Gefährliche Täuschung: Chefarzt Dr. Norden 1154 – Arztroman
Von Jenny Pergelt
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Dr. Daniel Norden gefiel überhaupt nicht, was seine Recherchen zu dem neuen Medikament gegen Multiple Sklerose ergeben hatten. Immer wieder las er sich den Online-Artikel durch, in der Hoffnung, etwas Wichtiges überlesen zu haben. Aber nein, es war sicher: RDO 150, das seit einigen Jahren auf dem amerikanischen Markt war, hielt leider nicht, was es versprochen hatte. Es war völlig wirkungslos! Dabei hatten die ersten Studienergebnisse so vielversprechend geklungen. So vielversprechend, dass die Genehmigung für Deutschland als beschlossene Sache galt. Daniel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er bedauerte alle Patienten, die der Zulassung entgegenfieberten. Für sie würde eine Welt zusammenbrechen, wenn ihre Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzte. Es gab einen Grund dafür, dass Daniel sich zu dieser frühen Zeit mit den Berichten über RDO 150 beschäftigte. In einer halben Stunde hatte er einen Termin mit Dr. Konrad Schneider. Er kannte den jungen Mann schon seit vielen Jahren. Konrad Schneider hatte zusammen mit Danny, dem ältesten Sohn von Daniel und Fee Norden, Medizin studiert. Mit zwei anderen Kommilitonen hatten sie eine Lerngruppe gegründet, die sehr oft im Haus der Nordens zusammenkam. Während sich Danny später als praktischer Arzt niederließ, hatte es Konrad in die Forschung gezogen. Er war Wissenschaftler geworden und arbeitete in einem Forschungsinstitut, das sich mit pharmazeutischen Studien beschäftigte. Als Projektleiter der Zulassungsstudie für RDO 150 war es seine Aufgabe, Kliniken für die Mitarbeit zu gewinnen. Die Klinikärzte sollten dann passende Patienten auswählen, sie über die Studie aufklären und ihnen die Teilnahme anbieten.
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Buchvorschau
Gefährliche Täuschung - Jenny Pergelt
Leseprobe:
Familie Dr. Norden Special Edition
LeseprobeUnveröffentlichte Romane
E-Book 1: Immer wieder Dr. Lammers!
E-Book 2: Da stimmt doch etwas nicht?
E-Book 3: In einer anderen Welt
E-Book 4: Deutliche Zeichen
E-Book 5: Leben heißt Veränderung
Chefarzt Dr. Norden
– 1154 –
Gefährliche Täuschung
So darf ein Arzt nicht handeln
Jenny Pergelt
Dr. Daniel Norden gefiel überhaupt nicht, was seine Recherchen zu dem neuen Medikament gegen Multiple Sklerose ergeben hatten. Immer wieder las er sich den Online-Artikel durch, in der Hoffnung, etwas Wichtiges überlesen zu haben. Aber nein, es war sicher: RDO 150, das seit einigen Jahren auf dem amerikanischen Markt war, hielt leider nicht, was es versprochen hatte. Es war völlig wirkungslos!
Dabei hatten die ersten Studienergebnisse so vielversprechend geklungen. So vielversprechend, dass die Genehmigung für Deutschland als beschlossene Sache galt.
Daniel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er bedauerte alle Patienten, die der Zulassung entgegenfieberten. Für sie würde eine Welt zusammenbrechen, wenn ihre Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzte.
Es gab einen Grund dafür, dass Daniel sich zu dieser frühen Zeit mit den Berichten über RDO 150 beschäftigte. In einer halben Stunde hatte er einen Termin mit Dr. Konrad Schneider. Er kannte den jungen Mann schon seit vielen Jahren. Konrad Schneider hatte zusammen mit Danny, dem ältesten Sohn von Daniel und Fee Norden, Medizin studiert. Mit zwei anderen Kommilitonen hatten sie eine Lerngruppe gegründet, die sehr oft im Haus der Nordens zusammenkam.
Während sich Danny später als praktischer Arzt niederließ, hatte es Konrad in die Forschung gezogen. Er war Wissenschaftler geworden und arbeitete in einem Forschungsinstitut, das sich mit pharmazeutischen Studien beschäftigte. Als Projektleiter der Zulassungsstudie für RDO 150 war es seine Aufgabe, Kliniken für die Mitarbeit zu gewinnen. Die Klinikärzte sollten dann passende Patienten auswählen, sie über die Studie aufklären und ihnen die Teilnahme anbieten. Die Verabreichung des Medikaments und die Überwachung seiner Wirksamkeit würden außerdem zu den Aufgaben der Klinik gehören. Das bedeutete sehr viel zusätzliche Arbeit für seine Mitarbeiter, die Daniel ihnen nicht leichten Herzens zumuten wollte. Doch er wusste, dass sie diesen Aufwand nicht scheuen würden – in Erwartung positiver Effekte für ihre Patienten. Positive Effekte hieß, dass die Patienten Heilung oder zumindest Linderung erwarten dürften. Doch genau das war nach den neuesten Erkenntnissen zu RDO 150 mehr als fraglich.
Daniel stieß hörbar die Luft aus. Er hatte eine Entscheidung getroffen und wusste, dass sie Konrad Schneider nicht gefallen wird.
Es klopfte an der Tür, und auf sein freundliches »Herein« ließ sich alsbald Katja Baumann, seine Assistentin, blicken.
