Das Rätsel vom Krähenwald
Von Friederike Schwencke und Guido Apel
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Über dieses E-Book
Für Kinder ab 8 Jahren.
Friederike Schwencke
Friederike Schwencke, Jahrgang 1983, ist Diplom-Sozialpädagogin. Beim SCM-Wettbewerb für Nachwuchsautoren belegte sie einen der ersten fünf Plätze. Sie lebt mit ihrem Mann und drei kleinen Kindern in Wolfsburg.
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Buchvorschau
Das Rätsel vom Krähenwald - Friederike Schwencke
Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22823-6 (E-Book)
ISBN 978-3-417-28718-9 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2015 SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 58452 Witten
Internet: www.scmedien.de; E-Mail: info@scm-verlag.de
Die Bibelverse auf S. 87 sind folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten.
Illustrationen: Guido Apel, Bamberg, www.guidoapel.de
Satz: Katrin Schäder, Velbert
Inhalt
Inhalt
1. Ein blöder Tag und dann noch einer
2. Vorbereitungen
3. Düstere Aussichten
4. Geburtstag hat man nun mal
5. Schlimmer geht immer
6. Eine gute Idee …
7. Papa geht pleite
8. Eine neue Bekanntschaft
9. Das erste Risiko
10. Eine Begegnung
11. Frische Luft für alle
12. Wichtige Berge
13. Überzeugungsarbeit
14. Los geht’s!
15. Rätsel, Fragen und Spuren
16. Die Nacht im Wald
17. Gefährliche Ermittlungen
18. Ein Held kommt selten allein
19. Noch mehr Heldentaten
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Kapitel 1
Ein blöder Tag und dann noch einer
Oliver war sauer. Richtig wütend sogar. Kein Wunder, schließlich kostete es ihn mindestens zehn Minuten, seine Jacken-Ärmel zu entwirren. Irgendein Scherzkeks hatte seine Anorak-Ärmel so fest und so oft es nur irgendwie ging zusammengeknotet. Kurz hatte Oliver überlegt, ob er die Jacke in die Schultasche stopfen und einfach so zum Bus gehen sollte. Das hätte ihm die schadenfrohen Blicke seiner Mitschüler erspart, die er sich bei seiner mühseligen Arbeit einfing. Doch der beständige Regen draußen hielt ihn davon ab.
Mit vor Wut zitternden Fingern löste er endlich den letzten Knoten und schlüpfte in die Jacke. Er zog die Kapuze tief über die Stirn und stampfte zur Schultür hinaus. Sicher war es wieder Julius gewesen, dieser Angeber. Immer ärgerte er ihn. Wenn er ihm doch endlich mal eins auswischen könnte! Doch Julius war größer und stärker als Oliver und hatte noch dazu mehr Freunde. Eigentlich war jeder größer und stärker als Oliver. Und eigentlich hatte auch jeder mehr Freunde.
Er schlug die Wohnungstür so fest zu, dass das Treppenhaus erbebte, und trampelte mit regennassen Schuhen durch den Flur. Beides missfiel seiner Mutter in höchstem Maße, doch das war Oliver in diesem Moment nur recht so. Denn er wollte mit Mama streiten. Wenn man so sauer ist, muss man schreien und toben und motzen und dafür war Mama bestens geeignet. Jetzt flog auch noch seine Schultasche in die Ecke und als Mama endlich aus der Küche kam und losschimpfte, war Oliver längst kampfbereit.
„Oliver, ich habe dir schon tausendmal gesagt …, ging es los, wie es immer losging. Und es ging genauso weiter, wie es immer weiterging. „Wenn du nicht sofort, dann … und wenn Papa nach Hause kommt, dann … und blablabla.
Oliver schrie einige Gemeinheiten zurück und knallte dann die Zimmertür hinter sich zu, endlich fühlte er sich ein wenig besser. Immerhin gegen Mama hatte er gewonnen.
„Dann kannst du das mit dem Hund vergessen …!", hörte er noch durch die geschlossene Tür und horchte auf. Gleich fühlte er sich wieder schlechter. Oliver wünschte sich nichts sehnlicher als einen Hund. Seit Monaten lag er seinen Eltern damit in den Ohren.
Sie hatten das gesagt, was Eltern immer sagen: „Unsere Wohnung ist zu klein, spätestens nach vier Wochen müssen wir mit dem Köter spazieren gehen, wer soll die Kosten tragen und überhaupt, wo soll der hin, wenn wir mal in den Urlaub fahren?"
Und Oliver hatte das gesagt, was Kinder immer sagen: „Ich will aber."
Erwachsene redeten immer viel zu viel, fand Oliver. Er hatte sich doch klar und deutlich ausgedrückt. Und ein anderes Geburtstagsgeschenk wollte er auf gar keinen Fall, auch wenn Mama versucht hatte, ihn mit einem Lego-Star-Wars-Raumschiff zu locken. Phhhh, Lego! Er wollte einen Hund!
