Auf dem düsteren Landgut
Von Tobias Schier und Tobias Schuffenhauer
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Über dieses E-Book
Mit 10 Schwarz-Weiß-Illustrationen im Innenteil.
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Rezensionen für Auf dem düsteren Landgut
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Buchvorschau
Auf dem düsteren Landgut - Tobias Schier
Liebe Leserin, lieber Leser!
An dieser Stelle erlauben wir uns eine kleine Vorbemerkung. Dieses Abenteuer der 5 Geschwister ist ein ganz besonderes. Es spielt eigentlich nur an einem Ort und außerdem fast in Echtzeit. Deswegen sind die Kapitelüberschriften Uhrzeiten.
Außer den 5 Geschwistern begegnen dir in dieser Geschichte noch zwei andere Charaktere: Grete und René. Beide sind etwas merkwürdige, vielleicht auch ein bisschen schrullige Personen.
Du kannst den 5 Geschwistern helfen, Licht ins Dunkel zu bringen. Wie das geht? Ganz einfach: Auf den nächsten beiden Seiten findest du für Grete und René je eine Seite, wo du deine eigenen Beobachtungen wie auf einem Notizblock aufschreiben kannst. Versuche dabei am besten während des Lesens auf jede Kleinigkeit zu achten. Was sagen die beiden? Wie sagen sie es? Welche Gestik, welche Mimik fällt dir auf? Passt diese zu dem, was sie sagen, oder wirkt es auf dich komisch, gestellt oder gespielt? Gibt es Fragen, die dir in den Sinn kommen? Schreibe sie auf – vielleicht findest du ja später auch einige Antworten auf deine Fragen.
Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch. Ein guter Detektiv ist in erster Linie ein guter Beobachter. Am Ende des Buches liegt es dann an dir, aus deinen Notizen die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Keine Angst: Du darfst alles direkt ins Buch schreiben, sobald dir etwas auffällt. Und wer weiß: Vielleicht kommst du ja schon vor den 5 Geschwistern hinter das Geheimnis des düsteren Landguts?!
In diesem Sinne wünschen wir dir viele spannende Detektiv-Momente gemeinsam mit den 5 Geschwistern!
Tobias Schier und Tobias Schuffenhauer
Kegelförmig erhellte das Licht einer Taschenlampe den dunklen Feldweg, der mit Blättern übersät war. Die Lampe war weit und breit die einzige Lichtquelle. Die hohen, dicht an dicht gewachsenen Tannen verhinderten, dass der fahle Mondschein an dieser Stelle die Umgebung einfing.
Eine kräftige und behaarte Männerhand umschloss die alte Lampe. Am Handgelenk blitzte für einen kurzen Augenblick deutlich das silberne Kettenarmband einer Uhr auf. Dann verschwand es mit einem Schnalzen unter einem weißen Einmalhandschuh, wie sie Ärzte auch oft benutzten.
Die Person, die hier nachts durch den Wald schlich, war bestens getarnt. Die weißen Handschuhe waren das einzige, was das Licht reflektierte. Ansonsten absorbierten die Lederjacke, der schwarze Hoody mit einer Kapuze, die tief ins Gesicht hing und die schwarze Trainingshose jeden Funken Licht. Auch dem ungeübten Beobachter müsste sofort auffallen: Hier führte jemand etwas im Schilde.
Mit drei, vier großen Schritten war der Schatten der Nacht an den Bäumen vorbei an einem Haus angekommen. Doch zur großen Überraschung machte er sich nicht an der Vordertür zu schaffen. Suchte er nach einem Hintereingang?
Vorsichtig hielt der Mann seine Hand über den oberen Teil der Taschenlampe und lenkte damit den Lichtschein etwas von den Fenstern ab. Nicht, dass die Bewohner des Hauses etwas von ihm mitbekamen …
Scheinbar kannte er sich aus: Zielstrebig erfasste der Lichtkegel den Briefkasten, der neben dem Eingang auf einem Stab in der Erde angebracht war. Der Unbekannte knipste das Licht aus, legte die Lampe auf den Boden ab und kramte in den Taschen seiner Lederjacke.
Ein kleines Fläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit kam zum Vorschein. In der rechten Hand hielt er ein Feuerzeug und einen alten, dreckigen Lappen. Diesen tränkte er mit der Flüssigkeit aus der Kunststoffflasche und stopfte ihn danach behutsam in den Briefschlitz – nicht zu weit rein –, er zupfte eine Ecke wieder hervor. Er steckte die Flasche wieder in seine Jackentasche und entzündete das Gas-Feuerzeug, dessen auflodernde Flamme er an den Lappen hielt. Begierig reckte sich der Lappen nach dem heißen Feuer und sog es in sich auf. In wenigen Sekunden stand der ganze Briefkasten in einem lodernden Flammenmeer und erhellte nun auch das schmale Gesicht des üblen Brandtäters. Die Augen funkelten wirr, die dünnen Lippen zierte ein bestialisches Grinsen, als er sich umdrehte und in den Wald rannte.
