Pocketcall: Denn was dein ist, gehört längst mir...
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Über dieses E-Book
Crescentia Redmann
Crescentia Redmann wurde in den 70er Jahren in Berlin geboren und wuchs unter anderem in Nigeria auf. Sie lebt zur Zeit in Norddeutschland und arbeitet in der Marketing- und Medienbranche.
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Buchvorschau
Pocketcall - Crescentia Redmann
Pocketcall
Was wenn...
...er denkt, er sei das Opfer...
...seine Frau sich fragt, was passiert ist...
...ihre Freundin immer nur das eine
im Sinn hatte...
...der Unschuldige zum Täter wird...
...der Feind sich als Geliebter outet...
...am Ende Rache steht...
...und es heißt: zu dumm oder zu gut für diese Welt?
Impressum
Was wenn...
- Marie Lehmann -
Wie fühlt man sich wohl, wenn man jemanden umgebracht hat? Ich habe kürzlich in einer Zeitung einen Artikel gelesen, in dem ein 19-Jähriger die Mordtat an seinem besten Kumpel gestand. Als der Polizeipsychologe ihn fragte wie er sich denn nun nach der Tat fühle sagte er: „Es fühlt sich an, als hätte ich mich selbst getötet."
Selbst getötet, selbst getötet, selbst getötet... wie oft ich dieses Wort mit in meine Träume genommen habe, wie oft ich mir gewünscht habe, ich wäre getötet worden. So richtig meine ich, nicht so wie mein Mann mich über die letzten zehn Jahre getötet hat. Nicht so siechend, so zermürbend mit einem großen Finale, sondern sofort, schnell und schmerzlos. So, dass ich nicht für meine Kinder leben muss, für den Rest der Welt die Tapfere spielen muss. So dass ich mich nicht wie das inhaltslose, leblose Etwas fühle, zudem er mich auch ohne physischen Gewalteinfluss gemacht hat. Mein Mann hat eine Andere. Meine Vertraute, meine engste Freundin, meine Nachbarin. Dünner, schöner und jünger – genau in der Reihenfolge. Wie konnte das passieren, was ist los gewesen? Was hat sie was ich nicht habe? Wie konnte ich so blind sein? War ich überhaupt blind oder wusste ich es eigentlich schon lange? Heute, jetzt, genau diese Minuten - sind die schlimmsten meines Lebens.
...er denkt, er sei das Opfer...
- Hector Lehmann -
Wie geht es Ihnen heute Herr Lehmann?
„Gut, danke mir geht es gut. Ich bin glücklich, sehr glücklich, wenn ich das so sagen darf. Ich bin mit der Frau, die ich liebe zusammen. Alles Weitere zählt für mich nicht und der Rest ergibt sich. Doch, ich bin ganz zufrieden mit meinem Leben. Oder sagen wir mal so: Es gibt da noch die ein oder andere Unebenheit, die es gilt zu beseitigen, aber, das wird schon."
Um welche Unebenheiten handelt es sich?
„Mit Verlaub Professor, aber ergibt sich die Antwort auf Ihre Frage nicht schon allein durch meine Anwesenheit? Das kann sich doch jeder denken, was ich mit Unebenheit meine."
Herr Lehmann, ich bin nicht dafür da, um zu glauben oder gar zu meinen. Ich bin Ihr Therapeut, Ihr Analytiker, Ihr Coach. Ich denke mir nicht meinen Teil in sofern nicht einfach aus Interpretaionsgründen. Also bitte beantworten Sie meine Frage.
„Mit Unebenheiten meine ich natürlich Marie und die Kinder. Es ist zum Kotzen! Entschuldigen Sie die Wortwahl Professor, aber Marie führt sich auf, als würde die Welt untergehen.
Ich habe ihr erklärt, dass Menschen sich nun mal verlieben. Solche Dinge passieren eben, dagegen ist kein Mann gewappnet. Ich hatte nicht die Absicht mich in eine andere Frau zu verlieben. Ich war nicht im Geringsten auf meine Gefühle für Clivia gefasst. Und Maries Art mich als den Sündenbock dastehen zu lassen, geht mir schon gehörig gegen den Strich. Unsere Ehe war wirklich alles andere als perfekt."
Können Sie das genauer definieren?
„Ich fand sie monoton, öde, erstickend, frustrierend, einengend, zu traditionell....."
Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber Monotonie muss somit zwangsläufig mit dem Wort schlecht einhergehen?
