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Ort der Verzweiflung: Autobiografie
Ort der Verzweiflung: Autobiografie
Ort der Verzweiflung: Autobiografie
eBook175 Seiten2 Stunden

Ort der Verzweiflung: Autobiografie

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Über dieses E-Book

Die Stunde Null in Deutschland und Österreich. Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg. Das Ende des Krieges bedeutete für viele Soldaten aber erst den Anfang eines neuen Leidensweges: der (gefürchteten) Kriegsgefangenschaft. In seinem autobiografischen Bericht schildert Jakob Kaml, ein österreichischer Bauernsohn, den alltäglichen Überlebenskampf in russischen Gefangenenlagern. Hautnah erlebt der Leser mit, wie entbehrungsreich die Jahre in der Kriegsgefangenschaft sein konnten. Hunger, Gewalt, Tod und Angst waren die ständigen Begleiter der Gefangenen. Wie gelang es dem Autor zu überleben? … Lesen Sie selbst!
SpracheDeutsch
Herausgebernet-Verlag
Erscheinungsdatum23. Jan. 2014
ISBN9783957200198
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    Buchvorschau

    Ort der Verzweiflung - Jakob Kaml

    Jakob Kaml

    ORT DER VERZWEIFLUNG

    Autobiografie

    net-Verlag

    Dritte Auflage 2012

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

    © net-Verlag, Cobbel

    Coverfoto: Jakob Kaml

    Fotos/​Zeichnungen im Buchblock: Jakob Kaml

    Covergestaltung: Maria Weise

    Korrektorat: Miriam Steinröhder

    ISBN 978 - 3-942229 - 52-4

    Inhaltsverzeichnis:

    Cover

    Titel

    Impressum

    Einleitung

    TEIL I, Meine Jahre hinter russischem Stacheldraht

    Vorwort zu Teil I

    Kapitel 1: Vom Soldaten zum Kriegsgefangenen

    Kapitel 2: Der lange Weg nach Riga

    Kapitel 3: Die Ankunft im Gefangenenlager in Riga, Kaiserwald

    Kapitel 4: Lagerleben und Zwangsarbeit in Riga

    Kapitel 5: Das Sägewerk in Ergli und Zusatzarbeiten bei den Bauern

    Kapitel 6: Freundschaften und Weihnachten in Zeiten der Kriegsgefangenschaft. Der erste Fluchtgedanke kommt auf

    TEIL II Der weite Weg zurück

    Vorwort zu Teil II Der weite Weg zurück

    Kapitel 1: Von Ergli über Riga in den Kaukasus

    Kapitel 2: Auf der Flucht

    Kapitel 3: Eine fatale Begegnung im Gebirge. Gefangen im Kerker

    Kapitel 4: Die Verlegung in das Lager in Grosny. Arbeiten in der Ölraffinerie

    Kapitel 5: Endlich frei! Die Heimkehr

    Nachwort

    Landkarte

    Über den Autor

    Buchempfehlungen

    Einleitung

    Ich bin am 3. November 1922 in Flachau als erstes von sieben Kindern der Bauersleute Jakob und Maria Kaml am Hinterrohrgut geboren. Ich besuchte die siebenjährige Volksschule in Flachau und war bis zum Einrücken im elterlichen Betrieb tätig. Trotz der schweren Arbeit und des kläglichen Einkommens waren wir eine glückliche, harmonische Familie.

    Leider wurde diese Familie von den fürchterlichen, politischen Geschehnissen nicht verschont. Ich musste, wie so viele andere, zur deutschen Wehrmacht einrücken. Volle sechs Jahre dauerte es, bis der gesprengte Familienkreis wieder geschlossen war. Ich als Betroffener möchte dem/​r lieben Leser/​in einen kleinen, wahrheitsgetreuen Einblick in diese verlorenen sechs Jahre geben.

    Als streng katholischer, junger Mann, der weder bei der Hitlerjugend noch der Sturmabteilung, kurz SA, oder bei einer Partei war, wurde ich schließlich am 15. Januar 1942 zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Meine Ausbildung machte ich bei der Dritten Flakschwadron Erste Abteilung Acht in Krems-Mautern.

