Engel mit Fell
Von Andrea Prochnow
()
Über dieses E-Book
und Hund wird hier humorvoll und spannend zugleich beschrieben.
Dem Leser ergibt sich die Möglichkeit zu einem
besseren Verständnis seines Hundes. Die humorvollen Abenteuer
von Anne und ihren Hunden sind informativ und verblüffend
zugleich. Mit vielen Fotos ist dieser Roman eine
Freude für jeden Tierliebhaber.
AHA – Effekte sind garantiert und ein Schmunzeln auf keinen
Fall zu vermeiden.
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Buchvorschau
Engel mit Fell - Andrea Prochnow
Andrea Prochnow
Engel mit Fell
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit.
Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
©2018 FRANKFURTER LITERATURVERLAG
Ein Unternehmen der
FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH
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Medien- und Buchverlage
DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN
seit 1987
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.
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Lektorat: Dr. Annette Debold
Herstellung: Anna Maniura M.A.
ISBN 978-3-8372-2172-5
Vorwort
Als Anne und Walter die Entscheidung treffen, einem Welpen ein neues Zuhause zu schenken, können sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, wie sich das Leben der Familie von diesem Tag an verändern wird. Die nächsten Jahre sind geprägt von Überraschungen und Abenteuern.
Den Beginn macht der Airdale Terrier James, ein Familienhund wie er im Bilderbuche steht, auf ihn folgt der Welsh Terrier Ortwin, ein eigenwilliges Kerlchen, und als er nicht mehr da ist und die Familie eigentlich keinen Vierbeiner mehr aufnehmen möchte, klingelt eines Tages das Telefon vom Tierschutz und kündigt die aus einer ungarischen Tötungsstation stammenden Dackel Moon und Sunny an.
Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter, auf den sich Anne und Walter einstellen müssen und beide merken im Laufe der Zeit, dass auch sie durch die Ausbildung, die Pflege und das Miteinander persönliche Veränderungen durchleben. Als Anne aufgrund eines Unfalls lange Zeit nicht aus dem Haus kann und in ihrer Mobilität stark eingeschränkt ist, ist es Ortwin, der sie durch Tricks und Kniffs motiviert, ihre krankengymnastischen Übungen durchzuziehen und wieder zu alter Stärke zu finden.
Die Familie, zu der auch Tochter Kim gehört, begibt sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt und wird durch die vielen Erlebnisse und Begebenheiten ungemein zusammengeschweißt. Wie das innere Band der Familie durch die „Engel mit Fell" gestärkt wird, wie sehr sich Zwei- und Vierbeiner umeinander sorgen und kümmern, verdeutlicht dieses Buch auf berührende Weise ohne dabei in sentimentale Anekdoten abzugleiten.
Andrea Prochnow, die bereits in ihrem ersten Buch „Luna die Große" die tiefe Zuneigung zwischen Mensch und Tier auf einfühlsame Weise beschrieben hat, widmet sich in ihrem neuen Werk einmal mehr diesem wunderbaren Beziehungsgefüge. Über das bunte und turbulente Zusammenleben mit Tieren geht es der Autorin um den Aspekt der Wertschätzung des Menschen für das Tier. Sie findet Worte für die Bindung aus Verantwortung und Fürsorge, die vor allem der Mensch eingeht, den besonderen Blick auf Befinden, Verhalten und Pflege des Tieres, der die Sinne des Halters schärfen kann.
Wertvolle Hinweise für Hundehalter im Krankheitsfall des Tieres oder was es generell zu beachten gilt, wenn der Welpe ins Haus kommt, runden die abwechslungsreich geschilderten Erlebnisse aus dem Alltag ab und sorgen für eine unterhaltsame wie informative Lektüre. Man merkt von der ersten Seite an: Hier spricht keine Theoretikerin. Hier erzählt jemand, der mit Tieren lebt, mit ihnen leidet, wenn es ihnen nicht gut geht und sie aus vollem Herzen liebt.
