Union Jack und Jerrycan: Die britischen Light Utility Cars & Light Reconnaissance Cars des Zweiten Weltkrieges
Von Dennis Buijs, Lars Herrmann, Detlef Ollesch und Hagen Seehase
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Über dieses E-Book
Auf der Basis der sehr leistungsfähigen PKW-Produktion der 1930er-Jahre entstanden nun in großer Stückzahl feldverwendungsfähige leichte Transport- und Aufklärungsfahrzeuge. Diese Light Utility Cars bzw. Light Reconnaissance Cars bewährten sich und blieben bis über das Kriegsende hinaus im Dienst.
Mit dieser ersten deutschsprachigen Veröffentlichung zu dem Thema haben die Autoren viele bislang kaum bekannte Aspekte untersucht. Das in Zusammenarbeit mit Fahrzeugsammlern und Reenactors gesammelte Bildmaterial enthält auch bislang unveröffentlichte Fotos. Schwarzweiße und farbige Fotos von Museumsfahrzeugen runden das neue Buch des deutsch-niederländischen Autorenteams ab.
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Buchvorschau
Union Jack und Jerrycan - Dennis Buijs
Dennis Buijs / Lars Herrmann / Detlef Ollesch / Hagen Seehase
Union Jack und Jerrycan
Die britischen Light Utility Cars
& Light Reconnaissance Cars des Zweiten Weltkrieges
Cover
- Austin Light Utility Car No 44 24 189
(Foto: courtesy David Busfield)
- Panzer des Royal Tank Corps in Großbritannien,
Sommer 1940, hinten: zwei Vickers Medium
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eISBN 978-3-86933-200-0
Print ISBN 978-3-86933-150-8
Danksagung
Die Autoren dieses Buches bedanken sich bei folgenden Personen für die wertvollen Informationen, Fotos und alle sonstige Unterstützung, die das Projekt in der vorliegenden Form erst ermöglicht haben: André Brincat, Brian Brodersen, David Busfield, Chris Collins, Paul Gurr, Godwin Hampton, Alan Heaton, Tomas Higgins, Stuart Hiscock, Preston Isaac, Richard J. Kyte, Kim Leachman, Geoff Leese, Jean-Louis Marichal, Matt McNamara, Carsten Reeder, Ivo Rigter, Clive Sammut, Dr. David Th. Schiller, Michael Shackleton, Alf van Beem, Richard van de Velde, Mike Vigor, Ian West.
Vorwort
Das menschliche Gehirn funktioniert auf eine seltsame Art und Weise – die Erinnerung an Ereignisse, Erfahrungen und ganze Gedankenketten können durch den Anblick eines Objekts ausgelöst werden: Für die meisten Leute in Deutschland und anderswo in Westeuropa versinnbildlicht kein anderes Fahrzeug so sehr wie der amerikanische „Jeep" die alliierten Kriegsanstrengungen im Zweiten Weltkrieg. Das mag auch durchaus seine Berechtigung haben, denn mit 647.000 in weniger als vier Jahren gefertigten Willys MB und Ford GPW erlangte das kleine Allradfahrzeug eine wahrhaft mythische Bedeutung an allen Kriegsschauplätzen. Und Hollywood tat ein Übriges, um den populären Eindruck über die vorherrschende Präsenz des Jeeps auch späteren Nachkriegsgenerationen einzubläuen.
Natürlich gab es viele andere Fahrzeuge, die ihren Anteil an der kriegswichtigen Mobilität der alliierten Armeen besaßen, allen voran solche aus Großbritannien. Denn anders als die Achsenmächte hatte das englische Königreich bereits Jahre vor Kriegsbeginn die vollständige Motorisierung der Streitkräfte beschlossen und ein ambitioniertes Reformprogramm begonnen. Die Autoren der vorliegenden Arbeit weisen mit Recht darauf hin, dass das britische Heer mehr als andere europäischen Armeen sehr große Anstrengungen unternahm, die Versorgungs- und Transportdienste der Truppen zu motorisieren und dass die Hälfte des Fahrzeugbudgets der Beweglichkeit der Infanterie zu Gute kam. Es gehört zu den Verdiensten dieses mit großer Detailkenntnis geschriebenen Werks, dass beim Leser manches liebgewordene Vorurteil über die Rückständigkeit der britischen Streitkräfte abgebaut wird.
Gleichzeitig erfährt hier ein breites Publikum auch viel Interessantes über die Artenvielfalt britischer leichter Kampf- und Transportfahrzeuge und über die andere – die militärische – Firmengeschichte solcher berühmten Marken wie Austin, Morris oder Hillman. Hersteller, die man eher mit Sportwagen, Limousinen oder Familienkutschen assoziiert, widmeten sich mit Ausbruch der Feindseligkeiten ab Herbst 1939 der Herstellung von Spähpanzer-Wagen oder leichten Verbindungsfahrzeugen, den „Tillys", die hier in ihren unterschiedlichen Varianten in Bild und Text vorgestellt werden. Was dabei herauskam und wie diese Fahrzeuge bei der Truppe verwendet wurden, war mitunter abenteuerlich zu nennen. Und so bleibt zu hoffen, dass vielleicht der eine oder andere Filmregisseur sich diesen Besonderheiten widmet oder dass zumindest der eine oder andere Modellbauer sich durch das vorliegende Werk inspirieren lässt. Die Autoren haben mit ihrer engagierten Recherche eine wichtige Lücke geschlossen, die gerade in der deutschsprachigen, mitunter sehr USA-lastigen Literatur zu den Fahrzeugen des Zweiten Weltkrieges klaffte. Und vielleicht wird deshalb in absehbarer Zeit auch hierzulande nun auf dem einen oder anderen Fahrzeugtreffen wieder das eine oder andere britische Sammlerstück auftauchen. Das wäre das schönste Kompliment für Herausgeber und Verfasser.
