»Gedenke zu leben! Wage es, glücklich zu sein!": oder Goethe und das Glück
Von Manfred Osten
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Über dieses E-Book
»Jeder Trost ist niederträchtig / Und Verzweiflung nur ist Pflicht" heißt es in einem Versentwurf zum »Faust". Goethe selbst aber hat sich gegen Unglück und Verzweiflung zur Wehr gesetzt und im »Wilhelm Meister" dagegengehalten: »Gedenke zu leben! Wage es, glücklich zu sein!"
Manfred Osten zeigt, wie Goethe sich zwischen diesen beiden extremen Polen bewegt hat, und wie er für sich Strategien und Wege fand, glücklich zu sein. Wer glücklich sein will, muss sich das erarbeiten, muss an sich arbeiten. Goethe nannte dies das »Übungsglück" der Mäßigung.
Gleichzeitig beschreibt Osten, wie hellsichtig Goethe seine Zeit und die aufkommende Industrialisierung mit der sie begleitenden Beschleunigung allen Wirkens und Handelns als dem Glück entgegenstehend verstanden hat: »So wenig nun die Dampfwagen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich: die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergeldes, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles sind die ungeheueren Elemente …" Geschrieben hat Goethe das 1825, aber es wird hier eine Brücke zu uns ins 21. Jahrhundert geschlagen, in dem sich scheinbar alles Glück und jedes Leben optimieren läßt.
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Buchvorschau
»Gedenke zu leben! Wage es, glücklich zu sein!" - Manfred Osten
17)
1. Kapitel
Das Glück der Aufmerksamkeit
In Wilhelm Meisters Lehrjahre findet sich der Hinweis, dass das Glück »die Göttin der lebendigen Menschen« sei (I, 10). Um ihre Gunst zu gewinnen und zu empfinden, müsse man leben und Menschen sehen, »die sich recht lebendig bemühen und recht sinnlich genießen«. Beim (in der Einleitung erwähnten) Fortunatus des Augsburger Volksbuchs kann allerdings von einem recht lebendigen Bemühen nicht die Rede sein. Begegnet er uns doch dort als ein Jüngling aus Zypern, der sich elend verlaufen hat, auf einer Waldlichtung in Thüringen. Und eben dort erscheint ihm die Jungfrau des Glücks!
Goethe, der in Thüringen seine zweite Heimat gefunden hatte, hielt allerdings nichts vom leichtsinnigen Glauben, es genüge, sich zur rechten Stunde im richtigen Wald zu verirren, um dort die Schätze des Glücks zu heben. Die Jungfrau, der Fortunatus begegnet, hatte hiervon sechs im Angebot. Sie waren ihr durch eine »Einfließung des Himmels« verliehen: Weisheit, Stärke, Gesundheit, Schönheit, langes Leben und Reichtum. Fortunatus entscheidet sich für den Reichtum. Eine Entscheidung, deren Folgen Goethe 1825 festhält im Zeichen zusätzlicher Angebote der neuen »Glücksjungfrau«: der industriellen Revolution. Ihre drei neuen Angebote hat Goethe am 6. Juni 1825 in einem Brief an Zelter beim Namen genannt: »Reichtum und Schnelligkeit« sowie »alle mögliche Fazilitäten der Kommunikation«. Es sind Angebote, denen, wie er Zelter schreibt, die gesamte »gebildete Welt« verfallen sei, um »in der Mittelmäßigkeit zu verharren«. Eine »Mittelmäßigkeit«, deren weitere Entwicklung dann Grillparzer skizziert hat. Grillparzer, dem Goethe erschienen war »halb wie ein Vater« und »halb wie ein König«. Im Gedicht Die Kronenwächter hat er diesen weiteren Gang der »Mittelmäßigkeit« beschrieben. Sie gehe »von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität«.
Auch das Profil des Fortunatus-Jünglings dieser neuen Welt der »Mittelmäßigkeit« kennt Goethe bereits (November 1825 in einem zurückgehaltenen Briefkonzept an seinen Großneffen, den Juristen Nicolovius in