Dr. Matthias Deußer,
Offenbach/Main im Juli 2018
Nach einem Umzug in ein kleines Eigenheim beschlossen Walter und Anne sich ihren Wunsch nach einem Hund zu erfüllen.
Früher als Jugendliche war Anne öfter Hundesitter gewesen. Es waren verschiedene Hunderassen und Mischlinge, die sie betreut hatte. Besonders ins Herz geschlossen hatte sie einen Dackel vom damaligen Nachbarn, aber da sie nun mit Walter in einem kleinen Häuschen wohnte, entschieden sich die beiden doch erst mal dafür, einen größeren Hund anzuschaffen. Es sollte ja auch ein Wachhund sein.
Jetzt wurde ein liebevoller Familienhund gesucht mit positiven Eigenschaften wie z. B. Familienfreundlichkeit und Wachsamkeit. Schnell wurde deutlich, dass der Airedaleterrier die Wünsche von Walter und Anne am besten erfüllte. Anne hatte zwar Erfahrungen in der Betreuung, aber nicht in der Erziehung von Hunden und war sehr gespannt auf dieses Abenteuer. Walter, der Partner von Anne, hatte am Anfang nicht so viel Interesse am Thema Hund, er war eher ein Katzenmensch. Nach einigen Büchern wurde schnell deutlich, dass man sich gerade am Anfang sehr viel Zeit für den Welpen nehmen sollte. Anne suchte im Internet und fand eine Adresse. Sie und Walter vereinbarten einen Besuchstermin, und es stellte sich schon beim Telefonat heraus, dass Herr Spinnrock[1] mit Anne auf einer Linie lag. „Super, hatte er gesagt, „gut, dass Sie sich schlaugemacht haben, und sicher können Sie die Hündin und zukünftige Mutter Ihres Welpen besuchen. Ich freue mich auf Sie.
Es sollte sich herausstellen, dass es sich bei diesem Züchter um einen kompetenten und liebevollen Züchter handelte. Also ein Glücksfall.
Es fand vor Ort nicht nur ein langes, informatives Gespräch statt, sondern Anne und Walter konnten auch Bekanntschaft mit der Mutterhündin machen.
Es war gleich Liebe auf den ersten Blick. Die Mutterhündin erfüllte alle Wünsche und Vorstellungen, die Anne hatte. Liebevoll, schmusig und offen für Neues. Wachsam, aber nicht aggressiv, verspielt, aber nicht wild. Was für ein Glücksfall das für Anne und Walter sein sollte, stellte sich erst später heraus. Jetzt ging Anne einfach davon aus, dass dies völlig normal war und es immer so reibungslos und kompetent verlaufen würde. Hier sollten noch einige Überraschungen für sie bereitliegen.
Nach dem Gespräch und dem Spielen mit der Mutterhündin gingen Anne und Walter voller Freude nach Hause. Anne hatte sich Notizen gemacht und eine Bestellliste. Die Wartezeit bis zum ersten Welpenbesuch füllte Anne mit der Suche nach dem richtigen Hundeplatz. Oh Mann, da gab es so viele Angebote mit den unterschiedlichsten Richtlinien, und alles schien so wichtig. Anne nahm sich eine Auszeit, und erst kurz vor dem ersten Welpenbesuch entschied sie sich für den Hundeplatz „Happy Dogs".
[1] Züchter Alfons Spinnrock aus Kaarst
Ein Engel namens James
Die Reise zum Züchter verlief ohne jegliches Gespräch. Walter und Anne waren zu aufgeregt und freuten sich riesig auf diesen ersten Moment. Ja, jetzt würde Anne unter den Welpen den ihren heraussuchen. Walter wollte keinen Hund und war daher zunächst nur als Beobachter dabei. Vor Ort beim Züchter angekommen, wurden sie freundlich empfangen. Erst mal eine Tasse Kaffee auf neutralem Boden, das beruhigte die Gemüter. Herr Spinnrock verfügte eben über die Erfahrung, wie es am besten für alle war.
