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Star Trek - Deep Space Nine: Lichter im Dunkel
Star Trek - Deep Space Nine: Lichter im Dunkel
Star Trek - Deep Space Nine: Lichter im Dunkel
eBook490 Seiten6 Stunden

Star Trek - Deep Space Nine: Lichter im Dunkel

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Über dieses E-Book

Seit der Zerstörung Deep Space 9 sind zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit wurde sie von einer brandneuen und topmodernen Sternbasis ersetzt, kommandiert von Captain Ro Laren. Dennoch spüren Besatzung und Bewohner der ehemaligen Station die Auswirkungen ihres Verlusts. Kira Nerys ist aus dem Wurmloch zurückgekehrt, in dem sie gefangen war, seit es zwei Jahre zuvor kollabierte. Sie trifft auf der neuen DS9 ein, um festzustellen, dass Altek Dans bereits dort ist.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum5. Aug. 2019
ISBN9783959819664
Star Trek - Deep Space Nine: Lichter im Dunkel

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    Buchvorschau

    Star Trek - Deep Space Nine - David R. George III

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    Anlage mit hohem Risiko

    I

    Entschlossen betrat Captain Ro Laren den Hangar, erpicht darauf, die Identität des Piloten, der gerade ein Schiff auf Deep Space Nine gelandet hatte, zu bestätigen oder zu widerlegen. Doktor Pascal Boudreaux, der leitende medizinische Offizier der Station begleitete sie und hinter ihnen folgten seitlich versetzt die Crewmen Barry Herriot und Torvan Pim. Auf Befehl des Captains hatten die beiden Sicherheitsoffiziere ihre Phaser nicht gezogen.

    Mit einer Geste bedeutete Ro Herriot und Torvan, im Hangar links und rechts der Tür Stellung zu beziehen, dann ging sie mit Boudreaux auf das Schiff zu. Über ihnen funkelten die Sterne, während sich die Luke schloss. Ein Band aus Emittern am Rand der Öffnung leuchtete blau und signalisierte so, dass das Kraftfeld des Hangars aktiv war und die Atmosphäre im Inneren der Abteilung hielt.

    Sechs Meter vom Schiff entfernt blieben Ro und der Arzt stehen. Das leiser werdende Winseln von Antigrav-Einheiten begleitete die Abschaltsequenz. Der Rumpf war matt und fleckig, was in bestimmten Umgebungen vermutlich eine nützliche Tarnung war. Da es etwas kleiner als ein Runabout war, hatte es auf der vorgesehenen Landezone ausreichend Platz. Die relativ kompakte Größe und die einfache Konfiguration legten nahe, dass es vermutlich zu einem größeren Schiff gehörte und nicht auf sich allein gestellt operieren konnte.

    Der diensthabende Offizier der Beta-Schicht, Ensign Allasar, hatte gemeldet, dass in keiner der relevanten Datenbanken eine Entsprechung dieses Schiffs zu finden war. Ro kannte die Bauweise nicht, sodass sie über seine Herkunft nur spekulieren konnte. Da es gerade erst durch das Wurmloch ins bajoranische System gekommen war, bestand theoretisch die Möglichkeit, dass es von irgendeinem der unbekannten Planeten in den riesigen, unerforschten Weiten des Gamma-Quadranten stammen könnte.

    »Es kommt mir nicht bekannt vor«, merkte Boudreaux an und sprach damit die Gedanken des Captains aus, wenn auch mit seinem kräftigen kreolischen Akzent. »Ich empfange ein einzelnes Lebenszeichen«, ergänzte er mit einem Blick auf seinen Trikorder. »Definitiv bajoranisch.« Ro hatte dem Arzt gesagt, wer der Passagier des Schiffs vorgab zu sein.

    »Machen Sie auf alle Fälle eine Blutanalyse«, befahl der Captain. »Nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, will ich sichergehen, dass es nicht in Wirklichkeit ein Aszendent oder eine andere Art von Gestaltwandler ist.«

    »Verstanden.«

    Während Ro nach ihrem Kommunikator griff, schloss sich die Luke über ihnen mit einem beruhigenden Scheppern. Sie wartete einen Moment, bis der Nachhall verklungen war. Das Blau der Emitter um die Luke verblasste, als sich der Kraftfeldgenerator automatisch deaktivierte.

    Ro berührte ihren Kommunikator, der zur Antwort zirpte. Doch bevor sie einen Kanal zu dem Schiff vor ihr öffnen konnte, glitt eine Hüllenplatte nach hinten. Ro hörte das Flüstern des Druckausgleichs. Einen Moment später schob sich die Platte zur Seite und gab den Blick auf eine einsame Gestalt frei, die im Zugang des Schiffs stand.

    Es war Kira Nerys.

    Auch wenn sich die Vedek äußerlich stark verändert hatte, seit Ro sie das letzte Mal gesehen hatte, erkannte der Captain sie sofort. Immerhin hatten sie zwei Jahre lang täglich auf der alten Deep Space Nine zusammen gedient, bis Kira die Sternenflotte verlassen und sich den bajoranischen Geistlichen angeschlossen hatte. Die Vedek trug nicht die üblichen Roben ihres Stands, sondern ein dunkelgrünes Hemd mit dazu passender Hose. Kleidung, die irgendwo zwischen zweckdienlicher Schiffskleidung und einer Uniform lag. Das Haar fiel ihr ein gutes Stück bis über die Schultern. Es war länger, als es der Captain je an ihr gesehen hatte. Die Vedek wirkte auch älter und schlanker.

