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Weitere Memoiren einer Mistgabel 3: dreiundzwanzig Kurzgeschichten von Freiheit und Verwurzelung
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eBook174 Seiten2 Stunden

Weitere Memoiren einer Mistgabel 3: dreiundzwanzig Kurzgeschichten von Freiheit und Verwurzelung

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Über dieses E-Book

"Der Geruch auf dem Land ist mit nichts zu vergleichen – ein Geruch nach reiner, unverfälschter Schöpfung. Als Gott die Natur schuf, muss er an einen Bauernhof gedacht haben."
Auch der dritte Band der "Memoiren einer Mistgabel" zeigt in 23 Kurzgeschichten die Farbigkeit des Lebens auf dem Lande. Sie erzählen von einer entbehrungsreichen Existenz voll harter beschwerlicher Arbeit, aber auch von den Schönheiten und Glücksmomenten, die das ursprüngliche Leben mit der Natur den Menschen schenkt. Auf dem Lande leben heißt den Frühling fühlen können, herrliches Obst vom Baum pfl ücken, im duftenden Heu liegen und von einer Perspektive, von einer Zukunft träumen.
Eine Fundgrube spannender, amüsanter und nachdenklich stimmender Episoden – ein Lesespaß.
SpracheDeutsch
HerausgeberLV Buch
Erscheinungsdatum1. Sept. 2013
ISBN9783784390215
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    Buchvorschau

    Weitere Memoiren einer Mistgabel 3 - LV Buch

    Impressum

    Vorwort

    „Die Enten werden gelber", so lautet die Überschrift des Jugendnatur-

    reports, der regelmäßig von der Universität Marburg erstellt wird. Die Verfasser stellen darin fest, dass von Studie zu Studie immer mehr Kinder auf die Frage nach der Farbe von Enten mit „Gelb" antworten.

    Während das Bewusstsein für die Umwelt und ihre Probleme wächst, nimmt das Sein in der Natur und damit die Kenntnis elementarer Zusammenhänge immer mehr ab.

    Dies bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Vorstellungen vom Leben derjenigen, die in dieser Natur arbeiten und sie nutzen: die Bäuerinnen und Bauern. Immer seltener haben Menschen die Möglichkeit, die Leistungen der Landwirtschaft direkt zu erleben, sie im Wortsinne zu erfassen. Sie sind vielmehr darauf angewiesen, dass ihnen Fakten in Wort und Bild vermittelt werden.

    Und auch die Landwirtschaft ist darauf angewiesen. Wie jede andere Berufsgruppe benötigt sie die Akzeptanz der Verbraucher, muss sie deren Wünsche kennen und sich daran orientieren.

    Um die Kommunikation zwischen Stadt und Land zu fördern, wurde vor über 40 Jahren der Verein information.medien.agrar – die i.m.a – gegründet. Sie wird getragen von Persönlichkeiten und Organisationen der gesamten Agrar- und Ernährungswirtschaft.

    Gemeinsam mit dem deutschen Bauernverband hat die i.m.a nun Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland gebeten, Kurzgeschichten rund um die Landwirtschaft zu verfassen und so insbesondere Jugendlichen einen Einblick in das Leben auf dem Lande zu geben.

    Der Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup hat die eingereichten Geschichten gesichtet und im vorliegenden Band eine Auswahl zusammengestellt. Die i.m.a bedankt sich für die damit geleistete Unterstützung ihrer Arbeit und wünscht allen Leserinnen und Lesern dieses Buches eine vergnügliche wie auch Erkenntnis und Verständnis fördernde Lektüre.

    Hermann Bimberg

    information.medien.agrar e.V.

    Praktikum auf einem Schwarzwaldhof

    Ingrid Andriessen-Beck

    Da lag er also vor mir, der Hof, auf dem ich während der Semesterferien als Praktikantin für mein Landwirtschaftsstudium leben würde. Am Nachmittag des fünfzehnten Februar erreichten wir die Gartenmauer, die das kleine Schlösschen mit den angrenzenden Wirtschaftsgebäuden und ehemaligen Parkanlagen einfasste. Wir, das waren drei Frauen – mein Pony Prinzess, meine Studienfreundin Anette und ich, mit einer zweirädrigen Kutsche, in der wir unser Gepäck transportierten. Anette würde ihre Praktikumszeit auf dem Nachbarhof verbringen. Sie griff sich ihren Wanderrucksack und verschwand in der Einfahrt zu einem landwirtschaftlichen Betrieb zwischen hohen Fichten, wo sie der aufkommende Nebel verschluckte. Weil ich nicht wusste, ob es auf dem weiteren Weg mögliche Hindernisse gab, führte ich das Pony die letzten Meter am Halfter.

