Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

LSD - Liebe statt Drogen
LSD - Liebe statt Drogen
LSD - Liebe statt Drogen
eBook156 Seiten1 Stunde

LSD - Liebe statt Drogen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Lesebühne LSD - Liebe statt Drogen wurde 1996 unter dem Namen "Supernova" gegründet und im gleichen Jahr in ein "Ein Keller Buntes" umbenannt. Alle Künstler sind als Poetry Slammer, Kabarettisten, Autoren und Musiker auch in anderen Bereichen aktiv. 2006 wurde LSD zehn Jahre alt und gab dieses Büchlein mit Lesebühnenliteratur und Live-Musik vom Feinsten heraus.
SpracheDeutsch
HerausgeberVoland & Quist
Erscheinungsdatum27. Feb. 2014
ISBN9783863910549
LSD - Liebe statt Drogen

Mehr von Micha Ebeling lesen

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie LSD - Liebe statt Drogen

Ähnliche E-Books

Humor & Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für LSD - Liebe statt Drogen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    LSD - Liebe statt Drogen - Micha Ebeling

    Uli Hannemann

    Vorwort

    Dem vorliegenden Buch zum zehnjährigen Bestehen der Berliner Lesebühne »LSD – Liebe Statt Drogen«, möchte ich ein paar einleitende Worte voranstellen.

    Warum gerade ich?

    Die Antwort ist ganz einfach: Obwohl nach Lebensjahren das älteste, so bin ich nach Dienstjahren doch das jüngste Mitglied bei LSD. Das Nesthäkchen, der Praktikant, der Stift, Azubi, Lehrling. Einer, der die Launen der Kollegen abfedert, indem er ihnen jeden Wunsch von den aufgesprungenen Dichterlippen abliest und auch durchaus mal bewusst den Prügelknaben mimt.

    Mein Aufgabenbereich ist groß: Vor den Veranstaltungen die Koffer mit den Texten und dem Verbandszeug tragen. Die Ausdrucke der Kollegen noch mal in Schönschrift abschreiben und ordentlich auf den Tisch legen, so dass ihnen ein Handgriff genügt, bevor sie ans Mikrofon treten. Im Winter die Stühle anwärmen oder, wenn wie so oft die Lehne fehlt, diese durch meine eigenen Arme ersetzen. Im Sommer den erhitzten Dichtern den Schweiß von der Stirn wischen, ihnen Bier holen, die Tränen der Freude, Wut, Enttäuschung oder unkontrollierten Trunkenheit mit dem Tresenschwamm trocknen, den Bühnentisch stets mit frischen Schnittblumen, Kerzen und Salzstangen bestücken. Den Wirt vom Zosch ärgern. Vorworte schreiben.

    Über die Frühgeschichte von LSD weiß ich wenig zu berichten – schließlich war ich damals noch gar nicht dabei. Meinen Einwand, dass ich folglich denkbar ungeeignet für die Erstellung dieser Zeilen sei, wusste Volker Strübing zu entkräften, indem er mir inmitten eines Hagels saftiger Backpfeifen, jedoch garniert mit einem verzeihenden Lächeln, einen zerknüllten Schmierzettel mit Informationen an den Kopf warf. Das half mir, mich zu erinnern: Ich bin der Stift.

    Die allererste Veranstaltung fand am 4. Juli 1996 im »Café Nova« unter dem Titel »Supernova« statt. Die Frühmitglieder waren Uwe Beneke, Gunar Klemm, Sabine Mylius, Klaus Schwarz, Spider, Tube sowie Volker Strübing. Auch wird von einem gewissen André Lange gemunkelt, doch die einstmals scharfen Konturen präzisen Faktenwissens verschwammen im Laufe der Jahre offenbar zunehmend im dichter werdenden Bierdunst, wo sie sich am Ende ganz auflösten. Zurück blieb nur das rudimentäre Echo des diffusen Hauchs einer leisen Ahnung, was und wie es gewesen sein könnte.

    Peanuts. Anfang September 1996 zog die von der nur ein Jahr älteren »Reformbühne Heim & Welt« beeinflusste Veranstaltung unter dem neuen Titel »Ein Keller Buntes« in den kleinen Veranstaltungskeller der Schankwirtschaft Zosch in der Tucholskystraße, wo sie seither beheimatet ist. 1999 erfolgte schließlich die Umbenennung in »LSD – Liebe Statt Drogen«, weil der alte Name »zu ostig« klang.

