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Carl Weyprecht: Der Nordpolarforscher
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Carl Weyprecht: Der Nordpolarforscher
eBook212 Seiten2 Stunden

Carl Weyprecht: Der Nordpolarforscher

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Über dieses E-Book

Kurze Zeit, nachdem ich am 7. Januar 1913 im Naturwissenschaftlichen Verein einen Vortrag über Carl Weyprecht gehalten hatte, wurde ich gebeten, das Thema in Buchform zu bearbeiten. Da mir auch von anderer Seite nahegelegt wurde, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder auf Weyprecht zu lenken, entschloss ich mich, dem Wunsch nachzukommen. So entstand der vorliegende Band.

Ich glaubte, meine Aufgabe am besten in der Art zu erfüllen, dass im ersten Teil der Vortrag, der kurz ein Bild des Lebens und Wirkens von Weyprecht bietet, wiedergegeben wird, im zweiten Teil aber Weyprecht selbst zu Wort kommt, indem ausgewählte Briefe, Tagebuchabschnitte, Abhandlungen und Vorträge unverändert abgedruckt werden. Sie beziehen sich hauptsächlich auf die Polarreise und die Polarforschung, dann auch auf zwei weltgeschichtliche Ereignisse: auf den Krieg 1866, an dem er als Mitkämpfer teilnahm, und auf den Zusammenbruch des Kaiserreichs Mexiko, dem er ans nächster Nähe zuschauen musste. Jede Veröffentlichung zeigt die ungemein lebendige, fesselnde und anschauliche Darstellungsweise Weyprechts. Egon Ihne
SpracheDeutsch
HerausgeberFolgen Verlag
Erscheinungsdatum17. Juni 2019
ISBN9783958932388
Carl Weyprecht: Der Nordpolarforscher

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    Buchvorschau

    Carl Weyprecht - Egon Ihne

    Carl Weyprecht

    Der Nordpolarforscher

    Egon Ihne

    Impressum

    © 1. Auflage 2019 ebookland im Folgen Verlag, Langerwehe

    Autor: Egon Ihne

    Cover: Caspar Kaufmann

    ISBN: 978-3-95893-238-8

    Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

    Kontakt: info@ceBooks.de

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    Inhalt

    Titelblatt

    Impressum

    Vorwort

    Erster Teil Carl Weyprecht, der Nordpolarforscher

    Zweiter Teil Carl Weyprecht: Ausgewählte Briefe, Tagebuchabschnitte, Abhandlungen, Vorträge

    1. Brief vom 9. August 1866: Die Seeschlacht bei Lissa

    2. Aus der mexikanischen Zeit

    3. Brief vom 22. Juni 1872: Mitteilungen über den „Tegetthoff", die Mannschaft, die Ausrüstung und ähnliches.

    4. Aus dem Tagebuch vom 20. Mai bis 3. Sept. 1874. Rückreise mit den Booten nach dem Verlassen des „Tegetthoff".

    5. Das Nordlicht

    6. Etwas über die Temperatur während der Expedition

    7. Das Eis

    8. Eispressungen

    9. Unser Matrose im Eis

    10. Der Walrossjäger

    11. Grundprinzipien der arktischen Forschung

    Unsere Empfehlungen

    Vorwort

    Kurze Zeit, nachdem ich am 7. Januar 1913 im Naturwissenschaftlichen Verein einen Vortrag über Carl Weyprecht gehalten hatte, wurde ich gebeten, das Thema in Buchform zu bearbeiten. Da mir auch von anderer Seite nahegelegt wurde, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wieder auf Weyprecht zu lenken, entschloss ich mich, dem Wunsch nachzukommen. So entstand der vorliegende Band.

    Carl Weyprecht, 1879

    Ich glaubte, meine Aufgabe am besten in der Art zu erfüllen, dass im ersten Teil der Vortrag, der kurz ein Bild des Lebens und Wirkens von Weyprecht bietet, wiedergegeben wird, im zweiten Teil aber Weyprecht selbst zu Wort kommt, indem ausgewählte Briefe, Tagebuchabschnitte, Abhandlungen und Vorträge unverändert abgedruckt werden. Sie beziehen sich hauptsächlich auf die Polarreise und die Polarforschung, dann auch auf zwei weltgeschichtliche Ereignisse: auf den Krieg 1866, an dem er als Mitkämpfer teilnahm, und auf den Zusammenbruch des Kaiserreichs Mexiko, dem er ans nächster Nähe zuschauen musste. Jede Veröffentlichung zeigt die ungemein lebendige, fesselnde und anschauliche Darstellungsweise Weyprechts.

