Im unterirdischen Labyrinth
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Über dieses E-Book
Alexander und Hans-Georg wittern ein spannendes Abenteuer. Die Schwestern sind nicht begeistert. Doch egal, ob sie sich auf die Suche nach dem Bernsteinzimmer machen oder nicht - sie werden das Gefühl nicht los, dass sie hier nicht erwünscht sind. Eine Motorrad-Gang beschattet sie. Auf einmal haben sie drei drängende Fragen - und für die Lösung des Rätsels sieht es zappenduster aus.
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Rezensionen für Im unterirdischen Labyrinth
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Buchvorschau
Im unterirdischen Labyrinth - Tobias Schuffenhauer
PROLOG
GRIENE KLIESS
BUTTERMILCHGETZEN
DAS BERNSTEINZIMMER
DAS VORHABEN
DIE HUNDEPFOTE
DER EINGANG NR. 7
TEREZA
IM LABYRINTH
DIE AUFLÖSUNG
Anmerkungen
„Ich will ehrlich zu dir sein, Petra: So sehr lange wird er wohl nicht mehr leben. Vielleicht ein Jahr noch", sagte der Tierarzt vorsichtig.
Petra spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Am liebsten wäre sie jetzt ganz woanders, egal wo, nur nicht hier. Dabei hatte sie doch befürchtet, dass Doktor Anton das sagen würde. Sie hatte die Anzeichen ja selbst bemerkt: Ostaras Fell rund um das Maul war in den letzten Monaten grau geworden. Auch die Augen waren trüber und das Laufen ging nicht mehr so gut wie vor einem Jahr noch. Alles eindeutige Anzeichen dafür, dass die Hündin in die Jahre kam. Aber Petra hatte es eben doch lieber noch mal beim Arzt checken lassen wollen. Ostara stand neben ihr und schaute sie mit treuem Blick an. Petra hatte ihre Hand auf ihren Rücken gelegt und spürte, wie sich ihr Körper durch die Atmung langsam auf- und absenkte. War es wirklich möglich, dass es sie irgendwann einmal nicht mehr gab? Aber sie gehörte doch zur Familie, war Teil von ihr selbst! Petra wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, ihr stiegen Tränen in die Augen. Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht; weinen wollte sie jetzt wirklich nicht. Aber Herr Anton hatte es schon bemerkt, legte sanft seine Hände auf ihre Schultern und setzte sich neben sie. Er suchte Petras Blick. „Schau mal, Tiere werden älter, genauso wie wir Menschen. Der Tod gehört immer auch zum Leben dazu."
Petra nickte und seufzte leise.
„Sie ist jetzt schon sieben Jahre alt und Deutsche Doggen haben im Durchschnitt eine Lebenserwartung von maximal acht Jahren, fuhr Doktor Anton fort. Er sprach langsam und gedämpft – er kannte diese schwierigen Gespräche leider nur zu gut – sie waren Teil seiner Arbeit als Tierarzt. Doch dann lächelte er Petra ermutigend zu. „Genießt die Momente, die euch mit Ostara noch bleiben, damit sie euch in guter Erinnerung bleibt. Am besten, ihr verbringt mit ihr viel Zeit an der frischen Luft und zeigt ihr, dass ihr sie liebt.
Er nahm die Hände von Petras Schultern und wandte sich um. Zum offenen Schrank gerichtet sagte er: „Ich werde dir noch ein Medikament gegen die Arthrose mitgeben. Das lindert die Schmerzen, die Ostara beim Laufen hat. Mehr kann ich momentan aber leider nicht für dich und deinen Hund tun. Er wandte sich Petra wieder zu. „Dieses Schmerzmittel bitte einmal täglich dem Futter beimischen.
Petra nahm das Medikament und bedankte sich.
