Vernichtung durch Arbeit: Kali-Werra-Revier und das KZ Buchenwald
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Über dieses E-Book
In den Konzentrationslagern und ihren Außenkommandos, zu denen auch Buchenwald gehörte, offenbarte sich auf grau-samste Art und Weise, der Terror im Herrschaftsbereich des faschistischen Deutschlands.
Neben den ideologischen Zielvorgaben verfolgte die SS eben-falls eigene Geschäftsinteressen. Sie nahm zwar billigend in Kauf, dass Häftlinge infolge rücksichtsloser Arbeitseinsätze starben, auf der anderen Seite ging es der SS aber auch um ökonomische Interessen. Häftlinge wurden als Arbeitskraft für einen möglichst hohen Preis an die Rüstungs- und andere deutsche Betriebe verkauft. Thüringen bildete dabei keine Ausnahme.
Die teilweise im Stil des Erzählers abgefasste Dokumentation soll auf emotionale Weise versuchen unglaubliche Tatsachen durch glaubhafte Beweise zu fundieren, nüchterne Zahlen und Fakten durch die Emotion des Erlebens aufzulockern und dem Leser nahe zu bringen.
Ernst-Ulrich Hahmann
Oberstleutnant a.D. geb. 1943 in Ellrich am Südharz, lebt in Bad Salzungen, Ausbildung als Dreher, danach Lauf-bahn eines Artillerieoffiziers. Während der Wendezeit Einsatz als Kreisgeschäftsführer beim DRK Bad Salzungen. Anschließend in hessischen und bayrischen Sicherheitsfirmen in unter-schiedlichen Funktionen tätig. Zwei Mal verheiratet. Verwitwet. Drei Kinder. Während der Armeezeit Artikel für militär-technische und militär-wissenschaftliche Zeitschriften geschrieben sowie eine Dokumentation über das Leben und Wirken des Arbeiterführers Franz Jacob. Nach der Wende Fernstudium Schule des Großen Schreibens an der Axel Andersson Akade-mie in Hamburg. Jetzt im Ruhestand. Geht seinen Hobbys nach. Schreibt jeden Tag mindestens eine Stunde und geht regelmäßig ins Fitness Studio. Mitglied des Literaturkreises Bad Salzungen. 38 Veröffentlichungen 2 Gost Writers
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Buchvorschau
Vernichtung durch Arbeit - Ernst-Ulrich Hahmann
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Land zwischen Thüringer Wald und Rhön
Konzentrationslager Buchenwald, Post Weimar/Thür.
Ergänzende Dokumentation
Land zwischen Thüringer Wald und Rhön
Konzentrationslager Buchenwald, Post Weimar/Thür.
Abkürzungen
Quellenverzeichnis der Bilder
Benutzte Archivalien
Hauptstaatsarchiv Weimar
Thüringisches Staatsarchiv Meiningen
Sonderbestand: SED - Bezirksarchiv Suhl
Archiv der Gedenkstätte Buchenwald
Friedhofsarchiv Bad Salzungen
Stadtarchiv Bad Salzungen
Stadtarchiv Vacha
Archiv Kali-Werra
Benutzte und weiterführende Literatur
Man wird sich also damit abfinden müssen, dass wir von der Vergangenheit lernen müssen, was der Mensch „ist, das heißt im Positiven wie im Negativen sein kann, und diese Belehrung bietet allen nur erwünschten Stoff zur Erhebung und Schauder, zur Hoffnung und Furcht, und auch Maßstäbe der Wertung, somit der Anforderung an sich selbst. Soweit es praktisch, das heißt fürs planende Handeln, etwas von der Geschichte zu „lernen
gibt (eine schwankende Möglichkeit, da „Vergessen" zum Schöpferischen gehört), so muss man mit diesem einzigen Wissen, das wir Menschen haben, an das Entwerfen der Zukunft gehen, soweit es so etwas überhaupt gibt.
(Zitat von Hans Jonas, Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau Dora zum Jahreswechsel 2007/2008)
Vorwort
Dieses Büchlein und die noch folgenden beschäftigen sich mit dem Thema „Vernichtung durch Arbeit". Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es wäre vermessen zu behaupten dem damaligen Geschehen in all seinen Facetten gerecht werden zu können. Es entspräche auch gar nicht dem Sinn dieser Dokumentation. Zu dem kann man in Hunderten von Büchern der Geschichte des 3. Reiches nachgehen.
Die Fortsetzungsreihe „Vernichtung durch Arbeit" verfolgt jedoch die Absicht, am konkreten Beispiel der Kali-Werra-Region und den Außenkommandos des Konzentrationslagers „Mittelbau-Dora" in dem Südharz Städtchen Ellrich die Rolle der ausländischen Arbeitskräfte (Fremdarbeiter), Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge bei der Durchsetzung der kriegswirtschaftlichen Ziele des NS-Regimes aufzuzeigen.