    Der dritte Termin im Zosch sah den ersten Auftritt von micha-Ebeling, der schon kurz darauf regelmäßig mitwirkte. Man vergaß jedoch, ihn offiziell aufzunehmen und holte das erst 2005 im Rahmen der 9-Jahresfeier mit dem bekannten »Ritual« (Dichtertaufe in einem Zuber voll Gurkenwasser, Metaphern und Branntwein) nach. Bis heute durchgehalten haben die Gründungsmitglieder Spider, Tube und Volker Strübing. Sabine Mylius und Uwe Beneke schieden dagegen sukzessive aus, später folgten Klaus Schwarz und Gunar Klemm in den verdienten Vorruhestand. Für Gunars Nachfolge bestimmten Tube und Volker im Sommer 2000 Uli Hannemann, der bis heute einzigen Stimme des Westens der Bühne. Sie vergaßen jedoch, ihre Kollegen davon in Kenntnis zu setzen, die sich daher mindestens ein Jahr lang über den vermeintlichen Dauergast wunderten. Bereits im Herbst zuvor war Klaus Schwarz durch Ivo Smolak (Gesang) und Sascha Kross (Gitarre) ersetzt worden. Diese entwickelten als musikalisches Duo Ivo & Sascha bei LSD ihr Konzept von sich bestens in die Vorleseprosa einfügenden (selbst-)ironischen deutschsprachigen Songs, und trugen so nach nur kurzer Anlaufphase entscheidend zu einem ganz eigenen Akzent dieser Bühne bei.

    Was unterscheidet LSD darüber hinaus von ähnlichen Lesebühnen?

    Der Charakter der Lesebeiträge bedient meines Erachtens fast noch konsequenter als anderswo die Sparte Humor. Das kann man schön finden oder nicht – es wird sich ohnehin nicht ändern. Auffällig finde ich auch unsere sich hervorragend zu einem bunten Ensemble ergänzende Vielfalt. Jeder Leser – Ivo & Sascha stets als ein Act gesehen – bringt seine völlig eigene Farbe in die Veranstaltung. Genau das ist unsere ganz große Stärke – das behaupte ich jetzt mal einfach ganz frech, auch wenn sich nun bestimmt wieder die Mahner, Winsler und Kleingläubigen aus ihren Rattenlöchern recken und tröten, ich könne ja gar nicht anders, ich müsse in einem Vorwort natürlich schreiben, wie toll wir seien. Das ist richtig.

    Erwähnen möchte ich, ehe es mir entfällt, noch kurz die erstaunliche Wesensverwandtschaft der LSD-Akteure in einem heiklen Punkt: Wir sind alle extrem vergesslich.

    Weitere Besonderheiten betreffen die Atmosphäre: Das selbst in den Sommermonaten treue Publikum ist relativ jung, auch wenn sich in letzter Zeit die Tendenz zu verstärken scheint, mit uns zusammen alt werden zu wollen. Bei aller offensiven Amüsierwilligkeit ist es von wohlwollender Geduld, wozu bestimmt auch die Übersichtlichkeit und intime Atmosphäre der Räumlichkeiten beitragen. Andererseits setzt dieser Rahmen der Resonanz der Veranstaltung manchmal doch zu enge Grenzen – es gibt Abende, an denen wir uns vor und auf der Bühne aneinanderschmiegen wie Sardinen im Biersud.

    Damit direkt in Verbindung steht möglicherweise ein anderes Phänomen: Das konsequente Ignorieren von LSD durch die Öffentlichkeit. Nahezu jeder Beitrag, der sich mit Berliner Lesebühnen befasst, scheint eine Art LSD-Filter durchlaufen zu haben. So prophezeite Volker Strübing: »Selbst wenn wir uns am Abend auf der Bühne kollektiv mit Benzin überschütten und anzünden, erscheint am nächsten Tag nur eine Randnotiz: ›Kellerbrand in Mitte‹.« Zugleich aber erfährt ausnahmslos jeder von uns Anerkennung an anderer Stelle: Sei es auf seiner jeweiligen Zweit- oder gar Drittbühne, von der »Chaussee der Enthusiasten« über »Lokalrunde« und »Reformbühne« bis hin zu den »Surfpoeten«, sei es über eigene Veröffentlichungen in Buch- oder CD-Form, als Kolumnist oder international erfolgreicher Slammer und Auftrittskünstler. So kippte das Befremden über ein letztlich belangloses Detail, auf das man überdies ohnehin keinen Einfluss hat, schnell in unterschwelligen Stolz: Schließlich nährt sich der stetige Besucherandrang bei LSD seit nunmehr zehn Jahren ausschließlich von der Mundpropaganda zufriedener Zuhörerinnen und Zuhörer. Und das ist doch schließlich auch was …

    Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Mit dem vorliegenden Buch inklusive einer CD mit Livemitschnitten aus dem Zosch wollen wir unser Stammpublikum an viele schöne gemeinsame Stunden erinnern, Interessierte an Lesebühnenliteratur heranführen, Begeisterungsfähige begeistern, und nicht zuletzt uns auch ein bisschen selber feiern – wir haben’s verdient. Hoch sollen wir leben! Prost!