Er gab noch einige Tipps mit auf den Weg. „Gleich gehen wir in den Welpenraum. Bitte setzen Sie sich auf die Couch, sagte er zu Walter, und nur Anne sollte sich auf den Boden setzen. „Wenn ich dann mit den Welpen in den Raum komme, beachten Sie diese erst mal nicht weiter, und dann nach einiger Zeit rufen Sie den Namen, den Sie sich für Ihren Hund ausgesucht haben. Der Hund, der zu Ihnen kommt, das ist Ihr Hund.
Das ist der große Vorteil, wenn man als Erster die Welpengruppe besuchen darf und einen Welpen aussuchen kann. Anne hatte das Glück in diesem Fall, Erste gewesen zu sein, und die Mutterhündin hatte Anne ja kennengelernt in der Schwangerschaft. Sie war eine sehr liebe und schmusige Hündin, also genau was Anne auch wollte.
Lieb, zuverlässig und menschenfreundlich. So kam auch Anne auf den Namen – ihr Hund sollte James heißen, und wie sich später herausstellte, war der Name genau richtig und passend.
Es waren acht Welpen, die jetzt herumtollten und spielten. Keiner beachtete Anne, die in dem Raum vor der Gruppe saß – so schien es. Der Züchter nahm auf der Bank neben Walter am Ende des Raumes Platz und beobachtete gespannt, was passieren würde. Anne überblickte erst die Gruppe. Einige rauften oder spielten mit dem Ball und den vielen anderen Spielzeugen im Welpenraum.
Anne holte tief Luft und erinnerte sich an einen Spruch: „Eine Sache ist nur gefährdet, wenn die Menschen nicht mit dem Herzen dabei sind, und nun konzentrierte sie sich voll auf die Welpengruppe. Anne holte tief Luft und rief den Namen: „James, komm her!
Die Gruppe stoppte kurz mit dem Spielen, und alle schauten Anne erstaunt an – „Was will die denn?" –, danach spielten sie weiter, bis auf einen.
Der setzte sich hin und schaute Anne lange an. Anne musste lachen bei dieser Musterung. Nun wiederholte sie nur den Namen „James und sagte: „Komm her!
Der besagte Welpe lief ohne jegliche Zögerung direkt auf Anne zu, in ihren Schoß und spielte mit ihr, als wäre das das Normalste der Welt. „Das ist wohl deutlich, meinte der Züchter mit einem Lächeln und freute sich, „das ist nicht immer so einfach, aber hier besteht kein Zweifel – das ist Ihr Hund.
„Ich werde nun James markieren, indem ich eine Ecke vom Fell aus dem Schwanz entferne, sodass es keine Verwechslungen mit den anderen Welpen geben kann. Obwohl, ich denke, dass dies nicht möglich ist", fügte der Züchter lachend hinzu. James hatte Anne so deutlich ausgesucht, dass der Züchter sich sicher war, er würde zu keinem anderen Fremden laufen.
Es wurden sofort weitere Besuchstermine vereinbart, damit der Welpe James sich mit dem Geruch von Anne und Walter vertraut machen konnte. „So entsteht nicht nur eine bessere Verbindung zu Ihrem Vierbeiner, sondern es kommt auch viel weniger Heimweh bei ihm auf."
Das sollte sich bestätigen.
Welpe James
Anne hatte vorab einige Hundebücher gelesen und sich deshalb für einen Airedaleterrier entschieden. Der Charakter dieses Hundes ist lieb, treu, zuverlässig, aber auch mit einer gewissen Eigenständigkeit versehen. Der Airedaleterrier ist ein vielschichtiger Hund. Er wurde bekannt durch seine ausgezeichnete Arbeit als Sanitäts- und Meldehund im Krieg. Daher hört man oft noch den Namen Kriegshund. Der Züchter hatte auch Anne darauf aufmerksam gemacht, dass der Airedaleterrier alle acht bis neun Wochen getrimmt werden sollte und dass dies, das erste Mal, erst geschehen darf nach einem halben bis Dreivierteljahr. Dann sollte sich das Fell so entwickelt haben, dass das Trimmen des Hundes keinerlei Schmerzen verursacht. Dies wird das Trimmen in späteren Zeiten sehr erleichtern.