    Am 2. November 1942 wurde ich zum Neunten Flakregiment Dreiundzwanzig nach Smolensk in Russland abgestellt. Dort machte ich bei einem Zwei-Zentimeter-Selbstfahr-Laffetten-Geschütz, also bei der Sturmflak, eine kurze Ausbildung und kam am 2. Dezember im Kessel Belvi zum ersten Fronteinsatz.

    Die Einsätze zogen sich vom Raum Leningrad bis Kursk, Mittelabschnitt. Einer der schwersten Einsätze war wohl die Entscheidungsschlacht, wie Chruschtschow sie nannte, bei Orel-Kursk, wo ich bei einem Volltreffer verwundet wurde und von sechs Mann als Einziger überlebte. Nun begannen die schweren Rückzugskämpfe: Orel, Rechitsa, Gomel, Shobin, Pleskau, Dünaburg, Ergli, Riga, wo dann der Kurlandkessel gebildet wurde. Trotz der sechs Kurlandschaften gelang es der roten Armee mit ihrer oft zehnfachen Übermacht nicht, diese Kämpfer zu besiegen. Dies war die einzige unbesiegte Armee der deutschen Wehrmacht.

    Nur die bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 machte dem fürchterlichen Morden und Gemetzel ein Ende. Dieses Ende wurde für mich aber der Anfang eines anderen Leidensweges, da ich am Tag der Kapitulation bei Libau, Grobin, in Litauen in russische Gefangenschaft kam.

    Als Opfer möchte ich hier einen wahrheitsgetreuen Ausschnitt aus meiner zweieinhalbjährigen Gefangenschaft dem werten Leserkreis vor Augen führen.

    TEIL I

    Meine Jahre hinter russischem Stacheldraht

    Vorwort zu Teil I

    Meine Jahre hinter russischem Stacheldraht

    Das Endprodukt des verbrecherischen und mörderischen Krieges war die von jedem Soldaten gefürchtete Gefangenschaft. Ich als Betroffener erlaube mir mit diesem Buch einen kleinen Einblick in einige Gefangenenlager zu geben, wo nur mehr Hunger, Krankheit, Verzweiflung und unsagbares Elend die täglichen und ständigen Begleiter waren. Menschenwürde gab es hinter elektrisch geladenen Stacheldrähten keine. Nur wankende, mit Nummern versehene Gestalten prägten das Lagerleben. Um hier zu überleben, bedurfte es einer schützenden Hand von oben. Ich hatte aber das große Glück, die Schwelle der Freiheit wieder zu erreichen.

    Kapitel 1: Vom Soldaten zum Kriegsgefangenen

    Es war der 7. Mai 1945. Wir waren mit drei Geschützen dreißig Kilometer südlich hinter Litauen auf einem Hügel in Stellung und hatten einen guten Überblick über das vor uns liegende, flache Gelände, das die Russen besetzt hatten. Die Hauptkampflinie, welche mit starken russischen Einheiten besetzt war, da sie wieder einen Großangriff – Siebte Kurlandschlacht – vorbereiteten, war ungefähr zweihundert Meter von uns entfernt.

    Natürlich konnte man in der Mannschaft eine gewisse Spannung feststellen, denn jeder kannte die Auswirkungen eines tagelangen Trommelfeuers der weit überlegenen Russenartillerie. Obwohl wir an Panzern und Infanterie zahlenmäßig weit unterlegen waren, konnten sie mit ihrer großen Übermacht meistens nur wenig Gelände gewinnen, was aber auf beiden Seiten hohe Verluste forderte.

    In der Nacht vom 7. zum 8. Mai war ich vor unserer Stellung in einem Erdloch mit einem Maschinengewehr auf Beobachtungsposten, um einen eventuellen russischen Spähtrupp frühzeitig bekämpfen und Alarm schlagen zu können.

