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Muris Weg
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eBook190 Seiten2 Stunden

Muris Weg

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Über dieses E-Book

Das Leben ist ein Weg ohne Ende ... Nein, eine Reise, die irgendwann zum Ziel führt ... Vor allem ein spirituelles Fortkommen ... oder doch eine handfeste Wanderung mit Stock und Hut? Während Philosophen und Biologen sich über Fragen wie diese die Köpfe zerbrechen und Brudervölker einander die Schädel einschlagen, sucht sich Kater Muri schnurstracks eine neue Bleibe, denn sein gemütliches Nest ist ihm mitsamt seiner Milchschale unter dem Schwanz weggebombt worden.

Er läuft ein Stück mit dem einen, fährt eine Strecke mit dem anderen mit und hört zu, was Tiere und Menschen, aber auch Kobolde und Hausgeister beschäftigt und am Leben hält.

Farbenprächtig und mit einer üppigen Portion Augenzwinkern serviert uns der Autor seine Erzählung von Muri, dem Kater, und Dick, dem Pottwal, vom serbischen Leichensammler Bolislav und der Bäuerin Marta in Litauen und all den anderen großen und kleinen, harmlosen und böswilligen Wesen, die sich zwischen ihnen durch die ganze Welt tummeln.
SpracheDeutsch
HerausgeberDrava Verlag
Erscheinungsdatum7. Mai 2018
ISBN9783854358909
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    Buchvorschau

    Muris Weg - Ilya Boyashov

    WAGEN.

    Die Alten billigten ein auf der Stelle Treten nicht. Konfuzius und Laozi predigten unablässig den Weg: „Der Weg, der Weg, was denn sonst? fragte der Dichter und Philosoph Zhuangzi immerzu. Ein Gelehrter galt nicht als Gelehrter im Königreich Yu, wenn er nicht über Berghänge und Steige zumindest hundert Li von einer Wacht zur nächsten zurückgelegt hatte. Ausnehmend interessant ist der Dialog des nicht ganz unbekannten daoistischen Meisters Lin Peng mit seinem offenbar ziemlich gebildeten Diener. Lin Peng zufolge sollen Eltern wie Lehrmeister dem Kind schon vom Mutterleib an einprägen: Ihm steht ein endloses Nomadendasein bevor. Doch keinesfalls soll diese Endlosigkeit den Pilger in spe erschrecken. Das Leben sei ein immerwährender Fußmarsch von einem räumlichen Punkt zum anderen, auf dem der Edelmann sich Wissen, Fertigkeiten und Gewohnheiten aneigne – vom Schmetterlinge Fangen, ohne ihnen den Staub von den Flügeln zu wischen, bis zur geschickten Führung der Schwerter Zsu. Bezeichnenderweise beschränkte Lin Peng den Weg nicht auf die Berge und Täler der Staaten Yu und Wei. Nach seiner tiefsten Überzeugung hatte ein Wanderer, der die Staatsgrenze erreichte, keineswegs das Recht stehenzubleiben, sondern war nachgerade verpflichtet, bis an die Grenzen des Himmels vorzudringen. Es sei daran erinnert, dass Lin Peng ein glühender Verfechter von „geistigen Reisen war, sprich von Meditation.

    Sein Diener durchkreuzte alle chinesischen Traditionen der Ehrerbietung und zog das Postulat von der Endlosigkeit der Wanderschaft recht kühn in Zweifel. Er verglich den Edelmann mit einem abgeschossenen Pfeil und erwog, dass früher oder später der Pfeil sein Ziel treffe, ergo der Flug zu Ende sei. Lin Peng sah das anders und schlug den jungen Mann mit einem Stock. Dennoch wuchs sich die Frage, die der Jüngling gestellt hatte, zu einem erbitterten Streit zweier namhafter Schulen des alten China aus – Qin und Bago. Die Begründer von Qin, direkte Nachfolger von Lin Peng, wiederholten fortwährend ihr einziges Gebot: „Der Weg, der Weg und sonst nichts … Jeder, der den „Weg der hundert Offenbarungen beschreite, müsse sich rückhaltlos der „wundervollen Schönheit der Unendlichkeit" hingeben (Die Meditation zur Überschreitung jeglicher Grenzen war dabei verpflichtend.)