    Spider

    Wie alles anfing

    »Entschuldigung, hast du vielleicht mal eine Zigarette?«

    Ich fingerte die halbvolle Schachtel aus der Jackentasche und hielt sie ihr hin. Einer hübschen jungen Lady sah ich das Geschnorre gerne nach. Sonst war ich da härter.

    »Wenn du die demnächst rauchst, dürfte ich dann dabei sein?«

    Verdammte Passivraucher. Es wurden immer mehr. Zu geizig für eigene Zigaretten, setzten sie sich zu den Aktivrauchern an die Tische in der Kneipe, fuhren sie bei der Bahn in den Raucherabteilen mit, manche gingen mit einem ins Bett, bloß wegen der Zigarette danach. Ich habe mal beobachtet, wie vier Erwachsene passiv bei zwei Schulkindern mitgeraucht haben, die in der großen Pause hinter der Turnhalle hustend ihre ersten Zigaretten probierten. »Wenn wir hier mitrauchen dürfen, verpetzen wir euch auch nicht.«

    Die EU-Gesundheitsminister hatten sie auf die Idee gebracht. Es stand auf allen Schachteln. Passivrauchen war noch schädlicher, und man musste nichts selber machen. Viel bequemer als Aktivrauchen, und viel preiswerter.

    Preisbewusstsein, das war auch wieder so ein Trend. Es war zum Kotzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sich irgendwo ein Besoffener auf den Bürgersteig erbrach, wurde er von preisbewussten jungen Menschen umringt, denen vom Gestank der Kotze übel wurde, und die sich nun ebenfalls entleerten, um dann bekleckert nach Hause zu wanken, ohne selber auch nur einen einzigen Cent für einen Tropfen Alkohol ausgegeben zu haben. Dieses Passivsaufen war der totale Blödsinn. Passivrauchen war wenigstens noch ungesund. Aber die Leute wollten immer öfter ein Laster ohne Risiko. Dann kamen diese Passivraser in Mode. Die eierten immer und immer wieder an derselben Radarfalle vorbei, bis sie mal mitgeblitzt wurden, wenn ein anderer zu schnell war, oder an einer Ampel, wenn einer bei Rot fuhr. Dann konnten sie mit einem Strafzettel prahlen, ohne überhaupt was riskiert zu haben. Unsportlich so was!

    Es gab sogar Passivkriminelle. Wenn irgendwo ein Taschen- oder Ladendieb ertappt wurde, mit Tumult und Handgemenge, und »Haltet ihn!« gerufen wurde, dann rannten die einfach auch weg. Bloß wegen des Adrenalins, und wenn man sie verfolgte und erwischte, dann stellte sich heraus, dass sie gar nichts getan hatten. Da hatten sie auch keine Strafe zu befürchten. Alles verweichlichte immer mehr. Ich habe mal nach einem Banküberfall acht Leute in verschiedene Richtungen weglaufen sehen. Einer war der Räuber mit dem Geld, die anderen wollten bloß den Nervenkitzel. Eigentlich war Passivrauchen noch harmlos. Es gab wirklich Dekadenteres. Wahrscheinlich wollte die hübsche junge Lady wirklich bloß Geld sparen. Ich steckte mir sofort eine an und blies ihr den Rauch direkt ins Gesicht. Was für Augen. Sie lächelte dankbar. Sie hörte gar nicht mehr auf mit Lächeln. Funkenentladungen knisterten zwischen unseren Körperteilen. Ich wusste nicht, wie ich sie ansprechen sollte. War sie so eine, die Passivsex bevorzugte, oder aktiven? Oder interpretierte ich das alles völlig falsch?

    »Was machst du heute Abend?«, fragte ich.

    »Ich gehe zu LSD – Liebe Statt Drogen«, sagte sie.

    »Was ist das?«

    »Da kann man sich Geschichten vorlesen lassen«, erklärte sie, »man braucht also nicht selber lesen.«

    Eine Passivleserin. Ich hätte es wissen müssen. Klar sie rauchte passiv, also las sie auch passiv. Aber dieses Lächeln … Damit kriegte sie mich rum. Ging ich eben mit zum Passivlesen. LSD – Liebe Statt Drogen. Es blieb nicht bei einem Mal. Wir trafen uns öfter. Wir sind jetzt seit zehn Jahren zusammen. Aber an das Passive habe ich mich nicht gewöhnen können. Wenn ich sowieso jeden Dienstag dahin ging, konnte ich auch gleich selber Aktivlesen, beschloss ich. Und so fing alles an.

    Tube

    Interviews

    Ich hatte grade ein Ei verzehrt, als plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, für mich also völlig unvermittelt und überraschend, das Telefon klingelte. Wobei – klingelte kann ich eigentlich nicht sagen. Eher: düdelte. Denn klingeln im klassischen Sinne, wo ein Klöppel gegen eine Glocke haut, tun die

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1