Anthony Van Dyck
Von Natalia Gritsai
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Über dieses E-Book
Van Dyck wird als der Begründer der englischen Porträtschule angesehen. Er übte Einfluss auf Lely, Dobson, Kneller und insbesonder auf Reynolds und Gainsborough aus, aber auch auf die französischen Maler des 18. Jahrhunderts.
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Buchvorschau
Anthony Van Dyck - Natalia Gritsai
ANMERKUNGEN
VAN DYCKS BILDER IN DER ERMITAGE DIE GESCHICHTE DER SAMMLUNG
Der Name des flämischen Malers aus dem 17. Jahrhundert, Anthonis van Dyck (1599–1641), ist zum Symbol für Eleganz und auserlesenen Geschmack geworden. Van Dyck hat die Kunst um ein wesentliches Moment bereichert — um die bis dahin ungewohnte Art, sich dem Modell zu nähern. Er nimmt die menschliche Gestalt als lebendiges und unnachahmliches Individuum wahr, das sich erst in seiner Beziehung zum unmittelbaren Kontext offenbart. Als Porträtmaler genoss van Dyck bereits zu Lebzeiten größte Anerkennung. Diese betraf sein gesamtes Œuvre — die Werke aus der Jugendzeit, die Gemälde der späteren Schaffensperioden und ebenso seine Graphik. Wachsende internationale Anerkennung wurde insbesondere jedoch dem Porträtisten van Dyck zuteil. Als solcher erhielt er dann auch seinen Platz in der Geschichte der europäischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Anthonis van Dyck besaß einen immensen Arbeitseifer, er war ein Arbeiter der Palette
und schuf bereits in seinen Jünglingstagen mehr Bilder als andere Maler in ihrem ganzen Leben.
Er beherrschte nicht nur die Porträtkunst in meisterhafter Weise, sondern ebenso andere Gattungen der Malerei: Historienbilder, allegorische Darstellungen, Landschaftsmalerei, und er war in der Lage, jede beliebige Aufgabe seines Faches zu lösen. Vielfach verknüpften sich dabei die Genres: In seinen Sujets ist oft der Blick des Porträtmalers zu fühlen und seine Bildnisse enthalten immer auch ein wenig Historisches. Die von van Dyck geschaffenen Porträts wiederum sind selbst äußerst vielfältig. Die Palette seiner Möglichkeiten erscheint nahezu unendlich und reicht von flüchtigen, unterwegs oder aus dem Gedächtnis gezeichneten Skizzen bis zu sorgfältigsten Naturstudien, von Kabinettbildern bis zu monumentalen Bildnissen. Dann und wann schuf er auch ein „Portrait histoire", eine nicht des Humors entbehrendende Darstellungsform, in welcher die porträtierte Person mal in der Gestalt einer Figur aus der antiken Mythologie, mal im Gewand eines Helden aus einem zeitgenössischen Theaterstück posiert.
Das Gesamtwerk seiner Porträtmalerei ist ein getreues Abbild seiner Zeit und lässt die Zeitgenossen dieses Malers lebendig werden. Zugleich spiegelt sich in diesen Bildnissen seine Idealvorstellung vom Menschen wider. Als van Dyck lebte, stand der kleine Staat der südlichen Niederlande, den man nach seinem bedeutendsten Landstrich „Flandern" nannte, am Beginn einer neuen kunstgeschichtlichen Epoche. Es war die Zeit des Aufschwungs und der dann folgenden prachtvollen Entfaltung einer eigenen nationalen Schule der Malerei.
Nach der niederländischen Revolution hatten sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts die sieben nördlichen Provinzen zu einer Union („Holland) vereinigt und vom Süden des Landes getrennt. Diese Unions-Provinzen gründeten die „Republik der Vereinigten Niederlande
. Der südliche Landesteil verblieb unter spanischer (katholischer) Herrschaft und enstprechendem Einfluss. Selbstverständlich blieb auch die niederländische Kunst von diesen politischen Ereignissen nicht unbeeinflusst, es entstanden zwei selbständige nationale Schulen — die holländische und die flämische.