    Die Gegner protestierten wütend gegen diese Sichtweise. Die Patriarchen der Bago-Schule wiesen primär auf das unausweichliche Ende selbst der längsten Reise hin (ein Pfeil erreicht irgendwann sein Ziel). Zum wichtigsten Ziel eines Edelmannes erklärten diese Pragmatiker den „inneren Weg zum vollkommenen Selbst", der früher oder später in einen göttlichen Zustand münde.

    Die erbitterte Polemik zwischen den beiden Schulen brach im fünften Jahrhundert ab. Was Qin betrifft, so begann ihr einstiger Verfechter Yui, sobald er genügend „Rundschädel um sich geschart hatte (ein verächtlicher Spitzname, den man seinen Schülern verlieh), die Idee der endlosen Wanderschaft auf seine Weise auszulegen. Yui forderte dazu auf, den Begriff Weg ausschließlich praktisch zu verstehen – der Edelmann müsse reisen, im ganz wörtlichen Sinn, Sandalen anziehen, Strohhut aufsetzen und mit einem Bündel am Rücken zur Tür hinaus. In seinen Augen waren sämtliche Arten von Meditation Ketzerei, die mit der ursprünglichen Lehre nichts zu tun hatte. Yui zufolge hatten die Qin-Anhänger die Pflicht, permanent unterwegs zu sein und niemals mehr als drei Tage an einem Ort zu verweilen, und wenn ihnen beschieden war zu sterben, so mussten sie das, den Stock in der Hand, mitten auf der Straße tun. Yui erklärte all jene zu Feinden, die völlig alltäglichen Reisen auch nur irgendeine philosophische Grundlage unterzuschieben versuchten. „Geh, ohne zu denken! lautete seine Losung. Die China in Massen überschwemmenden Rundschädel brachten diese Lehre ziemlich ins Wanken. Zumal viele von Yuis Schülern bei ihrem endlosen Unterwegssein unverhohlen zu plündern begannen und selbst Shaolin-Mönche in Angst und Schrecken versetzten. Gegen Ende des fünften Jahrhunderts waren sie für Herrscher wie Einwohner eine richtige Plage geworden. Überliefert sind mehrere Strafexpeditionen, von denen der Feldzug gegen die Rundschädel in der Provinz Sichuan der erfolgreichste war. Dort wurden die Banden zerstreut und ihr Anführer endlich mit stumpfen Messern gevierteilt. Und wie es nun einmal so geht, dehnte die Staatsmacht ihre Verfolgung dann auch auf vollkommen harmlose Vertreter der Theorie von der endlosen Wanderschaft aus. Und alsbald war es mit ihnen aus und vorbei.

    Aber auch die Konkurrenten wurden ihrerseits von Erschütterungen heimgesucht. Ein gewisser Du Pin verstieg sich zu der Behauptung, das wahre Ende aller Reisen sei nicht das Erreichen eines inneren, sondern eines rein irdischen und konkreten Ziels. Hierauf wurde er als Ketzer vertrieben. Du Pin ließ sich auf der japanischen Insel Honshū nieder, wo er unter den dortigen Ureinwohnern wirkte. Nicht ohne eine gewisse poetische Gabe sagte er, für den einen sei das Ende des Weges die Kirschblüte in den Bergen, für den anderen eine Hütte, die er betritt und nie mehr verlässt. Allerdings waren Du Pins Bemühungen, Jünger um sich zu scharen, vergeblich, auch wenn sich in frühen japanischen Chroniken Spuren eines solchen Sektierertums finden lassen, etwa die nur wenige Zeilen umfassende Erwähnung eines gewissen Akawa aus Nagoya, der, wie er vor versammelter Menge lautstark verkündet haben soll, eine Heckenkirsche am Stadttor von Tanag zum Ziel all seiner Wanderungen erklärt habe. Diese kuriose Erwähnung – eine der wenigen erhaltenen – zeugt von der geringen Zahl der Anhänger Du Pins. Bereits im sechsten Jahrhundert war auch von seiner Schule nichts mehr zu hören!

    Die Philosophie der alten chinesischen Wanderer faszinierte unverhofft auch die Araber. Mit typisch arabischem Temperament bliesen sie in die erlöschende Glut. Sie teilten die Derwische in endlos wandernde Unender (Sternenfreunde) und Ender (Schierlinge), die an ein Ziel der Reise glaubten. Die Praxis der Sternenfreunde versetzte die strenggläubigen Kalifen in Zorn. Doch trotz Verfolgungen und Hinrichtungen stürzten deren Aufrufe, die angestammten Plätze zugunsten einer endlosen Wanderschaft zu verlassen, das ganze Kalifat ins Chaos. Massen von Bewunderern folgten den Aufwieglern. In Damaskus führten Versuche, eine solche Kolonne aufzuhalten, zu regelrechten Tumulten. Man konnte die Staatsmacht verstehen – ganze Städte verwaisten, überall ließ die Bevölkerung Häuser und Grundbesitz zurück und die Steuereintreiber leer ausgehen. Dafür tummelten sich auf den Straßen Bettler, die auf der Suche nach Essbarem auch vor der Plünderung von Karawanen nicht zurückschreckten.

    Die Schierlinge stellten eine noch größere Gefahr dar, denn sie kündeten von einem „Land der Sonne, das auf der anderen Seite des Kaukasus liege. Natürlich gab es in diesem Land weder Arm noch Reich, und Begriffe wie „Zöllner und „Henker" waren schlichtweg unbekannt. Man brauchte sich also nur mehr auf den Weg in die Utopie zu begeben. Selbstverständlich hatte diese klare Zielvorgabe zur Folge, dass verzweifelte Henkersleute ganze Pyramiden aus den Köpfen der Anhänger dieser Lehre aufschichteten. Überraschend milde war am Ende diesen Zerstörern des arabischen Friedens gegenüber eigentlich nur Hārūn ar-Raschīd eingestellt. Verlässlich überliefert ist auch die Vorliebe Al-Muhammed Ben Adens, eines engen Freundes dieses Bagdader Kalifen, für die Philosophie der Sternenfreunde. In den Traktaten „Zur Gnade Allahs und besonders in seiner unsterblichen „Rose von Xiva beschrieb der Arzt und Philosoph diese heiligen Narren, die bereit seien, „von Stern zu Stern zu fliegen wie die Schmetterlinge von Blüte zu Blüte", mit großer Behutsamkeit.

    Zum Leidwesen der heutigen Forschung führte der Hass überzeugter Verfechter der Scharia gegen die Unender dazu, dass bereits im 13. Jahrhundert nichts mehr von ihnen geblieben war als nebulöse Erinnerungen und sentimentale Legenden. Keine einzige Quelle ist erhalten, die wenigstens irgendwie andeuten würde, welche Gegend die Schierlinge mit dem „Land der Sonne gemeint haben. Doch Enthusiasten geben die Hoffnung nicht auf, eines Tages in den Bibliotheken von Damaskus oder Kairo unter staubigen Handschriften auf Auszüge aus dem sagenumwobenen Traktat „Die Wahrheit über die Karawane von Samarkand zu stoßen, in der es unverblümt um geheime unterirdische Gänge gehen soll, die in ein gelobtes Land führen.

    Wieder zogen ein paar Jahrhunderte ins Land. In jenem für Frankreich segensreichen Jahr, in dem Heinrich IV. seine Truppen und Artillerie in Bewegung setzte, um das Fürstentum Savoyen zu zerschlagen, hatte der Franziskanermönch Will Bloumberg, nebenberuflich Bibliothekar im Saint Lucia, einem friedlichen, in Apfelgärten schwimmenden Kloster unweit von Lyon, endgültig Gewissheit über die Richtigkeit seiner Notizen zur „Bestimmung der Geschöpfe Gottes erlangt. Und nachdem er sich vom heiligen Franziskus den Segen dafür erbeten hatte (der Heilige stimmte zu, wie ihm schien, gab ihm ein Zeichen, und eine innere Stimme befahl ihm, sofort zur Tat zu schreiten), schrieb der bescheidene Kenner von Aristoteles sein einzigartiges Werk „Wesen und Gottgefälligkeit des wahren Weges nieder. Bloumberg schuf damit endlich ein System, das die Sichtweisen des unvergessenen Lin Peng und seines unbeugsamen Dieners friedlich vereinte. Er pflegte ein völlig entspanntes Verhältnis zu den Konzepten von Unendlichkeit und Endlichkeit jeder Reise, indem er fairerweise dem einen wie dem anderen absolute Berechtigung zusprach. Als ordentlicher Europäer sorgte er für eine präzise Klassifizierung, indem er die, die sich auf den Weg machten, unterteilte in „Leidensdulder, „Gläubige, „Ketzer, „Zaghafte, „Entschlossene, „Achtsame, „Zerstreute, „Muntere, „Schlaffe usw. usf. Nicht minder gewissenhaft untersuchte der Mönch auch die Gründe, die zum Reisen veranlassen, widmete ganze Kapitel der „Verzweiflung, der „Hoffnung, der „Ausweglosigkeit, dem „Ehrgeiz, der „Gottessuche oder dem „einfachen Wunsch, den Ort zu wechseln (Schopenhauer nannte später diese Art der Klassifizierung „Bloumberg-Variationen). Der pingelige Mönch versuchte sogar, in eine so schwierige Frage wie die nach der „Wahrhaftigkeit und „Unwahrhaftigkeit des Weges Ordnung zu bringen. Er musste zugeben, dass der Grat zwischen gottgefälliger und teuflischer Motivation zum Aufbruch dermaßen schmal war, dass es sich lohnte, jeden Fall mit größter Sorgfalt einzeln zu klären.

    Dieser Bloumberg tat sich auch damit hervor, dass er als Erster die Vermutung formulierte: Reisen können auch Wesen aus einer anderen Welt, Geschöpfe des Jenseits – Geister, Engel, Dämonen, Zwerge und sonstiger Spuk. Ihm ist die für die damalige Zeit unerhört verwegene These zur bewussten Fortbewegung der Tiere zuzuschreiben. Der Mönch selbst erschrak zwar vor seiner eigenen Kühnheit und kehrte zurück zum Dogma der Vorrangigkeit der menschlichen Beziehung zu Gott, doch später formulierte der berühmte Zoologe und Mystiker Faserlend ausgerechnet in Anlehnung an die „Bloumberg-Variationen die Idee, dass „alle Geschöpfe vernunftbegabt sind und somit das Recht auf einen bewussten Weg für sich in Anspruch nehmen können.

    Was den Mönch Bloumberg angeht, so beendete er seinen Weg auf Erden im Alter von dreiundneunzig Jahren. Obwohl er bis auf ein einziges Traktat nichts hinterlassen hatte, inspirierte er die Metaphysiker über Generationen hindurch. Unzählige Reisende und Suchende regte er zum Aufbruch an – von Amundsen bis Aurobindo. Paradoxerweise hatte er selbst sein ganzes Leben im Kloster zugebracht, das er nur gelegentlich verließ, um im nächsten Dorf Einkäufe zu besorgen.

    In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verwarf François Bélanger, Professor an der Genfer Universität und überzeugter Anhänger von Lin Peng, den Kompromiss, den der Franziskaner zu erreichen versucht hatte. Pete Stout, ein Biologe aus Cambridge, stellte sich ihm entgegen – und der Kampf konnte beginnen.

    Der erbitterte François scharte so genannte „neue Unender" um sich. Er war beleibt und träge und zog Konferenzen sein Arbeitszimmer vor. Dr. Stout hingegen war ein hitziger Verfechter der entgegengesetzten Idee. Lang, krumm wie ein Nagel, mit Schildpattbrille, den Rucksack umgeschnallt, zog der Doktor flinken Fußes über den Planeten. Die Glatze des unermüdlichen Pete blitzte auf allen Symposien und Kongressen auf, zu denen sich seine Anhänger versammelten. Obendrein war Stout ein eifriger Befürworter der Theorie Faserlends.