    Darmstadt, im Mai 1913

    Egon Ihne

    Erster Teil

    Carl Weyprecht, der Nordpolarforscher

    Vortrag, gehalten im Naturwissenschaftlichen Verein zu Darmstadt am 7. Januar 1913. Von Egon Ihne.

    Die Zahl der Entdeckungs- und Forschungsreisenden aus Hessen ist nicht groß, und umso mehr erscheint es daher angebracht, der wenigen nicht zu vergessen. Einer der bedeutendsten ist Carl Weyprecht. Da im verflossenen Jahre 40 Jahre vergangen sind, dass er aus seine große Polarreise auszog, und da im gegenwärtigen Jahre es 40 Jahre sein werden, dass die Entdeckung stattfand, durch die sein Name allgemein bekannt wurde, so beschloss der Naturwissenschaftliche verein, in der ersten Sitzung des Jahres 1913, also gleichsam in der Mitte zwischen beiden Ereignissen, seiner etwas ausführlicher zu gedenken. – Dass ich mit dieser Aufgabe betraut wurde, hat seinen Grund lediglich darin, dass ich mich bereits früher einmal mit dem Thema befasst habe.

    Carl Weyprecht ist ein Kind unserer Stadt Darmstadt. Am 18. September 1838 wurde er als der dritte Sohn des Hofgerichtsadvokaten Ludwig Weyprecht im Hause Grafenstraße geboren. Der Vater gab schon nach vier Jahren seine Stellung auf und wurde Kammerdirektor bei dem Grafen Erbach-Schönberg in König. Hier verlebte Carl seine Kindheit und erhielt zusammen mit seinen Brüdern den ersten Unterricht durch Privatlehrer.

    Von den Geschwistern starb der älteste Bruder schon als Knabe. Der zweite, Robert, war Arzt in Ulichelstadt, wo er 1907 starb. Außerdem waren noch zwei jüngere Schwestern da; beide leben jetzt in Darmstadt.

    Im Jahre 1852 trat Weyprecht in das Gymnasium zu Darmstadt ein, vertauschte diese Anstalt aber bereits nach einem Jahre mit der „Höheren Gewerbeschule" (der Anstalt, aus der Oberrealschule und Technische Hochschule hervorgegangen sind), denn hier wurden Mathematik und Naturwissenschaften eingehender gepflegt. Und diese Fächer brauchte er für seinen späteren Beruf mehr als die alten Sprachen: er wollte nämlich Seeoffizier werden, wesentlich durch seinen Lesestoff ist dieser Wunsch in dem Knaben und Jüngling erwacht. Er wählte die österreichische Marine und wurde im Jahre 1856 als provisorischer Kadett aufgenommen.

    Als solcher unternahm er auf verschiedenen Kriegsschiffen größere Reisen; 1861 traf ihn die Ernennung zum Linienschiffsfähnrich und damit zum Offizier auf der Fregatte „Radetzky, die unter dem Befehl des damaligen Fregattenkapitäns von Tegetthoff im adriatischen und mittelländischen Meere kreuzte, von 1863-1865 war er Instruktionsoffizier auf einem Schulschiff, der Brigg „Huszar.

    Wiederholt besuchte er natürlich die Heimat. Gelegentlich eines solchen Urlaubs machte er 1865 in Frankfurt bei der Sitzung des Geographischen Vereines die persönliche Bekanntschaft des Gothaer Geographen August Petermann, der eifrig für eine deutsche Nordpolexpedition warb.

    Sie wissen, dass diese Bestrebungen später Erfolg hatten. 1869 wurden die Schiffe „Germania und „Hansa ausgesandt, um das Nordpolargebiet längs der ostgrönländischen Küste zu erforschen. Die Expedition war bekanntlich wenig vom Glück begünstigt; doch wollen wir auf den Gegenstand nicht weiter eingehen.