„Ist das eine ernstgemeinte Frage? Ist mir auch egal, antworten Sie jetzt nicht. Hier geht es ja, um mich und ich fand sie öde!
Ich langweilte mich bis zur Verzweiflung mit meiner Frau. Wissen Sie, ich habe mich immer gefragt, ob meine Aversion denn so gar nicht mitbekam? Man kann doch nicht so dämlich sein, dass man nicht bemerkt, wenn jemand sich immer häufiger auf Geschäftstermine und Reisen begibt. Es gab Momente, da hätte ich ihr am liebsten ins Gesicht geschrien, wie kacköde sie war."
Was genau, war denn öde an Ihrer Frau, Hector?
„Alles. Alles, alles und noch mal alles. Ihre stumme Art, ihre Zurückhaltung. Dieses Gesicht, was kaum mehr als ein paar Mal im Monat ein fast unmerkliches Lächeln zu Stande brachte. Ganz gleich, wie sehr ich sie provozierte, im Endeffekt hatte ich immer Oberwasser.
Es gab Momente, wo ich Marie am liebsten geschüttelt hätte. Ihr Verhalten war nicht im Geringsten defensiv wenn Sie verstehen was ich meine. Sie war bis zum Erbrechen passiv. Teilnahmslos und kalt. Und erst ihr Körper.... (seufzt).. ihr.."
Ihr Körper?
„Ja, ihr Körper. Auch, wenn man vier Kinder geboren hat, muss man sich doch nicht so gehen lassen wie Marie es tat. Sie hat zwar ab und zu eine Diät gemacht und auch gelegentlich Sport, aber alles immer nur halbherzig.
Sie war eindeutig nicht mehr die Frau, in die ich mich verliebt hatte aber lange Zeit redete ich mir ein, dass ich geduldig sein musste – die wahre Marie verbarg sich vermutlich unter ihren Babypfunden und Stillbrüsten. Ich dachte mir: Hector, ruhig bleiben, die lässt sich schon wieder blicken. Sie musste sich einfach blicken lassen.
Ob sie wusste, wie scheußlich ihre Speckrollen unter ihren oftmals viel zu dünnen und engen T-Shirts aussahen? Und ihr Po! Er sah aus wie ein viereckiger Fladen. Er war teigig und ehrlich gesagt, wirklich unansehnlich geworden. Ich schlug ihr immer wieder vor ihren Sport etwas regelmäßiger zu treiben. Aus taktischen Gründen meist dann, wenn sie sich mal wieder über ihre Figur beklagte.
Aber irgendwie wollte Marie nicht richtig. Sie fing irgendwann mit Personal Training an und kaum hatte sie 500 Gramm abgenommen, sollte ich ihr sagen wie umwerfend schön sie war. Schwachsinn! Als würde man einem schwabbeligen Oldtimer Liebkosungen zuflüstern können. Ich zumindest kann das nicht. Bin nun mal ein Ästhet. Ich kann mir Dinge nicht schönreden, wenn sie es nicht sind. Und natürlich habe ich ihr meistens dann auch keine Komplimente gemacht. Worauf sie wiederum empfindlich reagierte und oft eingeschnappt war."
Nun, vielleicht nachvollziehbar, zieht man den Umstand in Betracht, dass Marie Ihnen immerhin vier gesunde Kinder geschenkt hat.
(Schnappatmung) „Von denen ich, bitteschön nur die Hälfte wollte! Verdammt, ich habe immer gehofft dies nie zugeben zu müssen, aber ich wollte die Zwillinge nicht. Sie, sie....ich weiß auch nicht.....sie waren ein Unfall! Ich hatte die Nase schon nach Carl schon gestrichen voll. NoneWissen Sie, ich glaube Marie dachte ich sei total bescheuert und würde gar nichts kapieren. Eigentlich hatte ich es immer im Gefühl, dass sie mich mit einer erneuten Schwangerschaft austricksen wollte. Ich habe ihr nur nicht soviel Kaltschnäuzigkeit und Berechnung zugetraut.