»Guten Morgen, Dr. Norden«, begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln, und sofort schrumpften Daniels trübe Gedanken auf ein Nichts zusammen. Frau Baumann schien eine besondere Gabe zu haben. Anders war es für Daniel nicht zu erklären, warum sich niemand ihrer guten Laune und dem herzlichen Naturell entziehen konnte. Es war, als würde in ihrer Gegenwart die Sonne immer ein wenig heller scheinen. Er wusste, es ging nicht nur ihm so. Auch auf andere hatte sie diese Wirkung. Nun gut, einige Ausnahmen gab es da schon. Bei Menschen wie Dr. Berger konnte selbst sie nichts ausrichten. Er blieb auch in ihrer Gegenwart zynisch und mürrisch. Man könnte fast meinen, dass er dann besonders unfreundlich wäre. So, als hätte er Sorge, ihr freundliches Wesen könnte als Sieger aus einem Wettstreit hervorgehen.
»Sie sind heute ja sehr zeitig im Büro, Dr. Norden. Ich dachte mir, dass Ihnen deshalb eine Tasse Kaffee guttun würde.« Katja stellte das kleine Tablett, auf dem sich neben einer vollen Kaffeetasse auch ein Tellerchen mit Schokoladenkeksen befand, auf dem Schreibtisch ab.
»Wann haben Sie denn den Kaffee gemacht?«, fragte Daniel erstaunt. »Sie müssen doch gerade erst gekommen sein.«
Katja lachte leise. »Nein, ich bin schon seit einer Stunde hier. Aber Sie waren so in Ihrer Arbeit vertieft, dass Sie mein Kommen gar nicht bemerkt haben. Allerdings war ich auch sehr leise, weil ich Sie nicht stören wollte.«
»Sie fangen aber recht früh an, Frau Baumann, lange vor Ihrem eigentlichen Arbeitsbeginn«, bemerkte Daniel stirnrunzelnd. »Und mir drängt sich der Verdacht auf, dass das nicht nur heute so ist.«
»Na ja, manchmal vielleicht«, wiegelte Katja ab. »Ich fange gern ein bisschen eher an. Diese frühen Stunden sind mir am liebsten. Alles ist dann noch so friedlich und still. Finden Sie nicht auch?«
Bevor Daniel antworten konnte, traf Konrad Schneider ein.
Daniel stand auf und begrüßte den jüngeren Mann herzlich: »Konrad, es ist schön, Sie wiederzusehen. Unser letztes Treffen liegt schon ein paar Jahre zurück. Ich glaube, es war auf Ihrer Hochzeit.«
»Ja, Dr. Norden, vor zwei Jahren«, gab Konrad steif zurück. Dem jungen Wissenschaftler gefiel es nicht, dass der Chefarzt der Behnisch-Klinik ihn so salopp mit dem Vornamen ansprach. Es war ja fast so, als wäre er immer noch Student und würde dieser peinlichen Lerngruppe angehören! Inzwischen war er ein renommierter Wissenschaftler geworden. Einen respektvolleren Umgang konnte er da schon erwarten.
Nachdem Katja auch ihm einen Kaffee gebracht hatte, kam Konrad auf den Grund seines Besuchs zu sprechen. Er wies auf die Studienunterlagen, die er Daniel Norden vor einer Woche geschickt hatte und die gut sichtbar auf dem Schreibtisch lagen.
»Wie ich sehe, haben Sie sich schon mit der Studie beschäftigt.« Konrad freute sich. Oft kam es nämlich vor, dass die Unterlagen in der Ablage oder im Papierkorb verschwanden, ohne dass vorher auch nur ein Blick darauf geworfen wurde. Nur selten machte sich jemand die Mühe, alles durchzulesen und sich intensiver damit zu befassen. Dr. Daniel Norden bildete da eine rühmliche Ausnahme. Es war unschwer zu erkennen, dass er die Unterlagen ausführlich studiert hatte. Davon zeugten die vielen Unterstreichungen und Notizen, die Konrad auf den Blättern sah. Seine Stimmung besserte sich sogleich. Endlich mal ein Termin nach seinem Geschmack. Er wusste doch, auf den alten Daniel Norden war Verlass. Der Einschluss der Behnisch-Klinik in die Studie war so gut wie sicher. Es zahlte sich eben aus, wenn man über gute Verbindungen verfügte.
Doch Daniel verwandelte Konrads vermeintlichen Triumph mit den nächsten Worten in eine Niederlage:
»Ja, das habe ich, Herr Schneider. Und nicht nur die. Ich habe auch weitere Publikationen zu RDO 150 gelesen. Und die klangen zu meinem größten Bedauern nicht halb so verheißungsvoll wie Ihr Anschreiben. Deshalb muss ich Ihnen leider mitteilen, dass die Behnisch-Klinik nicht an der Studie teilnehmen wird.«
»Ich verstehe nicht …« Konrad sah den Chefarzt verdattert an. Er war sich seiner Sache doch so sicher gewesen. Wie ein Kartenhaus fiel der Traum von einem schnellen Abschluss in sich zusammen. Dass ihn Norden plötzlich mit seinem Nachnamen ansprach, fiel ihm dabei noch nicht mal auf.
»Herr Schneider, ich habe mich ausführlich mit allen Veröffentlichungen zu dem neuen Medikament beschäftigt. Nach den anfänglich guten Therapieerfolgen wird jetzt immer deutlicher, dass diese nur auf den Placeboeffekt zurückzuführen sind. RDO 150 scheint völlig wirkungslos