Kursbuch 191: Bullshit. Sprech
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Buchvorschau
Kursbuch 191 - Kursbuch
Impressum
Armin Nassehi
Editorial
Harry G. Frankfurt, Philosoph an der Princeton University, hat einen Essay mit dem Titel Bullshit veröffentlicht.¹ Er startet mit einer lapidaren Diagnose: Es gehöre zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur, dass es viel Bullshit gebe. Wir wüssten zwar nicht genau, was das ist, aber jeder kenne es. Frankfurts Analyse selbst changiert zwischen Bullshit, der einfach anfällt, und Bullshit, der bewusst eingesetzt wird. Gemeinsam ist beiden Perspektiven nach Frankfurt, dass sich Bullshit-Sprech nicht darum schert, ob die Dinge der Wahrheit entsprechen. Das ist das eigentliche Charakteristikum. Dem Bullshitter ist sein Bullshit egal, Hauptsache, er kommt damit durch.
Kurz vor Redaktionsschluss dieses Kursbuchs gab es im Rahmen des sogenannten Diesel-Gipfels eine geradezu perfekte öffentliche Inszenierung dessen, was man Bullshit nennen kann. Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen-AG, wir vermeiden, den Namen zu nennen, hat in der abschließenden Pressekonferenz einen sicher legendär werdenden Satz gesagt. Die Nachfrage lautete, warum sich die deutschen Automobilhersteller nur auf ein hübsches Software-Update einlassen, statt eine technisch mögliche Lösung in die Automobile zu installieren, die zu einer wirklich signifikanten Reduzierung von Schadstoffen führen würde. Die Antwort: Man wolle die Ingenieure des Hauses nicht mit dem Werkeln an alten Technologien, an zehn Jahre alten Motoren beschäftigen, sondern deren Kapazität lieber in Zukunftstechnologien investieren – sagte einer der Vertreter einer Branche, die seit Jahren nichts anderes tut, als auf eine antiquiert werdende Technologie statt auf Zukunftstechnologien zu setzen. Zukunftstechnologie – hört sich gut an, dagegen kann niemand etwas sagen! Aber es war extremster Bullshit. Offenkundiger Unsinn – aber dem Bullshitter war das völlig egal, er kam damit (zumindest in der Situation) durch. Exakt das meint Harry G. Frankfurt mit Bullshit.
Dieses Kursbuch ist kein Bullshit, denn wir wollen zwar damit durchkommen, aber es ist uns nicht egal. Die Beiträge dieses Kursbuchs thematisieren Bullshit auf unterschiedlichen Ebenen. Es geht um Bullshit in der Business-Sprache (Baumanns/Schumacher) und in der Sprache der Ökonomen (Priddat), um das Bullshit-Potenzial der sogenannten »Political Correctness« (Nassehi), um ein allgemein wachsendes Bullshit-Potenzial (Seeßlen), um Bullshit in politischen Talkshows (Hütt), um die Anfälligkeit der religiösen Sprache für Bullshit (Graf), um Bullshit in der Fußballersprache (Felixberger), um die Ambivalenz der Unverschämtheit (Früchtl), um den Zweifel an (juristischer) Kommunikation (Oswald) und Bullshit im Pop (Summen).
So unterschiedlich diese Perspektiven sind, so sehr haben sie doch alle jene Spannung im Blick, die sich nach der Lektüre von Harry G. Frankfurts Bullshit-Essay einstellt: Haben all die Kommunikationsformen, Sprechweisen und Bullshitter, die hier analysiert werden, den Bullshit gewollt? Sind sie einfach reingeschlittert? War es ihnen wirklich egal? Oder ist das womöglich egal? Jedenfalls sind es alles Geschichten des »Damit-Durchkommens«.