    Aber ich habe diese Haltung schon an ihr gesehen, dachte Ro. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Kira hatte ihre Zielstrebigkeit immer offen zur Schau gestellt. Tatsächlich hatte die Vedek mit ebendieser Entschlossenheit vor über zwei Jahren ein Runabout gekapert und war damit ins Wurmloch geflogen. Dort hatte sie dabei geholfen, die abtrünnige Besatzung eines romulanischen Warbirds zu besiegen und Captain Sisko und die Defiant zu retten. Als die große Subraumbrücke jedoch mit ihr noch darin kollabierte, hatte man sie für tot erklärt.

    Aber ganz offensichtlich ist sie nicht tot, dachte Ro. Obwohl sie darauf wartete, dass Doktor Boudreaux seine medizinische Bestätigung gab, zweifelte der Captain nicht daran, dass Kira Nerys zurück war. Als Widerstandskämpferin, als Mitglied der bajoranischen Miliz und als Sternenflottenoffizier war die Vedek dem Tod mehr als einmal von der Schippe gesprungen. Ros Vertrauen ihre Identität betreffend hatte jedoch weniger mit Kiras Unverwüstlichkeit zu tun, sondern vielmehr mit der immer beeindruckenderen Serie von Ereignissen, die mit den Propheten in Verbindung standen.

    Während Ro und Boudreaux auf das Schiff zugingen, trat Kira auf das Deck hinunter. Der Captain hatte das Bedürfnis, ihren ehemaligen befehlshabenden Offizier, der nach so langer Zeit plötzlich wieder unter ihnen weilte, zu umarmen. Aber bevor Ro etwas tun konnte, sagte Kira äußerst sachlich: »Captain, Doktor. Ich nehme an, Sie wollen eine DNA-Probe.« Ohne auf eine Antwort zu warten, streckte sie ihren Arm aus, die Hand geöffnet und die Handfläche nach oben gerichtet. »Sie sollten mein Blut auch auf morphogene Eigenschaften untersuchen.« Da sie fast zehn Jahre lang auf der alten DS9 gedient hatte, kannte Kira die Sicherheitsbestimmungen der Sternenflotte in- und auswendig.

    »Danke«, sagte Ro. Sie nickte Boudreaux zu, der sofort ein Gerät aus dem Medikit an seiner Seite holte. Er nahm eine Hautprobe von Kiras ausgestreckter Hand und schob sie in den Trikorder. Dann nahm er ein anderes Gerät und hielt es an den Oberarm der Vedek, um eine Phiole mit Blut zu füllen. Boudreaux brauchte keine zwei Minuten, um Kiras Identität zu bestätigen.

    »Danke, Doktor«, sagte die Vedek. Dann fragte sie Ro: »Wie lange war ich weg?«

    »Über zwei Jahre.« Ro fragte sich, wie man im Himmlischen Tempel Zeit wahrnahm. »Das Wurmloch ist, kurz nachdem Sie hineingeflogen sind, zusammengebrochen. Man hat Sie für tot erklärt …« Der Captain unterbrach sich mitten im Satz. »Die Vedek-Versammlung hat Sie für vermisst erklärt und angenommen, Sie wären in der Obhut der Propheten.« So verzweifelt und unwahrscheinlich die offizielle Erklärung für Ro immer geklungen hatte, auf einmal ergab alles einen Sinn. »War das der Fall? Waren Sie die ganze Zeit im Wurmloch?«

    Kira sah von Ro zum Arzt und wieder zurück. »Wir sollten uns unter vier Augen unterhalten, Captain.«

    Ro sah Boudreaux an, der die Augenbrauen hob. Der Captain konnte nicht sagen, ob er amüsiert oder empört war. Sie musste nicht lange über die Bitte nachdenken, sie vertraute Kiras Urteil. »Pascal, gehen Sie zurück ins Sector General und melden Sie Commander Blackmer Ihre Ergebnisse. Wenn Vedek Kira und ich hier fertig sind, bringe ich sie für eine vollständige Untersuchung zu Ihnen.«

    »Aye, Captain.« Bevor er ging, sprach der Arzt Kira direkt an. »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Vedek.« Kira nickte schweigend und Boudreaux ging zur Hangartür.

    Nachdem er gegangen war, deutete Ro auf das Schiff der Vedek. Der Captain hatte Fragen bezüglich dieses Schiffs – Haben es die Propheten selbst gebaut, und wenn nicht, woher stammt es? –, aber sie würde sich erst einmal zurückhalten. Ro spürte die Dringlichkeit, die von der Vedek ausging, und wie wichtig ihr ein vertrauliches Gespräch war. »Sind wir an Bord ungestört?«

    Kira nickte erneut, dann führte sie den Captain die Stufen hinauf und in die Hauptkabine. Ros Meinung nach war sie ziemlich eng. Eine Reihe aus sechs Sesseln auf beiden Seiten des kleinen Abteils ließ wenig Bewegungsfreiraum. Ro sah zum Heck und entdeckte, dass eine große Transporterplattform und so etwas wie ein Frachtraum den Großteil des Innenraums einnahmen.