Ich meine, das muss man sich mal vorstellen: Denkt die, dass ein Baby unsere angeknackste Beziehung retten kann. Nicht, dass ich sie jemals darauf angesprochen hätte, aber ich unterstelle ihr diese Hinterfotzigkeit jetzt einfach mal. Unfassbar! Wie können Frauen nur so dämlich sein? Wer bleibt schon bei einer, die einem mal eben noch ein Kind unterjubelt? Ich, jedenfalls wollte keine weiteren Kinder mehr – darüber habe ich auch nicht mit mir diskutieren lassen. Gut, ich gebe zu, mein Veto hat mir, wie man unschwer erkennen kann, auch nicht sonderlich genützt. Wie bezeichnet man eigentlich ein solches Hintergehen, seitens des Partners? Kann man da schon von Betrug reden, wenn die Frau dem Mann vorgaukelt, dass er ruhig reinspritzen kann und sie genau weiß, dass sie nicht verhütet, also ihre fruchtbaren Tage hat? Und später kommt dann wie im Fernsehen: Uuupsi Schatz ich bin schon wieder schwanger! Dumm gelaufen für uns Männer oder? Wer reinsteckt, hängt drin und zwar mit allem.
Ganz ehrlich, hätte ich das alles gewusst, ich hätte die Frau garantiert nicht mehr angerührt. Und zu den Kindern: Das ewige Geschrei, die schlaflosen Nächte, dieses keine Zeit haben sich zu erholen darauf hatte ich einfach keine Lust mehr, ich meine kein weiteres Mal. Und wie schon gesagt am schlimmsten war Marie."
Was genau hat Sie an ihr gestört, abgesehen von ihrem körperlichen Defiziten?
„Sie war immer aber wirklich auch immer unzufrieden, was ich einfach nicht nachvollziehen kann. Wirklich, beim besten Willen nicht. Die Frau hatte doch nun ein ausgesprochen angenehmes Leben. Was gibt es an allem erdenklichen Luxus groß zu monieren?
Ein Riesenhaus, schicke Autos, Personal vorne und hinten. Eine Nachtschwester, die statt drei Monate, ganze sechs Monate bei uns blieb. Weil ja meine tolle Frau, nicht mit den Kindern zurechtkam. Bella, die den Haushalt regelte, Bügelhilfen, Gärtner, Fensterputzer – sie musste keinen Finger rühren, die blöde Kuh! Nicht einmal kochen musste Madame. Das hat ebenfalls Bella übernommen. Ganz ehrlich, wovon soll man denn da unzufrieden sein? Was wollte sie denn noch? Ach, ist mir auch gleich, die Frau geht mir einfach mit ihrer Attitüde furchtbar auf die Nerven. Nichts reicht, nichts ist gut genug.
Mich fragt auch keiner, wie ich im Job zurechtkomme oder sagen wir mal- Marie hat es zumindest nie getan. Sie war immer nur mit sich beschäftigt und damit wie schlecht es ihr ging, wie unfair doch das Leben ihr mitspielte. Ihre dauerndes Selbstmitleid wurde durch ihre devote Art auch noch verstärkt."
Wenn Marie devot war, wie kam es dann zu Streitigkeiten?
„Kam es ja eigentlich nicht wirklich. Zumindest nicht von ihrer Seite. Auch so eine Sache, die ich gähnend langweilig fand. Was will man denn mit Einer, die immer nur die Schultern zuckt, muksch ist und sich so aus der Affäre zieht."
Eventuell nennt man das Konflikt-Vermeidung, Hector?
„Oh ja, ich hatte vergessen, dass das natürlich besonders anziehend ist. Eine, die sich dir nie widersetzt. Nie für ihre Recht oder ihre Meinung kämpft. NoneZum Gähnen. Egal, wie ich mich aufführte meine Frau, ich meine Ex-Frau, machte kaum den Mund auf. Und wenn doch, dann erfolgte dies in Form von Gestammel und dem Faseln irgendwelchen zusammenhangslosen Zeug. Ich weiß nicht ob es Sinn macht aber stellenweise dachte ich mit einer Hauptschülerin verheiratet zu sein. Sie bekam in Krisensituationen kaum einen geraden Satz heraus; von Objektivität ganz zu schweigen. Wissen Sie was besonders nervtötend war? Ihr schweres Atmen: Marie rang während unseren Auseinandersetzungen derart um Luft – als ginge es an ihr Leben. Himmel, wer braucht das? Wer will das? Ich anscheinend; zumindest fast zwei Jahrzehnte. Wenn ich mich so höre, bin ich erst recht froh nicht mehr mit ihr zusammen sein zu müssen."
Müssen? Sind Beziehungen denn ein Muss?