    Weyprechts Interesse lenkte sich nun ganz besonders auf das Nordpolargebiet. Er trat in dauernden Verkehr mit Petermann und erbot sich, im März 1866 „mit einer Summe von etwa 2000 Talern eine Expedition auszurüsten und auszuführen, die in einem norwegischen Fahrzeug von Tromsö oder Hammerfest ausgehen, während der Dauer von 5 Monaten in Spitzbergen Forschungen anstellen und das Meer zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja untersuchen solle".

    Aber ein Ereignis ganz anderer Art rückte die Erfüllung dieser plane in weite Ferne: Der Krieg 1866 brach aus, und die österreichische Flotte musste der viel mächtigeren italienischen entgegentreten.

    Es ist bekannt, dass es zwischen den beiden Flotten nur zu einer, aber entscheidenden Schlacht kam bei der Insel Lissa am 20. Juli, die mit dem glänzenden Siege Österreichs endete. In dem vom Kontreadmiral v. Tegetthoff befehligten österreichischen Geschwader – 7 Panzer, 7 Holzschiffe und 7 kleine Kanonenboote – befand sich Weyprecht als jüngster Offizier an Bord der Panzerfregatte „Drache". Über seine Tätigkeit in der Seeschlacht erzählt er einiges selbst in einem Brief (vgl. II. Teil, Nr. I dieses Buchs). Hören wir ihn: „Um 10 Uhr hellte es sich auf, und wir sahen die im Sammeln begriffene italienische Flotte auf etwa 5 Meilen vor uns. Sie bestand aus 14 Panzerfregatten, worunter 2/3 unseren größten an Stärke überlegen, und 10-12 Holzfregatten; teilweise von 40-54 Geschützen, während vier der unsrigen nur 35 tragen. Um 10:30 fiel der erste Schuss von italienischer Seite.

    Unser vorderster Winkel bestand aus den Panzerschiffen, der mittlere aus den Holzfregatten, der hinterste aus den leichten Kanonenbooten. Die Italiener passierten uns in langer Schlachtlinie vorne. Noch ehe wir mit einem Schuss geantwortet hatten, fiel dicht an meiner Seite unser braver Kommandant, Baron Moll, ein Gentleman und Seeoffizier, wie selten einer die Brücke eines Schiffes betritt. Er litt seit zwei Tagen an starker Augenentzündung und sah fast nichts. Einen Moment, ehe ihn die verhängnisvolle Kugel erreichte, nahm er das Glas vor die Augen und sagte mir in desperatem Tone: „Weyprecht, Sie müssen die Augen heute doppelt öffnen, ich sehe gar nichts. Ich bückte mich hierauf über das Sprachrohr, gab ein Kommando in die Batterie und fand mich, als ich mich aufrichtete, von oben bis unten mit Blut und Gehirn bespritzt. Sein kopfloser Leichnam lag mir zu Füßen, Hätte ich aufrecht gestanden, so wäre mein Kopf wahrscheinlich mitgegangen.

    Bis der dienstälteste Offizier das Kommando übernahm, führte Weyprecht mit größter Ruhe und Umsicht das Schiff. Für sein tapferes Verhalten belobte ihn der Admiral, und er erhielt den Orden der Eisernen Krone 3. Klasse mit der Kriegsdekoration, den außer ihm nur noch ein Subalternoffizier bekam, von dem mit diesem Orden verbundenen Recht auf Erhebung in den erblichen Ritterstand machte Weyprecht keinen Gebrauch.

    Gleich nach dem Krieg führte ihn der Dienst an Bord des Raddampfers „Elisabeth" nach Mexiko. Das Schiff stand zur Verfügung des Kaisers Maximilian und weilte über ein Jahr in den mexikanischen Gewässern.

