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Die Schundklaubande
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eBook156 Seiten2 Stunden

Die Schundklaubande

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Über dieses E-Book

Es gibt Menschen, die Comics sammeln wie andere Briefmarken. Alte Comics sind in Sammlerkreisen so gut wie bares Geld. Einer dieser Sammler ist Ringo. Er ist vierzehn, clever und immer hinter seltenen Heften her. Und er entdeckt Unglaubliches: Eine Schundklaubande geht um und schnappt ihm die besten Heftchen vor der Nase weg! Ringo spielt Detektiv. Bald hat er eine heiße Spur. Mit seiner Freundin Susi dampft er ab nach Hamburg, wo der dicke Herr Anton, ein Comic-Dieb erster Klasse, das größte Ding seines Lebens starten will... Das kann Ringo nicht zulassen. Eine turbulente Verfolgungsjagd beginnt... Aber auch die geheimnisvolle Organisation „Schu-Schmu-Schu“ ist mit von der Partie und hat Ringo und Susi alsbald im Visier... Ein umwerfend komischer Krimi aus dem Sammler-Milieu. Unter dem Pseudonym Daniel Herbst schrieben Ronald M.Hahn & H. J. Alpers diesen Roman für clevere Leser ab 12 Jahre!
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum7. Mai 2019
ISBN9783956174582
Die Schundklaubande

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    Buchvorschau

    Die Schundklaubande - Daniel Herbst

    Jahre!

    Katastrophe, nimm deinen Lauf

    Als die blutrote Sonne am Horizont versank und die Dunkelheit über die staubbedeckte Ebene fiel, erreichte Tarzan die Ausläufer seines heimatlichen Dschungels. Hinter dem ersten Baum machte er halt und suchte nach einer kräftigen Liane, die dick genug war, seinen muskulösen Körper zu tragen.

    Flink kletterte er daran hoch und verschwand im Blattwerk, als hätte es ihn niemals gegeben. Irgendwo fauchte ein Leopard. Nur dies eine Geräusch zeugte davon, dass der Herr des Dschungels zurückgekehrt war. Wieder einmal hatte ein aufregendes Abenteuer sein Ende gefunden …

    Als der Wecker Thomas Herzog schrill aus seinen Träumen riss, richtete er sich ruckartig im Bett auf und starrte die Wand an. Einen Moment lang glaubte er noch ein paar Dschungelpflanzen zu erkennen, dann war die Traumwelt endgültig verschwunden. Er schüttelte verwirrt den Kopf und atmete tief durch. Puh, war das wieder mal ein aufregender Traum gewesen!

    Schlaftrunken warf er die Decke beiseite und rieb sich die Augen. Es war genau neun Uhr und fünfzehn Minuten, wie er mit einem raschen Blick auf den tickenden Wecker feststellte. Höchste Zeit für die Sportstunde. Denn heute war Samstag, und samstags stand nur Sport auf dem Stundenplan.

    Der Alltag hatte ihn wieder. Er war Thomas Herzog, ein fünfzehnjähriger Junge mit dunklen Locken und einem schmalen Gesicht. Doch »Thomas« hieß er eigentlich nur für seine Eltern, während er unter seinen Freunden den stolzen Namen »Ringo« führte. »Ringo« — wie der Schlagzeuger der Beatles und wie ein Westernheld, von dem er seinen Freunden wochenlang mit ungebrochener Begeisterung erzählt hatte. Er mochte seinen Spitznamen inzwischen viel lieber als seinen richtigen Namen und hätte seinen Schülerausweis am liebsten auf »Ringo Herzog« abändern lassen. Aber leider verstand man bei der Schulbehörde wenig Spaß.

    Ringo streckte sich, gab sich einen Ruck und schlüpfte in die bereitstehenden Clogs. Dann stieß er einen grässlichen Fluch aus. Das konnte Ringo unheimlich gut, obwohl er sich meistens zusammennahm, wenn seine Mutter in der Nähe war. Aber — verflixt noch mal! — er hatte wahrhaftig Grund zum Fluchen. Ihm war nämlich eingefallen, dass die Sportstunde ausfiel und damit schulfrei war. Nix mit Schule heute, er war umsonst so früh aufgestanden!