„Gelegentlich, wenn man gemeinsame Kinder hat, denke ich schon. Man übernimmt ja auch in irgendeiner Form Verantwortung für seine Kinder und..."
Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber haben Sie das denn?
(denkt länger nach)„...denke schon. Vielleicht nicht unbedingt bei den Zwillingen, weil ich mich da schon innerlich distanziert hatte, aber bei Madeleine und Carl auf jeden Fall."
Sie verstehen sich mit den beiden Älteren demnach gut?
„Madeleine sehe ich dadurch, dass sie seit einigen Jahren auf diesen Schweizer Internat ist, nicht sonderlich häufig. Nur in den Ferien. Und Carlchen? Tja, Carlchen ist.....ich weiß nicht. Er ist mir in gewisser Hinsicht einfach fremd. So sonderbar. Diese ganzen Probleme, dieses ständige Gequatsche von dem was gerade in der Modewelt angesagt ist und ob eine Kim Kardashian oder so, fett ist oder nicht. Who the fuck cares? Ich verstehe wirklich nicht woher er alle diese merkwürdigen Angewohnheiten hat. Kein Lego, kein Fußball, keine Jungs-Freunde als er klein war. Immer ging es nur um Klamotten, dünn sein und komische, kleine Barbie Püppchen. Welcher normale Junge spielt denn mit Barbies? Und wegen jedem bisschen fing das Jüngelchen an zu heulen."
Was meinen Sie woran das liegen könnte oder lag?
„Keine Ahnung. Vererbung? Wobei ich nicht wüsste von wem er dieses Weichei-Gehabe geerbt haben sollte. Von meiner Familie mit Sicherheit nicht. Wir Lehmanns sind Macher!
Ich war immer der Meinung Marie, hätte ihn härter anpacken sollen. Aber dazu fühlte sie sich ja nicht berufen. Das wäre für Madame zu anstrengend gewesen – Kindererziehung, Gott bewahre! Hector, du kannst doch auch mal was sagen, war ihr Lieblingssatz, wenn sie sich mal wieder bei den Kindern nicht durchsetzen konnte. Dafür aber, war sie ganz vorbildlich, wenn es darum ging vor den Kindern zu rauchen, ab 17 Uhr flaschenweise Champagner saufen und stundenlang an der Strippe mit irgendwelchen unbedeutenden Schnepfen zu hängen. Und wenn alles nicht mehr lief, wie Marie sich das so vorstellte, dann gab es da ja noch Hector! Dem machte man dann eben einfach mal wieder ein paar Vorwürfe. Eine Art kleines Abreagier-Programm von Marie. Ich nenne das marital cleansing, wenn Frauen ihren Frust rausbrüllen ha, ha. Das sollte ich mir mal erlauben. Man stelle sich vor, ich würde im Büro hängen und ständig jammern: Ich schaffe dies nicht und das nicht. Warum wird mir denn nicht geholfen? Wissen Sie wo wir da wären, meine tolle Ex, die Kinder und ich?"
Nein...
„Na sicherlich nicht in einer 600 Quadratmeter Villa in Knightsbridge und auch nicht unterwegs in Privat-Jets. Unter Garantie nicht in der First Class. Wir wären auch keine Besitzer von zwei Ferien Domizilen und diversen anderen Annehmlichkeiten unseres doch recht fürstlichen Lebens. Große Güte ich bin so unendlich froh diese Szenen nicht mehr ertragen zu müssen. Wissen Sie, wie das ist jeden Morgen neben einer derartig zermürbenden Person aufzuwachen? Zu wissen, dass sie sich auch an dem heutigen Morgen nicht anders verhalten wird als an den restlichen 364 im Jahr? Kann man als Mann, der mehr als genug für seine Familie sorgt, nicht verlangen, dass die eigene Frau zumindest ihre Job perfekt erledigt?"
Welchen Job meinen Sie?
„Selbstredend, den Mutterjob! Ganz ehrlich, es kann ja nun nicht so schwer sein seine Kinder korrekt zu erziehen und sie zu lebensfähigen Menschen ohne Probleme zu machen. Übrigens ein Job, den Marie ohnehin nicht, wie Millionen andere Frauen, allein bewältigen musste. Wie gesagt, sie hatte jede Menge Hilfe. Zudem ist Madeleine ebenfalls keine wirkliche Belastung. Das Mädchen ist bekanntlich seit einiger Zeit in der Schweiz und ist dort bestens versorgt im Gegensatz zum freudlosen Dasein ihrer Geschwister.