    Bélanger bezog kategorisch Stellung gegen Versuche, der Wanderschaft von Tieren und Vögeln auch nur irgendeine Sinnhaftigkeit zuzuschreiben.

    „Man muss schon extrem naiv sein, polterte er in seinem Aufsatz „Dummheit oder Idiotie (Zeitschrift „Philosophisches Blatt", Mai 1967), „um der übrigen Natur das zuzusprechen, womit der Herr allein den Menschen bedacht hat. Lassen wir die höhere Intelligenz beiseite, die bestimmt den Engelsscharen eigen ist. Streiten wir auch nicht über die böse Intelligenz satanischer Mächte. Aber zu behaupten, den natürlichen Instinkten, die die Enten jedes Jahr zu ihren Flügen bewegen, liege Vernunft zugrunde, ist gleichbedeutend damit, sich weiß der Teufel worauf einzulassen, in eine rührselige Kindheit zurückzufallen, weder Wirklichkeit noch Tatsachen anzuerkennen! Es ist nicht zu fassen, wie Menschen mit akademischen Graden bei vollem Verstand plötzlich Betrachtungen dazu anstellen (noch dazu in Wissenschaftsmagazinen, in renommierten Zeitschriften!), dass Ameisen und Lemminge von einem menschenähnlichen Willen zur Reise motiviert würden! Ob nicht davon die bis zum heutigen Tag ad absurdum unternommenen Versuche einiger Philosophen und Zoologen herrühren, zu beweisen, dass es so etwas wie eine Tiersprache und sonstige Anzeichen dessen gäbe, was wir gewohnt sind, als Vorrecht ausschließlich unseres Verstandes zu betrachten, der uns von Gott selbst verliehen wurde? Da werden wahnwitzige Versuche angeordnet, Machwerke verfasst, die Pawlow mit seinen Reflexen verleugnen, – mit einem Wort, es wird parawissenschaftlicher Unfug, Obskurantismus und Scharlatanerie betrieben. All diese Personen behaupten, Tiere und Insekten verfügten über ein Denken. Was soll man dazu sagen? Ich werde doch nicht im Gefolge aller großen Gelehrten zum tausendsten Mal argumentieren, dass ad incunadulis* die Vernunft das wichtigste Geschenk Gottes an sein geliebtes Kind war, das nur dieses dem Schöpfer näherbringt und nur ihm es erlaubt, den Genuss der Unendlichkeit zu schmecken …!"

    „Noch lächerlicher ist es, an Elfen und Faune zu glauben!, schrieb der fleißige Bélanger in einem anderen Aufsatz, „Hiebund stichfester Irrsinn (erschienen ebenda, 1969). „Ad imo pectore** überlassen wir das Recht, zu Themen dieser Art zu phantasieren, den Literaten. Welcher Gelehrte jedoch – sofern natürlich bei Trost und bei Sinnen – wird ernsthaft versuchen, nicht nur die Existenz übernatürlicher Wesen, also Geister, zu beweisen, sondern auch deren geradezu menschliche Wahrnehmung der Welt …? Dieses zauberhafte Völkchen, das Berg und Tal bewohnt, all die Kobolde und Nixen sind nichts weiter als Nonsens, Phantasiespiele, Angstgebilde, die noch vom Heidentum herrühren …"

    François Bélanger schrieb noch so einiges: Es genügt ein Blick auf seine Bibliografie. Nach Publikation seiner spektakulären Arbeiten „Können Tiere denken: Kritik der Anhänger Faserlends (1961), „Gibt es noch Walküren und Gnome? (1973) und „Die Wege der Pilger und Vögel (1987) galt der Maître Ende der Achtziger als anerkannte Autorität. Anfang der Neunziger zog sich der kampflustige Sechsundsiebzigjährige in eine kleine Villa bei Hannover zurück, um sich im stillen Kämmerlein dem Hauptwerk seines Lebens zu widmen: „Die Besonderheit des Homo sapiens als einziger Träger der Göttlichen Idee. In diesem Werk gelang es ihm, mit „sämtlichen wie auch immer gearteten Spiritisten", die anderen Geschöpfen auch nur einen Abklatsch

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