In der flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts dominierte eine alles überragende Künstlerpersönlichkeit —- Peter Paul Rubens (1577–1640). Er hatte die erste reguläre Schule für Malerei begründet. Mit seinem Œuvre beschritt er völlig neue, für die flämische Kultur bis dahin unbekannte Wege, indem er Gegenwärtiges mit einer Kunst verband, die von hohem humanistischem Pathos durchdrungen war, erfüllt von einer auffallend emotionalen, dynamischen, leidenschaftlich-kraftvollen Lebensbejahung. Van Dyck setzte Rubens’ künstlerische Offenbarungen auf seine eigene Weise um und hat im Genre der Bildnismalerei eine unübertroffene Größe erreicht.
Dieser Publikation liegt die umfangreiche Sammlung von Bildnissen van Dycks zugrunde, die sich in der Staatlichen Ermitage in St. Petersburg befindet. Wir können hier fast alle Exponate zu van Dyck zeigen, die unser Museum beherbergt. Einige Gemälde des Meisters aus anderen Museen runden diese Darstellung ab. Die Gemäldegalerie der Ermitage umfasst Arbeiten van Dycks aus allen Perioden seines künstlerischen Schaffens — der ersten und zweiten Antwerpener, der italienischen und der englischen Zeit und ist zugleich Hauptbestandteil der Abteilung „Flämische Meister". Hier findet man außerdem eine beträchtliche Anzahl weiterer bedeutender Gemälde von Meistern dieser Epoche: Rubens, van Dyck, Jordaens, Snyders. Alle diese Gemälde stammen aus früheren Sammlungen und führen uns damit bis in das 18. Jahrhundert zurück. Der größte Teil unserer Gemäldesammlung besteht aus den Werken, die die jeweiligen Künstler außerhalb ihrer flämischen Heimat in verschiedenen Ländern Westeuropas geschaffen haben. In Paris, dem Zentrum des europäischen Kunsthandels, waren diese Bilder besonders begehrt.
Paris war seit den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts auch zur besonderen Quelle für die Erweiterung der rasch anwachsenden Gemäldegalerie der St. Petersburger Ermitage geworden. Die Gründung dieses „Lieblingskindes der Aufklärungszeit" geht auf Katharina II. (1762–1796) zurück. 1764 übernahm sie die Gemäldesammlung des Berliner Kaufmanns Joh. Ernst Gotzkowsky, der dem russischen Gesandten in Berlin, V. S. Dolgorukow alle von ihm gesammelten Werke angeboten hatte, um dem russischen Fiskus gegenüber seine Steuerschulden begleichen zu können. Somit gilt das Jahr 1764 als Gründungsjahr der Ermitage. Katharina II. vermochte es, herausragende Kunstsachverständige als Mittelsmänner und Experten hinzuzuziehen. Zu ihnen gehörten u.a. der berühmte französische Philosoph und Kunstkritiker Denis Diderot, der Bildhauer Etienne Maurice Falconet, der Enzyklopädist Melchior Grimm und Fürst Dimitri Alexejewitsch Golizyn, der den hochrangigen Posten des russischen Gesandten in Paris und später in Den Haag bekleidete.
1. Bildnis Philadelphia und Elisabeth Wharton, 1640, Ermitage, St. Petersburg.
2. Charles I. und Henriette-Marie mit ihren ältesten Kindern, 1632. Sammlung Ihrer Majestät Königin Elizabeth II .
3. Selbstbildnis, 1630er Jahre, Galleria degli Uffizi, Florenz.
4. Alexej Antropow, Bildnis Katharina II., 1762, Museum für Geschichte und Kunst, Zagorsk.
Golizyn war eine der gebildetsten Persönlichkeiten seiner Zeit, befreundet mit Diderot und Falconet und zudem Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Künste. Im Auftrag der Zarin widmete er sich nun vorrangig dem Ankauf von Gemälden für die Ermitage. Er unterhielt enge Beziehungen zu Diderot, Grimm und sogar zu dem Genfer Kunstsammler François Tronchin, der