Die teilweise im Stil des Erzählers abgefasste Dokumentation soll auf emotionale Weise versuchen unglaubliche Tatsachen durch glaubhafte Beweise zu fundieren, nüchterne Zahlen und Fakten durch die Emotionen des Erlebens aufzulockern und dem Leser nahebringen. Viele Darstellungen basieren auf Erlebnisberichten derer, die dabei waren, sowie auf Gespräche mit Zeitzeugen.
Der Gedanke der „Vernichtung durch Arbeit" war sowohl den Theoretiker des Nationalsozialismus als auch der deutschen Führung geläufig. So wurde bereits 1942 von Joseph Goebbels und den Reichsjustizminister Otto Georg Thierack die Formulierung „Vernichtung durch Arbeit" bei der Überstellung von Justizhäftlingen in die Konzentrationslager verwendet.
„Vernichtung durch Arbeit", das heißt, dass durch unzureichende materielle Versorgung und kräfteverschleißende Arbeitsbelastung über die Leistungsgrenzen des Menschen hinaus, diese umgebracht wurden.
Eine wichtige Rolle spielte hierbei die seelische Erniedrigung durch körperliche Gewalt und Schikane, das Vorenthalten ausreichender Ernährung, Kleidung, Unterbringung und Krankenversorgung sowie die kräftezehrende körperliche Arbeit der Fremdarbeiter, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge.
Am Anfang wurde diese Politik noch mit einem Mantel der Rechtmäßigkeit umgeben. Der Einsatz von Arbeitskräften geschah auf dem Wege der Anforderungen gemäß der Haager Landkriegsordnung von 1907. Er geschah weiterhin auf dem Wege der freiwilligen Einstellung von Arbeitern durch die Arbeitsbüros, die Arbeitsverträge anboten. Es folgte aber dann der Zwang von Kriegsgefangenen zur Arbeit, der nach den internationalen Abkommen (Genfer Kriegsgefangenenabkommen von 1929) verboten ist.
Artikel 6 der Genfer Konvention: Der Staat ist befugt, die Kriegsgefangenen nach ihrem Dienstgrad und nach ihren Fähigkeiten als Arbeiter zu verwenden. Dies gilt nicht für Offiziere. Die Arbeiten dürfen nicht übermäßig sein und in keiner Beziehung zu den Kriegsunternehmungen stehen.
Schließlich war es die nackte Gewalt, die die ausländischen Arbeiter und die alliierten Kriegsgefangenen dazu Zwang in der deutschen Rüstungsindustrie zu arbeiten.
Der Zustrom ausländischer Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener schuf nicht nur den Ersatz für die deutschen Arbeiter, die an der Front so dringend gebraucht wurden, sondern bot ein Reservoir an billigen „Menschenmaterial" für die Rüstungsindustrie, das immer wieder neu aufgefüllt werden konnte. Und dazu waren den Nazis alle Mittel recht, bis zur nackten Gewalt.
Der Einsatz der KZ-Häftlinge in der Rüstungsindustrie war die letzte Reserve der Nationalsozialisten. Die SS ging davon aus, dass die Häftlinge nur unter Druck zur Arbeit zu bewegen waren. Zu langsames Arbeiten, unerlaubte Pausen oder gar Weigerungen wurden durch harte Bestrafungen geahndet.
Überzogene Leistungsanforderungen gehörten auch hier zu den Methoden, mit denen man unzählige Bestrafungen legalisierte. Durch den Einsatz in gefährlichen Situationen und durch Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen wurden viele von ihnen in einen sinnlosen Tod getrieben.
Je länger der Masseneinsatz der KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter dauerte, umso größer wurden die Verluste durch den „Verschleiß", der als bloßes Menschenmaterial behandelten.
Neben dem ideologischen Motiv der Vernichtung des politischen Gegners traten immer mehr, beeinflusst durch den ständig wachsenden Bedarf an Kriegsmaterial und Arbeitskräften, die unternehmerischen Interessen der SS zutage.
Nicht nur der Terrorapparat der SS plante und setzte nationalsozialistische Verbrechen in die Tat um.
Wichtige Entscheidungen dazu fielen auch in den Ministerien, in Behörden, in Wehrmachtsdienststellen und im Bereich der Wirtschaft, also außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der SS.
Die Entscheidungen hatten jedoch alle eins gemeinsam, die aktive und oft führende Teilnahme an der Unterdrückung, Verfolgung, Ausbeutung und Vernichtung von Menschen innerhalb der deutschen Staatsgrenzen.
Da Terror, Krieg, Gewalt und Not auch heute noch zu den Geiseln der Menschheit gehören, ist es Notwendiger wie eh zu vor aus der Vergangenheit für die Zukunft die entsprechenden Lehren zu ziehen.
Treffend hierfür sind die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog:
„Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen ist das Motto des Volksbundes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge für das 75. Jahr seines Bestehens. Diesen Gedanken mit Leben zu erfüllen, ist ein Auftrag an alle. Aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und deswegen Krieg und Gewalt zu ächten, müsste für die Menschheit unausweichlich und selbstverständlich sein. Doch es ist nicht so. Krieg und Bürgerkrieg, Gewalt und Elend beherrschen die Erde immer noch …"
(Quelle: Dienst am Menschen - Dienst am Frieden. 75 Jahre Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge,