6 Jahre Taschengeld: (M)ein biografischer Insolvenzratgeber
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Über dieses E-Book
Erst 2009 berichteten die Medien wieder über Tanja Schumann. Doch die Zeitungen und Fernsehsender berichteten nicht über ihre Künstlerkarriere. Sie zielten vielmehr darauf ab, dass Tanja in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Denn Ende 2006 hatte sie Privatinsolvenz angemeldet, um für sich einen Ausweg zu finden. Denn sie war schlechten Beratern gefolgt, da sie ihnen vertraut hatte. Mit dem Jahr 2012 endete die 6 Jahre andauernde Zeit der Privatinsolvenz durch Beschluss des Amtsgerichts im Januar 2013.
"Ohne meinen Mann hätte ich das nicht durchgestanden", sagt sie heute und erzählt, wie sie sich aus den Schulden herauskämpfte. Ihr Buch gewährt nicht nur Einblicke hinter die Kulissen des Showbiz neben einigen Anekdoten sondern soll auch als kleiner Insolvenzratgeber verstanden werden, um anderen Betroffenen Mut zu machen, die "6 Jahre Taschengeld" zu überstehen.
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Buchvorschau
6 Jahre Taschengeld - Tanja Schumann
Vorwort
In den 1990iger Jahren hatten viele Prominente und auch andere wohlhabende Bürger meist infolge vermeintlich geschickter Finanz- und Vorsorgeberatung in Immobilien der neuen Bundesländer investiert, die sich später als sog. Schrott-Immobilien herausstellten. Aber der Aufbruchsstimmung der ersten Zeit war nach Ausnutzung der damit einhergehenden vermeintlichen steuerlichen Vorteile der Schock gefolgt. Die Liegenschaften blieben weitestgehend unvermietet, weshalb auch die versprochenen Renditen mangels Mieteinnahmen ausgeblieben waren. Die das finanzierenden Banken verlangten dennoch weiterhin die Tilgung. Seinerzeit kannte die Rechtsprechung dieses Anlagemodell noch nicht. Erst in heutiger Zeit kann man sich erfolgreich dagegen wehren. Wenn die Banken nämlich institutionalisiert das gesamte Geschäft begleitet hatten, bleiben diese nach heutiger Rechtsprechung auf dem Schaden sitzen und nicht mehr, wie früher, der Kunde.
Das kam für Tanja Schumann, die wie viele ihrer Kollegen in solche Ost-Immobilien investiert hatte, aber leider zu spät. Im Jahr 2006 musste die sympathische Schauspielerin Privatinsolvenz anmelden. Mit Ablauf des Jahres 2012 und durch gerichtlichen Beschluss aus Januar 2013 endete für Tanja Schumann das sechs Jahre andauernde Verfahren der Privatinsolvenz, in der sie Monat für Monat gegenüber dem vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter Rechenschaft über alle ihre Einkünfte und Besitztümer ablegen musste. Sogar der Verkauf ihres im Jahr 1994 erhaltenen Fernseh- und Medienpreises „Bambi" war gefordert und durchsetzt worden.
Dieses Buch ist eine Autobiografie, die einen kleinen Einblick in die Glitzerwelt des Showbiz neben ein paar Anekdoten gewährt und zeigt, wie Tanja Schumann sich aus den Schulden wieder herausgekämpft hat.
Dieses Buch soll auch als kleiner Insolvenzratgeber verstanden werden, um anderen Betroffenen Mut zu machen, die „6 Jahre Taschengeld zu überstehen. Schließlich haben seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999 in Deutschland bis Ende 2013 mehr als 1 Millionen Menschen von dem Privatinsolvenzverfahren Gebrauch gemacht. Dennoch haben zahlreiche Menschen nicht die Kraft, diesen Schritt ebenfalls zu gehen. Hierfür schließt dieses Buch mit hilfreichen Informationen, die den Verlauf einer Privatinsolvenz beschreiben, um den zahlreichen Menschen, die ebenfalls in eine solche oder ähnliche „Lebensfalle
getappt sind, Mut zu machen, sich wieder zurück zu kämpfen.
Dr. Eberhard Frohnecke
Was geschah eigentlich nach „Samstag Nacht"?
Fürs Publikum bin ich bis heute ein RTL-Gesicht. Für RTL war ich allerdings mit dem Ende von „Samstag Nacht" so ziemlich gestorben.
Es gab eine neue Geschäftsleitung: Thoma und Conrad gingen, und die Neuen wollten nichts Altes wieder aufwärmen. Man weiß das zwar alles vorher, trotzdem ist es ein wenig so, als wär‘ man grad gegen einen Feuermelder gelaufen und keinen interessiert‘s!
„Halloo, ich war doch gestern noch … Eben! Die Betonung liegt auf „gestern
! Da helfen auch alte Seilschaften nicht, insbesondere dann, wenn man gar keine gemacht hat, wie ich! Dabei hätte es Gelegenheiten genug gegeben .
Nach den „Samstag Nacht"-Aufzeichnungen am Freitagabend gab es beispielsweise immer noch ein kleines Fest für Crew und Gäste. Ok, das Büfett war meist schon leergefuttert, wenn wir Akteure erschienen, denn wir mussten uns erst umziehen und unsere Fans mit Autogrammen versorgen. Das war manchmal ganz schön anstrengend. Einige meiner Kollegen konnten der Autogrammjägermeute geschickt entgehen, und zwar über einen Schleichweg. Für mich war das aber nie eine Option! Ich hab mir lieber frühzeitig vom Koch eine Portion Krabben beiseite stellen lassen und war für die Fans da. Ich bin der Ansicht, das bin ich denen, die mich zu dem machen, was ich in der Öffentlichkeit bin, mindestens schuldig, auch, wenn ich manchmal müde und abgespannt bin. Aber das muss ja jeder für sich entscheiden.
Auf diesen Feiern habe ich meistens mit den Kollegen von der Maske, Garderobe und Kamera zusammengesessen. Vielleicht hätte ich mich stattdessen mehr an die „Offiziellen aus dem Hause RTL hängen sollen oder an eventuell einflussreiche Gäste …, Sie wissen sicher, was ich meine … Aber das war noch nie mein Ding, mich irgendjemandem an den Hals oder auf den Schoß zu werfen. Natürlich hätte es auch einen kommunikativen Mittelweg gegeben, zwischen „gar nicht reden
und „an den Hals werfen". Aber da steht mir ein wenig mein Naturell weg: ganz oder gar nicht! Schwarz oder weiß, voll oder leer, hopp oder top …
Aber ich merke, dass ich gerade etwas abschweife. Was ich sagen wollte, ist, dass ich zu Zeiten von „Samstag Nacht" einfach zu wenig Kontakte geknüpft und gepflegt habe, die mir hinterher arbeitstechnisch von Nutzen hätten sein können.
Eine vernünftige Agentur hatte ich leider auch nicht hinter mir, und so verstrich meine ‚heißeste Zeit‘, besser gesagt: die Zeit, in der das Eisen meiner Karriere am heißesten war. Ich hätte das Feuer darunter schüren müssen, tat ich aber nicht. „Jeder ist seines Glückes Schmied", dieser Spruch hat wahrlich seine Berechtigung!
Ich war also kein guter Schmied und wusste in der Zeit nach „Samstag Nacht noch nicht mal, wen ich anrufen sollte, um kurz „Hallo
zu sagen, und wenn mich tatsächlich jemand gefragt hätte: „Hey, kann ich was für dich tun?, hätte ich vermutlich geantwortet: „Ja, klar, bring mir ein Seil und einen wackeligen Hocker mit drei Beinen!
(Nein, das hätte ich natürlich nicht ganz ernst gemeint.)
Direkt nach „Samstag Nacht" ging‘s mir erstmal nicht schlecht, hatte ich doch mehr Zeit, andere Dinge zu tun, die länger brachgelegen hatten, wie Theaterspielen oder das Synchronisieren.
Es war nur blöd, dass der Synchronmarkt in Hamburg gerade zusammenbrach, weil so viele Produktionen nach Berlin abwanderten, wo es durch die Wiedervereinigung eine Schwemme von Sprechern gab, die sich gagenmäßig reihenweise unterboten. Allein drei Studios in Hamburg, in denen ich gesprochen habe, mussten dichtmachen. (Und das lag nicht etwa an meinen Fähigkeiten.)
Ich hab ja neben meiner Musicalausbildung damals noch Sport an der Uni Hamburg studiert und war fast fünfzehn Jahre (auch noch zu Anfangszeiten von „Samstag Nacht) aktiv als Fitnesstrainerin tätig. Sport und Tanz haben immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt, und so machte ich später noch eine Zusatzausbildung zum „Personal Trainer
. Leider bekam das eine Tageszeitung mit (die mit den vier roten Buchstaben) und schrieb sofort etwas wie: „Jetzt dreht Tanja Schumann dem TV den Rücken und wird wieder Hüpftante!"
Super! Da hätte ich doch gleich eine Rundmail an alle Fernsehschaffenden rausschicken können: „Streicht mich aus euren Köpfen, ich wandere aus!" Wäre ungefähr aufs Gleiche rausgekommen! Wenn erstmal Dinge über einen in der Zeitung stehen, kann man so viel dementieren, wie man will, das bringt gar nix.