    In dieser Nacht hieß die Meldung: »Keine besonderen Vorkommnisse.«

    Trotzdem war vor uns in der Hauptkampflinie starkes Granat- und Maschinengewehrfeuer feststellbar. Es war das U. V.D. (Unteroffizier vom Dienst), wie wir es nannten, das immer in der Nacht sein Unwesen trieb. Es war ein Flugzeug, das im Tiefflug auf alles schoss, was wahrgenommen wurde und sich bei größeren Zielen seiner Bombenlast entledigte. Als Ausgleich hatte es vor einem Großangriff einen starken Lautsprecher bei sich, der uns in deutscher Sprache auf das bevorstehende Blutbad aufmerksam machte, gleichzeitig aber ein gefahrloses Überlaufen anbot. Das alles wurde mit deutscher Marschmusik garniert. Wie viele dieses Angebot annahmen, ist mir nicht bekannt.

    Am Morgen des 8. Mai brach in der Funkstelle plötzlich eine große Hektik aus. Aber alles sei ganz geheim, hieß es. Unser Geschützführer und wir waren der Meinung, dass der Russe seinen Großangriff heute beginnen würde, da er unsere Hauptkampflinie mit Phosphorgranaten beschossen hatte. Es war ein Feuer- und Splitterinferno gewesen. Von sieben Uhr bis halb acht Uhr morgens hieß es dann, dass etwas Außergewöhnliches eintreten würde. Nun wurde die vor Wochen umhergeisternde Parole wieder aktuell, welche lautete, dass die Amerikaner Schulter an Schulter mit den Deutschen gegen Russland kämpfen würden. Die Folge war eine sinnlose Debatte, die aber plötzlich durch den Funker unterbrochen wurde.

    Verwirrt stand er vor uns und murmelte: »Deutschland hat bedingungslos kapituliert. Um acht Uhr müssen auf den nach oben gerichteten Kanonenrohren weiße Tücher angebracht sein.«

    Es kann sich niemand vorstellen, wie niederschmetternd diese Botschaft war. Die unbesiegte Kurlandarmee war plötzlich ein wehrloser Gefangenenhaufen, und das weit über tausend Kilometer von der Heimat entfernt. Mein Freund Bernhard und ich befolgten den Befehl und hefteten weiße Tücher an die Kanonenrohre. Wir konnten uns aber überhaupt nicht vorstellen, dass wir uns bei einer Gefahr nicht mehr wehren dürften.

    Es sollte das eintreten, wovor jeder von uns immer Angst gehabt hatte: ein Gefangener zu werden. Bernhard und ich standen noch eine Zeit lang vor unserem Lafettengeschütz, blickten zu unserer Hauptkampflinie hinunter und stellten fest, dass unsere Infanterie die Stellungen verließ. Jeder kam aufrecht – mit Gewehr oder Maschinenpistole umgehängt – zurück. Kein Schuss war zu hören. Das Schießverbot galt auch für die Russen. Es war ein ganz ungewöhnlicher Anblick für uns: so nah am Gegner zu sein, und man konnte aufrecht durch das Gelände marschieren.

    Das Komische und für uns Unverständliche war, dass die russische Infanterie unsere Soldaten bisher nicht entwaffnet hatte und auch nicht nachrückte. Es war eine ganz unheimliche Stille, die aber durch einen Zwischenfall unterbrochen wurde. Es tauchten plötzlich russische Jagdflugzeuge auf, die wild mit ihren Bordkanonen in die Gegend schossen. Bernhard und ich nahmen gleich in einem ausgehobenen Erdloch Deckung. Es war für uns ein außergewöhnlich komischer Vorgang. Anstatt uns dem Gegner zu stellen, versuchten wir, Schutz zu finden. Das war der erste Vorgeschmack, wie es ist, ein Rechtloser zu sein.

    Nach diesem Zwischenfall verließen wir die Geschützstellung und gingen zu den anderen diskutierenden Kameraden. Aggression und Verzweiflung machten sich schon bemerkbar.

    Plötzlich tauchte der Funker wieder auf: »Auf Befehl des Kompaniechefs muss das Dorf vor uns verteidigt werden!«

    Jetzt auf einmal möchte der Hauptmann, dieser Zweimetermann, wild werden, dachten wir. Früher hatte er dagegen das Hinterland bevorzugt. Er war schon immer etwas schussscheu gewesen. Für Bernhard, Alois und mich war der Befehl bedeutungslos.