    Die müde Prinzess wurde in einem Schuppen untergebracht, in einer Behelfsbox unter dem Hafersilo, ebenso die Kutsche. Das Pony sollte nicht mit den Pferden des Schwiegersohns zusammen in einem Stall stehen und womöglich Krankheiten übertragen. Das konnte ich verstehen. Mein Zimmer lag im renovierungsbedürftigen alten Schloss, direkt neben dem Schlafzimmer meines Chefehepaars. „Wir stehen früh auf, sagte Herr Seiler. „Wir sind Direktvermarkter und bringen jeden Morgen mit unserem Lieferwagen Vorzugsmilch, frisches Brot und Eier in die Reformhäuser.

    Meiner Mutter beschrieb ich in einem Brief die neue Umgebung:

    „Liebe Mutti,

    mein Zimmer liegt im Schloss und ist recht kalt. Es hat zwei zugige hohe Fenster. Ansonsten ist es nicht im Entferntesten schlossmäßig. Nur die Blümchengardinen sehen ganz gut aus. Ich schreibe auf einem riesigen runden Tisch und sitze dabei in einem Korbsessel. Ein zweiter Sessel steht neben mir. Die Chefin hat ihn extra für Anette gebracht, die mich aber nicht bis hierher begleitet hat, und ich habe ihn nicht wieder zurückgebracht. Mein Zimmer ist ein Eckzimmer, davor das Klo und ein winziges Waschbecken mit kaltem Wasser und daneben das Schlafzimmer von Seilers. Ich werde durch ihren Wecker geweckt und stehe deshalb nie zu spät auf.

    Am Aschermittwoch ist die Chefin für vier Wochen zur Kur gefahren. Sie macht die Buchführung und ihr Mann hat schon gebrummt, dass er das dann auch noch mit erledigen muss. Aber da hat sich die Tochter dazu bereit erklärt, die sowieso im Haus arbeitet, weil sie ihre beiden kleinen Kinder im Auge behalten muss. Außer den Seilers hausen im Schloss noch Kaspar, der Knecht, und ein Lehrlingsehepaar mit einem neugeborenen Sohn. In einem Nebengebäude wohnt ein Melkerehepaar und im Backhaus die Tochter von Seilers mit Mann und Kindern.

    Es gibt hier viel zu tun, auch am Wochenende. Das war vielleicht ein Sonntag! Nach und nach sind alle Leute verschwunden und haben mich mit der Arbeit allein gelassen. Also musste ich die Küche aufräumen und mich um die Hühner kümmern. Die leben hier in Bodenhaltung. Im Winter können sie nicht nach draußen, weil sie die Grasnarbe von ihrem Auslauf zerstören würden. Gefroren hat es nämlich nicht. Heute lief wieder ein halb tot gepicktes Huhn herum, und niemand war da, den ich hätte bitten können, das Vieh zu schlachten. Ich musste es selber machen. Wenigstens war das Badezimmer endlich mal frei, und ich konnte mich gründlicher waschen als sonst an dem kleinen Waschbecken vor meinem Zimmer. Zum Abendbrot habe ich von dem Kuchen gegessen, den wir gestern gebacken haben, und mir einen Krug voll Most aus dem Keller geholt. Die komischen Kräutertees, die es hier immer gibt, werde ich mir nicht noch selber kochen. Wann die anderen zurückgekehrt sind, weiß ich nicht. Ich hatte nachmittags einen langen Ausritt mit Prinzess zu Anettes Praktikumsbetrieb unternommen und bin kurz nach acht Uhr abends todmüde ins Bett gefallen und gleich eingeschlafen.

    Morgens stehe ich meistens so um sechs Uhr herum auf. Dann wird der Tisch gedeckt und in der Thermoskanne heißes Wasser aus der Milchküche geholt. Das Melkerehepaar fängt schon um drei Uhr mit der Arbeit an. Den Kuhstall und den Melkstand darf ich aus Gründen der Hygiene nicht betreten, auch die anderen dürfen das nur in Ausnahmefällen. Das heiße Wasser wird für den Kräutertee benötigt. Frühstücken kann jeder, wenn er gerade Zeit dafür hat. Dann werden die Hühner, Prinzess, die Kälber und die Reitpferde versorgt. Meistens helfe ich vormittags beim Brotbacken. Dazu wird am Vortag aus den vom letzten Sturm heruntergeworfenen Ästen der schönen Schwarzwaldkiefern und überzähligen Birken Brennholz gehackt. Am anstrengendsten ist es, den zähen Teig in der richtigen Portionsgröße aus dem Trog zu holen. Immerhin werden hundertzwanzig Brote in zwei Backgängen gebacken. Freitag musste ich den ganzen Tag die Fenster und die Tür vom Backhaus scheuern, weil ich sie nächste Woche streichen soll. Dabei habe ich in dem wild herumwirbelnden Schneeregen ganz schön gefroren. Beim Backen ist die einzige Gelegenheit, sich mal so richtig aufzuwärmen. In meinem Zimmer wird ja immer die Heizung abgedreht. Die Seilers sind sehr sparsam, weil sie nur Pächter sind und den Hof gern kaufen möchten.

    Samstag war großer Putztag. Abends hat uns der Chef gezeigt, dass er ein guter Wünschelrutengänger ist. Immerhin fand er mit seiner Wünschelrute eine Wasserleitung im Schloss. Ohne seine Frau bleibt ihm etwas mehr Zeit übrig, und er hat mir von seinem vergeblichen Versuch erzählt, selbst eine Heizung zu konstruieren, die mit dem Biogas aus dem Kuhstall betrieben wird. Nun will er den Auftrag an einen Fachmann vergeben.

    Viele Grüße, deine Nicole."

    Und der nächste Brief lautete:

    „Liebe Mutti,

    heute habe ich den Dachboden vom Schloss aufgeputzt und die Kräuter, die dort zum Trocknen aufgehängt waren, in Leinensäckchen abgefüllt. Sie werden direkt im Hofladen verkauft. Das Wetter ist immer noch scheußlich, nur Nebel und Schneematsch. Die Fenster vom Backhaus sind inzwischen gestrichen. Jetzt kommen die vom Schloss dran. Zwei Kühen musste ich nach dem Kalben Kräutertee kochen. Eine ist trotzdem verreckt. Alma ist für die Freibank freigegeben worden. Ich habe das noch verwendbare Fleisch von ihrem Schädel geschabt, die Zunge in Essig eingelegt und den Rest zu Ochsenmaulsalat verarbeitet. Nach dem Sezieren brachte ich den Kuhschädel in den Hundezwinger. Das ist Nahrung für einige Tage. Das Herz hatten wir schon gestern zu einer Mahlzeit verarbeitet. Alle nicht für den menschlichen Verzehr geeigneten Teile habe ich als Hundefutter eingefroren.

    Gestern hat sich Kaspar beim Birkenfällen verletzt. Da musste ich ins Silo, Futter für die Kühe herausholen. Der Schwiegersohn meinte anschließend beim Abendessen, ich würde noch nach Silage stinken, und sperrte mich in den Schlosskeller ein, als ich gerade heruntergegangen war, um Most für das Abendessen aus dem großen Holzfass zu holen. Da sind die Mäuse nur so um mich herumgeflitzt, bis ich mit einem Besen um mich schlug. Morgen soll ich helfen, die Hühnerställe auszumisten. Eier sammle ich sowieso täglich ein.

    Es gibt vier mutterlose Lämmer, die ich mit der Flasche aufziehen darf. Letztes Wochenende hat mich Anette besucht. Sie kennt sich mit Schafen aus, denn sie hat vergangenes Jahr bei einem Schäfer gearbeitet und meinte, eines der Lämmer habe eine Lungenentzündung. Der Stall wäre viel zu kalt und zugig. Ich habe ihn mit ihr zusammen mit viel Stroh abgedichtet. Hoffentlich nützt das was.