    Weyprecht hat in den Briefen an seine Angehörigen ausführlich über diese Zeit geschrieben. Zu Neujahr 1867 war er mit seinem Kommandanten zur Audienz bei Maximilian, und dieser zog sie auch zur kaiserlichen Tafel. Es ging hierbei aber mehr als einfach her, direkt ärmlich. Ein Roch war nicht mehr da, ein Husar bereitete die Fleischspeisen, die Frau eines Kammerdieners die Mehlspeisen. „Der Hof liegt überhaupt in den letzten Zügen", schreibt Weyprecht; es sah übel aus. – Mit tiefer Trauer mussten die Österreicher untätig zusehen, wie das weltgeschichtliche Trauerspiel langsam zu Ende ging und der Bruder ihres Kaisers am 19. Juni 1867 gleich einem gemeinen Verbrecher erschossen wurde. – Eine Strandung unweit Veracruz bei Gelegenheit einer dienstlichen Bootexpedition¹ sowie die hierdurch herbeigeführte Erkrankung am Sumpffieber überstand Weyprecht glücklich. Im Übrigen benutzte er die viele Zeit und Muße zum Studieren; neben den astronomischen Kapiteln des Seewesens waren es Meteorologie und Physik, denen er sich widmete, und dann vor allem der Nordpol. Dessen Eis reizte ihn mehr als die Sonne der Tropen.

    Nach der Heimat zurückgekehrt, wurde er im Oktober 1868 zum Linienschiffsleutnant befördert und bekam kurz nachher das Kommando, sich als Mitglied der für die Küstenaufnahme des adriatischen Meeres bestimmten Kommission zu beteiligen. Offenbar war man allmählich auf seine wissenschaftliche Richtung aufmerksam geworden. Auf die von den Teilnehmern dieser Vermessung hergestellten Karten ist die österreichische Marine heute noch stolz. Dann ward ihm ein weiterer wissenschaftlicher Staatsauftrag: im Dezember 1870 ging er mit drei der hervorragendsten österreichischen Astronomen nach Tunis, um dort eine totale Sonnenfinsternis genauer zu verfolgen.

    Noch vor dieser Reise, im Herbst 1870, machte er die Bekanntschaft des Oberleutnants im Tiroler Kaiserjägerregiment Julius Payer. Dieser war gerade von der zweiten deutschen Nordpolexpedition zurückgekehrt, an der er auf dem Schiff „Germania" teilgenommen hatte. Seine Erzählungen und Schilderungen erweckten in Weyprecht lebhafter als jemals die alte Sehnsucht. Schneller, als er sich's gedacht, sollte sie gestillt werden.

    Seitdem Petermann mit Wort und Tat für die Erforschung des Nordpolargebietes eingetreten war, hatte er besonders auf den östlichen Teil des europäischen Nordmeeres zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja hingewiesen, der zudem noch fast ganz unbekannt war. Er glaubte bestimmt annehmen zu dürfen, dass unter dem Einfluss des Golfstromes, der sich weit über das Nordkap hinaus bis nach der Nordwestküste von Nowaja Semlja geltend mache, eine mit dieser Strömung gehende Expedition verhältnismäßig geringe Hindernisse finde. „Da diese östliche Hälfte des Nordmeeres bei der und 2. deutschen Nordpolexpedition ganz unberücksichtigt geblieben war, hatte ich, so sagt Petermann, „von meinen Geldsammlungen einen Reservefonds dafür bestimmt, um ein Unternehmen in dieser Richtung zur Ausführung zu bringen. Als ich daher im Anfang dieses Jahres den Herren Payer und Weyprecht die Summe von 2.000 Talern versprach, waren sie zur Ausführung eines Forschungs-Unternehmens im Osten von Spitzbergen nicht bloß sofort bereit, sondern machten sich sogar anheischig, weitere Geldsummen, Instrumente, Waffen, Munition und andere Ausrüstungsgegenstände in Österreich und anderswo selbst aufzubringen, wobei ich ihnen, soweit als tunlich, behilflich war. S. M. der Kaiser von Österreich, die dortigen Regierungs- und wissenschaftlichen Kreise, ferner die Stadt Frankfurt mit ihrer Geographischen Gesellschaft waren, nachdem sie bereits für die 1. und 2. deutsche Nordpolexpedition ansehnliche Beiträge gespendet, aufs zuvorkommendste bereit, zum dritten Mal namhafte Summen zu geben. Auf diese Weise kamen ganz unter der Hand und in kurzer Zeit 6.000 Taler zusammen. Hiervon stammten 2.000 Taler aus Petermanns Sammlungen.

