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Rebel School: Gefährliches Geheimnis - Erstes Buch der Rebellen
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eBook335 Seiten4 Stunden

Rebel School: Gefährliches Geheimnis - Erstes Buch der Rebellen

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Über dieses E-Book

Stell dir eine Zukunft vor, in der du nach deinem Musikgeschmack vorurteilsmäßig einer Gesellschaft zugeteilt wirst.
Was wärst du? Ein Gangster? Eine gewöhnliche Person? Oder sogar adelig?

Die junge Prinzessin Rose rechnet fest damit, bei der traditionellen Zuteilung an ihrem vierzehnten Geburtstag eine Oper von Mozart zugeteilt zu bekommen, schließlich ist sie ja im Adel aufgewachsen.
Stattdessen wird sie durch ein Heavy-Metal-Lied zu einer Rebellin und muss mit einer neuen Identität auf ein Rebelleninternat flüchten.
Sie findet schnell neue Freunde und auch frühere Freunde wieder, aber nicht jeder will Jona, wie sie sich jetzt nennt, dort haben.
Als ihr langjähriger Freund Miro vergiftet wird, wird klar, dass nicht jeder am Internat ein eindeutiges Spiel spielt.
Sogar der ein oder andere Lehrer scheint Geheimnisse zu haben und selbst Miro sagt nicht immer die volle Wahrheit, was Rebellengeheimnisse und die Sache mit der Magie betrifft...
Wem kann Jona jetzt noch vertrauen?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum1. Mai 2020
ISBN9783751911054
Rebel School: Gefährliches Geheimnis - Erstes Buch der Rebellen
Autor

Janina Nilges

Janina Nilges wurde 2005 im Westerwald (Rheinland-Pfalz) geboren und ist dort aufgewachsen. Im Grundschulalter begann sie, ihre ersten Kurzgeschichten zu schreiben; nach dem Wechsel aufs Gymnasium folgte dann der erste Roman. Ihre erste Veröffentlichung war der Fantasy-Jugendroman "Rebel School - Gefährliches Geheimnis" im Mai 2020, diesem Buch folgten in den nächsten Jahren zwei Fortsetzungen. Parallel arbeitete sie an einer Trilogie englischer Novellen, welche unter den Namen "White Lilies Manor", "White Lilies Creek" und "White Lilies Lagoon" ebenfalls im Selfpublishing erschienen sind. Diese sollen in Form eines einzelnen Buchs im Laufe der kommenden Jahre auch auf Deutsch erscheinen. Aktuell besucht Janina Nilges die zwölfte Klassenstufe eines Gymnasiums, ihre Pläne für die Zeit nach dem Abitur sind noch sehr vage gehalten. Im Sommer 2022 leitete sie ihren ersten Schreibworkshop. Ihre Freizeit verbringt die Schülerin mit ihren weiteren Hobbys: Grafikdesign, Zeichnen und natürlich Lesen - am liebsten Thriller. www.janinanilges.carrd.co

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    Buchvorschau

    Rebel School - Janina Nilges

    Kapitelverzeichnis

    Prolog

    Abschhied

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Das Internat

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Auf der Flucht

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Epilog

    Personenverzeichnis

    Prolog

    Dienstag, 30. Oktober 2114, später Abend

    Ich schob die lose Diele beiseite und zog das Buch mit dem alten, abgegriffenen Ledereinband aus dem Hohlraum unter meinem Fußboden. Im Licht meiner Nachttischlampe machte ich es mir im Bett gemütlich und schlug das Buch auf. Dieses Buch, das so viele meiner Erinnerungen enthielt. Oft lag ich noch stundenlang wach und suchte nach bestimmten Bildern, aber heute schlug ich einfach ein paar beliebige Seiten auf und ließ mich von den Erinnerungen überraschen.

    Ein kleines blondes Mädchen blickte neugierig in die Kamera.

    „Hallo, Prinzessin!, hörte man eine Stimme von irgendwo sagen. „Guck mal, wen ich mitgebracht habe!

    Die Kamera wurde auf einem Regal abgestellt und eine ältere Frau kam ins Bild. Sie hob einen kleinen Jungen in den Laufstall des Mädchens. Mit großen Augen blickten die beiden sich an.

    „Das ist mein Ziehsohn Miran, erklärte die Frau dem Mädchen und wuschelte dem Jungen durch die dunklen Locken. „Rose, sag mal Miran!

    „Mi-ang?" Das Mädchen starrte den Jungen weiterhin an.

    „Mi-ran", wiederholte die Frau.

    „Mirrro", nickte das Mädchen und lächelte dem Jungen schüchtern zu.

    „Miro. Der Junge legte sich eine Hand auf die Brust und nickte, dann zeigte er auf das Mädchen und sagte: „Rosie. Die beiden strahlten sich an.

    Ein etwa siebenjähriges Mädchen rannte über einen Grundschulflur. Ihre blonden Haare flatterten. Dicht hinter ihr lief ein gleichaltriger Junge mit schwarzen verstrubbelten Haaren.

    „Jetzt bleibt doch mal stehen!", rief jemand hinter der Kamera, die den beiden Kindern folgte. Als sie schließlich völlig außer Atem anhielten, erkannte man ihre Karnevalskostüme: Das Mädchen trug ein Fuchskostüm und der Junge dunkle Klamotten und eine Wolfsmaske.

    Arm in Arm standen sie vor der schlichten Wand und grinsten breit und zahnlückig in die Kamera.

    „Okay, bitte lächeln!" Das Bild wackelte und wurde dann scharf. Man sah die beiden Kinder, die inzwischen dreizehn Jahre alt waren. Das Mädchen grinste in die Kamera.

    „Lächeln? Der Junge seufzte. „Es könnte das letzte Mal sein, dass wir uns sehen. Wie soll ich da lächeln?

    Das Mädchen wandte den Blick zu ihm. „Ist es wirklich schon soweit?"

    Der Junge nickte traurig. „Du weißt es genau. In drei Tagen werde ich vierzehn und dann muss ich gehen, aber du weißt doch, die Hoffnung bleibt, dass du…"

    „Vergiss es. Das Mädchen sah in den Himmel. „Ich bin eine Prinzessin, es ist einfach unmöglich, dass ich eine von euch werden kann…

    Es war still. Dem Mädchen lief eine Träne die Wange hinunter, die der Junge sanft wegwischte.

    Eine Träne fiel auf die Seite. Ich seufzte, wischte sie weg und klappte das Buch zu.

    Rose & Miro – Erinnerungen stand auf dem Einband. Aber sollten diese Erinnerungen mich nicht eher aufheitern, anstatt mich noch weiter runterzuziehen? Es war schließlich schlimm genug, dass mir morgen jegliche Hoffnungen genommen würden, ihn wiederzusehen. Meinen besten Freund, der mich schon seit fast vierzehn Jahren begleitete…

    Die ersten interaktiven Fotos – Fotos, die beim Antippen kurze Videos abspielen – wurden von Miros Ziehmutter Madison Walker gemacht, die gleichzeitig schon mein ganzes Leben lang mein Kindermädchen war. Sie hatte uns auch die Fotobücher geschenkt. Miro besaß das gleiche Buch, aber mit anderen Fotos, sodass wir nur zusammen alle Erinnerungen hatten. Später hatten wir die Fotos selbst aufgenommen und eingeklebt.

    Ich starrte an die Wand, an der eine digitale Karte hing und ihr warmweißes LED-Licht in den Raum warf. Die Welt – 2114. Sofort fielen mir alle geschichtlichen Fakten ein, die ich dazu gelernt hatte:

    In den 2020er Jahren hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen alle wichtigen Staatsoberhäupter umgekommen waren.

    Die Unionen hatten sich daraufhin neu formatiert.

    Die früher eher armen afrikanischen Staaten hatten sich mit den reicheren afrikanischen Staaten zusammengeschlossen und den APALAH (African Peace And Love And Help) geformt, der gegen Armut und Krankheiten vorging.

