berufen, ist stetig steigend.

Woran liegt das? Woran liegt es, dass uns unsere eigentlich geliebte pädagogische Tätigkeit stresst, erschöpft und uns sogar in einen Burn-out geraten lässt? Welches sind die Faktoren, die zu diesen Zuständen führen? Und lassen diese sich, wenn ja wie, beeinflussen? Können wir Stress, der üblicherweise den Einstieg in eine Abwärtsspirale darstellt, überhaupt vermeiden? Oder müssen wir nicht vielmehr lernen, mit Stress anders umzugehen?

Diesen Fragen geht das vorliegende Buch, in dem Vorträge und Seminarinhalte des Stuttgarter Bildungskongresses 2018 zusammen gefasst sind, nach. Es wird Ihnen hoffentlich dabei helfen, mit den besagten Problemen besser fertig zu werden.

Inhaltsverzeichnis :

Andreas Neider: «… und haben nicht acht ihrer selbst».
Michaela Glöckler: Die Ursachen der Erschöpfung verstehen und selbst behandeln
Johannes Greiner: Was hält, wenn sich der Abgrund öffnet?
Ursula Grünewald: Bin ich, wer ich sein könnte?
Renate Hölzer-Hasselberg: Burn-out: Mit der Krise wachsen
Rudi Ballreich: Das erschöpfte Ich – Wege aus Stress und Burn-out
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Feb. 2020
ISBN9783939374749
Stress – Erschöpfung – Burn-out: Wie können pädagogisch Tätige sich stärken und vorbeugen?

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    Buchvorschau

    Stress – Erschöpfung – Burn-out - Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

    Herausgegeben von Andreas Neider

    Mit Beiträgen von Rudi Ballreich, Michaela Glöckler, Johannes Greiner, Ursula Grünewald, Renate Hölzer-Hasselberg und Andreas Neider

    Inhalt

    ANDREAS NEIDER:

    «… und haben nicht acht ihrer selbst»

    MICHAELA GLÖCKLER:

    Die Ursachen der Erschöpfung verstehen und selbst behandeln

    JOHANNES GREINER:

    Was hält, wenn sich der Abgrund öffnet?

    URSULA GRÜNEWALD:

    Bin ich, wer ich sein könnte?

    RENATE HÖLZER-HASSELBERG:

    Burn-out: Mit der Krise wachsen

    RUDI BALLREICH:

    Das erschöpfte Ich – Wege aus Stress und Burn-out

    Über die Autoren

    ANDREAS NEIDER

    «… und haben nicht acht ihrer selbst»

    Wie können wir lernen, mit Stress, Erschöpfung und

    Burnout besser umzugehen?

    Die in diesem Buch, in dem Vorträge und Seminarinhalte des Stuttgarter Bildungskongresses im Januar 2018 wiedergegeben werden, beschriebenen Phänomene von Stress, Erschöpfung und Burn-out gehören leider immer häufiger zum Alltag pädagogisch tätiger Menschen. Warum ist dies so? Warum treffen diese Zustände besonders Menschen, die sich sozial engagieren, sich dem anderen Menschen, insbesondere dem Heranwachsenden zuwenden? Warum ist gerade der idealistisch strebende Mensch von diesen die ganze Existenz in Frage stellenden Krisen immer häufiger betroffen?

    «Und es gehen die Menschen, zu bestaunen die Gipfel der Berge und die ungeheuren Fluten des Meeres und die weit dahinfließenden Ströme und den Saum des Ozeans und die Kreisbahnen der Gestirne, und haben nicht acht ihrer selbst.»¹

    Als dem bekannten italienischen Dichter der frühen Neuzeit, Francesco Petrarca, bei seiner Besteigung des Mont Ventoux und der Lektüre des Augustinus auf dem Gipfel ausgerechnet dieser Satz aus den «Confessiones» entgegen schlägt, ist Petrarca tief betroffen, weil er feststellen muss, dass es auch ihm im bisherigen Leben so ergangen ist: so sehr mit äußeren Dingen beschäftigt und abgelenkt, dass er seiner selbst eben nicht geachtet hat.