Hervorheben möchte ich zwei Texte. Die literarische Annäherung von Kerstin Hensel ist ein Potpourri von sich selbst ad absurdum führenden Sprechweisen. Der Anfangswahlspruch: »Am Anfang war das Wort. Am Ende Bockmist.«
Und Jakob Schrenks akribischer Nachweis, dass auch das Kursbuch nicht frei von Bullshit-Sprech ist – wie sollte es auch? Seine Aufzählung von verunglückten Kursbuch-Sätzen ist zugleich ein schöner Spiegel des Wandels jener Verhältnisse, denen auch die Kursbuch-Themen ausgesetzt waren und sind. An der Anfälligkeit für Bullshit hat sich freilich nichts gewandelt.
»Man würde zum Beispiel niemals sagen: ›Wir haben den ganzen Tag am Pool rumgehängt.‹« In der Tat, das wäre – Bullshit. Oder einfach falsch? Oder ist es nur in dem Kontext Bullshit? Oder weist es darauf hin? Was für Fragen! Die Comics von Jan Soeken jedenfalls spielen mit genau diesen Fragen. Haben sie Antworten? Wir haben sie. Würden sie aber nicht weitersagen. Wäre Bullshit!
Der »Brief eines Lesers« gehört zu den festen Rubriken des Kursbuchs. Diesmal weichen wir etwas ab. Es gibt einen Brief, aber der ist bereits drei Jahre alt und stammt von Deniz Yücel. Es handelt sich um einen Text, den wir mit freundlicher Genehmigung der taz der Kolumne »Besser« entnommen haben. Der Text stammt vom 15. September 2014 und ist ein kurzes Glossar des Bullshit-Sprechs der AfD – unschwer ist zu erkennen, dass das Personal und der Rekurs auf Ereignisse nicht aktuell sind und noch aus der Lucke-Phase der AfD stammen. Der Bullshit freilich ist derselbe.
Wir hätten Deniz, der 2015 von der taz zur Welt wechselte und übrigens auch ein Kursbuch-Autor ist (Kursbuch 188), gerne um einen aktuellen »Brief eines Lesers« gebeten. Deniz sitzt seit Anfang des Jahres in türkischer Haft – unter fadenscheinigen rechtlichen Bedingungen und ebenso fadenscheinigen Begründungen. Diese Begründungen sind Bullshit-Sprech in Reinform: offenkundiger Unsinn, dessen Offenkundigkeit wohl auch den Sprechern bekannt sein dürfte, freilich gepaart mit der Chance, damit durchzukommen.
Wir hoffen sehr, dass sie am Ende nicht damit durchkommen werden – vielleicht haben sich in der Türkei wenigstens Reste von Rechtsstaatlichkeit erhalten, vielleicht gelingt es auch politischem Druck, Deniz (und andere Journalisten) freizubekommen. Wir sind uns sicher, dass er an manchem Bullshit-Sprech, den wir in diesem Kursbuch zusammengetragen haben, seine Freude hätte.
Anmerkung
1 1 Harry G. Frankfurt: Bullshit. Frankfurt am Main 2006.
Deniz Yücel
Brief eines Lesers (19)
Das AfD-ABC
Von Brüssel zum Hans-Olaf, von der Jungen Alternative zu Russland – was Sie über die Alternative für Deutschland wissen müssen.
A wie Alternative: Eine Politik, die für »alternativlos« erklärt wird, schreit nach Alternativen. Dafür: Danke, Angela Merkel!
B wie Brüssel: Ort des Grauens, das biblische Babylon, Orwells Ozeanien und Tolkiens Mordor in einem.
C wie christlich: Auch und ganz besonders das. Mehr als die Parteien mit C im Namen.
D wie Deutschland: Beste Land wo gibt.
E wie Euro: Kommt aus →Brüssel, macht →Deutschland kaputt, muss weg, weg, weg.
F wie für: Tolles Vorwort. Erhöht durch Kleinschreibung den Coolnessfaktor.
G wie Gendermainstreaming: Zerstört Gesellschaft; führt dazu, dass kaum noch Männer wie →Lucke nachwachsen.
H wie Henkel, Hans-Olaf: Parteipromi. Beliebt in Talkshow-Redaktionen (Kategorie: Quasselstrippe für den Notfall, hat zu allem eine Meinung). Hat demnächst in Hamburg, wo man noch jeden Spießer mit überhöhtem Geltungsdrang in die Bürgerschaft gewählt hat, prima Chancen.
I wie Islam: Gehört nicht zu, ist auch keine →Alternative →für →Deutschland.
J wie Junge Alternative für Deutschland: Coolster Jugendverband seit der FDJ. Picklige Jungs, die immer auf dem Schulhof verprügelt wurden, haben jetzt auch eine Facebookseite.
K wie konservativ: Alles, was es 1950 noch nicht gab, ist doof.
L wie Lucke, Bernd: Wer? Ach der. Wird man auch dann nicht auf der Straße erkennen, wenn die AfD 60 Prozent bekommt.
M wie Mark, D-: Beste Währung von Welt. Muss zurück.
N wie Nazis: Waren nicht koscher. Um in dieser Sache Pannen zu vermeiden, lässt die Partei ihre Mitglieder schulen. (»Nazis waren nicht koscher, kannten auch keine D-→Mark.«)
O wie Ossis: Wer die DDR eigentlich okay findet (keine Arbeitslosigkeit, keine Ausländer, alles sauber), aber ihr ankreidet, dass es dort keine D-→Mark gab, hat endlich eine →Alternative zur Linkspartei.
P wie Petry, Frauke: Zonen-Gaby in der Parteiführung, lehnt →Gendermainstreaming trotzdem ab.
Q wie Quote: Teufelswerk. Darum ist die Ausländerquote bei der AfD so hoch wie im Ku-Klux-Klan und die Frauenquote (→Petry) nur geringfügig höher als bei ISIS.
R wie Russland: Demokratisches Nachbarland mit friedlichen Absichten; kein blödes →Gendermainstreaming, keine nervige →Quote, aber viel Gas und Öl.
S wie Schwule: Gab es 1950 nicht, müssen genauso weg, weg, weg wie der →Euro.
T wie Türkei: Die EU ist doof, aber die Türkei gehört auf keinen Fall dazu.
U wie Universitäten, deutsche: Drei Viertel aller AfD-Funktionäre hatten dort Lehrstühle, bis ihnen langweilig wurde und sie nach einer →Alternative suchten.
W wie World Wide Web: C4-Professoren (→Universität) allein machen keine Volkspartei, dafür braucht es noch ein paar Spinner aus dem Internet. Sind jetzt alle da, Laden läuft.
X wie X: AfD, das Kreuz an der richtigen Stelle (→christlich).
Y wie Üpsilon: Als hoch qualifizierte Fachkraft mit 1-a-Deutschkenntnissen akzeptabel, sonst nicht.
Z wie zehn: Über zehn Prozent in Thüringen (»Land ohne Prominente«) und Brandenburg (»Nimm dir Essen mit«) sind schon was. Aber da geht noch mehr.
Besser: Keine Alternative für Deutschland.
Kolumne »Besser« aus der taz vom 15.09.2014.
Maurice Summen
Pop Life
Über den Kulturimperialismus des Bequemen
Sucht man unter gläubigen Katholiken jemanden, der einem die Heilige Dreifaltigkeit erklären kann, wird man ewig recherchieren müssen. Halten wir unter Pop-Konsumenten nach jemandem Ausschau, der einem Pop erklären soll, stehen wir vor dem gleichen Problem.
Es geht im Pop nicht darum, etwas zu erklären, sondern darum, durch Konsum etwas zu erfahren, was man eben nicht verbalisieren kann. Da Pop fast gleichzeitig in der Kunst- und Musikwelt der 1950er-Jahre in Amerika und Europa entstand und in der Wirtschaft rasch einen cleveren Dritten im Bunde fand, wurde er in gewisser Weise zur Heiligen Dreifaltigkeit im Kapitalismus.
Wie man schon gleich zu Beginn meines Textausflugs sehen kann, lässt sich mithilfe des Begriffs Pop so ziemlich jeder Nonsens behaupten. Deshalb ist Pop auch ein stolzes Enkelkind von Dada, allerdings von Anfang an mit einem ausgeklügelten Businessplan.
