30 Minuten Hochsensibilität im Beruf
Von Kathrin Sohst
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Über dieses E-Book
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Hochsensibilität als Ressource anerkennen, kennenlernen und im Berufsalltag sinnvoll einsetzen. Darüber hinaus erhalten Sie als Arbeitnehmer und Arbeitgeber Tipps, wie Sie eine passende Tätigkeit finden und Ihr Arbeitsumfeld nachhaltig, leistungs- und stärkenorientiert gestalten. Bergen Sie Ihren Schatz!
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Buchvorschau
30 Minuten Hochsensibilität im Beruf - Kathrin Sohst
1.Hochsensibilität
Ob in der Ausbildung, im Job oder im Privaten: Jeder macht die Erfahrung, dass seine Mitmenschen unterschiedlich sensibel auf Reize und Situationen reagieren. Das ist nicht nur eine Frage der Tagesform, sondern tatsächlich eine des natürlichen Temperaments, das ein Mensch mitbringt. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass ca. 15 bis 20 Prozent der Menschen ein hochsensibles Wesen, also eine überdurchschnittlich hohe Wahrnehmungsfähigkeit und höhere Reizoffenheit haben. Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und weiterführenden Studien basieren auf den Forschungsergebnissen der Psychotherapeutin und Universitätsprofessorin Prof. Dr. Elaine N. Aron aus den USA. Sie gab dem psychologischen Konstrukt Hochsensibilität seinen Namen. 2016 hat Dr. Sandra Konrad an der Helmut-Schmidt-Universität, der Universität der Bundeswehr in Hamburg, als erste Psychologin in Deutschland zum Thema Hochsensibilität promoviert.
1.1Hochsensibilität erkennen
Während viele Zeitgenossen über längere Zeit souverän eine Fülle an Reizen verarbeiten können, gibt es andere, die ihre Umwelt feiner, differenzierter und intensiver wahrnehmen, sich oft schon seit ihrer Kindheit irgendwie anders fühlen und für konzentrierte Arbeit eine ruhige Umgebung und Rückzugsräume brauchen.
In Deutschland hat sich für dieses Phänomen umgangssprachlich der Begriff „Hochsensibilität durchgesetzt. Er ist abgeleitet von der wissenschaftlichen Bezeichnung „sensory processing sensitivity
(kurz: SPS; übersetzt: „sensorische Verarbeitungssensitivität) und dem Begriff „high sensitivity
. Einige Fachleute sprechen auch von „Hochsensitivität oder „Hypersensibilität
. Oft werden hochsensible Menschen als HSM oder HSP (kurz für „highly sensitive person") bezeichnet. Ein paar Fakten:
Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Temperament bzw. Wesenszug.
HSM haben eine hohe und differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit.
Ca. 15 bis 20 Prozent der Menschen sind hochsensibel.
70 Prozent der hochsensiblen Menschen gelten als introvertiert, 30 Prozent als extrovertiert.
Frauen und Männer sind hochsensibel.
Hochsensibilität gilt als erblicher Wesenszug.
Merkmale hochsensibler Menschen
Die Forschung beschreibt vier Hauptmerkmale von Hochsensibilität:
Elaine N. Aron hat die Merkmale hochsensibler Menschen in ihrer DOES-Formel auf den Punkt gebracht:
1. Depth of processing – Verarbeitungstiefe
2. Easily Overstimulated – Leichte Überreizung
3. Emotionally reactive – Emotionale Reaktivität
4. Sensitivity to Subtle Stimuli – Sensitive Wahrnehmung von subtilen Reizen (Sinnessensibilität)
Damit Sie ein paar Beispiele an der Hand haben, gehe ich im Folgenden genauer auf vier Ebenen ein, auf denen sich die Hochsensibilität bemerkbar machen kann.
1. Sensorische Ebene
Hier geht es um Sinneswahrnehmungen, ums Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Spüren und Tasten. Auch das Wärme-, Kälte- oder Schmerzempfinden, Druck oder Vibration zählen zu den sensorischen Wahrnehmungen. Während andere mit Bauarbeiten vor dem Bürogebäude oder dem Rattern von Maschinen über längere Zeit gut umgehen können, werden laute oder monotone Geräusche für HSM leichter zum Stressfaktor.
2. Emotionale Ebene
HSM erleben Emotionen intensiv und nehmen auch die Stimmungen und Bedürfnisse anderer Menschen stärker wahr – ob bewusst oder unbewusst. Die Herausforderung ist, die eigenen Emotionen von denen anderer Menschen zu trennen. Zugleich macht die hohe Empathie es möglich, wahrzunehmen, wie sich jemand fühlt, oder nachzuempfinden, aus welcher Perspektive er eine Situation betrachtet. HSM verstehen sich darauf, für Harmonie zu sorgen, und spüren, wenn es ihrem Gegenüber nicht gut geht. Sie können in Teams eine wertschätzende Atmosphäre schaffen, weil sie andere Menschen dort abholen können, wo sie sind.
3. Kognitive Ebene
Auf kognitiver Ebene spielen die differenzierte Wahrnehmung und die Verarbeitungstiefe eine Rolle. Erlebnisse und Informationen werden von hochsensiblen Menschen intensiver verarbeitet und reflektiert. Viele Hochsensible sind in der Lage, vernetzt und analytisch zu denken, logische Brüche zu erkennen und ganzheitliche Lösungen unter Einbeziehung vieler Aspekte zu finden.
4. Spirituelle Ebene
Auch wenn es in der westlichen Welt noch ungewohnt ist, in beruflichen Zusammenhängen über Spiritualität zu sprechen, möchte ich gerne auf die spirituelle Ebene eingehen. Es geht auf dieser Ebene um eine hohe Intuition der HSM, ihren ausgeprägten „sechsten Sinn" sowie die Wahrnehmung feinster Nuancen (z. B. Mikromimik). Nicht hochsensible Menschen sind schnell irritiert, wenn ihr hochsensibles Gegenüber Dinge anspricht, die nicht an die Oberfläche kommen sollten. Versucht z. B. jemand, etwas zu vertuschen, wird er bei einem HSM schlechte Karten haben. Denn der bekommt mit, wenn etwas nicht stimmt. Bei einigen HSM geht die Wahrnehmung so weit, dass sie Vorahnungen oder Zugang zu Wissen haben, das für andere nicht zugänglich ist. So wenig haltbar das aus wissenschaftlicher Sicht erscheinen mag, so sehr wissen wir doch auch, dass es im Laufe der Geschichte immer wieder Menschen gegeben hat, die eine große spirituelle Kraft besaßen.
Test: Wie sensibel bin ich?
In Sachen Tests für Hochsensibilität hat Diplom-Psychologin Dr. Sandra Konrad jüngst mit ihrer Doktorarbeit eine validierte HSP-Skala für Deutschland vorgelegt. Die Tests, die bisher in Büchern oder im Internet existieren, basieren überwiegend auf dem englischsprachigen Fragebogen von Prof. Dr. Elaine N. Aron aus den USA. Für mein Buch Zart im Nehmen habe ich auf Basis