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Weltkind
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eBook307 Seiten3 Stunden

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Über dieses E-Book

Was wäre, wenn Gott die ganze Zeit redete und man hörte Ihn nicht? Was wäre, wenn man einmal um die ganze Welt reisen müsste, um Ihn dann auf der anderen Seite der Welt zu finden- und zwar wahrhaftig?
Meine derzeitige Verfassung war auf dem Tiefpunkt angelangt: Gestrandet in einem Kloster bei Köln, das Herz gebrochen, den unbezwingbaren Berg meiner Diplomarbeit vor mir und ohne jede Idee, warum es mich überhaupt gibt, spüre ich, dass meine kraftraubende und erschöpfende Suche nach der großen und immerwährenden Liebe mich bisher stets im Kreis umherirren ließ.
Tief in meinem Inneren weiß ich: ich muss aufbrechen, mich auf den Weg machen. Nur so werde ich etwas anderes, dauerhaftes finden können. Aber was könnte es?
Verzweifelt, erschöpft - zugleich auch neugierig, abenteuerlustig und lebenshungrig, wächst in mir der Gedanke an eine Weltreise. Als Backpackerin einmal um die Welt - ganz allein. Fremde Länder und Kontinente entdecken. Südamerika, Neuseeland, Australien, Südostasien. Das würde meinen Hunger endlich stillen – dachte ich.
Bei einem Vulkanaufstieg treffe ich Chris, der etwas in mir anrührt, das längst vergessen geglaubt tief in mir schlummert: der Hunger nach Spiritualität.
Eine Tür zu meinem Herzen schwingt langsam aber stetig auf.
Was ist, wenn Gott doch existiert? Und Er wirklich spricht?
Was mache ich überhaupt plötzlich in Kanada, und wer ist eigentlich mein neuer Freund, der immer Geld zu haben scheint und als Rockstar gefeiert wird? Bis ich herausfinde, warum er solche Macht über mich ausübt, ist es fast zu spät für den Ausstieg aus einem Leben, welches fernab der Realität irgendwo im Drogendschungel zwischen den Snowy Mountains von Australien und dem Skigebiet Whistler, in den Wäldern Kanadas, stattfindet.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum12. März 2017
ISBN9783961424955
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    Buchvorschau

    Weltkind - Marla Johst Anderson

    Weltkind

    Marla Johst Anderson

    I M P R E S S U M

    Weltkind

    von Marla Johst Anderson

    © 2017, Marla Johst Anderson

    All rights reserved.

    Autor: Marla Johst Anderson

    Kontakt: marlajohst@gmail.com

    Titelfoto: Victoria Piakal

    Umschlagillustration: Matt Cory Anderson

    Buchbearbeitung: Cathrin Hoch

    Geschichte des Gedankens: Renee Scifo

    ISBN: 978-3-96142-495-5

    Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG, Berlin

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    This ebook, including all its parts, is protected by copyright and must not be copied, reselled or shared without the permission of the author.

    Inhalt

    Free

    Prolog

    Alt und Neu

    Schokolade

    Männer

    Pause

    Einzug

    Kloster

    Aufbruch

    Buenos Aires

    (Tag-) Träume

    Brasilien/ Argentinien

    Wasserfälle

    Pampa

    Pucon, Chile

    Vulkan und Chile

    Santiago de Chile, Chile

    Santiago de Chile

    Auckland, Neuseeland

    Träume wieder

    RECEIVE

    Magnus

    Coca-Cola ohne Kohlensäure

    Wellington

    Nordinsel - Südinsel

    Weihnachten

    Und noch einmal

    Segel setzen

    Jesus Boys

    Sexy Time

    Matthias

    Grenzen

    Leben

    hin und her

    Jindabyne

    Freifahrtschein

    Bis zum bitteren Ende

    Feast

    Smiley

    Noch ein Tröpfchen

    Los

    Bangkok, Thailand

    Koh Phangnan, Thailand

    Wiedervereinigt

    Bangkok Flughafen - Deutschland

    Deutschland

    Berlin, Deutschland

    Köln, Deutschland

    Whistler, Kanada

    Nahrungsmittel

    Massage

    Vancouver, Kanada

    Whistler

    Vancouver, Kanada

    Whistler, Kanada

    Vancouver, Kanada

    Zurück

    Hamburg, Deutschland

    Sydney, Australien reloaded

    Die 8.Etage der College Street

    Epilog - Jason Mraz

    Free

    I say I`m free, am I really this free?

    I say the opinions of men don’t matter, is this true?

    I say I found contentment, be this true,

    would joy arise as the morning gives birth to the sun?

    I say creativity arouses my thoughts, would I really fight for an idea

    should no men stand by me?

    I say my youthfulness keeps my heart dancing, should this be an absolute truth,

    would the addition of years to my life terrify me?

    I say Im not desperate to fall in love, would I live not in regret

    should he say, ‚I do’ to another?

    I say sing me a song and I will sleep, would I really be

    strong enough not to weep while I sleep?

    I say I long to see justice for the bruises on that sistren,

    would I really give up my liberty to see her rise?

    I say I would do anything under the sun to seek the purpose

    of my existence, would I ever grow weary searching?

    Vy

    Prolog

    Die Angst nicht genug zu sein. Nicht gut genug.

    Die Angst nicht zu reichen. Nichts zu erreichen.

    Nicht die richtigen Geschenke zum Geburtstag, zu Weihnachten zu überreichen. Nicht die richtigen Wünsche auf Karten zu schreiben.

    Nicht die richtigen Worte zu finden, um einen Liebenden zu trösten.

    Die Wahrheit nicht anerkennen.

    Die Angst vor der Kritik, nicht den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

    Angst zu wachsen.

    Angst der Angst zu entwachsen. Über das Ziel hinauszuwachsen. Das nächste Ziel anzusteuern.

    Was Neues zu lernen, nicht neues zu lernen und das gewohnte Tag ein Tag aus zu tun.

    Die Anforderungen nicht zu packen. So sieht es aus meinem Kopf, schon seit Jahren. Weinen, voller innerlicher Unruhe, keine Luft.

    Wann ist zu viel zu viel, und wann ist zu viel genug?

    Ist das Leben? Soll es so sein? Haben wir uns das so hier „verdient"?

    Und wenn ja, warum gibt es Menschen, denen es nicht so geht?

    Menschen, die sich frei fühlen, denen es immer gut zugehen scheint, die mit einem Lächeln auf den Lippen aufwachen und mit einer tiefen Zufriedenheit im Herzen einschlafen.

    Menschen, die anscheinend alles haben: das Haus, das Auto, den Job, die Familie und die Kinder. Die perfekte Gesundheit, den schönen Körper.

    Den Intellekt, der einem die ab 90.000 Euro Jobs nach Hause bringt, netto.

    Irgendwie war mir das alles zu konfus. Ich habe es noch nie verstehen können.

    Was ist Leben? Wie lebt man richtig? Zu allen Themen scheint es Bücher zu geben, aber nicht zum Thema wie man richtig lebt.

    Ich meine richtig. Das Leben in ganzer Fülle zu genießen. So wie Henry David Thoreau beschreibt: „Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit mir nicht in der Todesstunde innewürde, dass ich gar nicht gelebt hatte."

    So wollte ich immer schon leben, aber wie geht das?

    Alt und Neu

    Ich bin gerade 25 Jahre alt geworden und schaute rotzverheult auf den halb nackten Mann an den zwei Holzbalken.

    Die letzten zwei Jahre waren anstrengend.

    Ich war ein körperliches und seelisches Wrack.

    Herzgebrochen vom netten Arztsohn - Kommilitonen Simon, der, nach durchgepoppten Nächten und Frühstück danach sowie Elternbesuch und Vorstellen im Bekanntenkreis, es doch nur auf das Horizontale abgesehen hatte, hatte seinen Beitrag zu meiner Situation geleistet. Ich wünschte ihn zum Teufel.

    Meine Neurodermitis kam zurück.

    Das sind nicht nur ein paar rote Stellen hier und da, nein sie hat bereits nach dem Abitur meinen ganzen Körper mit Pusteln und aufgekratzten Stellen bedeckt, so dass ich apathisch herumsaß und jeden Tag mit Heulen und Selbstmordgedanken verbrachte und es damals nur noch den Ausweg in eine Hautklinik gab.

    Psychosomatisch war die Diagnose. Jetzt spielte sie mal wieder verrückt. Es kam immer phasenweise. Ich nannte es oft die Schlussgemacht –Phase.

    Die Krönung meines physischen und psychischen desolaten Zustandes war mein, vom Spezialisten operativ rekonstruiertes, linkes Knie. Nach einem Fahrradunfall: Zusammenstoß mit einem Kernterrier.

    Ich war fertig.

    Deswegen schien mir der Orden der Benediktinerinnen der ideale Unterschlupf um einige Tage zu entspannen, Frieden zu finden und alles hinter mir zu lassen.

    Das Benediktiner Kloster lag hinter großen Eisentoren mitten in einem verwunschenen Garten am Rande der Kölner Großstadt und die kleine Kapelle in der ich mich gerade befand, bildete das Herzstück.

    Marla im Kloster - auch wenn es nur für zehn Tage sein sollte. Wie grotesk.

    Bereits seit zwei Jahren habe ich über den New Age und dem Glauben an das Universum ein wenig Frieden gefunden. Außerdem hatte ich mich mit Buddhismus auseinandergesetzt.

    Ich hatte Bücher über Engel und Yogis gelesen, Tarot Karten gelegt, Reiki gemacht und bin zu Wunderheilern gegangen. Ein Besuch bei einer Wahrsagerin, Lesen aus Teeblättern hatte auf dem Programm gestanden. Engel gechannelt, immer positiv denken, das führte zum Anziehen von Positiven oder auch ganz einfach „das Gesetz der Anziehung genannt. „Das Gesetz der Anziehung hatte bis dato in meinem Leben nicht so gut funktioniert, wenn ich mir meine letzten eineinhalb Jahre anguckte. Deswegen gehörte zu jedem New Age Gläubigen natürlich das Meditieren und das Eins machen von Body, Mind and Spirit mit der Verschmelzung mit dem Universum. Meditation brauchte ich mittlerweile fünf Mal am Tag um den Tag überhaupt durchzustehen, speziell nach der Simon - Aktion.

    Die Weltreise musste auch noch fertig geplant werden. Flüge mussten noch gebucht werden und die letztendlichen Flugziele noch festgelegt werden. Die Reise war meine Belohnung nach bestandenem Abschluss: dann, wenn ich mich endlich Diplomsportwissenschaftlerin nennen konnte.

    Normalerweise dauerte es über zwei Monate, bis die Nonnen endlich Platz für neue Besucher im Kloster hatten. Irgendwie schien zu dieser Zeit jeder ins Kloster zu gehen - wie in.

    Doch die Nonnen machten eine Ausnahme für mich, mit der Erklärung: „Der Herr ruft seine Schäfchen in den Stall- jedes zur rechten Zeit!"

    Bereits einen Tag nachdem ich mich bei ihnen gemeldet hatte, konnte ich einziehen.

    Marla, ich bin!

    „Eigentlich heißt es doch 'Ich bin Marla!' "sagte ich laut vor mich hin und die Stimme war wieder in der Weite des Universums verschwunden.

    Ich cruiste im folgenden halben Jahr durch die Uni; widmete mich ganz meinen persönlichen Gelüsten. Männergeknutsche, wie Paulo aus Lissabon oder William aus und in London.

    'Neuer Aufbruch, neue Zeit', schrieb ich in mein Tagebuch für das folgende Jahr. 'Neue Dinge die für mich bestimmt sind, unbekannte Pfade, die darauf warten, begangen zu werden. Ich bin voller Spannung, Neugier, Freude, aber auch Angst vor den Dingen, die da kommen. Was wird wohl alles geschehen?

    Marla, verfolge deinen Traum, verfolge deinen Traum...

    „Ach ja, was denn? Meinst Du, schaffst es über brotlose Kunst dein Geld zu verdienen, ja? Jetzt werde mal realistisch!" Ich schnaubte laut auf, wütend über meine blöden Gedanken. Gedanken die wieder ihren Weg in meinen Kopf gefunden haben und mich nicht losließen: eigentlich wollte ich Schauspielerin sein.

    „Na toll. Willkommen im Leben. schimpfte ich vor mich hin, „das wird nie was!

    Was war das Dng mit dem Schauspiel?

    Ich verstand nichts mehr, alles hat sich gedreht, nichts war mehr das Alte. Als wäre ich aus meinem Körper herausgekommen, um 360 Grad um die Achse gedreht und wieder hineingesetzt worden.

    Willkommen in der neuen Realität, Marla Johst, ihre rosarote puffige Wolke 7 ist soeben geplatzt, der Aufprall schmerzt.

    Von Null auf Hundert in himmlische Sphären, von hundert auf null geradewegs in die Hölle der schmerzhaftesten Gefühle.

    Ich bin sogar zu einer Wahrsagerin gegangen um zu wissen, ob diese mir Tipps geben konnte.

    Ich war im Vorhinein sehr skeptisch gewesen.

    Aber es war meine letzte Rettung, Licht ins Dunkle zu bringen, um zu wissen, was mit der Beziehung zu Simon falsch gelaufen war. Vielleicht hatten wir doch noch eine Chance. So landete ich bei der Wahrsagerin.

    Es gab eine herzliche Umarmung, ein Platznehmen an einer ritterlichen Tafelrunde zu Kerzenleuchteratmosphäre mit asiatischer Duftstäbchengeruchsuntermalung und Wahrsagerin Greta kannte auch wirklich meine Vergangenheit bis ins kleinste Detail.

    Ich war erschrocken und fasziniert zugleich. Wie konnte diese Frau Details aus meinem Leben wissen, die ich mit niemandem geteilt hatte? Gleich würde die Erlösung kommen und ich würde die Wahrheit über Simon und sein Verhalten verstehen können. Oder nicht? Ungeduldig wie ein kleines Kind, die Antwort nicht abwarten könnend, wackelte ich auf dem hölzernen Stuhl hin und her.

    Frau Greta machte zwischen meiner Vergangenheit und meiner vermeidlichen Zukunft eine königliche Denkpause. Ihre Miene blickte angestrengt in die Astlöcher der Rittertafel, als würde sie tief in ihrer Gedankenbibliothek kramen um die richtigen Informationen abrufbereit hervorrufen zu können. Stille. Der Duft der Räucherstäbchen zog mir benebelnd um die Nase.

    Dann endlich die erlösenden Worte: „Seien Sie sich sicher, diesen Doppelten Zwilling haben Sie in der Tasche, ein sanftes Miezekätzchen, das Ihnen aus der Hand frisst. Hoffentlich werden Sie sich nicht noch langweilen. Glauben Sie mir, er ist Ihnen jetzt schon völlig ergeben. Aber es wird nicht der Mann sein den Sie heiraten werden... Das macht achtzig Euro, danke schön". Ihr Lächeln hing maskenartig über ihrem Gesicht wie das Lächeln von Reportern, die nach ihrer Ansage solang in die Kamera strahlen müssen, bis sich die Regie erbarmt, endlich den Abspann laufenzulassen. Der Abspann wurde in diesem Fall nicht eingeblendet und Greta lächelte unbeirrt weiter in mein erstauntes Gesicht. Das war alles? Zukunftsprognose in drei wenig detaillierten Sätzen abgehandelt?

    „Achtzig Euro, Danke schön?" ich konnte es nicht fassen. 'Leben ist ungerecht, diese Halsabschneiderin!' ich zahlte und verließ die Ritterfestung auf Nimmerwiedersehen. Auf so eine läppische Auskunft konnte ich locker verzichten. Dass Greta mir eine Zukunft mit Simon prophezeit hatte, steigerte meine Wut noch viel mehr, denn es schien mir nicht glaubwürdig.

    Schokolade

    Anstatt am nächsten Morgen selber zum Hörer zu greifen um von meiner Seite Dinge bei Simon klarzustellen, meiner Enttäuschung und meinem Ärger Luft zu machen, griff ich nach meinem Portemonnaie und tat, was ich so oft tat in Situationen, in denen ich meine Emotionen nicht ausdrücken konnte.

    Zehn Minuten später stand ich im Plus am Ring um die Ecke, tief versunken im Süßigkeitenregal und schwer damit beschäftigt zu überlegen, was ich alles gerne essen wollte, um meinen Frust herunterzuschlucken. Damit war nicht von dem typischen Mädchen- Frust- Schokoladen- Essen die Rede, weil das Herz ein bisschen schmerzte und man nach einer Tafel schon Panik wegen der Figur bekam und von selbst aufhörte.

    Nein bei mir handelte es sich um eine ausgeprägte Sucht.

    Das Wasser lief mir bereits wie ein sabbernder Hund im Munde zusammen, wie bei dem Pawlowschen Hund.

    Könnte ich meinen unermesslichen Hunger nur hinunterschlucken. Es fühlte sich an, als hätte mein Magen seit einer Woche keinen Bissen Nahrung gesehen.

    Doch dem war nicht so. Den Hunger, den ich hatte, konnte nicht echt sein. Doch ich glaubte dem Knurren in meinem Magen. Jedes Mal.

    Alles musste immer aus Schokolade bestehen. Egal ob Schokoriegel, Schokomilchshake, Milchschnitte, Blockschokolade, Schokokekse, Choco Crossies, Bounty oder Nutella- Schokolade in jeder Form zählte. Nutella war mein Favorit. Schön dick geschmiert, Daumen dick, wie es so schön in der Werbung hieß, wenn die Nationalelf fittrainiert und fröhlich entspannt in die Kamera grinste, um dieses Gesundheitsprodukt den Zuschauern zu verkaufen. Am liebsten mochte ich Nutella auf ungetoastetem Sandwichbrot. Natürlich durfte die Margarine darunter nicht fehlen, aber nur die Halbfette von Lätta, sonst schmeckte es zu fett, das mochte ich noch nie.

    Wie ein Vakuum fühlte sich mein Innerstes an, als wäre nichts in meinem Körper zurückgeblieben was fühlen konnte; was Leben war.

    Wer war ich eigentlich? Wer war Marla?

    Ohne Simon gab es mich nur halb. Nur als Paar hielt ich mich für einen ganzen Menschen, fühlte ich Frieden mit mir.

    Essen war friedvoll, es rollte mich ein, wie ein warmer Mantel, wenn man innerlich so fror, dass man nur noch zittern konnte.

    Wellen von Schmerz, die in der Seele aufkamen, waren wunderbar einfach hinuntergeschluckt und im wahrsten Sinne des Wortes heruntergebuttert

    Das erstandene Glas Nutella näherte sich dem Ende, beim Sandwichtoast waren nur noch die Kanten übrig. Die große Packung Schokokekse mit smartiegroßen Schokostückchen leer. Die heiße Schokolade erfüllte ihre Funktion als Seelentröster: Ich wurde ruhig. Alles andere war egal.

    Das Display meines Handys blinkte auf, was mir eine Sekunde den Atem stocken ließ: Simon? Ich blickte in meiner Seifenblase sitzend, verstrahlt auf das Display. Es war Die Nummer meines Schauspiellehrers und nicht Simon. Er hinterließ mit seinem stark russischen Akzent eine Nachricht auf der Mailbox, wo ich denn geblieben sei und 'Schtunda wären doch heuten oder doch erst nächsten Woch?'

    Ich ging nicht hin, ich rief nicht zurück.

    Mein Leben stand auf 'Pause'.

    Tief innen drin weißt du, dass er dich nicht liebt, Marla!

    Die Stimme in meinem Herz meldete sich zu Wort, sanft - aber bestimmt. Ich wollte ihr nicht zuhören. Ich verschloss meine Ohren.

    Männer

    Ich sprang aus der Bahn. Die ganze Nacht habe ich mit einer Freundin in einem Club durchgetanzt und versucht meinen Schmerz und die Männer mit verschiedensten Cocktails und ein paar Jägermeister als Absacker herunterzuspühlen. Nicht sehr erfolgreich.

    Männer waren sowieso immer schon ein Thema für mich. Es ging nicht mit aber auch nicht ohne.

    'Bloß jetzt nicht auch noch ins nächste Blumenbeet kotzen' und eine Sekunde später befand ich mich bereits kopfüber im einzigen Grünstreifenquadratmeter auf der Zülpicher Straße und erleichterte mich vom Ballast in meinem Magen, der wie ein harter Stein sauer hochkam.

    Wie geistesabwesend stolperte ich nach Hause. Ich wollte einfach ins Bett, mir die Decke über den Kopf ziehen und nie wieder aufstehen, niemals wieder...

    Ich richtete einen inneren Dialog nach oben: 'Lass mich doch einfach leben, Gott, mit Freude und Leichtigkeit, warum ist dieses Gefühl nur so selten geworden? Oder hatte ich das nie so oft wie ich denke?'. Alles schien so ungerecht.

    Pause

    Es war das Ernüchternste der Welt, wenn man morgens wieder aufwachte und wusste, der Albtraum, in dem man sich befand, war das wahre Leben und kein schlechter Traum.

    Ich schlug die Augen auf und alles, was gestern passiert ist, war im Kopf sofort abrufbereit. Ich musste fast siebzehn Stunden am Stück geschlafen haben.

    Meine verquollenen Augen fühlten sich durch die Schwellung meiner Lider schwer an, dass ich Probleme hatte, sie offen zu halten.

    Mein Körper war ausgepowert, wie nach einer Expeditionsreise auf den Kilimanjaro.

    Das Problem in meiner Situation war, dass mein Kopf und Geist so wach waren, dass ich einem Japanischunterricht hätte beiwohnen können und drei Lektionen in einer Stunde verstanden hätte, so aufgedreht war mein Hirn.

    Dabei wollte ich nur schlafen, wieder schlafen. Es musste mittlerweile früh morgens sein.

    Ich zog die Decke zurück über meinen Kopf und wartete, dass die Schwere in meinem Körper auch bis in mein Gehirn vordrang, um mich zur Ruhe zu zwingen. Nichts geschah. Alles war wie vorher. Keine Linderung. Als würde man durch Schlafen alles im Leben nur auf Pause drücken. Jetzt hatte einer wieder auf Play gezappt und man musste weiterleben! Draußen begann das morgendliche Treiben. Die Straßenbahnen rauschten umher. Ich schaute auf den Elektrowecker der 8:05 Uhr anzeigte. Es musste Dienstagmorgen sein. Das hieß keine Spoho, keine Arbeit. Der großzügig aufgedruckte Modellname des Weckers, „Wisdom", sprang mir erstmals ins Auge.

    „Halt die Schnauze, Scheißwecker! Jetzt noch mit mir reden oder was?"

    Marla, Du Unerfahrene, werde reif, Du Tagträumer wach auf und nimm Verstand an...es gibt noch so viel mehr im Leben...

    Die Stimme in meinem Herzen war warm und liebevoll.

    Wer sprach denn da schon wieder? Ich glaubte zu halluzinieren.

    Die darauffolgenden Tage befand ich mich in Halbtrance.

    Dann hatte ich Geburtstag und das Haus voller Leute. Von Alkohol und Herzschmerz geprägt, mit Patricks Nummer und dem One-Night-Stand Max brachte ich den Tag zu Ende.

    Max hinterließ mir, für einen neunzehnjährigen einen sehr liebevollen Zettel, mit den Worten:

    „Liebe Marla, Du bist echt eine Superfrau, Du hast so süß beim Schlafen ausgesehen, dass ich Dich nicht wecken wollte, Dein Max."

    Beim Umdrehen des Papiers bemerkte ich, dass dort wiederum Patricks Nummer gekritzelt war mit dem den Worten: „Du musst mich unbedingt anrufen!"

    Wie bizarr.

    So trat Patrick als Zweitbesetzung der männlichen Hauptrolle in „Das Leben der Marla J. Teil 25 - einsam, verlassen, verletzt und ziellos " auf die Bühne und war eine wunderbare Ablenkung.

    Dann ereignete sich der Knieunfall, die OP und noch mehr Schmerz, noch mehr Ablenkung, bis Patrick dann zwei Wochen später auf den Russentreck gen Osten stieg. Ich sah die R I E S E N A R S C H L O C H Buchstaben wieder vor MIR, als er mir eröffnete: „Ja, eigentlich habe ich eine Freundin, aber mit Dir ist das echt voll anders und ich werde mit Swetlana auch Schluss machen, nachdem ich ihre Eltern getroffen habe. Ich will unbedingt mit dir zusammen sein und dorthin, nach Russland, ziehen, mit meiner Tochter, könnte ich auch nicht, weil ihre Mutter das nie erlauben würde. Und meine Freundin ja auch nicht weiß, dass ich eine Tochter habe". Ich verstand nicht ganz, was er mir zu erklären versuchte und wie viele Frauen sich bis dato zeitgleich in seinem Leben befanden und von wem dieses Kind überhaupt war. Die Luftbuchstaben sahen nun eher wie ein R I E S E N O B E R A R S C H L O C H aus.

    'Gab es denn überhaupt noch Männer mit einem Anflug von Hirn, Verstand und Herz am halbwegs rechten Fleck unter den angehenden Akademikern?'

    Das Drama hatte seine Klimax erreicht und ich griff zum Telefon um ein Notgespräch bei Sister Act zu landen anstatt wieder bei der skurrilen Greta.

    Den „Kitschprinz", den ich irgendwann kommen sehen wollte, um mein Herz zu erwärmen und zu heilen strich ich erstmal aus dem letzten Akt meines Dramas, welches Mutter Beimer die Ohren schlackern lassen würde.

    Die flotten Nonnen wollten mich bereits am nächsten Tag aufnehmen, Lobet den Herren!

    So endete ich im Kloster.

    Einzug

    Nichts hatte auf Dauer genutzt, so dass das Kloster nun meine einzige Rettung schien, um mein Herz mit Wahrheit und Antwort zu füllen. Was tat ich nicht alles für ein bisschen seelischen Frieden.

    Nach einem herzlichen Willkommen einer der Schwestern, die zur meiner Enttäuschung nichts mit Whoopi Goldberg gemeinsam hatte, wurde ich erst einmal zu meinem Nachtlager

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