Pop hat – da geht er Hand in Hand mit seinem Paten von der katholischen Kirche – keine Angst vor der Masse. Durch die Massenmedien, vom Buchdruck über die Vinylschallplatte bis hin zum Streaming, erobert Pop die Märkte. Allerdings steckt hier der Teufel im juristischen Detail: Während das Urheberecht der katholischen Kirche für immer und ewig sicher im Vatikan vor sich hin schlummert, liegen die Urheberrechte im Pop heute bei global agierenden und sich ständig neu fusionierenden Unterhaltungskonzernen wie Universal Music, Disney Music oder Sony Music Entertainment. Amen.
Pop hält über die Kunst eine Nähe zum akademischen Betrieb, der wiederum in seinen soziologischen und kulturpolitischen Exkursen immer wieder in Kontakt mit ihm tritt – dies ist für alle im Bunde von Vorteil. Der immer etwas träge erscheinende wissenschaftliche Apparat zeigt sich durch den Untersuchungsgegenstand Pop auf der Höhe der Zeit, und die Konsumartikel des Pop bekommen nie geahnte Bedeutungsebenen verpasst, die jeden Konsumenten gleich zum wissenschaftlichen Probanden machen. Wer Lust hat, ist jederzeit dazu eingeladen, sich selbst zu untersuchen.
Auch weist Pop eine Nähe zu Milieus auf, die auf die gesellschaftliche Mitte schon immer eine ungeheure Anziehungskraft ausübten, aber leider nur so halb auf der Liste des Erlaubten stehen: Bordelle, Opiumhöhlen, Spelunken, illegale Klubs, geheime Bars und Salons. Mit diesen Orten gehen Arbeitsverweigerung, exzessiver Drogenkonsum, freie Liebe, Glücksspiel und sonstige Freuden einher. Alles Dinge, die den Philosophiedozenten mit roten Wangen von seinen griechischen Lieblingsgöttern schwärmen lassen. Oder von Foucaults heterotopischen Räumen. Oder er zitiert gleich seinen Lieblingssong von den Doors.
Break on through to the – Powerpoint-Präsentation.
Pop-Konsum
Wen wundert es da, dass Pop seit vielen Jahren keinen ernst zu nehmenden Gegenspieler mehr hat. Während es in der Musikwelt noch bis in die 1990er-Jahre zumindest die Pseudorivalenpaarung Rock und Pop gab, wurde die Rockwelt inzwischen längst ohne spürbaren Widerstand eingemeindet. Dies gilt auch global für Hip-Hop-Künstler wie aktuell Kendrick Lamar oder in Deutschland für die Schlagersängerin Helene Fischer. Inzwischen halten selbst namhafte Pop-Kritiker hierzulande Helene Fischer ernsthaft für einen großen Pop-Star – und Millionen Menschen »Atemlos« für eines der größten Lieder aller Zeiten.
Pop ist immer eine Glaubensfrage. Kein erfolgreicher Künstler wehrt sich indes gegen das ewige Prinzip der Eingemeindung. Pop ist schließlich ein friedlicher Ort. Und alle wollen im Pop stattfinden.
Selbst eine Skandalnudel wie GG Allin, der sich einst live eine Bockwurst in den Hintern schob, um die Abscheu vor dem eigenen, männlichen Geschlecht zur Schau zu stellen, wäre heute – man ahnt es bereits – einfach nur noch ein Pop-Phänomen. Vermutlich ein randständiges.
Auch Lemmy Kilmister, Sänger und Bassist von der britischen Hardrockband Motörhead, tauchte in den letzten Jahren seines Lebens verstärkt in den Lieblingsgazetten von Leuten auf, die auch die vollständige Pet-Shop-Boys-Plattensammlung im Schrank stehen haben: »Being Boring«.