    Zunächst, für das Jahr 1871 war eine Erkundigungsfahrt geplant, dann für 1872 die größere eigentliche Expedition. Für letztere stellte Graf Wilczek in Wien 30.000 Gulden zur Verfügung, nachdem er schon für die Fahrt 1871 2.000 Gulden gespendet hatte. Die Erkundigungsfahrt hatte die Aufgabe, zu untersuchen, ob die Eisverhältnisse in jenem Meer so günstig lägen, dass ein weiteres Vordringen nach Osten durch die Hauptexpedition wahrscheinlich wäre.

    Im Sommer 1871 unternahmen Weyprecht und Payer die Reise. Sie mieteten im Sommer 1871 in Tromsö in Norwegen ein kleines, aber starkgebautes Segelschiff, den „Isbjörn" (Eisbär), mit acht Mann Besatzung, verließen am 20. Juni den Hafen und lenkten den Kurs nach Norden. Im Einzelnen wollen wir auf die hoch interessante, aber sehr mühselige und aufreibende Fahrt nicht näher eingehen. Das Schiff gelangte glatt bis fast 79° nördlicher Breite und 60° östlicher Länge. Das Meer war eisfrei oder nahezu eisfrei. Jedenfalls lagen also die Eisverhältnisse sehr gut und gestatteten durchaus den Schluss, dass das Eindringen in das Nowaja-Semlja-Meer weiter nach Osten und Norden mit einem wohlausgerüsteten Dampfer Erfolg habe. Mit diesem Hauptergebnis kamen Weyprecht und Payer nach 3 ½-monatiger Fahrt nach Tromsö zurück. – Eine Anzahl anderer Resultate brachte die Reise aber auch, Weyprecht hatte regelmäßig Beobachtungen über Temperatur von Luft und Wasser angestellt und Tiefenmessungen gemacht, so dass über diese Dinge im Nowaja-Semlja-Meer von ihm unsere ersten genauen Kenntnisse herrühren.

    Nach der Rückkehr arbeiteten beide Forscher für die künftige Expedition eine Instruktion aus. In dieser wurde ausdrücklich gesagt, dass nicht die Erreichung hoher Breiten der Zweck sein sollte, sondern die Erforschung des unbekannten Gebietes im Norden von Sibirien. Als ideales Ziel war die Erreichung der Behringstraße hingestellt.

    In Wien trat alsbald ein Zentralausschuss zusammen, der das Aufbringen der notwendigen Geldmittel übernahm. Aufrufe wurden erlassen, Ausschüsse in anderen Städten gebildet usw. Der Erfolg war glänzend: binnen kurzer Zeit kamen 200.000 Gulden zusammen, und zwar aus allen Kreisen des Volkes. Sehr große Unterstützung leistete wieder Graf Wilczek. Er verbürgte sich für die Baukosten des Expeditionsschiffes, noch ehe die Sammlung beendet war, und rüstete den uns bekannten Segler „Isbjörn" mit einer größeren Menge von Lebensmitteln und Kohlen aus. Damit sollte an einem näher zu verabredenden Punkte auf Nowaja Semlja ein Depot angelegt werden, und dieses hätte der Expedition, falls sie des Schiffes verlustig ginge, als erster Zufluchtsort zu dienen. Wilczek übernahm es, in Gemeinschaft mit dem Konteradmiral von Sterneck das Depot im Sommer 1872 an Ort und Stelle zu bringen.

    Das Schiff der Expedition wurde in Bremerhaven auf der Werft von J. C. Teklenborg unter genauer Überwachung durch Weyprecht und zum Teil nach seinen Angaben gebaut und erhielt den Namen „Admiral Tegetthoff". Es war ein Schraubendampfer von 220 Tons, mit 3 Masten, 110 Fuß lang. Ausrüstung und Verproviantierung berechnete man auf drei Jahre. Außer den üblichen Booten wurden auch Schlitten und Hunde mitgenommen. Die Hunde – acht Stück – waren recht wilde Gesellen, die man anfangs gar nicht von der Kette lösen konnte, ohne dass sie sich wütend bissen, „wenn die Bestien bei 40° unter

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