    Achtsamkeit ist also mitnichten eine Erfindung des Buddhismus, sie wurde auch in der europäischen Tradition gesucht und gepflegt, wenn auch auf heute eher weniger bekannten Wegen. Fakt aber ist, dass den Phänomenen von Stress, Erschöpfung und Burn-out eben diese von Petrarca bei Augustin entdeckte Weisheit zugrunde liegt: Achte auf dich selbst, sonst gehst Du im Äußeren des Lebens unter.

    Warum aber achten die Menschen so wenig auf sich selbst? Weil es unbequem ist! Weil wir uns, wenn wir auf uns selbst achten, mit uns selbst natürlich auch konfrontiert werden, mit Eigenschaften, Gewohnheiten, Mechanismen, die wir uns, wann auch immer, eben nun einmal angeeignet haben. Was aber würde es bedeuten, diese uns anerzogenen, habituell gewordenen Gewohnheiten zu ändern?

    Oft ist es eben erst der Burn-out, wenn also Nichts mehr geht, der uns dazu zwingt, dass wir uns mit diesen Schattenseiten auseinandersetzen, dass wir uns selbst gegenüber achtsamer, das heißt aber auch, unserer eigenen Schwächen bewusster werden können.

    Denn an den äußeren Bedingungen, die heutzutage nun einmal stressig oder belastend sein können, werden wir nicht immer etwas ändern können, dafür aber umso mehr an uns selbst, an unserer Art, auf diese Bedingungen zu reagieren. Wir können durch Achtsamkeit mit uns selbst lernen, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen, wenn wir beginnen, auch uns selbst in einem anderen, das heißt wahren Licht zu sehen. Wie dies geschehen kann, wollen die fünf nachfolgenden Beiträge in verschiedenen Schritten aufzeigen.

    Michaela Glöckler weist in ihrem Beitrag auf das bei Paulus formulierte «hohe Lied der Liebe» hin und deutet dieses in salutogenetischem Sinne. Das will heißen, dass es uns häufig einfach an der notwendigen Liebefähigkeit mangelt, ohne die Stress eben kaum zu bewältigen ist. Wie diese aber zu entwickeln ist, das will uns ihr Beitrag vor Augen führen.

    Johannes Greiner weist mit seinem Beitrag auf die oben schon genannten Abgründe hin, an die wir durch einen Burn-out geraten können und zeigt dann auf, welche helfenden, mitunter wunderbaren Mächte es gibt, um diesen Abgrund zu überschreiten.

    Ursula Grünewald zeigt anhand der gewaltfreien Kommunikation auf, welche Mechanismen es sind, die uns in den Abgrund manövrieren lassen, wenn wir sie nicht in bewusster Weise durchschauen und beherrschen lernen.

    Renate Hölzer-Hasselberg schließt mit ihrem Beitrag daran an und macht besonders darauf aufmerksam, welche äußeren Falktoren es sind, die uns in Stress, Erschöpfung oder Burn-out hinein geraten lassen. Denn auch an diesen äußeren Faktoren können wir gezielt und achtsam arbeiten.

    Rudi Ballreich beschreibt abschließend, welche inneren und äußeren Mechanismen es sind, die uns in die Erschöpfung und in den Burn-out hineintreiben, und wie es gelingen kann, sich dieser bewusst zu werden.

    Pädagogisch tätig zu sein, sich für den werdenden Menschen zu engagieren, ganz für die Kinder da sein zu können, bedeutet also, dass wir zugleich auch bei uns selbst sein können, denn nicht umsonst heißt es im Matthäusevangelium (Mt. 22,39): «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst».

    In diesem Sinne möchte der vorliegende Dokumentarband des Stuttgarter Bildungskongresses 2018 Ihnen helfen und den Rücken stärken, um mit Stress, Erschöpfung und Burn-out besser umgehen und diese zu unserem Alltag gewordenen Phänomene besser bewältigen zu können.


    1 Francesco Petrarca, Die Besteigung des Mont Ventoux, Frankfurt a. M. 2009, S. 192.

    MICHAELA GLÖCKLER

    Die Ursachen der Erschöpfung

    verstehen und selbst behandeln

    «Die Ursachen der Erschöpfung verstehen und selbst behandeln» mag als Titel anmaßend klingen – zumindest für Ärzte und Therapeuten, die wissen, wie schwierig Diagnose und erfolgreiche Therapie auf diesem Feld sind. Zudem kennen wir das Sprichwort: «Wer sich selbst behandelt, hat einen Narren zum Arzt.» Ich will Ihnen jetzt nicht zumuten, dass Sie zu Narren werden und sich selbst behandeln. Ich bin jedoch der Ansicht, dass es bei dieser Regel Ausnahmen gibt. Zu den Krankheiten, die der Selbstbehandlung zugänglich sind, gehört die Erschöpfung und bis zu einem gewissen Grade auch das echte Burn-out-Erschöpfungssyndrom. Denn bei diesem Krankheitsbild weiß der Betroffene in der Regel am allerbesten, warum er oder sie in diese Situation gekommen ist. Da, wo man am meisten weiß, am meisten davon versteht, kann man sich auch am besten behandeln.

    Ich darf hier eines meiner Lieblingszitate von Rudolf Steiner dazu stellen: als junger Student hat er einmal einen Fragebogen ausgefüllt mit vielen Fragen zur persönlichen Lebenseinstellung und Führung. Da war auch eine Frage: «Welchen Fehler würdest du am ehesten verzeihen?» seine Antwort war: «Jeden, wenn ich ihn begriffen habe.» Das war für mich ein entscheidender Augenöffner! Man kann alles verzeihen, was man versteht.

    Zum Gesundwerden gehört vor allem, dass man sich verzeiht, dass man krank geworden ist. Das heißt, man muss verstehen: Wie kam ich in diese Situation? Und: will ich da heraus? Will ich wirklich wieder gesund werden? Wie lange hat es wohl gedauert, bis ich dekompensiert geworden bin? So wird es sich auch länger dauern, bis ich wieder gesund bin. In der Regel braucht es mindestens ein Drittel der Zeit die der Krankheitsprozess gedauert hat. Bei einem echten Burn-out zieht sich der Gesundungsprozess oft über ein Jahr hin. Manchmal auch länger. Der Unterschied zwischen Erschöpfung und Burn-out ist die Therapiedauer. Eine normale Erschöpfung kann man mit ein bis drei Monaten Erholung kompensieren. Man kann ihr auch vorbeugen. Erschöpften Lehrern empfehle ich z.B. dass, bevor sie wirklich in die behandlungsbedürftige Erschöpfung herein geraten, sie vorher mit dem Kollegium sprechen und um eine Auszeit bitten. Es ist viel gesünder, vorbeugend krank zu sein, als richtig krank zu werden. Denn der Riesenvorteil, wenn man vorbeugend, prophylaktisch krank wird, sich bewusst krank meldet, ist, dass man dann mit der freien Zeit etwas anfangen kann, weil man eben noch nicht richtig krank ist. Wenn man wartet, bis man richtig krank ist, ist man nicht mehr leistungsfähig.

    Ich kenne manchen Fall aus meiner Zeit als Schulärztin, wo die betreffenden Kollegen, bis zur definitiven Erschöpfung gearbeitet haben und dann oft zu früh wieder kamen, um nicht zu lange vertreten werden zu müssen. Beides ist problematisch. Die Erholungszeit kann nicht für die Unterrichtsvorbereitung genutzt werden, und man ist in der Gefahr, rückfällig zu werden und längere Zeit weniger belastbar zu sein.

    Ich habe einmal einen erschöpften Waldorflehrer vertreten mit der Epoche Gesundheitslehre in der 7. Klasse. Als dann die Epoche vorbei war (ich habe ihn vier Wochen lang vertreten), kam er wieder, war jedoch noch nicht wirklich wieder gesund; man hätte ihm eigentlich noch einen zweiten Monat geben müssen. Wir tun das nicht, weil wir das einfach noch nicht richtig verstehen. Man denkt leicht: Wer ist denn nicht erschöpft?! Wieso darf der oder die jetzt schon einmal prophylaktisch in Urlaub?! Da kommt einem schnell der Neid in die Quere, weswegen man das irgendwie nicht möchte. Daher traut man sich das auch nicht so recht, dies anzusprechen oder einzuführen. Es wäre aber vernünftig, denn dann könnte man in Ruhe in der Auszeit die nächste Unterrichts-Epoche vorbereiten, mal richtig ausschlafen und für Erholung sorgen. Zudem käme man dann früher wieder zurück.

    Es kommt also zunächst einmal darauf an, dass man versteht, wodurch Erschöpfung zustande kommt, dann kann man sie sich selbst (und anderen) verzeihen. Dann aber kann man sie auch selbst behandeln und sich vornehmen, dass es nicht wieder soweit kommt. Das Schöne ist: Es gibt Bedingungen, wenn man die einhält, dann passiert das nicht mehr. Alles, was man lernen möchte, hat Bedingungen. Wenn man die einigermaßen respektiert, berücksichtigt, dann entwickelt sich die gewünschte Fähigkeit, und das ist dann zum Beispiel die, dass man sich nicht mehr erschöpft, weil man die Bedingungen kennt, wie man sich in einem gewissen Kräftegleichgewicht selber halten kann. Es ist ja klar, dass das ohne eine gewisse Selbstschulung nicht geht.

    Verstehen ist aber nicht nur, dass man etwas durchdenkt, denn wir wissen Vieles, und wir verstehen es auch sogar, aber wir können trotzdem noch nicht die adäquaten Konsequenzen ziehen; es fehlt noch die dafür nötige Wärme, die nötige Motivation. Wenn zum Verstehen nicht das Gefühl hinzutritt, das Verstandene auch zu schätzen, so dass man es realisiert sehen möchte, dann bewirkt auch das beste Verstehen nichts. Wir wissen auch alle: Wenn man etwas Schwieriges verstehen will, dann scheut man sich auch, mit dem Gefühl wirklich hineinzugehen, weil es weh tut, nicht zu verstehen. Man muss sich überwinden, auch das Gefühlt, sich über die eigene Unfähigkeit zu ärgern.

    Deswegen ist das normale intellektuelle Verstehen oft ein Scheinverständnis und nicht das Verstehen, das zu einem wirklich – wie wir dann sagen – vertieften Verständnis führt. Aaron Antonovsky, der Begründer der Salutogenese, hat das wunderbar herausgearbeitet. Er musste ja an der Universität Be‘er Scheva den Gesundheitszustand älterer Frauen in Israel untersuchen und hat dabei zu seiner großen Überraschung bemerkt, dass unter den gesündesten Frauen in dieser Altersgruppe auch eine Anzahl von Überlebenden des Holocaust waren. Das hat ihn sehr überrascht, weil er dachte, die Holocaust-Opfer, die diese Hölle überlebt haben, müssten körperlich oder zumindest seelisch nachhaltig geschädigt sein. Es war aber umgekehrt. Einige unter Ihnen zeigten nicht nur keine Krankheitssymptome oder Beeinträchtigungen. Vielmehr waren sie gesünder als die, die nicht in dieser Hölle gewesen waren. Das fiel ihm sehr schwer zu begreifen. Das wollte er als Medizinsoziologe verstehen. So interviewte er seine Probandinnen

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