Pop liebt am Ende immer die Vielfalt und hat die neue Mitte, von der uns auch die Merkel-Raute immer wieder erzählt, maßgeblich mitgestaltet und portionsweise von den Rändern in sein Zentrum getragen. So hat Pop unsere Welt mit seinen Protagonisten ein Stück weit toleranter und attraktiver gemacht. Solange man nur nicht auf die Idee kommt, diese glitzernde Oberfläche, die regelmäßig einen erfrischenden Relaunch erfährt, kritisch zu hinterfragen. Denn Pop, der kein Gegenteil mehr kennt, kein Geschlecht hat und offenbar in der Lage ist, alles und jede(n) in sich aufzunehmen, lässt auf seinen Kreuzzügen des Glücks natürlich unfassbar viele Menschen auf der Strecke. Oder lässt sie erst gar nicht teilhaben. Pop kostet eine Stange Geld.
Aber auf den ersten Blick ist Pop natürlich free & easy und gibt sich so emanzipatorisch wie nichts anderes auf dieser Welt. Mal ist Pop ein kuscheliger Teddybär (Elvis Presley), hegt rebellische Sympathien für den Leibhaftigen (The Rolling Stones), spielt mit der Unschuld einer Jungfrau (Madonna) – und ist im Jahr darauf vielleicht schon wieder so gefühlskalt wie eine Schaufensterpuppe. Oder ein Topmodel. Je nachdem welche der Platten der deutschen Elektropioniere Kraftwerk gerade die Lieblingsplatte ist. Pop kann links wie rechts, ist ideologisch immer stereo, und seine Fadenzieher im Hintergrund sind so neoliberal wie Dieter Bohlens diabolisches Grinsen.
Pop is Modern Talking!
Pop schiebt die Ränder in den Mainstream und mit Strategien von Camp bis Retro auch schon mal wieder alte Mainstream-Phänomene zurück an die Ränder, von wo aus sie wieder neu erstarkt zu noch größeren Mainstream-Phänomenen werden können. Man denke nur an Tarantino-Filme, die Guardians of the Galaxy oder an Revivals wie Swing oder Easy Listening.
Aber in erster Linie lädt Pop immer wieder zur kreativen Neuerfindung ein. Oder gibt sich zumindest den Schein eines Novums – im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit für die frisch auf dem Markt stets willkommen geheißenen Teenager. Alle Protagonisten auf der Oberfläche eint im Zentrum eine immer wiederkehrende zentrale Botschaft: Konsumier mich!
Das Entwerfen von Kunstfiguren mithilfe neuester Technologien aus der Bilder- und Soundwelt, mit historischen Verweisen auf in Vergessenheit geratene Vorbilder, am liebsten noch durch eine aufgepeppte Coverversion – Pop funktioniert wie durch Instagram-Filter gejagte alte Familienfotos.
Lässt sich eine amerikanische Künstlerin wie Lady Gaga ein Rilke-Zitat auf den Arm tätowieren und ist zudem noch bekennender Fan von Madonna genauso wie von hippen jungen Electro- und R&B-Produzenten, und lässt sie sich ihr Album-Cover zu Artpop auch noch von Jeff Koons (Fan von Lady Gaga!) gestalten, dann sind erst einmal alle, vom Kunstbetrieb über die Pop-Kritik bis zum Betriebswirt, im Unterhaltungskonzern hochzufrieden. Und Lyrik-Tattoos werden über Nacht zum In-Style.
So wie es in der Maklersprache insgesamt nur drei Faktoren gibt, die für den Wert eines Objekts sprechen, nämlich »Lage«, »Lage« und »Lage«, sprechen die Umstände im Pop eine ganz ähnliche Sprache, was den Marktwert seiner Künstler betrifft. Es gibt auch hier nur drei entscheidende Faktoren: »Hits«, »Hits« und »Hits«.
Ein Kind wird sich jedenfalls vor seinen Eltern nicht lange rechtfertigen müssen, sein Taschengeld für ein neues Lady-Gaga-Album auszugeben. Es konsumiert ein erfolgreiches Produkt mit Nähe zu Kunst, Literatur und Schnullibulli. »My Artpop could mean anything«, singt die Künstlerin selbst über ihren hybriden Pop-Entwurf. Sicher lässt sich sein Geld sinnvoller ausgeben als für ein Lady-Gaga-Album, aber das ist ja nun mal eine der Grundvoraussetzungen im Pop: sein Geld zu verjubeln!
Denn erst durch den Konsum findet