    Ro setzte sich in einen der beiden vorderen Sessel vor der Hauptkonsole des Schiffs. Kira blieb stehen. »Gerne beantworte ich alle Ihre Fragen, Captain, aber ich muss erst ein paar Dinge wissen«, erklärte die Vedek. »Was können Sie mir über den Angriff der Aszendenten sagen und was ist mit Endalla passiert? Und was ist aus Taran’atar geworden?«

    Die Fragen überraschten Ro. Hatte jemand Kira über alles, was in den vergangenen Monaten geschehen war, informiert? Hatte sie das alles irgendwie miterlebt? Diese Dinge waren während der Abwesenheit der Vedek geschehen … es sei denn … »Sind Sie im Wurmloch den Aszendenten begegnet? Haben Sie ihre Welt dort besucht?«

    Die Vedek blinzelte. »Was?« Ihr war die Verwirrung über Ros Frage deutlich anzusehen. »Wollen Sie sagen, im Himmlischen Tempel gibt es … eine Welt der Aszendenten?« Kira wirkte beinahe, als hätte man sie geschlagen. Sie ließ sich schwer in den anderen Sessel vor der Kontrollkonsole fallen. Sie sah zur Seite, durch die vordere Sichtluke, aber Ro war überzeugt, dass sie auf der Suche nach Verständnis eigentlich in sich selbst blickte. Schließlich sah sie den Captain wieder an und beugte sich zu ihr. »Wovon reden Sie?«

    II

    Schweigend hörte Kira Ro zu, während diese rekapitulierte, was sich in den vergangenen zwei Monaten im bajoranischen System – und im Wurmloch – ereignet hatte. Die Vedek versuchte, die Implikationen dessen, was sie hörte, zu verarbeiten, was durch ihre eigenen turbulenten Erlebnisse noch erschwert wurde. Es war nur Augenblicke her – zumindest nach Kiras Verständnis –, dass sie im Gamma-Quadranten zusammen mit Taran’atar versucht hatte, einen Angriff der Aszendenten auf Idran IV abzuwehren. Sie hatten nicht nur die Eav’oq-Bevölkerung schützen wollen, sondern auch Kai Pralon während ihres Besuchs dort. Sie waren erfolgreich gewesen und im Anschluss war die Vedek Taran’atar gefolgt, der seinerseits die Flotte der Aszendenten durch das Wurmloch verfolgt hatte.

    Aber als Kira den Himmlischen Tempel verlassen hatte, hatte sie vor sich keine Schiffe entdecken können. Stattdessen hatte sie eine gigantische Raumstation gesehen, an denselben Koordinaten, wo sich einst die alte cardassianische Erzverarbeitungsanlage befunden hatte, aus der schließlich Deep Space Nine geworden und die letzten Endes zerstört worden war. Obwohl Kira noch nie eine solche Station gesehen hatte, hatte sie in ihr die typische Sternenflotten-Bauweise erkannt. Eine vergrößerte Ansicht hatte ihr das verzerrte Emblem der Organisation gezeigt sowie die Worte VEREINIGTE FÖDERATION DER PLANETEN auf einem der vertikalen Ringe, die die Station umspannten. Die Vedek hatte sofort geschlussfolgert, dass die Propheten sie irgendwann während ihres Flugs durch den Himmlischen Tempel in der Zeit versetzt hatten, aus der Vergangenheit, als Bajor das erste Mal von den Aszendenten angegriffen worden war, zurück in ihre eigentliche Zeit.

    Als der Captain die aktuelleren Ereignisse wiedergab, fühlte sich Kira überfordert. Von einem weiteren Angriff der Ohalavaru auf Endalla zu hören, ärgerte die Vedek, es verwirrte sie jedoch, von der Entdeckung zu erfahren, die man tief unter der Oberfläche des Mondes gemacht hatte, die sich nur als Gerüst beschreiben ließ. Die Rückkehr der Aszendenten überraschte sie nicht völlig – Raiq war immer überzeugt gewesen, dass ein paar ihres Volks die Feuersbrunst über Bajor irgendwie überlebt hatten. Aber ihre kollektive Metamorphose zu einer Verbindung aus Gestaltwandlern war überraschend. Kira wusste nicht, wie sie Taran’atars Anwesenheit unter ihnen bewerten sollte oder die Enthüllung, dass sie alle in den Himmlischen Tempel eingedrungen waren und dort die Form einer wandelbaren Welt angenommen hatten, allem Anschein nach, um dortzubleiben.

    Die Vedek musste an ihre Zeit im Wurmloch denken. Dort war sie über die Oberfläche einer Welt gegangen und hatte vergangene Ereignisse miterlebt, die sich direkt vor ihren Augen abgespielt hatten. Mehr noch, sie hatte als eine andere Person gelebt, definitiv während Bajors längst vergessener Vergangenheit, und obwohl sie sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnerte, regte sich in ihr der Verdacht, das alles könnte nicht mehr als eine aufwendige Simulation in einer Umgebung gewesen sein, die ihre Form nach Belieben ändern konnte. Nachdem sie das im Stillen verarbeitet hatte, wusste sie, sie musste dem Captain alles berichten.

