Entschieden Christ sein: Dietrich Bonhoeffers Zeugnis für heute
Von Klaus Koziol
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Über dieses E-Book
Klaus Koziol spürt dem Leben und Denken Dietrich Bonhoeffers nach, der in einem ausschließlichen Glauben an Jesus Christus lebte. Aus diesem Glauben folgten für Bonhoeffer sein konsequentes, fast radikales Leben und Sterben.
Es entsteht das beeindruckende Bild eines Mannes, der sich in dunkler Zeit einen aufrechten Gang bewahrte. Sein unbedingtes Festhalten an Werten, seine Bindung an eine sinnstiftende Botschaft können beispielhaft sein für heute.
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Buchvorschau
Entschieden Christ sein - Klaus Koziol
NAVIGATION
Buch lesen
Cover
Haupttitel
Inhalt
Über den Autor
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Klaus Koziol
Entschieden Christ sein
Dietrich Bonhoeffers Zeugnis für heute
Patmos Verlag
Inhalt
Vorwort
radix – von der Wurzel her
Glauben lernen
Gott allein
Gott mitten im Leben
Sich an Christus klammern
Beten und handeln
Christus praesens
Leben lernen
Der archimedische Punkt
Sich von Gott aufwühlen lassen
Das Ende der Angst
Der Mut zur Tat
Kraftvolle Lebensbejahung
Den anderen Blick wagen können
Hochgemute Selbstgewissheit
Sterben lernen
Im Kreuz liegt das Heil
Die Schwäche Gottes ist seine Stärke
Das Wunder der Auferstehung
pro nobis – für uns
Für Anita
Vorwort
»Entschieden Christ sein« – ein Buch mit solch einem Anspruch schreiben zu wollen, ist ein gewaltiges Vorhaben. Egal wie diese Person heißt, es steht immer in Frage, ob eine einzige Person uns diese Grunddimension des Lebens überhaupt nahebringen kann. Ohne lange Vorrede möchte ich beschreiben, wie ich dazu gekommen bin, gerade ein solches Buch über Dietrich Bonhoeffer zu schreiben, gerade mit diesem Angebot, mit ihm entschieden Christ zu sein.
Wie viele andere Menschen habe auch ich schon vor langen Jahren Bonhoeffers bekanntestes Buch »Widerstand und Ergebung« gelesen und ich war, wie viele andere auch, beeindruckt von Bonhoeffers Mut, Kraft und Unbeugsamkeit während seiner Haftzeit unter den Nazischergen. In Briefen und Kassibern aus seiner Gefängniszelle wird darin ein Mann lebendig, der authentisch – denn die Briefe waren ja nicht für die Veröffentlichung »geschönt« geschrieben – seinen aufrechten Gang in der brutalen Terrorzeit ging. Ich konnte nur diesen Mut und diese Kraft bewundern.
Jahre später entdeckte ich eher zufällig die gesammelten Schriften Bonhoeffers, die sein Freund und vielmaliger Adressat seiner Briefe aus der Haft, Eberhard Bethge, herausgab. Sofort war mein Interesse geweckt, und ich las die Aufsätze, die wissenschaftlichen Publikationen und vor allem die Predigten von Dietrich Bonhoeffer.
Und ich kann sagen: Meine Faszination für Bonhoeffer wurde noch um einiges größer, denn in seinen theologisch-religiösen Reflexionen wurde für mich deutlich, warum er einen so aufrechten Gang gehen konnte und woher er den Mut nahm, den Henkern die Stirn zu bieten. Das war keine innerweltliche Attitüde, sondern sein Handeln und seine Stärke entsprangen ausschließlich seinem unbedingten Glaube an Jesus Christus. Bonhoeffer lebte so konsequent seinen Glauben, dass sein Leben und Sterben mit diesem Mut und dieser Stärke nur konsequent war.
Ich gebe gerne zu: Gerade Bonhoeffers Predigten zu lesen, das erschütterte mich und das verstörte mich nachhaltig. Solch einen Glauben zu haben, der nicht nur ein Schönwetter-Glaube ist, sondern der in den extremsten Zeiten des Lebens eine solche Kraft besitzt, um mit ihm aufrecht gehen zu können, das faszinierte mich und verstörte mich zugleich. Denn bei Bonhoeffer wurde mir auch klar: Ein solcher Glaube gibt nicht nur viel, sondern er verlangt auch viel: die unbedingte Hingabe an Jesus Christus. Jedenfalls war mein Interesse geweckt, dem »glauben, leben und sterben lernen mit Dietrich Bonhoeffer« auf die Spur zu kommen und zu fragen, was dieser Glaubenszeuge und Märtyrer uns Menschen der Moderne zu sagen hat, ganz im Sinne von Papst Paul VI., der in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi aus dem Jahre 1975 schreibt: »Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.«¹
radix – von der Wurzel her
Gebet für Mitgefangene:
»Herr Jesus Christus,
Du warst arm
und elend, gefangen und verlassen wie ich.
Du kennst alle Not der Menschen,
Du bleibst bei mir,
wenn kein Mensch mir beisteht,
Du vergisst mich nicht und suchst mich,
Du willst, dass ich Dich erkenne und mich
zu Dir kehre.
Herr, ich höre Deinen Ruf und folge,
hilf mir!«²
Dietrich Bonhoeffer, Weihnachten 1943
Dietrich Bonhoeffer hat dieses Gebet nach eindreiviertel Jahren Haft zu Weihnachten 1943 für seine Mitgefangenen geschrieben. Noch weitere anderthalb Jahre sollte er in Haft bleiben, um in den letzten Tagen des Krieges am 9. April 1945 von den Nazihenkern hingerichtet zu werden. Dieser Dietrich Bonhoeffer steht im Zentrum unserer Glaubens- und Lebensschule für die Menschen unserer Zeit. Dietrich Bonhoeffer, ein entschiedener Christ und Widerstandskämpfer, mit ihm wollen wir gemeinsam den Versuch unternehmen, intensiver glauben, besser leben und gut sterben zu lernen.
Doch Vorsicht: Mit Dietrich Bonhoeffer glauben, leben und sterben lernen, bedeutet Mut haben zu müssen, einen Mut, der Bonhoeffer in seinem Widerstandskampf gegen Hitler und seine Schergen getragen hat, nämlich einen Mut, der eine kompromisslose Entscheidung³ verlangt, eine Kompromisslosigkeit im Glauben, im Leben und im Sterben. Und diese Kompromisslosigkeit gründet sich für Bonhoeffer einzig und allein in der Hingabe an Gott. Das macht Bonhoeffer zu einem Radikalen im Glauben, Leben und Sterben, weil er radikal und ausschließlich auf diese Wurzel »Gott« – ohne Wenn und Aber – setzt, so dass er sagen kann: »Glauben heißt bedingungslos trauen und wagen.«⁴
Diese Radikalität hat sich Bonhoeffer als Christ, Theologe und Pfarrer nicht bloß ausgedacht und sich vielleicht an dieser Vorstellung erfreut, sondern er hat diese Radikalität gelebt und bezeugt bis in seinen Tod hinein. Sich dieser Radikalität als Mensch unserer Zeit zu stellen, braucht Mut, einen Mut, der die Verstörung wirken lassen kann, die Bonhoeffers Glauben, Leben und Sterben bei uns auslösen wird.
Seien wir also gewarnt! Bei Bonhoeffer gibt es nichts Halbes, bei Bonhoeffer ist es ein »Glauben pur«, bei uns vielleicht eher »Verstörung pur«, wenn wir zum Beispiel hören: »Was zum Glauben zu allererst gehört, nämlich uns selbst aufgeben,