Niedergeschlagen drückte er seine Nase an die Fensterscheibe und sah zu, wie der Regen auf die Straße prasselte. Seine Brille verrutschte und die Scheibe beschlug von seinem Atem. Er wischte den Fleck mit seinem Ärmel beiseite. Auch das mochte Mama nicht. Oliver seufzte und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. Das Kinn in die Hände gestützt, überlegte er: Mit einem Hund sähe sein Leben ganz anders aus.
Dann wäre er nicht mehr so allein, dann wäre er nicht mehr so normal und langweilig. Dann wäre er Oliver, das Herrchen von … er hielt inne, er wusste noch gar keinen Namen für seinen zukünftigen Hund. Aber wie der Hund sein sollte, das wusste er ganz genau: groß und schwarz und ein bisschen gefährlich. Viele würden heimlich Angst vor ihm haben und ein paar Schritte auf dem Gehsteig ausweichen, wenn sie vorüberkamen. Lässig würde Oliver dann den Spruch sagen, den so viele Hundebesitzer ständig sagten: „Der tut nix! Und in Gedanken fügte er dann immer hinzu: „Es sei denn, ich befehle es ihm!
Denn auf ihn, Oliver, würde der Hund aufs Wort hören. Immer würde er ihn begleiten und beschützen. Dann würde sich keiner mehr trauen, seine Jacke zu verknoten. Oder den Inhalt seiner Federmappe in den Ranzen zu schütten. Oder seine Sportschuhe in die Mädchenkabine zu schmeißen. Oliver brauchte diesen Hund, da war er sich ganz sicher.
Er nahm sich vor, wenigstens bis zu seinem Geburtstag nicht mehr mit Mama zu streiten. Dann hätte er vielleicht noch eine Chance.
Missmutig schleppte er sich am nächsten Tag in die Schule, am Tor traf er Johanna aus seiner Klasse. Wenigstens sie war nett zu ihm. Sie war das, was einer Freundin am nächsten kam: Sie ärgerte ihn nicht und stimmte auch nicht mit ein, wenn die anderen schlecht über ihn redeten. Manchmal half sie ihm sogar und ließ ihn Hausaufgaben abschreiben. Etwas mutiger ging er gemeinsam mit ihr ins Klassenzimmer der 4b, wo er wieder Julius gegenübertreten musste.
Doch der schien heute erst mal dringendere Aufgaben zu haben, als Oliver zu ärgern. Stolz fuchtelte er mit seinem Smartphone herum, erzählte allen, welche Apps er neu daraufgeladen hatte und erklärte die genauen Pixelanzahlen der eingebauten Kamera.
Julius hatte das Smartphone zum zehnten Geburtstag bekommen und es war seit einigen Wochen sein ganzer Stolz. „Hey, Klapperstück, lächle doch mal für ein Foto mit deiner Traumfrau Johanna!", rief er und richtete das Smartphone auf Oliver.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Julius einfach mal die Klappe gehalten hätte. Oliver zeigte ihm eine unanständige Geste mit einer Hand und verzog sich an seinen Platz.
Klapperstück! Oliver hasste seinen Nachnamen. Wie um alles in der Welt konnte man „Klapperstück heißen? Und warum war Mama so dumm gewesen, bei der Hochzeit Papas Namen anzunehmen? Hätten sie doch Mamas Namen genommen: „Böckler
wäre zwar nicht schön, aber wenigstens unauffällig gewesen.
Mama hatte irgendwas gefaselt, dass das früher eben üblich gewesen wäre und „Klapperstück" sei doch irgendwie ganz lustig, oder? Erwachsene konnten so seltsam sein! Jetzt musste er das ausbaden.
Seit der ersten Klasse hatte er allen vorgeflunkert, sein Name sei „Oliver von Klapperstück, damit es wenigstens ein bisschen adelig oder reich klang. Doch meistens sagten alle nur Klapperstück. Und als sein Mathelehrer bei einem Elternsprechtag in der zweiten Klasse Olivers Mutter mit „Frau von Klapperstück
begrüßt hatte, war alles rausgekommen. Doch Oliver war hartnäckig und blieb trotzdem bei seinem selbstverliehenen Adelstitel.
Julius’ Fotoshooting wurde vom Eintreten der Lehrerin unterbrochen und vorerst war Oliver aus dem Schneider. Er nutzte das langweilige Gebrummel über die Brutzeiten von Zaunkönigen, um über seinen Hund nachzudenken. Rocky sollte er heißen oder doch Rico? Eventuell auch Bruce oder Bandit.
Von Ferne hörte er plötzlich eine Stimme: „Oliver?" Er schreckte aus seinem Tagtraum hoch.
Johanna flüsterte ihm zu: „Du sollst sagen, welche Farbe die Eierschale der Zaunkönige hat!"
Oliver sah seine Lehrerin Frau Bernstein an, als würde er ihr gleich den Marsch blasen dafür, dass sie seine Gedanken unterbrochen hatte. Dann entschied er sich aber doch für eine freche Antwort und rief: „Orange mit grünen Punkten, Mann! Und zu Ostern lila!"
Den Rest der Stunde saß er auf dem Flur und schrieb einen Lexikonartikel über Zaunkönige ab. Wenn seine Lehrerin nur nicht