    Im nächsten Moment jubelte er, dass die Wände wackelten. Hurra, keine Sportstunde bei Dr. Kremp! Nicht dass Ringo etwas gegen Sport hatte, im Gegenteil. Aber Sport im Allgemeinen und Sportstunden bei Dr. Kremp waren zwei völlig verschiedene Dinge. In den letzten Wochen hatte sich in ihm eine richtige Wut auf den Aushilfsturnlehrer angestaut.

    Sicherlich war Dr. Kremp früher einmal Feldwebel oder etwas Ähnliches gewesen, denn nichts konnte ihn von der Überzeugung abbringen, dass militärische Disziplin und gebrüllte Befehle wichtiger waren als Gymnastik und Spiele.

    Nur gut, dass sich der Schreier ein Bein gebrochen hat, dachte Ringo hämisch. Jetzt fällt die stramme Turnerei am Samstag für mindestens acht Wochen aus.

    Na ja, da er aufgestanden war, hatte es wohl keinen Sinn, nochmals unter die Decke zu schlüpfen. Flüchtig erinnerte sich Ringo an einen Spruch von Eisen-Emil, seinem einzigen erwachsenen Freund.

    »Wenn du früh aus den Federn hüpfst, dann kommt dir der Tag doppelt so lang vor«, pflegte er zu sagen. Und da war etwas dran, vorausgesetzt natürlich, dass kein harter Arbeitstag wartete. Nur war es eben so, dass Ringo schrecklich gern in den Tag hinein schlief und deshalb selten diese doppelt so langen Tage erlebte.

    Hinein ins Badezimmer und die Zähne geschrubbt war das eine — Wasser ins Gesicht gekippt und rein in die Klamotten das andere. Als er keine zehn Minuten später fröhlich pfeifend in der Küche aufkreuzte, roch es dort schon herrlich nach frisch aufgebrühtem Kaffee und Spiegeleiern. Das hieß dann wohl, dass sein Vater bereits gefrühstückt hatte und — Samstag hin, Samstag her — unterwegs zur Arbeit war. Überstunden nannte man so etwas.

    »Du?«, fragte Frau Herzog, eine kleine, blonde Frau mit einigen Lachfältchen um die Augen, der beim Anblick ihres Sohnes fast die Kaffeekanne aus der Hand gefallen wäre. »Um diese Zeit? Ja, sag mal, bist du etwa aus dem Bett gestürzt?«

    »Grglmpf«, erwiderte Ringo, zog sich einen Stuhl heran und langte zu. Auch wenn er gelegentlich den Morgenmuffel spielte — innerlich fühlte er sich eigentlich ganz heiter.

    Seine Mutter schenkte ihm Kaffee ein. »Papa ist gerade weggegangen«, erklärte sie. »Es wird wieder spät werden. Hoffentlich hat das mit den Überstunden bald ein Ende. Wir sehen uns ja kaum noch.«

    »Grglmpf«, machte Ringo wieder und mampfte mit vollen Backen. Etwas deutlicher fügte er hinzu: »War die Post schon da?«

    Er hatte die Frage kaum gestellt, als es klingelte. Frau Herzog sagte: »Ich mach’ das schon« und ging zur Tür.

    Während Ringo noch am Frühstückstisch grübelte, ob er das gekochte Ei an der runden oder an der spitzen Seite aufschlagen sollte, kam sie wieder herein. Mit dem Brief in der Hand. Ringo wusste sofort, dass es der Brief war. Sie hatte ihn bereits geöffnet, und an ihrem Gesicht las er ab, dass es keine gute Nachricht war.

