Wie bringt man Gott zum Lachen?: Geschichten und Erzählungen
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Über dieses E-Book
„Ein Mensch ohne Fantasie bleibt auf der Erde stehen. Er hat keine Flügel, er kann nicht fliegen.“ Geschichten sind Flügel, die uns auf eine Ebene tragen, von der aus wir uns selbst und unsere Lage anders wahrnehmen.
Mögen die wunderbaren Geschichten in diesem Buch Anlass bieten, dem eigenen Erlebten gegenüber versöhnlich zu sein und weiterhin mutig zu handeln. Mögen sie unseren Gesichtern ein Schmunzeln entlocken und in unseren Herzen anklingen.
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Buchvorschau
Wie bringt man Gott zum Lachen? - Klara Maria Weiss
dafür!
Einleitung
Kinder im Vorschulalter haben meistens tausend Fragen und tausend Träume: Muss Grossmutter gar nie mehr etwas lernen, weil sie schon so alt ist? Ich will in den Sommerferien zum Mond fliegen! Wie und wo schlafen die Meisen nachts, die bei uns an der Futterstelle frühstücken? Ich werde einmal Baggerführer werden! Kann ein Delfin-Junges gleich nach der Geburt schwimmen? Ich möchte Gott zum Lachen bringen!
Wie viele davon werden beantwortet oder wahr? Wie viele davon erachten wir später als naiv, unreif, unmöglich? Fühlen wir uns als Erwachsene genug sicher, frei und inspiriert, um unseren Fragen nachzugehen und unsere Träume zu verwirklichen? Manchmal brauchen wir etwas Ermutigung. Fürs Jahr 2013 ermuntert uns beispielsweise Celia Fenn (2013), den Traum von Liebe und Frieden auf Erden in die multidimensionale Realität hinein zu tanzen: imagine-create-participate (stelle dir etwas vor - erschaffe es - nehme daran teil).
Geschichten sind die besten Beispiele dafür, sich etwas vorzustellen, es zu erschaffen und daran teilzunehmen. Denn sie sind Visionen, die Gestalt annehmen und sie können mit anderen Menschen geteilt werden. Sie vermögen - Blütenblättern gleich - uns mit ihrem betörenden Hauch zu erreichen und unsere Seele tief atmen zu lassen.
Geschichten üben eine kontinuierliche Anziehungskraft auf uns aus. Erfreuen wir uns ihrer der Spannung wegen, aus Sehnsucht nach Abenteuer oder weil wir so gerne das Unmögliche herbei hoffen? Oder fühlen wir uns etwa deshalb zu Geschichten hingezogen, weil wir uns gewohnt sind, Geschichten zu erfinden und danach zu leben?
Die moderne Gehirnforschung vertritt den Standpunkt, dass unsere linke Hirnhälfte unser eigener Geschichtenerzähler ist. Seine Geschichten helfen uns, unsere Handlungen zu erklären, zu rechtfertigen. Die Ergebnisse vieler Untersuchungen, wie die von Libet (2004), sprechen gar dafür, dass wir erst handeln und uns dann eine plausible Begründung für unser Tun zusammenreimen. Dies geschieht allerdings in Sekundenbruchteilen. So dass wir das Gefühl haben, wir hätten vernünftig gehandelt. Viel bedeutsamer als die neuronalen Aktivierungsmuster vor, während und nach dem Entscheiden und Handeln sind aber womöglich die subjektive Bewertung und Verarbeitung unserer Erfahrungen sowie die in uns angelegte Fähigkeit, bewusst abzuwägen und willentlich zu handeln.
Manches Mal benötigen wir sogar Geschichten, um wieder massvoll und weise entscheiden und handeln zu können. Genau davon wird schon in den alten persischen Mythen berichtet (Löschner, 2006):
Der persische König Schahrayâr wurde einst von seiner Frau mit einem schwarzen Sklaven betrogen. Aufgrund dieses Erlebnisses war er überzeugt, dass es auf dieser Welt keine einzige treue Frau gibt. Er fasste den Entschluss, sich nie wieder von einer Frau betrügen zu lassen. Fortan heiratete er jeden Tag eine neue Frau, um sie am nächsten Morgen töten zu lassen.
Die Tochter des Grosswesirs wollte diesem Treiben nicht länger zusehen und liess sich vom König zur Gemahlin nehmen. Scheherazade - so hiess sie - muss wohl in ihrer Jugend Lebensbedingungen genossen haben, die die Herausformung einer authentischen und autonomen Persönlichkeit begünstigt haben (Hüther, 2011). So dass sie sich verbunden aber nicht angebunden, frei aber nicht abgesondert gefühlt haben muss. Das Frauen zerstörende Verhalten des Königs muss in ihren Augen eine Geisteshaltung der Ressourcenverschwendung widerspiegelt haben, was ihrer eigenen Geisteshaltung völlig zuwider lief. Ihr war das Talent eigen, Möglichkeiten und Potentiale aus Menschen hervorzulocken. Es gelang ihr, einen festgefahrenen Mann einzuladen, aufmerksam zuzuhören und ihn zu inspirieren, Entdecker und Gestalter einer neuen Lebenswelt zu werden, so dass er wieder Vertrauen, Nähe und Mitgefühl zu den ihn umgebenden Menschen aufbauen und zuversichtlich in die Zukunft blicken konnte. Also erzählte sie ihrem Gemahl jede Nacht eine Geschichte, deren Handlung sie am nächsten Morgen unterbrach. Von Neugier getrieben, die ganze Geschichte zu erfahren, liess der König Scheherazade am Leben.
König Schahrayârs linke Hirnhälfte hatte also 1001 Nacht Zeit, eine plausible Begründung zu finden, weshalb er seine neue Frau am Leben liess. Wie hätte ein anderer Mann bei seiner Frau liegen können, wo sie doch die ganze Nacht über Geschichten für ihn erzählte?
So hartnäckig sind oft auch unsere Überzeugungen, die wir aufgrund einer einzigen Erfahrung errichten und ausdehnen.