    Nach diesem Hirngespinst des Hauptmannes beschlossen wir nach Mitau zu gelangen. Mitau war eine Hafenstadt, in der wir deutsche Schiffe vermuteten. Wir gingen zu unseren Fahrzeugen, nahmen unsere Rucksäcke mit etwas Unterwäsche und ein paar anderen Habseligkeiten und verschwanden unbemerkt im Gelände.

    Gleich hinter unserer Stellung war ein kleines Dorf mit Sitz der Divisionskommandos, wo ein reger Betrieb der Melder stattfand. Durch dieses Dorf führte auch die Hauptstraße nach Mitau. In diesem Ort war ein kleines Verpflegungslager, das wir natürlich aufsuchten. Neben der Tür lag der tote Verpflegungsoffizier. Ein Soldat, den er nicht hatte hineinlassen wollen, hatte zur Pistole gegriffen und ihm den Garaus gemacht. Gefallen für das Vaterland. Wir besorgten uns sogleich verschiedene Konservendosen und Brot als zukünftige Marschverpflegung. Danach beobachteten wir bei einer Divisionsstelle das rege Treiben der Melder, und wie es der Zufall wollte, kam einer mit einer Beiwagenmaschine, hielt an und lief in das Haus hinein, um seinen Vorgesetzten die brisanten Nachrichten zu überbringen.

    Niemand ahnte, dass wir auf eine solche Gelegenheit gewartet hatten. Der Schlüssel steckte. Wir schwangen uns sofort auf die Maschine, und fort waren wir. Leider dauerte die Fahrt nicht lange, denn nach ein paar Kilometern ging das Benzin aus. Enttäuscht schoben wir das Fahrzeug in den Straßengraben, den schon viele Fahrzeuge säumten, und gingen zu Fuß weiter, bis wir wieder in eine Ortschaft gelangten.

    Auch hier war eine Divisionsstelle, dieses Mal bedauerlicherweise ohne Fahrzeuge. Es dauerte gar nicht lange, so kam auch hier ein Melder mit einem Pferd geritten. Auch er hatte es sehr eilig und sprang hastig vom Pferd, band es an einen Pfahl und verschwand im Haus.

    Alois sagte: »Ich kann gut reiten. Was haltet ihr davon, wenn ich das Pferd nehme und auf ihm nach Mitau reite? Vielleicht liegen dort im Hafen noch deutsche Schiffe vor Anker. Ich gebe euch dann Bescheid, wie die Lage dort ist.«

    Wir waren mit diesem Vorschlag einverstanden. Alois zögerte nicht lange, band das Pferd los, schwang sich in den Sattel, und im Galopp ging es Richtung Mitau.

    Aber ob er nach Mitau kommen würde, das wusste keiner. Die Vermutung war doch sehr naheliegend, dass die Russen längst die Straße durchbrochen und besetzt hatten. Wir gaben ihm bis zur Rückkehr drei bis vier Stunden Zeit. Ansonsten wird er den Russen in die Hände gefallen sein, dachten wir.

    So langsam wurde die Straße, an der wir warteten, ein Schlachtfeld der Verwüstung. Alles wollte Richtung Hafen, um vielleicht auf ein Schiff zu gelangen, das Richtung Heimat fuhr. Der Großteil der Fahrzeuge konnte wegen Benzinmangel nicht mehr weiterfahren. Deswegen wurden sie in den Straßengraben gekippt und angezündet. Optische Geräte wurden zerschlagen oder vergraben, größere Geräte in die Luft gesprengt. Es würde nicht lange dauern, bis die Straße unpassierbar wäre. Die noch nicht in Brand gesteckten Fahrzeuge wurden von den zurück strömenden Soldaten bis auf das Letzte durchwühlt, um vielleicht etwas Essbares oder Alkohol zu finden. Ein unwahrscheinliches Chaos kündigte sich an.

    Verzweifelte Landser schossen wild um sich

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