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Marc Chagall
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eBook274 Seiten2 Stunden

Marc Chagall

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Über dieses E-Book

Chagalls Leben und seine Werke üben eine universale Anziehungskraft aus. Während seines ganzen Lebens schuf der jüdische Künstler Werke voller Leidenschaft und Poesie, durch die er weltweit Spuren hinterließ. Vom New Yorker Metropolitan Opernhaus bis zur Pariser Oper Garnier, Chagall ist und bleibt allgegenwärtig.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum9. Dez. 2019
ISBN9781644618363
Marc Chagall

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    Buchvorschau

    Marc Chagall - Mikhaïl Guerman

    Anmerkungen

    LEBENSLAUF

    7. Juli 1887: Marc Sacharowitsch Chagall wird in Witebsk als Sohn eines Lagerarbeiters geboren.

    1906: Besuch der Malschule von Jehuda Pen in Witebsk. Im Winter reist Chagall nach Petersburg ab.

    1907–1910: Aufnahme in die Schule zur Förderung der Künste (deren Leiter Nikolai Roerich war), Unterricht in der Privatschule von S. M. Seidenberg; Aufnahme in die Swanzewa-Schule, wo Chagall bei L. S. Bakst und M. W. Dobushinski studiert. Chagall zeigt seine Arbeiten auf der Schülerausstellung, die in der Redaktion der Zeitschrift „Apollon" veranstaltet wird.

    1910–1914: Lebt in Paris. Wohnt seit 1911 in „La Ruche (Bienenstock) und schließt Bekanntschaft mit berühmten Malern und Schriftstellern – Pablo Picasso, Georges Braque, Fernand Léger, Amedeo Modigliani, Guillaume Apollinaire, Max Jacob, Blaise Cendrars u.a. Stellt seine Werke aus: In Paris im Salon der Unabhängigen und im Herbstsalon, in Moskau gemeinsam mit der Gruppe „Eselsschwanz, in Berlin in der Galerie Sturm (erste Einzelausstellung), in Sankt Petersburg und Amsterdam. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrt er nach Witebsk zurück.

    Juli 1915: Heirat mit Bella Rosenfeld.

    1915–1917: Arbeit in Petrograd im Komitee für Militärindustrie. Ausstellungen in Moskau und in Petrograd.

    1916: Geburt der Tochter Ida.

    1918–1919: Radierungen zu dem Buch Mein Leben. Übernimmt den Auftrag Vollards für ein großes Illustrationswerk zu Gogols Die toten Seelen.

    1920–1921: Durch den Konflikt mit Malewitsch und Lissitzky ist Chagall gezwungen, Witebsk zu verlassen. Er lebt in Moskau und in der Umgebung der Stadt. Arbeitet für das Jüdische Kammertheater in Moskau. Übernimmt den Zeichenunterricht in den Waisenhäusern „Malachowka und „III. Internationale. Beginnt die Arbeit an seiner Autobiographie Mein Leben.

    1922: Gemeinsame Ausstellung von N. I. Altman, M. S. Chagall und D. P. Sterenberg.

    1922–1923: Reist nach Kaunas, um eine Ausstellung seiner Werke zu veranstalten, von da aus weiter nach Berlin und Paris. Im September wird er in Paris wohnhaft. Arbeit an den

    1926: Einzelausstellungen in Paris und New York.

    1930–1931: Arbeitet an den Bibelillustrationen. Macht Reisen in die Schweiz, nach Palästina, Syrien, Ägypten. Ausstellungen in Paris, Brüssel, New York.

    1933: Goebbels veranstaltet in Mannheim eine öffentliche Verbrennung der Werke Chagalls. Chagall-Ausstellung in Basel.

    1935: Reise nach Polen.

    1937: Chagall wird französischer Bürger. Reise nach Italien.

    1939: Chagall erhält den Carnegie-Preis (USA).