    »Die Druckerei hat abgelehnt«, sagte Frau Herzog enttäuscht und legte tröstend einen Arm um Ringos Schultern. »Als Begründung steht hier, dass sie einen Realschüler in jedem Fall einem Hauptschüler vorziehen.«

    Als Ringo eine Schnute zog und etwas hilflos aus seinen graublauen Augen guckte, fügte sie hinzu: »Nun mach dir mal keine Sorgen, Junge. Es gibt ja noch andere Druckereien in der Stadt. Und du hast dich doch erst bei Fünfen beworben.« Sie seufzte leise, und dieser Seufzer sagte Ringo alles. Seine Mutter machte sich mehr Sorgen, als sie ihm gegenüber zugeben wollte.

    »Na gut«, meinte er, entschied sich kurzerhand für die spitze Seite des Frühstückseis und klopfte energisch mit dem Löffel darauf herum. »Ich habe ja noch drei Monate Zeit, bis die Schule zu Ende ist. Irgendetwas werde ich schon noch finden. Obwohl … So ein Mist, dass die Meyersche Druckerei abgelehnt hat! Wo die doch so schöne Comichefte herstellen!«

    Die Sache mit den Comicheften war kein Witz, sondern eine ausgesprochen ernsthafte Angelegenheit für Ringo Herzog. Schließlich war er ein stadtbekannter Sammler von Bildheftchen aller Art und besaß ein Archiv, das seinesgleichen suchte. Sein Traum, im zukünftigen Berufsleben selbst etwas mit der Herstellung der bunten Hefte zu tun zu haben, rückte jedoch nach dieser Absage wieder in weite Ferne. Natürlich wollte er in erster Linie Drucker werden. Aber schließlich kam es auch darauf an, was man druckte. Er wollte Comics drucken — und keine Rabattmarken!

    Brummend aß er sein Frühstück zu Ende und ging dann zu seinem Mofa hinaus, das in der sonst unbenutzten Garage stand. Ringos Vater ging nicht nur samstags arbeiten, um die Raten für das kleine Einfamilienhaus abzahlen zu können, sondern hatte aus dem gleichen Grund auf das Geld verschlingende Auto verzichtet.

    Ringo schwang sich auf seinen Feuerstuhl, winkte seiner Mutter, die gerade zum Küchenfenster hinaussah, nochmals zu und jagte mit der wahnwitzigen Geschwindigkeit von annähernd zwanzig Kilometern pro Stunde die Straße hinunter, vorbei an Häusern, die dem seiner Eltern zum Verwechseln ähnlich sahen. Nur die Briefkästen von unterschiedlicher Form, die verschiedenfarbigen Gardinen und die überall anders gruppierten Sträucher im Vorgarten gaben dem scharfe Auge diesen oder jenen Anhaltspunkt.

    Drei Monate noch, dachte Ringo. Was würde dann sein? Als er in die achte Klasse versetzt wurde, war ihm die Zeit bis zur Schulentlassung noch unheimlich lang vorgekommen. Heute, da er eine Lehrstelle suchte, erschienen ihm die verbleibenden Monate als ein lächerliches Nichts. Die Zeit schwirrte an ihm vorüber, ohne dass er es recht merkte. So kam es ihm jedenfalls vor. Bald war er sechzehn. Ogottogott! Hätte er in diesem Augenblick nicht am Lenker seines Mofas gesessen … Am liebsten wollte er die Fäuste ballen und auf eine Tischplatte schlagen, dass die Gläser klirrten.

    Aber dann ließ er doch das Grübeln sein, denn der Straßenverkehr beanspruchte ihn so sehr, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Schließlich wollte er keinen Unfall bauen. Er hatte noch nie einen gebaut, und das sollte auch so bleiben. Toi, toi, toi!

    Er fuhr durch die Siemensstraße, tuckerte an einem braun gestrichenen Bretterzaun entlang und hielt an, als ein kleines, mit ungelenker Hand beschriebenes Firmenschild in sein Blickfeld geriet.