Nein, nein Marie hat und hatte schlichtweg ein Talent, Dinge, die ihr nicht lagen oder liegen, einfach zu outsourcen. Sollen sich doch andere, um die Scheiß-Dinge im Leben kümmern aber nicht Marie."
Haben Frauen, die Kinder haben, nur die eine Verpflichtung im Leben, nämlich ihre Kinder sicher durchs Leben zu steuern? Oder denken Sie sich vorstellen zu können, dass es da eventuell noch mehr gibt, was Sie gern an einer „richtigen Frau" sehen möchten?
„Auf die Frage kann ich mir keinen Reim machen. Was meinen Sie? Gut aussehen? Oder etwa Sex?"
Zum Beispiel..
„Ha! Das ich nicht lache. Zum Thema Aussehen habe ich in Punkto Marie bereits genug von mir gegeben. Richten wir unser Augenmerk mal auf den ehelichen Beischlaf. Er war alles nur nicht geil: Einfallslos, routiniert, fade. Unter uns Männern. Eine Frau, die sich zum Schlafen Schlafanzüge oder Jogginghosen anzieht und diese in gleich mehreren Farben besitzt? Dieses Frotteezeugs ist doch zum Davonlaufen! – Ich kenne ehrlich keinen Mann, der diesen Hängearsch-Look in irgendeiner Weise erotisch findet. Ihr Einfallsreichtum beim Vögeln war auch mindestens so begrenzt wie die Wahl ihrer blöden Frottee-Scheiße. Alles beschränkte sich in ihrem Fall auf die Farbe Pink und die eine Stellung: Ich oben, sie unten. Ich hinten, war eher die Ausnahme und ganz wichtig: Bumsen nur im Dunkeln! Das Wort Dunkelheit verbinde ich mit schlafen aber doch nicht mit Sex, der mich horny macht!
Schön, war auch Maries Wahl ihrer Unterwäsche. Vergilbt, verwaschen, schlabberig oder formlos – alles andere als ein optisches Amuse Gueule, wenn Sie wissen worauf ich anspiele. Ich fange gar nicht erst an Ihnen davon zu erzählen wie sie während der Schwangerschaften oder nach den Geburten aussah. Ich weiß, man soll über Frauen, die Kinder gebären nichts Schlechtes sagen aber wer hört denn uns Männer während dieser Zeit zu? Wer sagt uns, dass sie mutieren? Dass sie ewig gereizt sind, Speckrollen auf den Hüften, immer Zipperlein haben und eher selten oder gern auch gar nicht auf ihr Äußeres achten? Wer sagt uns, dass wir diesem grausamen Akt der Geburt beiwohnen müssen und danach sollen wir auch noch Sex mit unseren Frauen haben? Und ich habe vergessen, wir sollen ja trotz Schwabbelbauch oder Labberklamotten Lust auf sie haben! Wie soll ich das Bild ihres riesigen Hinterns, der mehr einer Landkarte als einem Po glich beiseite schieben und mich über sie hermachen? Ging nicht, geht nicht, wird nie gehen – der Gedanke ekelte und ekelt mich geradezu. Wirklich, streckenweise hatte ich das Gefühl Marie dachte sich insgeheim nur weil sie Kinder austrug, könne sie es sich leisten nicht auf sich zu achten. Diäten fand sie furchtbar, Sport ging so. Immer diese weiten Sachen und zusammen gebundenen Haare. Sie sah einfach nicht appetitlich aus oder lassen Sie es mich so sagen: Sie legte keinen Wert darauf appetitlich zu sein."
Vielleicht fand sie sich aber dennoch anziehend.
„Blödsinn, einhundert Prozent nicht. Ich weiß ja noch wie sie war als ich sie kennen lernte."
Wie war sie denn? Wie war Marie?
„Süß. Nicht der optische Hauptgewinn aber sie hatte was. Sonst hätte ich mich ja nicht in sie verliebt. Mir gefiel ihre Zurückhaltung. Ja, sie strahlte damals eher Souveränität aus. Und sie hat weitaus mehr gelacht. Viel mehr als in den letzten acht Jahren. Eigentlich hat sie wenn wir allein waren überhaupt keine Miene verzogen. Lediglich als wir Konstantin und Clivia kennenlernten. Da wendete sich das Blatt."
Inwiefern?