    Die Vedek schwieg, nachdem Ro fertig war. Kira versuchte, ihre eigenen Erlebnisse mit dem in Einklang zu bringen, was ihr der Captain gerade offenbart hatte, und suchte im Ablauf der Ereignisse nach ihrer Bedeutung. Sie wollte den Willen der Propheten verstehen, aber ihr war auch klar, wie töricht allein der Versuch war. Trotzdem schienen die Umrisse des Bildes, das sich aus all diesen Teilen zusammenfügen ließ, zum Greifen nah zu sein.

    »Also hatten Sie mit nichts davon etwas zu tun«, sagte Ro schließlich in die Stille zwischen ihnen. »Sie wussten nicht mal davon.« Das war eine Feststellung, keine Frage.

    »Nein.«

    »Warum haben Sie dann explizit nach diesen Ereignissen gefragt? Woher wussten Sie überhaupt davon?« Im Moment schien sie eher neugierig als misstrauisch, aber Kira wusste, das würde sich schnell ändern, sollte sie nicht absolut ehrlich zu Ro sein.

    »Ich habe nicht nach dem gefragt, was Sie mir gerade berichtet haben«, stellte die Vedek richtig. »Ich habe nach dem Angriff der Aszendenten auf Bajor gefragt und nach Taran’atars Zündung von Iliana Ghemors isolytischer Subraumwaffe.«

    »Aber das war vor acht Jahren … und Sie waren dabei. Sie haben das alles miterlebt.«

    »Nicht alles«, widersprach Kira. »Ich habe damals nicht gesehen, was auf der anderen Seite des Wurmlochs geschehen ist, bevor die Aszendenten hindurchgeflogen sind.«

    »Natürlich nicht«, stimmte der Captain zu. »Wie sollten Sie auch?«

    »Weil ich dort war. Nachdem das Wurmloch zusammengebrochen war, habe ich im Inneren eine Art alternatives Leben gelebt – oder ich habe es mir eingebildet – und dann haben mich die Propheten tief in den Gamma-Quadranten geschickt … und in die Vergangenheit.«

    Ro nickte langsam und Kira konnte sehen, wie sie die einzelnen Stücke zusammenfügte. »Während Sie also den Aszendenten als befehlshabender Offizier von Deep Space Nine gegenübergestanden haben, existierte auf der anderen Seite des Wurmlochs eine zukünftige Version von Ihnen?«

    »Ja«, bestätigte Kira. »Und ich habe gedacht … ich habe gedacht, vielleicht könnte ich ändern, was passiert ist. Dass ich vielleicht die Wissenschaftler auf Endalla retten könnte und Taran’atar. Ich habe es versucht …« Kira beendete ihren Satz nicht. Das tat Ro für sie.

    »Aber nach allem, was Sie getan haben, ist es genauso wie ursprünglich gekommen.«

    »Ja.« Das zuzugeben schmerzte Kira. Ich habe gedacht, ich wäre die Hand der Propheten. Hatte sie sich ihre Begegnungen mit Ihnen nur eingebildet? Oder hatte sie Ihre Erwartungen an sie missverstanden?

    Nein, keines von beidem, erkannte die Vedek. Die Propheten hatten mit ihr kommuniziert, Sie hatten gewollt, dass sie in Ihrem Namen handeln sollte. Sie hatte schlichtweg versagt.

    »Es sei denn … es wäre ursprünglich gar nicht so passiert«, gab Ro zu bedenken. »Vielleicht wurde Bajor vor dem Eingreifen Ihres zukünftigen Selbst von den Aszendenten zerstört.«

    Kira dachte über diese Möglichkeit nach. Soweit sie es verstand, waren temporale Theoretiker der Ansicht, bei Zeitreisen sei es normal – sofern man eine Reise durch die Zeit jemals als normal bezeichnen konnte –, dass sich solche nicht zu entschlüsselnden Diskontinuitäten häuften. In den bisherigen Begegnungen der Vedek mit den Propheten war ihr Wissen über geschichtliche Ereignisse jedoch erhalten geblieben. Als Akorem Laan – ein Poet, der vor der Vollendung eines seiner größten Werke verschwand – in seine eigene Zeit zurückkehrte und sein Werk beendete, erinnerte sich Kira nach wie vor an das unvollendete Gedicht. Die Vedek merkte das Ro gegenüber an.

    »Dann haben die Propheten Sie vielleicht in die Vergangenheit geschickt, um genau das zu erreichen, was geschehen ist«, schlug der Captain vor.

    »Die Zerstörung von Endallas Ökosystem und den Tod der Wissenschaftler dort? Das klingt nicht wie etwas, das die Propheten tun würden.«

    »Aber wenn ohne Ihr Eingreifen Endalla und Bajor zerstört worden wären, ergibt es Sinn«, beharrte der Captain. »Und wenn die Propheten Sie dorthin gebracht haben, um diese Ereignisse zu beeinflussen, dann ist es nur vernünftig, davon auszugeben, dass Sie eine Auswirkung auf das hatten, was danach geschehen ist: die Verschmelzung der Aszendenten und Taran’atars zu einer gestaltwandelnden Verbindung, dass sie sich als Welt im Wurmloch niedergelassen haben und die Entdeckung von Endallas Gerüst.«

    Bei dieser Vorstellung wurde Kira schwindelig. Hatten die Propheten sie mit der Absicht in die Vergangenheit des Gamma-Quadranten geschickt, dass sie dafür sorgte, dass Taran’atar mit der Even Odds durch das Wurmloch fliegen würde? Dass er das eigenartige fremde Schiff benutzte, um zu verhindern, dass die Aszendenten Bajors Bevölkerung auslöschten? Dass die Taten des Jem’Hadars dafür sorgen würden, dass er sich mit den fanatischen Fremden körperlich verband und eine Welt im Inneren des Himmlischen Tempels formte, allem Anschein nach mit dem Segen der Propheten?

    Und bin ich innerhalb des Wurmlochs dort gelandet?, fragte sich Kira. Könnte sie auf dieser formbaren Welt gewesen sein, noch bevor sie entstanden war? Sie kannte die Erklärung des Abgesandten, dass die Propheten nicht linear in der Zeit existierten, und sie hatte mit eignen Augen Beweise dafür gesehen. Das würde bedeuten, sie hatte mit den Propheten an einem Ort interagiert, den es nicht geben würde, bis sie die Ereignisse in die Wege leitete, die überhaupt erst zur Entstehung dieses Orts führen würden.

    »Vielleicht«, räumte sie schließlich ein und erkannte mit einem Mal, wie sehr sie wollte, dass Ros Erklärung der Wahrheit entsprach. Kira konnte sich nicht einreden, dass ihre Taten im Gamma-Quadranten den schrecklichen Schaden an Endalla oder den Tod der Wissenschaftler dort ungeschehen gemacht hatten, aber sie konnte erkennen, wie sie die späteren Ereignisse ausgelöst hatte, von denen Ro gesprochen hatte – Ereignisse, die man als bedeutsam bezeichnen konnte.

    »Vielleicht«, sagte die Vedek erneut und hörte mehr Überzeugung in ihrer Stimme. Zum ersten Mal hatte Kira das Gefühl, sie wurde der Rolle gerecht, die ihr die Propheten auferlegt hatten, als Sie sie zu Ihrer Hand gemacht hatten.

    III

    Nog saß alleine an einem kleinen Tisch im hinteren Bereich des Replimat. Sein Abendessen – eigentlich nur eine Vorspeise aus Relotho-Larven – wartete unangetastet auf einem abgedeckten Teller am Rand des Tischs. Auf dem Tisch lagen einige Padds verteilt, von denen die meisten aktiviert waren. Er sah von einem zum anderen, betrachtete Bilder, las Texte, interpretierte Daten und versuchte, sich einen Plan zurechtzulegen, aber es fiel ihm schwer zu entscheiden, wo er überhaupt anfangen sollte.

    »Guten Abend!« Nog hob den Blick und sah auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs Lieutenant Commander John Candlewood, den leitenden Wissenschaftsoffizier von DS9. Er trug ein Tablett mit mehreren Tellern und einem hohen Glas mit Wasser oder einem anderen klaren Getränk. »Darf ich mich zu dir setzen?«

    »Ähm«, sagte Nog, unsicher, wie er am besten ablehnen sollte. Während ihrer gemeinsamen Dienstjahre hatten er und Candlewood sich angefreundet. Kennengelernt hatten sie sich vor fast zehn Jahren, während der historischen dreimonatigen Forschungsmission der Defiant im Gamma-Quadranten. Obwohl Nog im Moment keine Gesellschaft wollte, wollte er auch nicht die Gefühle des Wissenschaftsoffiziers verletzen. »Tut mir leid, John, ich bin im Moment sehr beschäftigt und muss alleine sein.«

    Candlewood nickte, dann beugte er sich vor und platzierte sein Tablett auf dem anderen Stuhl. »Wenn du wirklich alleine sein wolltest«, sagte er, während er mehrere Padds einsammelte, sie stapelte und zur Seite schob, »dann wärst du jetzt in deinem Quartier.« Nog wollte widersprechen, aber Candlewood nahm sein Tablett wieder auf und stellte es auf den nun freien Platz auf dem Tisch. Die Mahlzeit des Wissenschaftsoffiziers bestand aus einer Schüssel mit einer widerlich grünen Suppe, einem kleinen Teller mit Blattsalat und einem größeren, auf dem verschiedenfarbiges Gemüse und Käse lagen.

    »John, hör mal.« Nog wollte seinen Freund noch immer bitten, ihn alleine zu lassen, aber Candlewood lehnte sich über den Tisch und warf einen Blick auf das oberste Padd auf dem Stapel, den er eben zusammengeräumt hatte. Nog folgte seinem Blick und erkannte darauf eine Landkarte.

    »Willst du auf irgendeiner abgelegenen Welt auf Schatzsuche gehen?« Obwohl Nog bereits seit über zwölf Jahren in der Sternenflotte diente, neckten ihn viele seiner Freunde noch immer mit dem Streben der Ferengi nach Profit.

    »Nein, keine Schatzsuche«, widersprach Nog ein wenig abweisender als gewollt. »Nein«, wiederholte er freundlicher. Er sah seinen Freund über den Tisch hinweg an und erkannte, dass er wirklich über das, was passiert war, reden wollte. Bis jetzt hatte er noch mit niemandem über seinen Erfolg, Vic Fontaines Programm in eine Holosuite zu laden, gesprochen. Nicht einmal mit Ulu Lani, der hübschen Bajoranerin, die für Quark als Kellnerin arbeitete und die seit Neuestem mit Nog flirtete.