    EMIL ERPEL stand dort. Und darunter: SCHROTTHANDEL. SPEZIALIST FÜR COMIC STRIPS. AN- UND VERKAUF. Ringo stellte sein Mofa am Zaun ab, durchwühlte die Taschen seiner verwaschenen Jeans und zählte seine Barschaft. Sechs Mark achtundsiebzig. Ob er hineingehen und nachsehen sollte? Vielleicht hatte Eisen-Emil neue Sachen am Lager.

    Es war schwer, diesem Gedanken zu widerstehen. Wenn Emil seinen guten Tag hatte, konnte Ringo ihm glatt einige seltene »Superman«-Hefte abschwatzen. Das Dumme bei Eisen-Emil war nur, dass er mit Comics nicht nur handelte, sondern sie auch selbst sammelte. Und ein treues Sammlerherz kann sich nun mal nur schwer von erworbenen Schätzen trennen.

    Jetzt hatte sich Ringo aber doch entschieden. Er schloss das Mofa ab und betrat den Innenhof. Sein Blick fiel auf teilweise demontierte Autos, alte Badewannen mit Zinnfüßen, von denen die Emaille abblätterte, rostige Ölfässer, zerbeulte Kühlschränke und Schreibmaschinen, zerbrochene Zahnräder, geborstene Maschinenteile, eine rostzerfressene Dampfwalze mit einem Fahrerhaus, in dem das Unkraut wucherte. Dazwischen lagen Unmengen von Metallteilen, deren frühere Funktion nicht mehr zu erkennen war, Kisten und Kästen mit angegammelten Schrauben sowie Nägel, die sämtlich krumm und schief geschlagen waren.

    Und inmitten von all dem alten Tand stand Emils Wohnwagen, der zwar auch nicht zu den neuesten Modellen zählte, aber immer noch schmuck anzusehen war. Erwirkte reichlich fremdartig in dieser rostigen Umgebung. Die Tür des Wagens stand offen, also war Emil in der Nähe.

    Im gleichen Moment, als sich Ringo in den Spalt zwischen Tür und Seitenwand zwängen wollte, um in den Wagen zu gucken, hörte er von drinnen einen wütenden Schrei. Erschrocken ließ er die Tür los und machte einen Satz zurück.

    »Banditen! Schurken! Ganovenpack! Zum Teufel mit ihnen!«

    »Emil?«, fragte Ringo schüchtern. Er glaubte die Stimme erkannt zu haben, so wutverzerrt sie auch geklungen hatte.

    »Dreimal verflucht bis in alle Ewigkeit!« Emils rostroter Bart tauchte in der Türöffnung auf. Die Augen des Mannes funkelten. Seine Barthaare sträubten sich. So wütend hatte ihn Ringo noch nie gesehen. Dann erkannte Eisen-Emil den Jungen. Ein angedeutetes Lächeln erhellte sein Gesicht, und er sagte halbwegs freundlich: »Ach, du bist es, Ringo! Komm bloß mal rein, und schau dir diese Schweinerei an! Hast du so was schon mal gesehen?«

    Ringo lugte neugierig in den Wagen. Es sah aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen. Die fein säuberlich nach Serien und Jahrgängen sortierten Comichefte — Emil besaß davon mehr als dreißigtausend Stück, die er auf rätselhafte Art im Wohnwagen untergebracht hatte — lagen wie Kraut und Rüben durcheinander. Jemand hatte einen Teil der Stapel durchwühlt und die Hefte wahllos durcheinander geworfen. Da lagen nun die Kostbarkeiten über den ganzen Boden verstreut und häuften sich in den Ecken des Wohnwagens zu Papiergebirgen.

    »Das ist doch …«, flüsterte Ringo fassungslos.

    »…ein Verbrechen, eine bodenlose Gemeinheit!«, ergänzte Eisen-Emil und ballte seine mächtigen Pranken zu Fäusten, bei deren Anblick den unbekannten Tätern Hören und Sehen vergangen wäre. »Ha!«,

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