    Die skandinavischen Länder und Island hatten sich zur ScandUn, der Scandinavian Union verbündet und lebten eigentlich genauso weiter wie vorher.

    Amerika wurde von den Ureinwohnern geprägt, die jetzt in einer halb modernen, halb traditionellen Welt in den ehemaligen Metropolen lebten. Viele hatten sich ihnen angeschlossen, um die Lebensweise auszuprobieren oder der Hektik des Alltags zu entfliehen.

    Wie sich Asien verändert hatte und was die Menschen dort machten, wusste keiner genau. Sie hatten jegliche Handelsgrenzen für neue Erfindungen geschlossen, es wurden seit fast hundert Jahren nur noch ältere Erfindungen exportiert.

    Die größte Veränderung jedoch hatten Süd- und Mitteleuropa durchgemacht. Manchmal versuchte ich mir vorzustellen, wie das damals gewesen war. „Also, die alten Regierungsformen haben alle nicht geklappt, lasst uns doch mal was ganz Anderes ausprobieren: Wir teilen die Menschen nach ihrem Musikgeschmack ein und dann regieren wir." Klang seltsam, musste aber so gewesen sein, denn genauso wurde die EMGER, die Europäische Musik-Geschmacks-Einteilungs-Region heutzutage regiert. Man hatte in den 2020ern einfach aufgehört, neue Musik zu produzieren und dann die Leute danach eingeteilt. Meine Familie, die Moores, waren aktuell die Herrscher des Königshauses. Inzwischen wurde man aber nicht mehr nach dem eigenen Musikgeschmack eingeteilt, sondern durch ein magisches Feuer, das den Charakter einschätzte.

    Ja, ich war ein Listenmensch. Das half mir, Informationen zu bündeln und mich zu konzentrieren.

    Normalerweise zumindest. Doch gerade starrte ich nur die Wand mit der Weltkarte an und fragte mich, wo Miro gerade war und ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Warum? Weil er ein Rebell war. Und ich ab morgen das genaue Gegenteil sein würde.

    Abschied

    Kapitel 1 * „Mein Name ist Rose"

    Mittwoch, 31. Oktober 2114, später Vormittag

    Ich stand am Rand der Bühne und mein Herz raste. Nur noch wenige Minuten, bis ich erfahren würde, was mein Seelenlied war. Heute war mein vierzehnter Geburtstag, das bedeutete, ich würde in die Gesellschaft aufgenommen werden – als was auch immer.

    Würde auf meinem Zettel ein Lied der Popmusik stehen, würde ich zum normalen Volk gehören, was sehr unwahrscheinlich war.

    Würde ich einen Schlager bekommen, wäre ich eine der kleineren Adeligen, das wäre ebenfalls nicht besonders wahrscheinlich.

    Jeder, der ein Rap- oder Hip-Hop-Stück zugeteilt bekam, zählte zu den Verbrechern. Es soll tatsächlich schon vorgekommen sein, dass einer meines Standes ein solches Lied zugeteilt bekam und man ihm daraufhin seines Amtes enthoben hatte – er hätte eigentlich Graf werden sollen. Stattdessen war er später tatsächlich ein Kleinkrimineller geworden.

    Das Wahrscheinlichste jedoch war für mich, dass ich ein Klassikstück bekommen würde, Mozart vielleicht, denn das würde bedeuten, dass ich eine Adelige wäre – und als genau das war ich schließlich aufgewachsen.

    Die letzte Möglichkeit, die noch blieb, war, dass ich ein Metal- oder Hardrock-Stück bekommen würde… Es wäre wahrscheinlicher, dass sich der Bandsalat in einer Kassette von selbst entwirren würde, als dass eine Prinzessin wie ich einen Metalsong bekommen würde, und doch war es mein größter Wunsch. Es würde mich zu einer Rebellin machen, einer Abtrünnigen, einer Verräterin meiner Familie und meiner Kindheit gegenüber, aber gleichzeitig brächte es mich näher zu Miro.

    Nervös strich ich mein langes schwarzes Kleid glatt, dann musterte ich die Menge, die hier im Schlosshof stand und nur darauf wartete, dass ich mein Seelenlied vorlesen würde.

    Die Menge verstummte, als ich langsam die Treppenstufen hoch auf die extra für heute errichtete Bühne lief.

    Traditionsgemäß griff ich nach dem Mikrofon, das dort in der Mitte stand, und stellte mich vor. „Mein Name ist Prinzessin Rose Moore und ich werde heute mein Seelenlied bekommen."

    Die Menge applaudierte und ich schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, dann drehte ich mich um und ging durch den hohen Torbogen, der direkt an die Bühne anschloss.

    Ich befand mich in einem kleinen Raum, der fast leer war. In der Mitte stand eine hohe Feuerschale, daneben ein riesiger Berg Papier. Mit zitternden Fingern nahm ich das oberste Blatt und holte einen Füller aus meiner Umhängetasche, mit dem ich meinen Namen auf das Blatt schrieb. Dann legte ich das Blatt in die Feuerschale und griff nach einer Packung Streichhölzer. Erst im dritten Anlauf entzündete sich das Streichholz und ich warf es in die Feuerschale auf das Papier. Dieses ging sofort in Flammen auf und für einen Moment glaubte ich, Miros Gesicht in Feuer und Rauch zu sehen, dann war alles vorbei. Übrig blieb ein Häufchen Asche – und ein fingerlanges Stück Papier darin. Ich holte tief Luft und holte den Zettel heraus. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus, als ich den Namen des Liedes las, dann wummerte es mit doppelter Geschwindigkeit weiter.

    „Scheiße", flüsterte ich. Mir wurde schlecht.

    Draußen wurde das Volk lauter, unruhiger, ungeduldiger.

    Hastig griff ich in meine Umhängetasche und wickelte ein Kaffeebonbon aus dem Papier. Kaffee und alles Ähnliche war den Adeligen eigentlich verboten, das Königshaus trank nur Tee, aber Kaffeebonbons waren meine geheime kleine Leidenschaft. Nur war der essbare Inhalt des Papiers dieses Mal nicht das Wichtigste, sondern etwas anderes…

    Ich atmete tief durch und trat wieder zurück ans Sonnenlicht.

    Hunderte Menschen starrten mich an, in der ersten Reihe meine Familie. Meine Eltern und meine Schwester Liza, die drei Jahre älter war als ich. Sie war Für Elise.

    Ich sah weiter in die Menge. Wen kannte ich noch? Die meisten waren normales Volk, aber… Ich blinzelte und mein Herz schlug einen Salto. Ganz hinten, in der letzten Reihe! Da stand Miro! Ich lächelte und hoffte, er würde sehen, dass es ihm galt. Schließlich hielt ich ein Stück Papier hoch und verkündete: „Mozarts Kleine Nachtmusik!"

    Die Menge jubelte, aber mein Blick hing immer noch bei Miro, der sich in diesem Moment ohne einen weiteren Blick umdrehte und den Schlosshof verließ.

    Meine Gedanken wanderten von ihm zu dem Zettel und zurück und mir wurde schwindelig. Hastig murmelte ich eine Entschuldigung ins Mikrofon, dann verließ ich eilig die Bühne und rannte ins Gebäude, wo ich mich schließlich auf dem Klo einschloss und auf den Klodeckel fallen ließ. Ein paar Minuten lang starrte ich auf meine geschlossene Faust, unfähig, die beiden Zettel darin anzusehen. Was, wenn alles nur Einbildung gewesen war?! Mit zittrigen Fingern öffnete ich schließlich die rechte Hand und starrte auf die zwei Zettel. Ich kramte ein weiteres Streichholz aus der Tasche, zündete es an und hielt es an den Zettel, auf dem in sauberen Druckbuchstaben Mozart – Kleine Nachtmusik stand. Er ging sofort in Flammen auf. Dann hielt ich das Streichholz an den zweiten Zettel, mit dem nichts passierte. Ich löschte das Streichholz und schluckte. Es war tatsächlich wahr… In der Hand hielt ich den Zettel, auf dem mein wahres Seelenlied stand. Und doch konnte ich es einfach nicht glauben. In kleinen unordentlichen Lettern stand da Know me – The Ferrochromes. Und darunter klein: Heavy Metal.

    Kapitel 2 * „Viel Glück, Prinzessin"

    Mittwoch, 31. Oktober 2114, Abend

    Ich sah auf die Uhr. 19 Uhr. Mein Zug würde in einer Stunde abfahren, ich musste mich also beeilen.

    Was sollte mich – eine Rebellin – noch hier auf dem Schloss halten, wenn da draußen eine ganz neue Welt auf mich wartete?

    Ich hatte mich nach all den zeremoniellen Feierlichkeiten endlich in mein Zimmer schmuggeln können und musste mich jetzt beeilen. Hastig zog ich einen großen Rucksack unter meinem Bett hervor und schob meinen Laptop samt Zubehör in das eigens dafür vorhandene Fach, dann packte ich einen dicken Schreibblock und Stifte ein, außerdem Geld und mein Taschenmesser und eine Tüte Kaffeebonbons sowie einen Dolch, den ich irgendwann mal geerbt hatte. Als letztes schob ich das Fotoalbum in den Rucksack.

    Ich sah erneut auf die Uhr, erst zehn Minuten waren vergangen. Also lief ich die Treppe hinab aus dem Turm, wo ich eine ganze Etage für mich hatte, ganz nach unten in die Küche, wo ich mir einen Apfel und ein paar belegte Brote sowie eine Wasserflasche einpackte.

    Nach kurzem Nachdenken schlich ich weiter in den Keller, wo eine riesige CD-Sammlung stand, die ein paar meiner eigenen CDs beinhaltete.

    CDs – die pure Nostalgie. Ich liebte es. Musik war in den heutigen Zeiten unvergänglich und doch einfach zu vergessen. Seelenlieder waren nur noch eine Methode, die Menschen einzuteilen, und nicht mehr das, was Musik früher gewesen war. Liebe, Hoffnung, Angst, Vertrauen. Und CDs in der Hand zu halten, verband die Menschen wieder mit der ursprünglichen Bedeutung, der Mühe und dem Herzblut der Künstler.

    Bis zu meinem elften Geburtstag war meine Lieblingsband tatsächlich The Ferrochromes gewesen, deshalb besaß ich einige CDs der Band. Eigentlich war es immer noch meine Lieblingsband, aber durch die sogenannte Lerngrenze – die Grenze, ab der man nur noch die Musik des Standes hören darf, in dem man aufgewachsen ist – wurde mir später jegliche härtere Musik verboten. Ich lief also am Regal entlang, leuchtete mir mit meiner Handytaschenlampe den Weg und zog schließlich hier und da einen Stapel CDs aus der Sammlung. Als ich wieder oben ankam, saß meine schwarze Katze Freya außen auf dem Fensterbrett. Sie war nach einer nordischen Göttin benannt, und genauso benahm sie sich auch: hoheitlich und eigensinnig.

    Als ich das Fenster öffnete, um sie hereinzulassen, bemerkte ich, dass es regnete. Das machte meinen Plan nicht unbedingt einfacher!

    Ich seufzte und ging ins Bad. Vor dem großen Spiegel musterte ich mich. Meine langen, blonden Haare und braunen Augen machten keinen sonderlich rebellischen Eindruck, und dass ich das schwarze Kleid noch trug, machte es nur geringfügig besser.

    Es klopfte. Hastig schob ich den Rucksack unters Bett und öffnete die Tür. Es war mein Kindermädchen Maddie.

    „Hey", sagte ich nur.

    Sie musterte mich kurz und hielt mir dann ein kleines Fläschchen hin. „Hier", sagte sie nur.

    „Was…" Ich las die Aufschrift. „Anti-Bleich – macht gebleichte Haare wieder dunkel."

    „Sieht so aus, als ob du das gebrauchen kannst, wenn du abhauen willst", fügte Maddie noch hinzu und lächelte.

    „Ich… Du… Woher…?!", stammelte ich.

    „Woher ich das weiß? Sie lachte leise. „Ich war nicht umsonst vierzehn Jahre lang dein Kindermädchen, oder? Und man sagt, das Seelenliederfeuer kennt deine Herzensgedanken.

    Ich starrte sie nur stumm an.

    „Ach, übrigens…, fügte sie noch hinzu. „Denk an die Kontaktlinsen!

    Stimmt, braun war nicht meine normale Augenfarbe, aber da die Kontaktlinsen eine Spezialanfertigung waren, hatte ich sie erst ein oder zwei Mal rausgenommen.

    „Warum habe ich die eigentlich? Und warum hast du mir immer die Haare gebleicht?", fragte ich dann. Es war schon mein ganzes Leben lang so und ich hatte es nie hinterfragt, aber jetzt wunderte ich mich doch.

    Maddie seufzte. „Das solltest du vielleicht noch nicht unbedingt wissen. Und denk an die Hautcreme, bestenfalls heute oder morgen, versprich mir das!"

    Jetzt drehte sich alles in meinem Kopf.

    Maddie tippte sich zum Gruß an einen imaginären Hut. „Viel Glück, Prinzessin. Grüß Miro von mir – und Sophy Campbell und Lucille Irvin, wenn du sie siehst."

    Damit drehte sie sich um und verließ den Raum.

    Ich starrte ihr verwirrt hinterher. Wer waren Miss Campbell und Miss Irvin?!

    Dann lief ich wieder ins Bad, starrte mein Spiegelbild erneut an und zückte dann, bevor ich es mir anders überlegen konnte, den Dolch. Ohne Rücksicht säbelte ich meine Haare auf Schulterlänge ab. Die blonden Strähnen fielen zu Boden und färbten sich augenblicklich rabenschwarz. Das Färbemittel schien seine Wirkung zu verlieren, sobald die Haare von der Wurzel getrennt wurden.

    Dann sah ich erneut in den Spiegel. Es war kein glatter Schnitt, eher ein wilder, rebellischer. Perfekt.

    Nach kurzem Überlegen zog ich das Kleid aus und eine schwarze Leggins und ein schwarzes Shirt an und dann fiel mir das Fläschchen wieder ein.

    Beim Haare waschen wie Shampoo verwenden, stand auf dem Etikett, also tat ich das – und tatsächlich, als ich schließlich wieder vor dem Spiegel stand, fielen meine Haare in schwarzen Strähnen auf meine Schultern. Zum Schluss nahm ich die Kontaktlinsen raus und lächelte. Schon viel besser. Schwarze Haare, eisblaue Augen.

    Ich wollte gerade das Bad verlassen, da fiel mein Blick auf das Kleid. Vielleicht sollte ich es mitnehmen, damit ich auch etwas Besseres zum Anziehen hatte? Und da es aus hochmodernem SuperFlex-Stoff gemacht war, würde es nicht einmal viel Platz wegnehmen.

    Ich packte also das Kleid und ein Paar dazu passende Stiefeletten in den Rucksack, außerdem die Gesichtscreme, zu der Maddie mir geraten hatte. Ich hatte keine Ahnung, wofür sie eigentlich war, aber ich musste sie einmal im Monat benutzen, seit ich mich erinnern konnte.

    Nach kurzem Überlegen packte ich noch ein paar Sachen aus dem Bad ein.

    Als ich schließlich eine Jacke angezogen hatte, das Fenster öffnete und meinen Rucksack an einen Ast des Baums davor hing, hörte ich ein Miauen. Freya saß auf meinem Bett und blinzelte mich vorwurfsvoll an.

    Ich seufzte. „Ich weiß nicht, ob Haustiere erlaubt sind…"

    Freya warf mir einen verächtlichen Blick zu – „Als ob du mich hierlassen würdest!" – und schließlich holte ich den Rucksack wieder nach drinnen und packte noch eine Packung Katzenfutter ein. Dann nickte ich Freya zu, die aufs Fensterbrett und von da in den Baum sprang.

    Endlich konnte ich ihr folgen. Ich hängte meinen Rucksack in den Baum, setzte mich aufs Fensterbrett und schwang meine Füße Richtung Baumstamm. Früher, als ich noch in die Grundschule unten im Dorf gegangen war, hatte ich diesen Weg oft benutzt, um Miro nachmittags zu besuchen, und auch später, als ich von einem Privatlehrer unterrichtet wurde und Miro aufs Gymnasium ging, hatten wir uns oft bei ihm getroffen und damit das keiner im Schloss mitbekam, war ich eben den Baum hinabgeklettert.

    Ich kannte gefühlt jeden Ast und hätte den Baum sicherlich auch blind hinabklettern können. Jetzt allerdings hatte ich den Regen nicht bedacht, der mich regelmäßig ins Rutschen brachte. Auf einem der unteren Äste passierte es schließlich: Ich konnte mich nicht mehr festhalten und fiel die letzten Meter. Fluchend kam ich wieder auf die Beine. Zum Glück war nichts passiert außer ein paar Schrammen an den Armen. Freya warf mir einen spöttischen Blick zu. Ich seufzte, angelte meinen Rucksack aus dem Baum und zog meine Kapuze auf. Dann machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof.

    Kapitel 3 * „Ich vermisse dich"

    Mittwoch, 31. Oktober 2114, Abend

    Als mir im Dorf plötzlich eine Horde Gespenster und Vampire entgegenkam, fiel mir ein, dass ja Halloween war.

    Niedergeschlagen erinnerte ich mich daran, dass Miro und ich früher oft zusammen um die Häuser gezogen waren und Süßes gesammelt hatten.

    Oft wünschte ich mich in diese Zeiten zurück, als wir noch Kinder ohne Vorurteile und Ängste gewesen waren und wo es keine so große Rolle gespielt hatte, wer wir waren oder mit wem wir befreundet waren.

    Als ich am Bahnhof ankam, war ich klatschnass. Ich zog ein Ticket, ließ mich in einen Wartesitz fallen und sah mich um. Es war dunkel und nur wenige andere Reisende standen am Bahnsteig. Niemand achtete auf mich, das Mädchen, das sich von einer auf die andere Stunde eine neue Identität erfunden hatte.

    In Gedanken ging ich alles nochmal durch. Jona Farc, 14 Jahre alt, kommt aus einer ärmlichen Rebellenfamilie, ist aufs Internat geflüchtet. Internat? Auch das gehörte zu meinem Fluchtplan. Natürlich würde ich zur Schule gehen, und zwar auf dasselbe Internat wie Miro.

    Es war das Teach ‘em all-Internat für alle, deren Seelenlied von The Ferrochromes war. Im Internet hatte ich gelesen, dass es sehr viele Internate gab, die nur Kinder einer Band aufnahmen, damit es keine Streitigkeiten unter den Schülern gab.

    Außerdem hatte ich gelesen, dass keine elterliche Unterschrift nötig war und auch keine Anmeldung zum Schuljahresanfang.

    Ich würde also später am Abend einfach dorthin gehen, mich bei der Schulleitung vorstellen und ein Zimmer und eine neunte Klasse zugeteilt bekommen. Der Schuljahresanfang war bei Rebelleninternaten im Winter, zum Jahreswechsel, also hatte ich momentan die Möglichkeit, mit Miro in eine Klasse zu kommen.

    Mit einem lauten Donnern fuhr der Zug in den Bahnhof ein und die Bremsen quietschten. Ich stand auf und betrat ein Abteil. Nach kurzem Suchen fand ich meinen Platz und warf meinen Rucksack auf den Platz am Gang. Wenn ich schon auf der Flucht war, wollte ich wenigstens sehen, wohin die Reise ging, und dafür war nun mal der Fensterplatz geeignet.

    Oder auch nicht. Der Regen klatschte mit prasselnden Geräuschen gegen die Scheibe und hinterließ Wasserspuren.

    Nach einer kurzen Zeit, in der ich aus dem Fenster sah und die Regentropfen verfolgte, kam ein Kontrolleur, dem ich meine Fahrkarte zeigte und dann war ich wieder

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