    Die Eltern Marc Chagalls. Fotografie, Anfang des 20. Jahrhunderts

    Die Familie Chagall. Fotografie, um 1906

    Das Haus Chagalls in Witebsk. Fotografie, Anfang des 20. Jahrhunderts

    1940: Übersiedlung ins Loire-Gebiet, dann in die Provence.

    1941: Chagall wird in Marseille verhaftet, dann wieder freigesetzt. Übersiedlung in die Vereinigten Staaten.

    1942: Arbeiten für das Theater in den USA und in Mexiko. Ernennung zum Kommissar für Kunstangelegenheiten am Ressort für Volksbildung im Gouvernement Witebsk. Gründet und leitet seit Anfang des Jahres 1919 in Witebsk eine Kunstschule, für die er als Lehrer Mstislaw Dobushinski, Iwan Puni, Kasimir Malewitsch u.a. gewinnt, und ist als Leiter der Schule tätig. Leitet die Freie Kunstwerkstatt für Malerei und das Kunstmuseum. Leitet die festliche Ausgestaltung der Stadt zum ersten Jahrestag der Oktober-Revolution. Nimmt an der Ersten Staatlichen freien Ausstellung im ehemaligen Winterpalast zu Petrograd teil.

    1944: Bella Chagall stirbt in New York.

    1945: Entwürfe der Dekorationen und der Kostüme für Strawinskys Ballett Der Feuervogel.

    1946: Ausstellungen in New York und Chicago.

    1947: Ausstellung im Musée National d'Art Moderne in Paris.

    1948: Rückkehr nach Frankreich. Es erscheinen Die toten Seelen von Gogol mit Chagalls Illustrationen. Ausstellungen in Amsterdam und London. In diesem und in den nachfolgenden Jahren reist Chagall viel.

    1950: Übersiedlung nach Vence in der Nähe von Nizza. Beschäftigt sich mit lithographischen und keramischen Arbeiten.

    1951: Es entstehen seine ersten Bildwerke aus Stein. Große Ausstellungen in Bern und in Jerusalem.

    1952: Heirat mit Valentine Brodsky. Reise nach Griechenland.

    1953–1955: Große Ausstellungen in Turin, Wien und Hannover.

    1956: Herausgabe der Bibel mit Chagalls Illustrationen.

    1957: Beginn der Arbeit an den Glasfenstern (Assy, Metz, Jerusalem, New York, London, Zürich, Reims, Nizza). Graphik-Ausstellungen in Basel und Paris.

    1959: Wandbilder für das Foyer des Theaters in Frankfurt am Main. Ausstellungen in Paris, München und Hamburg.

    1963: Ausstellung in Japan.

    1964: Ausführung des Deckengemäldes für das Pariser Opernhaus. Beginn der Arbeit an Mosaiken und Wandteppichen.

    1966: Nimmt Wohnsitz in Saint-Paul-de-Vence. Ausmalung der Metropolitan Opera in New York.

    1969–1970: Gründung des Chagall-Museums in Nizza. Große Retrospektive im Grand Palais in Paris.

    Juni 1973: Auf Einladung des Ministeriums für Kultur der UdSSR besucht Chagall Moskau und Leningrad.

    Juli 1973: Eröffnung des Chagall-Museums in Nizza.

    Oktober 1977: Eröffnung der Ausstellung der zwischen 1967 und 1977 entstandenen Gemälde im Louvre.

    1982–1984: Große Ausstellungen in Stockholm, Kopenhagen, Paris, Nizza, Rom, Basel.

    28. März 1985: Chagall stirbt in Saint-Paul-de-Vence in seinem 98. Lebensjahr

    1987: Große Chagall-Ausstellung in Moskau.