    Am Sonntag weckt mich der Chef schon um halb sieben, damit ich ihm für den Kirchgang (Taufe von dem Sohn der Lehrlinge) die Schuhe putze. Das macht sonst seine Frau … Ich bin freiwillig dageblieben und habe Hühner, Pferde und Lämmer gefüttert. Dabei habe ich entdeckt, dass nachts das Hafersilo ausgelaufen ist und Prinzess mit ihrem Lieblingsfutter überschüttet wurde. Natürlich hat sie von dem Segen Gebrauch gemacht und so viel davon gefressen, wie sie nur schaffen konnte. Als ich den Schuppen betrat, lag sie glücklich und friedlich hoch oben auf einem Berg Hafer. Ich war nur froh, dass sie keine Kolik oder sonst eine Krankheit davon bekommen hat. In der nächsten Nacht nieselte es wieder. Im Gegensatz zu Prinzess musste ich schuften und den ausgelaufenen Hafer einsacken. Er wird jetzt an die Hühner verfüttert. Prinzess ist ganz schön lustig nach so einer Kraftfuttergabe und so viel Müßiggang auf der Weide.

    Wenigstens den Praktikumsbericht habe ich hier zustande gebracht. Ansonsten habe ich kaum in meine mitgebrachten Lehrbücher geguckt oder sonst was für mein Studium getan. Hoffentlich lässt sich der Mann vom Praktikantenamt von meinen Ausführungen beeindrucken. Herr Seiler hat mir, so gut er konnte, beim Formulieren geholfen.

    Viele Grüße

    Deine Nicole."

    An einem Wochenende Mitte April tauchte dann wieder Anette mit ihrem Rucksack auf. Diesmal übernachtete sie bei mir im Zimmer, denn wir wollten am nächsten Morgen sehr früh aufbrechen, um mit der Kutsche zurück an die Uni zu fahren und möglichst noch bei Tageslicht dort anzukommen. Anette war begeistert von der gruseligen Atmosphäre auf dem baufälligen barocken Landschlösschen. Sie hatte ihre Praktikumszeit auf einem moderneren Hof mit konventioneller Wirtschaftsweise und Feriengästen verbracht. Deshalb schaute sie mir gerne zu, wie ich das letzte Mal Kräuter, Eier, Mohrrüben und Äpfel im Hofladen verkaufte. Beim Abendessen grinste sie heimlich darüber, wie die Chefin, die inzwischen von der Kur zurückgekommen war, in die Fernsehzeitung guckte und beschloss, dass die kommenden Sendungen nichts taugten, und ihrem Mann einfach das Fernsehgerät abschaltete.

    Die letzte Nacht im Schloss war so romantisch vom Vollmond beleuchtet, dass Anette und ich um Mitternacht aus den Betten krochen und uns auf den Dachboden schlichen. Dort lagen alte rostige Ketten herum, die wir uns samt unseren Betttüchern umhängten. Wir rasselten durch die staubigen Dachkammern und über den Hof. Die Hunde ließen sich durch die Vermummung nicht verunsichern. Sie bellten nicht, denn sie hatten von mir schon oft genug Futter bekommen. Seilers bekannten am nächsten Morgen, dass es vorher noch nie gespukt hätte. Statt Geld erhielt ich zum Abschied ein paar frische Brote aus dem Backhaus als Wegzehrung für die bevorstehende Kutschfahrt und Mehl und Sauerteig für eigene Backversuche.

    Petra und Peter

    Ivar Bahn

    Peter fuhr in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge zu Petra. Mit seinen Eltern. Peter erzählte allen, die ihn fragten, wo er denn Urlaub macht, dass er zu Petra fährt. Und auf einen Bauernhof. Denn schließlich fuhr Peter nicht nur zu Petra, sondern auch zu den Pferden und Kühen, den Ziegen und Schafen, zu den Hühnern und Gänsen, den Hunden und Katzen. Ja, auch zu den Ratten und Mäusen fuhr er und zu den Feldern, auf denen das Getreide fast reif für die Ernte war, und zum Wald, in dem er letztes Jahr mit Petra eine Höhle entdeckt hatte. Das heißt, Petra kannte sie schon und hatte Peter zu der Höhle geführt, damit er sie endlich auch

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