    Der leitende Operationsoffizier sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand im Replimat auf ihn und Candlewood achtete, dann senkte er seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. Nog erzählte seinem Freund von Vics Matrix und den dramatischen, unerklärlichen Veränderungen daran. Darunter auch, dass der Loungesänger in einem heruntergekommenen Hotel wohnte, aus dem man ihn am vorigen Abend mit Waffengewalt verschleppt hatte.

    »Darum geht es hierbei also?«, fragte Candlewood mit einer ausschweifenden Geste über das Sammelsurium aus Padds.

    »Ja.«

    »Was hast du vor?«

    Nog zuckte mit den Schultern. »Ich werde das Einzige tun, was mir bleibt. Ich werde zurück in das Programm gehen und Vic retten.«

    »Wovor retten?«

    »Das ist es ja: Ich weiß es nicht.« Er seufzte frustriert. »Das versuche ich herauszufinden.«

    »Warum reinitialisierst du das Programm nicht einfach?«, schlug Candlewood vor. Nog öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber der Wissenschaftsoffizier hob hastig die Hand, um ihm zuvorzukommen. »Warte, warte. Entschuldigung. Ich habe vergessen, dass Vic etwas ›Besonderes‹ ist.«

    Nog hörte die Geringschätzung in der Stimme seines Freunds. Auf der alten DS9 hatte Candlewood Vics Lounge ein paarmal besucht. Obwohl er behauptete, dass es Spaß gemacht hatte, vertrat der Wissenschaftsoffizier auch die Ansicht, dass er es ein wenig seltsam fand, dass Nog eine Simulation aus Computercode und holografischem Licht als Freund bezeichnete.

    »Vic ist etwas Besonderes«, beharrte Nog. »Und du weißt, wenn ich sein Hologramm zurücksetze, werden seine Erinnerungen vollständig gelöscht. Ich würde den Vic Fontaine, den ich kenne, praktisch umbringen.«

    »Ja, das ist mir klar, es tut mir leid. Es ist nur … bevor du es geschafft hattest, seine Matrix neu zu laden, hattest du ihn seit der Zerstörung der alten Station nicht mehr gesehen. Das ist lange her. Wie viel würdest du wirklich verlieren?«

    »Ich weiß, du findest das seltsam, aber Vic ist mein Freund. Seine Erinnerungen zu löschen wäre, als würde ich unsere Freundschaft löschen.«

    »Na gut, na gut. Ich sollte mir darüber kein Urteil bilden.« Candlewood tauchte einen Löffel in seine Suppe und hob ihn an die Lippen. Nach ein paar Schlucken hielt er inne und fragte: »Hast du mir nicht mal erzählt, dass du Vic schon mal innerhalb des Programms retten musstest?«

    »Das ist zwar lange her, aber ja, ein paar von uns haben Doktor Bashir dabei geholfen. Aber das war ein genau umrissenes Problem im Programmcode mit erkennbaren Parametern und einer eindeutigen Lösung.«

    »Ein ›Schachtelmännchen‹.«

    »Genau«, bestätigte Nog. »Und darum habe ich mich mit Felix Knightley, dem Mann, der Vics Code geschrieben hat, in Verbindung gesetzt, um herauszufinden, ob das eine weitere Überraschung ist, die er im Programm versteckt hat. Ich warte noch auf Antwort.« Nog schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, dass es so was ist, aber es fühlt sich anders an. Teilweise, weil Vic schon so lange im Simulationstester festsitzt.« Quark hatte den Loungesänger vor der Zerstörung der alten Deep Space Nine gerettet. Nogs Onkel hatte Vics Matrix in einem Testgerät installiert, aber bis vor Kurzem hatte es Probleme gegeben, den Sänger in eine Holosuite hochzuladen.

    »Glaubst du, dass Vic auf sein Programm beschränkt ist, könnte der Grund sein?« Candlewood legte den Löffel weg, nahm sich eine Gabel und stocherte in seinem Salat herum.

    »Vielleicht, aber ich weiß es nicht«, erklärte Nog. »Das ist im Moment mein größtes Problem: Ich habe keine Ahnung, was los ist. Ich weiß nur, dass man Vic entführt hat. Ich weiß nicht, wer, wo man ihn festhält oder warum, was darauf hinausläuft, dass ich nicht weiß, wie ich ihn finden und befreien soll, ohne ihn zu gefährden.«

    »Ich hasse es, das zu fragen«, sagte Candlewood, während er ein Radieschen aufspießte, »aber woher willst du wissen, ob Vic nach seiner Entführung noch am Leben ist?«

    »Weil ich mir ziemlich sicher bin, wäre er nicht mehr am Leben, würde das Programm entweder mit einem neuen Hauptcharakter von vorne starten oder sich abschalten. In beiden Fällen wäre Vics Holomatrix unwiderruflich gelöscht.«

    Candlewood dachte anscheinend darüber nach. Während der Wissenschaftsoffizier weiteraß, sah Nog zu seinem abgedeckten Teller mit den Relotho-Larven. Er dachte darüber nach zu essen, aber ihm fehlte der Appetit. Seit er mit angesehen hatte, wie die drei bewaffneten Schurken Vic aus dem Hotel verschleppt hatten, war Nog übel.

    »Also, wie kann ich helfen?«, fragte Candlewood.