    Marc Chagall. Fotografie, 1908

    Marc Chagall, Salomon Mikhoels und Mitglieder des Jüdischen Theaters auf Tournee in Berlin. Fotografie, 1927

    Marc Chagall auf der Ausstellung seiner Werke in der Tretjakow-Galerie. Fotografie, 1973

    I

    DAS LAND MEINER SEELE…

    Wieder einmal hat die Geschichte durch eine unerwartete Wendung in ein Menschenleben schicksalhaft eingegriffen, und einem Verbannten, der im Exil gestorben ist, wird die Heimat wiedergeschenkt. Seit der Ausstellung seiner Werke, die 1987 im Staatlichen Puschkin-Museum in Moskau veranstaltet und vom Publikum begeistert begrüßt wurde, erlebt Marc Chagall eine Wiedergeburt im Lande seiner Herkunft. Es hat sich nun der sehnlichste Wunsch jenes originellsten Künstlers des 20. Jahrhunderts erfüllt – die Liebe „seines Rußlands" hat er gewonnen. Seine autobiographische Erzählung Mein Leben, die mit der Schilderung seiner Abreise 1922 in den Westen endet, beschloss er mit den Worten: „Vielleicht wird mich Europa liebgewinnen und mit ihm auch mein Rußland". Dass dem so ist, wird heute durch eine Rückbesinnung auf die Bedeutung Marc Chagalls bestätigt, die von seinem Heimatland ausgeht; dieser Vorgang geht über eine bloße – nur natürliche – Wiedereinverleibung des Künstlers in die heimische Kultur hinaus, sie zeugt von einem unverkennbaren lebendigen Interesse, das in Versuchen zur analytischen Durchdringung seines Werkes Ausdruck findet, die die Chagall-Forschung um neue und eigenständige Deutungen bereichern. Durch diese Bemühungen erhalten die Chagall-Studien, denen es vielfach an historisch exakter Dokumentierung fehlt, einen wertvollen Beitrag. Denn wie Franz Meyer in seinem grundlegenden Werk[1] betont, das seit seinem Erscheinen im Jahre 1961 als das vollständigste Kompendium auf diesem Gebiet anzusehen ist, bleibt sogar die chronologische Datierung der einzelnen Werke Chagalls problematisch, da der Künstler nur selten und meistens erst a posteriori seine Werke zu datieren pflegte – eine Tatsache, die in Verbindung damit, dass es den Forschern an Vergleichsquellen fehlte und dass sie der russischen Sprache nicht kundig waren, eine Menge Ungenauigkeiten zur Folge haben musste. Zu begrüßen sind deshalb solche Neuerscheinungen wie die Arbeit von Jean-Claude Marcadé[2], der, in die Fußspuren der Pioniere Camilla Gray[3] und Valentina Wasjutinskaja-Marcade[4] tretend, vor allem auf die Bedeutung der heimatlichen russischen Kultur für Chagalls Schaffen hinweist. Noch erfreulicher müssen uns in dieser Hinsicht die Arbeiten der modernen sowjetischen Kunstforscher erscheinen, diejenigen von Alexander Kamenski[5] und Michail German, mit dem wir nun die Ehre und das Vergnügen haben, einen Dialog zu führen. Trotz alledem ist die Fachliteratur, die sich mit dem Werk Marc Chagalls beschäftigt, sehr reichhaltig. Namhafte Autoren haben über sein Schaffen geschrieben. Von dem grundlegenden Aufsatz von Efros und Tugendhold Marc Chagalls Kunst[6] (veröffentlicht 1918 als Chagall 31 Jahre alt war) bis zum Erscheinen des streng wissenschaftlichen Katalogs Chagall von Susan Compton[7], der im Todesjahr des Künstlers anlässlich der von der Royal Academy in London veranstalteten Chagall-Ausstellung herausgegeben wurde, hat es an kritischen Erörterungen seines Werkes nie gefehlt. Das macht aber das Verständnis seiner Kunst keinesfalls einfacher. Die Deutung seines Schaffens, das bald der Pariser Schule, bald dem Expressionismus, dann wieder dem Surrealismus zugeordnet wird, ist voller Widersprüche. Ist es nun wirklich so, dass Chagalls Kunst sich jeglicher Einordnung und ästhetischer Deutung entzieht? Fast