Plötzlich stoppte er abrupt. Die Lampe! Er drehte sich um. Brennende Stücke des Briefkastens fielen schon auf die Erde. Er würde später noch mal zurückkommen und nach der Lampe sehen. Jetzt war es ihm zu gefährlich. Er zog die Handschuhe aus und warf sie hinter den nächsten Busch. Dann verschwand der Schatten in der Dunkelheit des Waldes.
Klick. Das spärliche, gelbe Licht seiner Taschenlampe erhellte die hintere Ecke des mit dunklen Dielen verkleideten Raums. Schnell war auszumachen, dass hier einer gewütet haben musste. Möbel lagen verstreut und zum Teil umgekippt auf dem Boden. Was war hier nur geschehen? Hatte der Mörder etwa auch hier zugeschlagen? Aber wo sollte nur die Leiche versteckt sein? Die musste er unbedingt finden.
Fieberhaft versuchte Alexander Spuren zu finden. Er blickte sich um, schaute hinter den großen Eichenschrank, der halb auf einem der Tische lehnte. Da! War das nicht …? Na klar, ein so geübtes Auge wie seinem entging nichts! Ein Schuh! Ein Herrenschuh! Alexander trat ein, zwei Schritte näher heran … Doch was war das? Es öffnete sich ein Fenster: „Ihre Internetverbindung wurde unterbrochen. Bitte stellen Sie die Verbindung wieder her, um an dieser Stelle weiterzuspielen." Alexanders Hand ballte sich wütend um sein Handy. Er versuchte es nach oben zu halten. Vielleicht war hier die Funkverbindung ja besser …
Da ertönte eine Stimme:
„Alex, jetzt trödel’ doch nicht wieder so rum. Komm!"
Der Jüngste der fünf Geschwister schaute von seinem Smartphone auf. Marianne stand an der nächsten Weggabelung im Wald, hatte sich umgedreht und winkte Alexander zu sich. Von den anderen war schon keine Spur mehr zu sehen. Er seufzte, steckte das Handy enttäuscht in seine Hosentasche zurück und beeilte sich, hinterherzukommen. Als er seine Geschwister endlich erreicht hatte, platzte es aus ihm heraus:
„Leute, was für eine Plackerei! Müssten wir so langsam nicht wieder da sein? Stattdessen wird der Wald immer dunkler! Mensch … ich hab doch morgen Geburtstag!"
„Heißt ja nicht umsonst Nationalpark Kellerwald-Edersee! Hast du etwa Angst?", spottete seine um ein Jahr ältere Schwester Esther.
„Alex hat doch recht, stimmte Petra dem Jüngsten zu und wandte sich dann an ihren Bruder Hans-Georg. „Sind wir überhaupt noch richtig hier? Wir müssten doch schon lange bei der Jugendherberge angekommen sein!?
„Musst du mich nicht fragen, sondern Esther. Die hat doch die Karte!"
Hans-Georg und Petra blickten ihre kleine Schwester fragend an.
„Ähm – ja … Also, als ich das letzte Mal geschaut habe, waren wir noch richtig."
„Und wann war das?", maulte Alexander von hinten.
„Weiß nicht. Vor einer halben Stunde oder so? Wie viel Uhr haben wir denn jetzt?"
Auch Marianne konnte ihren Unmut nicht mehr verbergen: „Vor einer halben Stunde? Das war doch vor zig Kilometern …!"
Während Hans-Georg auf seine Armbanduhr schaute, ging Petra die Situation ganz pragmatisch an und lief ein paar Schritte vor. „Ich geh mal da vorne um die Ecke, vielleicht finde ich da ’nen Anhaltspunkt, an dem wir uns orientieren können."
„Was? Schon neun Uhr?!" Überrascht guckte Hans-Georg in die Runde. Seinen Geschwistern stand die Verblüffung ebenfalls ins Gesicht geschrieben. Damit hatte keiner gerechnet. Auch wenn es jetzt im Sommer abends länger hell blieb.
Esther war das sichtlich unangenehm. Blut schoss in ihr hübsches Gesicht und ließ sie erröten. „Auweia, vielleicht ist es doch schon etwas länger her … Moment …" Sie faltete etwas umständlich – was ihr noch peinlicher war – die Wanderkarte auseinander, die sie vor drei Tagen an der Touristeninformation gekauft hatten.
„Also wir waren hier … und dann haben wir den rechten Weg genommen und dann … also … und dann den linken hier …"
„Echt jetzt? Wir haben uns verlaufen? Alexander ahnte, wohin das führen würde. Doch Esther war ganz vertieft in die Karte. „Und danach sind wir hier abgebogen und sind dann den Berg da rauf und …
Marianne, die sich neben Esther gestellt hatte, tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Karte.
„Aber haben wir nicht hier eine Pause gemacht?"
„Lass doch mal sehen." Hans-Georg, der ohne Zweifel derjenige der fünf Geschwister war, der den besten Orientierungssinn hatte, nahm Esther die Karte aus der Hand.
Peinlich berührt stammelte sie: „Ach, Leute … Das tut mir alles leid!