„Ein bisschen hatte ich den Eindruck, dass es Clivias dynamische Art war, die Marie sich zu Nutze machte. Klingt leicht parasitär und ja, ich denke, so konnte man die Beziehung durchaus beschreiben. Clivia steckt so voller Lebenslust und Freude, das färbte quasi auf Marie ab.
Und, tat es Ihnen beiden denn nicht gut? Sie haben doch sicher ebenfalls von Maries Entwicklung profitiert.
„Von einer Entwicklung kann ja gar nicht die Rede sein. Das hieße, Marie wäre nicht mehr in ihr altes Jammermuster zurückgefallen. Aber in Punkto Ablenkung von unseren eigenen Streitigkeiten? Ja, da machte sich der Kontakt zu Clivia doch sehr bemerkbar. In allem anderen? Ein klares Nein. Ich war von der ersten Minute an, hoffnungslos in Clivia verliebt. Ich weiß noch wie ich sie zum ersten Mal sah.
Sie kam mit Konstantin vorbei, um uns als neue Nachbarn in der Umgebung willkommen zu heißen. Ganz süß eigentlich. Das war kurz nachdem Marie und ich einzogen. Ihr Gesicht steckte hinter einem riesigen Blumenstrauß und ich konnte lediglich ihre langen Beine bemerken, die in Jeans steckten. Und ihre Fesseln."
Fesseln?
„Ja, ihre Fesseln. Ihre Jeans waren etwas kürzer, Sie wissen schon diese moderne Form und ihre Füße steckten in flachen Sandalen. Sie hatte diese perfekt pedikürten Fußnägel, jeder so zart und niedlich wie eine winzige Perle und ihre Fesseln hatten etwas Anmutiges. Ich liebe ihre Fesseln."
Was passierte dann?
„Die Zwei überreichten uns den Blumenstrauß und unsere Augen trafen sich. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es war als könnte ich nicht atmen.
Ich glaube, hätte ich gekonnt, hätte ich sie am liebsten auf der Stelle geküsst und sie nie wieder losgelassen. Sie war so frisch. So bezaubernd, so leicht und so unermesslich süß. Ich erinnere mich gar nicht ob oder wie lange ich sie angestarrt habe, aber ich war von dem Moment an vollkommen erfüllt von ihr. Meine Gedanken kreisten nur noch, um sie. Aber wie es denn eben so war - da waren nun mal noch Konstantin und Marie. "
In der Tat. Wie ging es weiter?
„Vorerst gar nicht. Ich glaube sie war anfänglich nicht im Geringsten interessiert. Ich habe aber auch keinen Versuch gestartet ihr meine Gefühle zu offenbaren. Schließlich gab’s eben noch unsere Partner. Und zu allem Übel war Konstantin echt ein prima Kerl. Wir verstanden uns von der ersten Minute an super.
Wir hatten dieselben Interessen, liebten beide das Reisen, gutes Essen und Geselligkeit. Es klickte einfach – bei uns allen. Auch bei Marie und Clivia. Zum Glück sonst wäre es für mich sehr kompliziert geworden. So hatte ich immer einen Vorwand Clivia zu sehen."
Kam Ihnen damals nie der Gedanke, sich zu trennen?
„Seltsamerweise nicht. Ich hatte zwar schon die ein oder andere außereheliche Affäre aber nichts, was mir gefühlstechnisch in die Quere hätte kommen können. Nichts Dolles oder Ernstes eben. Hier mal ein Nümmerchen, da mal einen Flirt. Das reichte mir eigentlich immer schon. Wissen Sie ab und an will man seinen Marktwert erkunden und austesten. Aber nein, an eine Trennung habe ich eher keine Gedanken verschwendet."
Wie erklären Sie sich dieses Verhalten?
„Ich weiß nicht. Aus heutiger Sicht kann ich es mir nur so erklären, dass ich mich doch meiner Frau gegenüber und den Kindern verpflichtet fühlte. Und für ein Techtelmechtel trennt man sich nicht von seiner Familie. Zudem hatte ich die Scheidung meiner Eltern als Teenager mitbekommen und das wollte ich meinen Kindern ersparen. Tja, ist leider nichts daraus geworden."
Reue?
„Absolut nicht, aber welcher Vater will seinen Kindern schon vorsätzlich Schmerzen zufügen? Ich meine, wenn sich Stürme vermeiden lassen umschifft man sie, oder? Klar rutscht jedem Vater, jedem Menschen mal das ein oder andere raus, was eigentlich im