Als sie aus der Praxistür trat, Ostara an der Leine, schossen ihr Tausende von Gedanken durch den Kopf. Sie lief los und erinnerte sich daran, wie sie mit der kleinen Ostara zum ersten Mal bei Doktor Anton gewesen war. Damals hatte er ihr all die Impfungen verpasst, die für ganz junge Hunde notwendig waren. Da war sie noch so klein, dass sie sie auf dem Arm tragen konnte. Ganz weiches Fell hatte sie gehabt und diese riesigen Pfoten, die schon darauf hinwiesen, dass sie irgendwann einmal achtzig Zentimeter groß und fünfundfünfzig Kilo schwer sein würde. So ein schönes und liebes Tier war sie geworden! Überall war die Hündin mit dabei, sie wurde sehr schnell ein Teil der Familie. In Gedanken ging Petra die Momente durch, die sie gemeinsam erlebt hatten. Das Mädchen war schließlich so in Erinnerungen versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie sie wieder zu Hause angekommen war. Ostara zog an ihrer Leine, sie wollte wie immer das letzte Stück zum Haus vorauslaufen. Das holte Petra aus ihren Gedanken zurück. Sie löste die Leine vom Halsband und Ostara lief zielstrebig in den Garten.
Dort begrüßten Petras vier Geschwister den Hund überschwänglich. Hans-Georg, Esther und Alexander tobten mit ihm herum, während Marianne ihre Schwester sehnsüchtig erwartete. Petra leerte auf dem Weg in den Garten noch den Briefkasten und stand dann etwas verloren am Gartenzaun. Marianne ging langsam auf sie zu, fragend schaute sie ihre jüngere Schwester an: „Und, was hat er gesagt?"
Petra zögerte. Wie sollte sie es ihr sagen? „Unsere Ostara ist eine alte Hundedame geworden", sagte sie nach einem Moment des Schweigens und versuchte dabei zu lächeln. Aber ihre Augen sahen traurig aus.
Marianne bemerkte das natürlich sofort. Sie nahm Petra in den Arm, um sie zu trösten, so wie es ihre Art war. Als älteste der fünf Geschwister verspürte sie immer wieder den Drang, auf Petra, Esther, Hans-Georg und Alex aufzupassen und für sie da zu sein. Sie wusste, dass Petra der Hund besonders ans Herz gewachsen war. Sie war die Tierliebste unter ihnen. Schon als kleines Kind, als sie noch gar keinen Hund besaßen, konnte man das bei ihr erkennen. Petra konnte sich doch tatsächlich stundenlang mit einem Käfer beschäftigen oder auch einer Ameise oder Feuerwanze. Alles Getier wurde direkt auf die Hand genommen und genau untersucht. Dabei hatte Petra schon mit allen Tieren gesprochen, so, als würden sie sie verstehen. Sie liebte sogar Spinnen und Stechmücken. Wenn ihre Geschwister dann verständnislos den Kopf schüttelten, sagte Petra nur: „Das sind doch alles Geschöpfe Gottes! Er hat sie sich mit Liebe ausgedacht. Und jedes Tier hat eine Aufgabe auf dieser Erde. Genauso wie wir Menschen auch." Davon war sie fest überzeugt.
Esther hatte sich mittlerweile zu Petra und Marianne gesellt. „Was ist los?, fragte sie außer Atem. „Ist was nicht in Ordnung?
Vom Toben mit Ostara war ihr Haar ganz durcheinandergeraten. Sie pustete sich die Strähnen aus dem Gesicht.
Esther war zwar auch tierlieb und verbrachte gerne Zeit mit Ostara, aber es gab Dinge auf dieser Welt, die sie noch mehr interessierten als Tiere. Gebäude zum Beispiel, vor allem Schlösser und Burgen – und überhaupt alles, was mit Architektur zu tun hatte. Für sie gab es kaum etwas Schöneres, als durch unbekannte Städte zu schlendern und sich die Häuser anzuschauen. Deswegen liebte Esther es auch, Abenteuer mit ihren Geschwistern zu erleben. Auf diese Weise hatte sie immer wieder neue Plätze und geheimnisvolle Orte entdeckt, an die sie sonst nicht gekommen wäre. Zum Beispiel zum mysteriösen Grab TT33 in Ägypten – das hätte sie nie und nimmer von innen gesehen, wären sie nicht extra geholt worden, um das Rätsel um den Besitzer des Grabes zu lösen …
Esther ahnte, dass etwas mit Petra nicht stimmte. Sie hatte auch bemerkt, dass Petra geweint hatte – sie kannte ihre Schwester schließlich sehr gut. Wieder mal eine Gelegenheit, füreinander da zu sein, dachte Esther und rief ihren älteren Bruder Hans-Georg und Alexander, den Jüngsten von ihnen, zu sich. Die wollten natürlich noch weiter mit Ostara toben und kamen nur widerwillig zu ihren Schwestern.