Anne kam nun mit Walter regelmäßig zum Spielen und Toben zum Züchter. James freute sich schon, und eines war bereits deutlich zu erkennen, im Welpenalter: Er liebte Teppiche. Diese wurden mit einer so großen Leidenschaft zerpflügelt, dass es beinah eine Wonne war zuzuschauen. Anne und Walter richteten sich hierauf ein, und zur Sicherheit entfernten sie zu Hause alle Teppiche und ersetzten diese durch viel Spielzeug und Zeit für den Welpen James.
Der Airedaleterrier zeichnet sich durch sein ausgeglichenes Wesen aus. Aufmerksamkeit und freundlich sowie offen und vertrauensvoll. Er ist wachsam und unerschrocken und liebt Kinder. Er ist ein sehr guter Wachhund, der mit einem entschlossenen, intelligentem und couragierten Wesen handelt. James gab Anne durch sein Verhalten mehr Ruhe und forderte gleichzeitig mehr Geduld. Im Welpenalter zeigte James schon gute Wachhundeigenschaften, die wiederum Walter sehr gut fand. James forderte Anne aber auch jeden Tag aufs Neue heraus, glücklicherweise hatte sie sich Urlaub genommen und Zeit für die Erziehung und Eingewöhnung von James. Eine Vorliebe von James war es, Löcher zu graben im Garten mit und ohne einen Anlass, sondern nur zum Spaß. Hier war Walter gefordert, der manchmal mit seinem Nervenkostüm zu kämpfen hatte. Im Haus war Anne fast ständig im Einsatz. Alles, was einem Teppich ähnelte, wurde in Angriff genommen.
Der Airedaleterrier kann sehr kreativ sein, das musste Anne auch feststellen. Somit waren Anne und Walter echt in Anspruch genommen und gaben ihr Bestes. James wurde immer ruhiger, und auch die überwilden Zeiten normalisierten sich etwas. James entwickelte sich zu einem richtigen Schmuse- und Wachhund, und so waren alle Unannehmlichkeiten schnell vergessen.
Anne und Walter waren glücklich und ahnten nicht, dass jetzt erst die richtige Arbeit begann. Gut, dass im Nachhinein die Unannehmlichkeiten im Welpenalter schnell verblassen.
Jetzt begann das Abenteuer Hundeplatz.
Nach sieben Monaten Häuslichkeit ging es nun zur Hundeschule. James war aufgeregt, fügte sich aber schneller in die Gruppe als Anne. Es waren unterschiedliche Hunde in der Gruppe, von groß bis klein, es waren viele Hunderassen und Mischlinge vertreten. Die Welpen hatten sich schneller untereinander vorgestellt als Frauchen und Herrchen. Unkompliziert und mit Freude musste Anne feststellen, dass der Hundeplatz genau das Richtige war, für sie und James.
James lernte schnell und beherrschte nach kurzer Zeit die Übungen besser als sein Frauchen.
Die Trainer hatten ihren Spaß mit Anne. Geduldig wartete James, bis Frauchen so weit war und die Kommandos gab, auch wenn Frauchen manchmal aufgeregt war und es etwas dauerte, bis das richtige Kommando gegeben wurde. Anne musste über sich selbst lachen, da deutlich zu sehen war, wer von beiden der Ruhigere war.
James ließ auch keinen Zweifel aufkommen, demonstrativ setzte er sich hin und schaute Frauchen an, und jeder konnte erkennen, was James dachte: Mach schon, ich weiß doch, was jetzt kommt.
James, der Genießer
In all den Jahren hatte Anne viel in der Hundeschule gelernt. James spiegelte jede Unaufmerksamkeit und jeden Fehler in den Kommandos wider.