Schiele
Von Patrick Bade
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Buchvorschau
Schiele - Patrick Bade
Autor: Patrick Bade
Cover: Stéphanie Angoh
© Parkstone Press International, New York, USA
© Confidential Concepts, Worldwide, USA
ISBN: 978-1-78160-734-3
Weltweit alle Rechte vorbehalten
Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.
Patrick Bade
Egon
Schiele
INHALT
Schieles Kindheit
Die Lieblingsschwester Gerti
Wien und die Jahrhundertwende
Die Vaterfigur Gustav Klimt
Schieles Modelle
Schieles Radikalität
Expressiver Malprozess
Begegnung mit dem Spiegelbild
Erste Ausstellungen
Neukünstler
Wiener Kunstszene
Schieles enger Freundeskreis
Wally, die erste Lebensgefährtin
Selbstportrait als Aktbild
Schiele, der Schmerzensmensch
Faszination des Todes
Schemenhafte Geschöpfe
Körperperspektive
Das Vampirhafte des Geschlechts
Ekel und Anziehungskraft
Im Zeitalter der pornographischen Photoindustrie
Schieles Inhaftierung
Internationaler Künstler
Schieles sozialer Schachzug
Der bourgeoise Schiele
Schiele, ein gefeierter Künstler
BIOGRAPHIE
INDEX DER WERKE
1. Die Hämische (Gertrude Schiele), 1910.
Gouache, Aquarell und Kohlestift,
weiß gehöht, 45 x 31,4 cm, Privatsammlung
Oskar Kokoschka wertete 1964 die erste große Schiele-Ausstellung in London als „pornographisch. Im Zeitalter der Entdeckung der abstrakten Malerei und des Verlustes des Sujets antwortete Schiele, für ihn gebe es keine Moderne, sondern nur das „Urewige
. Schieles Welt ist auf Körperportraits zusammengeschrumpft, örtlich und zeitlich ungebunden. Die Selbstfindung wird zu einer rücksichtslosen Enthüllung seiner Selbst wie auch seiner Modelle. Im deutschen Künstlerlexikon von Thieme und Becker wird Schiele als Erotomane qualifiziert, weil die Kunst Schieles die erotische Darstellung des menschlichen Körpers ist. Dabei geht es ihm aber nicht nur um weibliche Nacktheit, sondern auch um männliche Akte. Seine Modelle kennzeichnet eine unglaubliche Freiheit gegenüber ihrer eigenen Sexualität, der Selbstliebe, der Homosexualität, gegenüber voyeuristischen Haltungen sowie der gekonnten Verführung des Betrachters. Klischees und die Kriterien weiblicher Schönheit, wie makellose Glätte und skulptuhafte Kühle interessieren ihn jedoch nicht. Er weiß, dass der Trieb des Schauens mit den Mechanismen von Ekel und Anziehungskraft verbunden ist. Der Körper ist es, der die Kraft des Sexus und des Todes in sich birgt.
Das Foto Schiele auf seinem Totenbett zeigt den achtundzwanzigjährigen, fast schlafend, der hagere Körper ist völlig abgemagert, der Kopf liegt auf seinem angewinkelten Arm; die Ähnlichkeit mit seinen Zeichnungen ist verblüffend. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr konnten die letzten Besucher mit dem an der Spanischen Grippe erkrankten Schiele nur noch über einen Spiegel, der auf der Schwelle zwischen seinem Zimmer und dem Salon aufgestellt war – in dem er sich und seine Modelle betrachtete – kommunizieren. Noch im selben Jahr 1918 hatte Schiele ein Mausoleum für sich und seine Frau entworfen.