Wenn ich damals schon meinen Mann an meiner Seite gehabt hätte, wäre die Geschichte sicher anders gelaufen, ich bin 100 pro davon überzeugt! Doch „hätte und „wenn
sind ja völlig uninteressant.
Dann nahte obendrein mein 40. Geburtstag! Mir ging‘s schon Monate vorher nicht gut! Auf den 30. hatte ich mich damals gefreut und kann bis heute die Frauen nicht verstehen, die damit Probleme haben! Aber eine Vier am Anfang der Jahre stehen zu haben, die ich auf Erden wandelte, erschien mir geradezu fürchterlich! Nein, ich korrigiere: die Inquisition war fürchterlich, Vierzig zu werden schien mir die Hölle zu sein! Nach Murphys Gesetz der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung" wurde dieser Tag auch tatsächlich zu dem von mir erwarteten Desaster.
Mit dem Wetter ging es schon los. Ich habe Anfang Juli Geburtstag und da ist eigentlich immer recht schönes Wetter. Aber wie gesagt, eigentlich … An diesem von mir hochgefürchteten Tag begann es früh, zu regnen und hörte nicht mehr auf. Der Geburtstag fiel auf einen Mittwoch, und meine beiden besten Freundinnen konnten aus beruflichen Gründen nicht in Hamburg sein. Privat befand ich mich in einer Art „nichts Halbes, nichts Ganzes- Beziehung, was nicht tröstlich war und gar nicht glücklich stimmte (hatte ich anfangs erwähnt, für mich gelte „ganz oder gar nicht
?! So kann man sich irren…).
Wenn ich mich heute erinnere, kann ich kaum noch nachvollziehen, dass mich diese Umstände zum Vierzigsten derart traurig machten.
Aber, Moment mal! Ich komme ja „von Höckschen aufs Stöckschen"… Am besten fange ich mal ganz von vorne an.
Kindheit
Ich wurde als drittes Kind (aber erstes Mädchen!) meiner Eltern geboren. Man hat, so denke ich, die „Prinzessinnen"-Rolle sofort inne. Jedenfalls freuten sich alle sehr über meine Ankunft, war ich doch auch die erste Enkelin meiner Oma.
Mein Vater arbeitete als Eisenbahner im gehobenen Dienst, meine Mutter kümmerte sich um meine Brüder und mich. Zwar war ich nie in einem Kindergarten, aber wir hatten viele Kinder in der Nachbarschaft, mit denen ich spielen konnte!
Schon früh begann ich damit, mich zur Musik zu bewegen. Von meiner Mutter weiß ich, dass ich, wenn Freddy Quinn im Fernsehen sang – damals noch in schwarz-weiß, und Mitte der 60er Jahre war er ein richtig großer Star - immer am Hüpfen war. Dazu rief ich: „Hobschi, sing! Hobschi, sing! Bis heute ist nicht geklärt, warum Freddy für mich „Hobschi
hieß. Dass ich zwanzig Jahre später mit diesem Mann einmal auf der Bühne stehen sollte bei meinem ersten Engagement als Musicaltänzerin, war damals so unvorstellbar, wie die Reisen zum Mond.
Auf jeden Fall hatte ich schon als Zwei-, Dreijährige einen großen Bewegungsdrang und zeigte meine Liebe zur Musik. Zur Mittagsstunde legte meine Mutter mich ins Bett, schloss die Tür und ging davon aus, dass ich schlafen würde. Aber nur so lange, bis der Anruf von den Nachbarn kam, die meine Mutter darüber unterrichteten, dass ich gerade auf der Fensterbank herumturnen würde. Natürlich hinter dem geschlossenen Fenster, aber vor der Gardine - zur Unterhaltung der Nachbarn! Vielleicht waren das ja schon meine ersten Versuche für die spätere Bühnenkarriere?
Jedenfalls ging ich im Alter von vier Jahren in einen Gymnastikverein und mit sechs dann in die Ballettschule der Hamburgischen Staatsoper.
Ein halbes Jahr vorher, ich war eben Sechs geworden, wurde ich eingeschult. Endlich! Ich hatte meine Brüder immer beneidet, wenn sie morgens zur Schule gingen. Endlich durfte ich auch dorthin, nachdem ich einen Schultest bestanden hatte, der mir die Schulreife bestätigte. Und ich war stolz, zwei ältere Brüder auf der Schule zu haben, die mich beschützen würden, wenn mich blöde Jungs piesackten … Tja, da hatte ich mich aber gewaltig geirrt! Anstatt die Jungs für mich zu verhauen, haben die beiden leider mit ihnen paktiert. Also lernte ich, mir selbst zu helfen. Ich hab‘s ja auch überlebt, also kann es nicht so schlimm gewesen sein.