    »Was? Ich dachte, du magst Vic nicht.«

    »Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag. Es ist nur … nun, er ist ein Hologramm. Aber du bist mein Freund und ganz offensichtlich verzweifelt, also möchte ich helfen, so gut ich kann.«

    »Danke.« Nog war für das Angebot dankbar. Candlewood diente an Bord der Station als leitender Wissenschaftsoffizier, aber seine Sternenflottenkarriere hatte er als Computerspezialist begonnen. Nog kannte sich mit isolinearen Kernen aus, aber er wusste auch, Candlewood wäre eine unschätzbare Hilfe. »Nachdem ich etwas von Knightley gehört habe, können wir darüber nachdenken, wie wir weitermachen sollen.«

    »Oder vielleicht müssen wir gar nicht so lange warten«, entgegnete Candlewood. »Vielleicht können wir in Vics Programm gehen und nach Hinweisen suchen, was mit ihm passiert ist.«

    »Das würdest du tun?«

    Candlewood legte die Gabel auf seinen Teller und stand auf. »Gehen wir.«

    Nog brauchte keine zweite Einladung.

    IV

    Odo wartete geduldig, während die Ärztin ihren Scanner über seine imitierte bajoranische Gestalt führte. Er lag in der ansonsten leeren Krankenstation des Newton-Außenpostens auf einer Diagnoseliege und versuchte stillzuhalten. Normalerweise vermied er solche Untersuchungen. Die Nichtformwandler, mit denen er gelebt hatte – zuerst die Cardassianer und dann die Bajoraner –, hatten ihn immer untersuchen wollen, um mehr über seine Eigenschaften zu erfahren. Als er mit Sternenflottenpersonal zusammen gedient hatte, hatte die Weltraumorganisation der VFP auf regelmäßigen medizinischen Untersuchungen als Teil ihres Vorsorgeprogramms bestanden. Gelegentlich hatte Odo nachgegeben – Captain Sisko war recht überzeugend gewesen –, aber meistens hatte der Formwandler Einwände erhoben, um seine Würde und Privatsphäre zu wahren.

    Seit ihm Doktor Girani gesagt hatte, dass die Situation mit der seltsamen, neuen gestaltwandelnden Lebensform friedlich und ohne weitere Opfer beigelegt worden war, hatte Odo nicht mehr den Drang, den Newton-Außenposten so schnell wie möglich zu verlassen. Gleichzeitig stärkte es seine Entscheidung, dass es Zeit für ihn war, zu seinem Volk zurückzukehren. Er wusste nicht, was ihn im Dominion erwarten würde – wie viele Gründer zurückgekommen waren, wie es den Vorta und den Jem’Hadar während seiner Abwesenheit ergangen war und was zum Beispiel aus Laas, Weyoun und Rotan’talag geworden war –, aber er wollte es erfahren.

    Odo verspürte den Drang, sich zu bewegen – wenn er schon seine Struktur nicht verändern konnte, dann wollte er zumindest aufstehen und im Raum umhergehen. Aber er hielt sich zurück, genauso wenig protestierte er gegen Girani Semnas fortgesetzte Untersuchung. Die bajoranische Ärztin hatte ihn nach seiner beinahe tödlichen Begegnung mit der Aszendenten-Verbindung nicht nur wieder gesund gepflegt, sie hatte dafür einiges auf sich genommen. Sie war von ihrer Heimat Bajor den ganzen Weg zum Newton-Außenposten gekommen, damit sie sich seines in Mitleidenschaft gezogenen mentalen und körperlichen Zustands annehmen konnte. Es war möglich, dass er ihr sein Leben verdankte, und seiner Meinung nach wäre es ungerecht, wenn er ihr jetzt untersagen würde, ihre Fürsorge zu einem Abschluss zu bringen.

    Noch wichtiger war, dass Odo das Gefühl hatte, eine Untersuchung zu benötigen. Seit seiner Infektion mit dem morphogenen Virus während des Dominion-Kriegs hatte es nicht mehr solche Zweifel an seinem körperlichen Wohlbefinden gegeben. Sein explosiver Kontakt mit der Aszendenten-Verbindung hatte ihn in das Formwandler-Äquivalent eines Komas versetzt, ohne Bewusstsein oder Sinneswahrnehmungen. Wochen später war er wieder zu sich gekommen, nur um festzustellen, dass er sich in einem amorphen Zustand befand und seine Form nicht verändern konnte. Er spürte Giranis Versuche, ihm bei der Heilung zu helfen, und mit ihrer Unterstützung erlangte er nach einiger Zeit schließlich seine Formwandelfähigkeiten zurück.