Dr. David Th. Schiller
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Die Motorisierung der britischen Armee mit leichten LKW und PKW zu Kriegsbeginn
Großbritanniens strategische Situation nach Dünkirchen
Die Unterstützung durch die USA
Austin im Krieg
Morris im Krieg
Standard Motor im Krieg
Hillman im Krieg
Humber im Krieg
Leichte Panzerspähwagen (Light Reconnaissance Cars)
1) Beaverette
2) Humber Light Reconnaissance Car
3) Morris Light Reconnaissance Car
4) Dodge Armoured Car und Otter Light Reconnaissance Car
Leichte Transportfahrzeuge (Light Utility Cars)
1) Austin Light Utility Car
2) Standard Light Utility Car
3) Morris Light Utility Car
4) Hillman Light Utility Car
Die Light Utility Cars bei anderen Alliierten und in der Nachkriegszeit
Zuletzt: die schweren Fahrzeuge
Museen
Anhang
Literaturhinweise
Tillys-Aufmarsch, von links nach rechts: Morris, Standard, Hillman, Austin
(Foto: Preston Isaac)
Prolog
Es ist im Februar des Kriegsjahres 1945. 43 Recce¹ stößt am Niederrhein vor, der 7 Troop der B Squadron ist die erste Teileinheit des Aufklärerregiments, die in den Reichswald vorrückt. Bei einer kleinen deutschen Ortschaft wird der feindliche Widerstand stärker, erst nach-rückende Infanterie kann den Ort nehmen. Dann übernimmt 6 Troop die Führung, die Männer sind froh, einige Panzer als Unterstützung dabeizuhaben. Beim Hof Niederdamm wird die Kolonne von mehreren Seiten unter schweren Beschuss genommen. Zwei Humber Armoured Cars fallen aus, auch ein Humber Light Reconnaissance Car wird zerstört. Mehrere britische Soldaten geraten in deutsche Gefangenschaft. B Squadron wird zurückgezogen. Zwei Tage später benutzt der Kommandeur von 43 Recce, Lt.-Col. C.H. Kinnersley, seinen Humber Light Reconnaissance Car, um einen Kriegsberichterstatter im Kampfgebiet an der Straße Kleve-Kalkar herumzufahren. In bester Aufklärertradition lässt Kinnersley seinen Fahrer durch die vordersten Stellungen der eigenen Infanterie hindurch ins Niemandsland fahren. Dort wird der Humber LRC sofort zum Magneten für deutsches Artilleriefeuer und im Höllentempo geht es zurück. Der Kriegsberichterstatter hat seine Story.²
Universal Carrier und Humber Scout Car der 43rd (Wessex) Division bei Goch, Februar 1945
Die Motorisierung der britischen Armee mit leichten LKW und PKW zu Kriegsbeginn
Insgesamt befanden sich 1939/40 in einer britischen Infanteriedivision der BEF³ über 3100 Motorfahrzeuge. Davon waren jeweils 349 LKW mit 1,5 Tonnen (30 cwt⁴) und 206 Lastkraftwagen mit drei Tonnen (60 cwt) Ladefähigkeit. Jedes Infanteriebataillon verfügte standardmäßig über 41 geländegängige Gefechtsfahrzeuge (zumeist Bren-Carrier⁵) und über 13 Lastkraftwagen, auf denen rund ein Drittel des Bataillons befördert werden konnte, vor allem Führungsteile, schwere Waffen und Trosse. Um auch die übrigen Teile beweglich machen zu können, wurde von den Korpstruppen eine Kraftwagen-Transportkompanie mit drei Zügen zu je 25 LKW detachiert, von denen jeweils ein Zug für den Transport eines Bataillons bestimmt war. Wenn das auch noch nicht eine vollständige Motorisierung der britischen Infanterie bedeutete, so wurde im Gegensatz zum deutschen Infanteristen ein britischer durch dieses teilmotorisierte System schon zu Beginn des Zweiten Weltkrieges recht beweglich gemacht. Vollständig motorisiert waren schon die „Motor Battalions⁶, das waren die Infanteriebataillone der „Armoured Brigades
. Ihnen fehlte es im Vergleich zu deutschen Panzergrenadierbataillonen jedoch an Feuerkraft.
Die Kavallerie war in den Vorkriegsjahren zum größten Teil motorisiert worden, es gab jedoch noch im Jahre 1940 vier reguläre berittene Kavallerieregimenter. Sie wurden zur 1st Cavalry Division zusammengefasst und im Mai 1940 ins Mandatsgebiet Palästina zu Sicherungsaufgaben geschickt, um dort stationierte Infanterieeinheiten für den Kampfeinsatz andernorts freizumachen. 1941 wurde die 1st Cavalry Division schließlich auch mechanisiert und so zur 10th Armoured Division.⁷ Die Situation bei der Infanterie war bedeutend besser als bei der Panzerwaffe: es gab zuwenig Panzerbrigaden und deren Ausrüstung war überwiegend nicht auf dem Stand der Technik. Das mag schon verwundern, war doch Großbritannien das Mutterland des Panzers und hatte schon in den 1920er-Jahren eine vollmechanisierte Brigade besessen. Allerdings flossen danach zu wenige finanzielle und personelle Ressourcen in den Aufbau der Panzerwaffe. Für die Motorisierung der Versorgungsdienste, die Beweglichmachung der Artillerie und Bereitstellung von Transportfahrzeugen wurde hingegen viel getan – viel mehr als in anderen europäischen Staaten. Die Hälfte des