Courzgeschichten vom Meer
Von Alexander Courz
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Über dieses E-Book
Eine Schiffspassage über den Atlantik von Kapstadt nach London im ausgehenden 19. Jahrhundert, deren Passagiere auf ungewöhnliche Weise mit der keltischen Mystik einer bretonischen Insel in Berührung kommen.
Annes Lied
Wundersame Gesänge mitten im norddeutschen Wattenmeer nahe der Insel Neuwerk.
Gold
Eine historisch nachgewiesene Schifffahrt eines wagemutigen Reporters von Seattle aus, um den ersten erfolgreichen Goldgräbern auf dem Pazifik zu begegnen. Ein Abenteuer des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Alexander Courz
Alexander Courz ist das Pseudonym eines unverbesserlichen Melancholikers und Träumers, der im Jahre 1957 in Aachen das Licht der Welt erblickte und nun schon seit vielen Jahren südlich von Stuttgart lebt. Er liebt seine Familie, seine Arbeit und die Natur und begann vor einigen Jahren mit dem Niederschreiben von Courz - haha! - Geschichten, Gedichten sowie einem historischen Roman. Und er ist wild entschlossen, diesen Roman eines Tages fertigzustellen und zu veröffentlichen.
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Buchvorschau
Courzgeschichten vom Meer - Alexander Courz
Für Elke
Die Courzgeschichten
Atlantische Untiefen
Annes Lied
Gold
Stürmischer Atlantik vor der Insel Ouessant
Atlantische Untiefen
Donnerstag, 28. Mai 1896
Kapstadt
Am Hafen herrschte reges Treiben. Fuhrwerke wurden beladen mit Säcken, Fässern, Kisten. Lärm erfüllte die Szenerie, Lärm von den Aufsehern, die die schwer beladenen Lastenträger über waghalsig gelegte Bretter auf die Schiffe trieben. Die großen, sperrigen Frachtstücke wurden mit dem Ladegeschirr der Schiffe an Bord gehievt.
Eine elegante, mit zwei Schimmeln bespannte Kutsche, hielt am Kai. John, der Kutscher, reichte Mrs. Reid die Hand und half ihr beim Aussteigen, während ihr Mann Anweisungen für das Gepäck gab. Die Berührung mit dem Kutscher tat ihr gut, tauschten sie in Bruchteilen von Sekunden doch alle Gefühle der letzten Jahre aus.
»John, hilfst du mir auch?«
Elly jauchzte vor Vergnügen, als John sie mit seinen starken Armen herab hob.
»Auf Wiedersehen, mein kleiner Räuber. Du wirst uns allen hier fehlen.«
»Auf Wiedersehen, John!« Die Kleine umklammerte seine Beine. Sie konnte sich nicht von ihm trennen.
»Jetzt musst du gehen, sonst wird deine Mama noch böse.«
»Ich will aber nicht, ich möchte hier bleiben.«
Liebevoll spannte John den kleinen Schirm für Elly auf. Sie nahm ihn und stolzierte damit zweimal um ihn herum. »Sie will nicht«, dachte John. »Sie will nicht.«
Spielerisch reichte sie nun John ihre rechte Hand, der sie ergriff und ihr formvollendet einen Handkuss gab.
»Ich bin jetzt eine feine Dame!«, sagte sie vergnügt.
»Jetzt muss die feine Dame aber gehen, sonst fährt das Schiff ohne sie nach England!«
Er begleitete sie raschen Schrittes zu ihren Eltern, die die Drummond Castle bereits erreicht hatten. Elly folgte John an der Hand. Nachdem auch ihre Eltern sich von ihm verabschiedet hatten, sah John ihnen nach, wie sie die Gangway entlang liefen und das Schiff betraten.
Captain James Irving saß im Büro der Empire Mail Steamship Co., um letzte Dinge zu besprechen. Er hatte bereits alle Weltmeere befahren und sich für die Stelle auf der Drummond Castle beworben.
Die Empire Mail Steamship Co. betrieb Postverbindungen zwischen Großbritannien und den Kolonien. Kapstadt war einer der Hauptumschlagplätze der Gesellschaft. Im Büro herrschte ein Kommen und Gehen, wie immer, kurz vor einer Abfahrt. Im Telegrafenbüro konnten die Passagiere letzte Telegramme aufgeben. Geschäftigkeit allenthalben. Für die Passagiere eine letzte Hektik vor der langen Ruhe an Bord.
Beim Betreten des Schiffs streifte man das Hier und Jetzt förmlich von sich ab. Hier herrschten andere Mächte. Die Passagiere gaben ihr Leben in die Hände der Offiziere, der Steuermänner. Und in die Hand des Meeres mit seiner Kraft, seiner Gewalt, seinen Tiefen, und vor allen Dingen seinen Untiefen. Felsen, deren Spitzen unsichtbar unter der Meeresoberfläche lauerten.
Quietschend schwang die große Tür auf und zwei ungepflegte Männer betraten das Büro.
»Johan Durason mein Name, und das hier ist Sven Mathiesen. Wir haben eine Reservierung für die Drummond Castle.«
»Wo ist ihr Gepäck?« Der Officer runzelte die Stirn.
»Wir haben so gut wie kein Gepäck, Sir. Das Schicksal hatte uns übel mitgespielt. Wir waren Passagiere auf der Villura. Sie wissen, was geschah.«
»Allerdings, Sir, war ja ziemlich dramatisch. Ich kann Ihnen versichern, dass Ihnen Ähnliches auf der Drummond Castle nicht widerfährt. Ist das der Grund, Sir, weshalb Sie kein Gepäck haben?«
»Ja.«
»Hier liegen die Tickets für Sie bereit. Wie Sie wissen, übernimmt die Empire Mail Steamship Co. als Verursacher der Havarie der Villura die Kosten für Ihre Heimfahrt.«
»Ja, Sir, vielen Dank.«
»Falls Ihnen etwas fehlt, melden Sie sich bitte bei Captain James Irving.« Mit diesen Worten deutete er auf den Captain.
»Die Papiere sind soweit in Ordnung. Bevor ich den Befehl zur Abfahrt gebe, lasse ich die Listen holen, die für das Schiff bestimmt sind. Aber jetzt muss ich an Bord, letzte Kontrollen durchführen, und dann good bye, Kapstadt.« Mit diesen Worten verließ der Captain das Büro eiligen Schrittes.
»Komm jetzt endlich!« Mrs. Reid zischte Elly an. Der Regen hatte in der Zwischenzeit nachgelassen. Das kleine Mädchen war fasziniert von den Kränen, den Fuhrwerken, und den Lokomotiven mit Güterwaggons.
»Elly, komm jetzt.«
»Wo ist Papa?«
»Papa sitzt in der Kabine und liest.«