    Odo fing an, auf dem Biobett herumzuzappeln, und bemühte sich stillzuhalten. »Schon in Ordnung«, sagte die Ärztin mit einer sanften Berührung an seiner Schulter. Das Summen des Scanners verstummte und sie befestigte das Gerät an ihrem Trikorder. »Ich kann nichts finden, was darauf hindeutet, dass Sie sich in akuter medizinischer Gefahr befinden.« Sie sah auf die diagnostische Anzeige über Odos Kopf. »Aber Ihr Metabolismus macht mir noch etwas Sorgen.«

    »Ich bin müde«, gab Odo zu, »aber abgesehen davon geht es mir gut.«

    »Ich glaube nicht, dass wir uns deswegen Sorgen machen müssen«, stimmte Girani zu. Odo schob sich von der Liege und die Ärztin trat zurück, damit er die Beine herunternehmen und sich aufsetzen konnte. »Nach dem, was Sie durchgemacht haben, ist das nicht verwunderlich. Es dauert vermutlich noch ein paar Tage, bis Sie wieder bei Kräften sind. Bis dahin würde ich an Ihrer Stelle nicht zu viel Zeit mit Formwandeln verbringen. Vermutlich wird es Sie sogar ermüden, wenn Sie dieselbe Form zu lange halten.«

    »Ich verstehe. Ich vermute, dass Sie der Sternenflotte bereits dasselbe mitgeteilt haben.«

    »Das habe ich«, bestätigte Girani, ohne zu zögern. Während ihrer gemeinsamen Dienstzeit auf der alten Deep Space Nine hatte Odo ihre direkte Art immer zu schätzen gewusst. »Das hier ist ihre Einrichtung, zumindest zum Teil, und obwohl ich nicht zur Sternenflotte gehöre, arbeite ich im Moment in ihrem Auftrag.«

    Odo schnaubte. »Ich habe heute Morgen aus Höflichkeit Admiral Herthums Büro darüber informiert, dass ich den Newton-Außenposten verlasse und ins Dominion zurückkehre, sobald Sie mir die medizinische Freigabe dazu erteilen.« Odo erwähnte nicht, dass er sich ebenso aus Höflichkeit an ihre Empfehlung hielt.

    »Ich habe kein Problem damit, dass Sie den Außenposten verlassen. Es sei denn, Sie wollen sich in ein im Weltraum lebensfähiges Lebewesen verwandeln, um eine beachtliche Strecke zurückzulegen.«

    »Das ist genau, was ich vorhatte. Allerdings hat mir die Einsatzplanung der Sternenflotte, basierend auf Ihrem Bericht, einen Flug an Bord eines Shuttles nach Deep Space Nine … angeboten … und dass mich von dort aus ein Raumschiff durch das Wurmloch und ins Dominion bringt. Mit Rücksicht auf Ihren medizinischen Rat habe ich zugestimmt.«

    »Freut mich zu hören, Odo. Ich möchte ja nicht, dass all meine Mühen umsonst waren.«

    Odo grummelte erneut, was Girani zum Lächeln brachte. Sie schob den Trikorder in ein Aufbewahrungsfach an der Seite des Biobetts. Als sie sich wieder aufrichtete, sagte sie: »Ich stelle die Formulare aus, dass Sie die Krankenstation verlassen dürfen. Ich rede mit Doktor Norsa und Commander Selten, damit man Ihnen ein Quartier zuweist, bis das Shuttle abflugbereit ist.«

    »Danke, Doktor.«

    Girani lächelte erneut und ging zur Tür. Bevor sie sie erreichte, verließ Odo die Liege und sprach sie noch einmal an. Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um, während die Tür zur Seite glitt. »Ja?«

    »Danke, Doktor«, wiederholte er, aber bedeutungsschwerer als zuvor. »Ich …« Er wollte ihr sagen, dass er nicht wusste, ob er ohne ihre Hilfe überlebt hätte, aber sein Anstand hielt ihn davon ab, weil er befürchtete, rührselig zu klingen. Stattdessen beschränkte er sich auf ein »Danke.«

    »Nichts zu danken.« Bevor der Moment kitschig werden konnte, drehte sie sich wieder um und ging hinaus. Die Tür schloss sich und ließ Odo alleine mit seinen Gedanken zurück.

    V

    »Ich traue meinen Ohren nicht!«, sagte Quark, wobei er an die Seiten seines Kopfs deutete. »Und wenn ein Ferengi so was sagt, dann will das was heißen.« Er saß in seinem Büro und schlug mit den flachen Händen hart auf die Kommunikationskonsole, die ihm auch als Schreibtisch diente. Er zog in Erwägung, die Verbindung zu unterbrechen – nicht nur die Kommunikationsverbindung, sondern auch die Geschäftsbeziehung, die er über fast vier Monate mit Mayereen Viray aufgebaut hatte. Er sah auf seine Hände, die so nah an der Schaltfläche lagen, mit der er das Bild der Privatermittlerin von seinem Bildschirm verbannen konnte, aber er wartete einen Herzschlag lang, um sich zu beruhigen. Im Stillen rezitierte er die einhunderterste Erwerbsregel – »Profit ist wichtiger als Gefühle« –, dann dachte er über die Lüge nach, die er sich seit fast einem Jahr selbst einredete, als er das erste Mal einen Ermittler angeheuert hatte, um nach Morn zu suchen. Während Morns langer Jahre als Stammkunde im Quark’s hatte der Barkeeper oft gescherzt, dass er die Begleichung des monatlichen Deckels des Lurianers als langfristigen Kredit betrachtete. Das hatte der Ferengi nun als Rechtfertigung benutzt, um jemanden dafür zu bezahlen, seinen Freund aufzuspüren.

    »Ich mache, wofür Sie mich angeheuert haben.« Die Petarianerin hatte eine breite, flache Nase, dunkle Augen und ihre Haut wies einen warmen, goldfarbenen Schimmer auf. »Wenn Sie unsere Vereinbarung beenden wollen, müssen Sie das nur sagen.«

    »Ich will,

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