„Was ist denn los? Wir haben gerade so cool mit Ostara gekämpft", murrte Hans-Georg.
Marianne warf ihm einen strengen Blick zu.
„Was ist denn los, Mädels?, fragte Alexander in seiner typischen unbekümmerten Art. „Ihr macht ja ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter! Dabei haben wir den mildesten Winter seit Jahrzehnten. Fünfzehn Grad plus statt zehn Grad Minus – das ist doch mal was! Das wird ein Weihnachten in der Badehose.
Er lächelte schelmisch und ergänzte: „Das haben sonst nur die Leute auf der anderen Erdhalbkugel. Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit." Alexander und auch die anderen lachten. Irgendwie schaffte es Alex immer wieder, die Stimmung zu heben. Und er hatte ja eigentlich auch Recht – das Wetter war wirklich ausgesprochen warm, so gar nicht winterlich.
„Die frühlingshaften Temperaturen sind nicht an meiner schlechten Laune schuld, Alexander. Petra wollte die traurige Nachricht nun endlich mit all ihren Geschwistern teilen. Vielleicht würde sie dann ja nicht mehr so traurig sein. Sie atmete tief durch und sagte: „Ich war doch gerade mit Ostara beim Tierarzt.
„Ja, und?, unterbrach sie Alexander ungeduldig. „Was ist da so traurig dran?
„Ostara ist alt geworden." Petra sah ihren Bruder ernst an.
Überrascht riss Alexander die Augen auf: „Sie ist doch erst sieben!"
„Nein, Alex", entgegnete Petra, „sie ist schon sieben. Deutsche Doggen werden im Durchschnitt nicht älter als sieben oder acht Jahre. Das heißt, unsere Ostara ist inzwischen Oma geworden."
Jetzt war es raus. Während Ostara sich unbekümmert ein schattiges Plätzchen unter dem Gartentisch gesucht hatte, standen die fünf beieinander und wussten nicht recht, was sie jetzt sagen sollten. Plötzlich wurden auch Petras Geschwister von dem Gefühl der Wehmut erfasst. Sie schauten zu Ostara hinüber.
„O Mann, ich glaube, ich vermisse sie jetzt schon, obwohl sie doch noch da ist!", sagte Marianne. Ein seltsamer Gedanke war das. Die anderen nickten und schwiegen. Da kam Marianne eine Idee: Wir könnten doch zusammen für Ostara beten. Kann man auch für Tiere beten? Sicher geht das. Sie sind doch auch Gottes Geschöpfe. Hat Petra doch schon immer gesagt …
„Lieber Gott, lass Ostara noch lange leben und nimm ihr die Schmerzen in den Gelenken. Halte sie gesund und schenke uns noch viele schöne Momente mit ihr", betete Marianne laut. Alle beschlossen dieses kurze Gebet mit einem lauten Amen. Dann liefen sie zu Ostara. Es war irgendwie komisch, sie so zu sehen und zu wissen, dass sie irgendwann nicht mehr da sein würde. Aber jetzt wollten sie sich lieber darüber freuen, dass sie Ostara in diesem Augenblick bei sich hatten. Petra und Esther streichelten liebevoll den Rücken der Hündin, und Alex lachte, als genau in diesem Moment ein kleiner Spatz in sicherem Abstand vor Ostaras Schnauze landete.
„Kommt, lasst uns jetzt reingehen", sagte Petra.
Als sie sich an den Tisch setzten und Saft schlürften, zog Petra einen Brief heraus. „Den habe ich eben aus dem Briefkasten geholt. Laut Absender ist der von unserem Lieblingsonkel aus dem Erzgebirge."
„Echt jetzt?", fragte Alexander und starrte ungläubig auf den Brief.