könnte man meinen, die Erforschung seiner Kunst sei trotz aller Bemühungen zur Fruchtlosigkeit verdammt angesichts der nur sehr lückenhaften Dokumentation. Manches ging auf den rastlosen Wanderungen unwiederbringlich verloren. Diese Besonderheit des Künstlers, dessen Schaffen sich allem Theoretisieren und allen Klassifizierungsversuchen widersetzt, wird in der folgenden Betrachtung eine Bekräftigung finden. Alles, was zum Geist spricht, alle prophetischen Ideen, alle intuitiven Eingebungen nähren sich vom Worte des Dichters und Philosophen. Vom Worte, wie man es bei Cendrars, Apollinaire, Aragon, Malraux, Maritain oder Bachelard findet. Vom Wort, das uns mit überzeugender Klarheit zeigt, wie schwierig sich ein kritisches Urteil bildet. So behauptet z. B. Aragon 1945: „Jedes Ausdrucksmittel hat seine Grenzen, seine Vorzüge und Nachteile. Nichts ist willkürlicher als der Versuch, ein Bild oder eine Zeichnung durch das Wort zu ersetzen. Man nennt es Kunstkritik – eine Sünde, von der ich mich freispreche."[8] Das Wort, in dem sich die poetische Natur der Chagallschen Kunst offenbart. Sei es nun im Falle Chagalls noch so berechtigt, die Kritik der Willkür und der Unnatürlichkeit anzuklagen, so fragt man sich doch, ob wir nun überhaupt darauf verzichten müssen, wenn nicht sein Schaffen dessen Geheimnis unantastbar bleibt, so doch wenigstens seine plastischen Erfahrungen und bildnerischen Praktiken zu studieren? Sind wir angesichts seiner eigenwilligen Individualität nur auf lyrische Lobeserhebungen angewiesen? Müssen wir alle ästhetischen Forschungen von vornherein ablehnen oder an dem Gedanken festhalten, dass die Ästhetik aus dem Geistigen entspringt und im ungezwungenen Wechselspiel widerstreitender Ideen geboren wird? Wenn dies die Voraussetzung der geistigen Entwicklung ist, so muß die Diskussion, die Bekanntschaft mit den bisher unveröffentlichten Werken und Urkunden aus den sowjetischen Sammlungen und Archiven, mit den Schriften der Kunsthistoriker unser Wissen bereichern und erweitern. Dadurch aber entsteht die Möglichkeit einer tiefergehenden Erkenntnis dieser wilden und trotzigen Kunst, die sich durch keine Systematisierungsversuche bändigen oder fesseln lässt. Die im Bildband vorgestellten Gemälde und Zeichnungen werden von Michail German mit großem Einfühlungsvermögen analysiert. Mit Ausnahme von zwei späteren Werken, Die Uhr mit einem blauen Flügel (1949) und Die Zeit ist ein Fluß ohne Ufer (1930/39), entstanden sie alle in der Zeit zwischen 1908 und 1922, als der Künstler Russland für immer verließ.

    Die im Bildband vertretenen Werke erlauben es, das chronologische Bild der frühen Schaffensperiode zu umreißen. In dem Aufsatz von Michail German wird zu Recht nachdrücklich auf die russischen Quellen hingewiesen, aus denen Chagall schöpfte (z. B. auf den Einfluss des russischen Volksbildes, des sogenannten Lubok); seine Analyse der Zusammenhänge zeichnet sich durch eine seltene Scharfsichtigkeit aus und gründet sich auf eine zwingende Beweisführung. Indem der Verfasser auf den Mechanismus des Erinnerungsvermögens als den Kern der Chagallschen Kunst hinweist, konzipiert er den Hauptbegriff seiner nachfolgenden Auslegungen – eine Art musikalisches Zeitmaß, das die plastische Organisation der Chagallschen Werke durchzieht. Dadurch erklärt sich der zyklische Charakter seiner Kunst, die von deutlichen Wiederholungen gekennzeichnet ist (die Frage nach dem „Warum" bleibt dabei ungelöst) – eine organische Entwicklung, die an die ontologische Bedeutung der schöpferischen Tätigkeit denken lässt, von der

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