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Jahrhundert-Dämmerung: Erotische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Jahrhundert-Dämmerung: Erotische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts
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eBook54 Seiten34 Minuten

Jahrhundert-Dämmerung: Erotische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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Über dieses E-Book

Konträr stehen nebeneinander: Sigmund Freuds erhellende "Traumdeutung" aus dem Jahr 1900 - und die düstere Lithographie von Otto Greiner, "Der Mörser", erschienen 1900. Das Datum 1900 erscheint als Merkzeichen des Übergangs: Man sieht sich im Übergang zweier Zeitalter. Mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts hebt in Deutschland eine erotische Bilderproduktion an, die Ausdruck eines neuen Lebensgefühles ist, das sich auch in einer neuen Kunstauffassung niederschlägt. Bislang ins Unbewusste verdrängte sexuelle Wünsche drängen ans Tageslicht und werden in der Kunst zur Darstellbarkeit gebracht. Diese produktive kulturelle Atmosphäre soll in den beiden Essays von Hans-Jürgen Döpp und Isabelle Azoulay anhand von Äußerungen von Schriftstellern, Soziologen, Künstlern u.a. skizziert werden mit dem Ziel, den Aufbruch verständlich zu machen. Zugleich wird zu erklären versucht, warum sich so viel Düsteres in diesem Aufbruch zeigte. Die Geschichte der erotischen Kunst beginnt in Deutschland, der »verspäteten Nation« mit recht dunklen Bildern. Beispiele aus der Geschichte der Erotischen Kunst illustrieren die beiden Essays.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Mai 2020
ISBN9783347080027
Jahrhundert-Dämmerung: Erotische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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    Buchvorschau

    Jahrhundert-Dämmerung - Hans-Jürgen Döpp

    Hans-Jürgen Döpp

    Jahrhundert-Dämmerung

    Erotische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts

    elten waren Aufschwung und Umbruch so hautnah zu spüren. Stefan Zweig erwähnt in seinem Buch Die Welt von Gestern den Optimismus und das Weltvertrauen, das die jungen Menschen seit der Jahrhundertwende beseelte. Ein Aufschwung begann, der in allen Ländern Europas fast gleichmäßig zu spüren war.

    »Eine wunderbare Unbesorgtheit war damit über die Welt gekommen, denn was sollte diesen Aufschwung unterbrechen, was den Elan hemmen, der aus seinem eigenen Schwung immer neue Kräfte zog? Nie war Europa stärker, reicher, schöner, nie glaubte es inniger an eine noch bessere Zukunft« (Zweig 1999, S. 224).

    Die ganze Generation entschloss sich, jugendlicher zu werden. Jungsein, Frischsein wurde die Parole, nicht länger das »Würdig-Tun«.

    Mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts hebt in Deutschland eine erotische Bilderproduktion an, die Ausdruck eines neuen Lebensgefühles ist, das sich auch in einer neuen Kunstauffassung niederschlägt. Diese produktive kulturelle Atmosphäre soll im Folgenden anhand von Äußerungen von Schriftstellern, Soziologen, Künstlern u.a. skizziert werden mit dem Ziel, den Aufbruch verständlich zu machen, zugleich aber auch, warum sich so viel Düsteres in diesem Aufbruch zeigte. Dass ein Bild, wie das vorangestellte von Otto Greiner, im gleichen Jahr erschien wie Freuds Traumdeutung (1900), wird sich als kein Zufall erweisen.

    Optimismus und Melancholie

    Das Datum 1900 erscheint als Merkzeichen des Übergangs: Man sieht sich im Übergang zweier Zeitalter. Ende und Aufbruch mischen sich im Zeitbewusstsein: Jugendlichkeit wird kontrastiert durch »Decadence«, Vitalismus durch Morbidität, Technik- und Großstadt-Euphorie durch Technik- und Großstadt-Flucht. Diese Kontrastphänomene sind geradezu konstituierend für das Fin de Siécle. 1900: Um diese Zeit überlagern sich zwei kulturelle Kampfzonen. Das Neue scheint auf, ohne schon gekräftigt zu sein; und das Alte kämpft noch um seinen Erhalt. Das Leben blüht auf, doch im aufblühenden Leben ist zugleich der Verfall zu erkennen. Der kleine Hanno in Thomas Manns »Buddenbrooks« (1901) versteht es, in allem die Symptome des Verfalls wahrzunehmen und sieht das Leben als Vorgang »des Abbröckelns, des Endens, des Abschließens, der Zersetzung an« (Mann 1974, S. 699). Eine Sichtweise, die für die »Decadence« bezeichnend ist.

    Der Soziologe Ferdinand Tönnies hat sich in einer frühen Schrift (1897) mit Nietzsche auseinandergesetzt. Er spricht hier von der »immer sichtbarer werdenden Zerrüttung der modernen Kultur«, von einem »Prozeß der Zersetzung« (Tönnies 1990, S. 20f.). »Daß aber die alten Ordnungen des Lebens […] in ungeheuer beschleunigtem Tempo im jetzt zu Ende gehenden Jahrhundert in Zersetzung begriffen sind«, das, meint er, sei »hinlänglich deutlich« (ebd., S. 101).

    »Es ist nicht leicht, jung zu sein in einer alten, satten, regulierten Kultur, die euch vorzeitig vernünftig und altklug macht« (ebd., S. 22) – so redet Tönnies die Jugend an.

    Aufbruch mischt sich mit Spätzeit-Bewusstsein. Ende 1896 berichtet Dilthey dem Freund Yorck von Wartenburg von den durch die Konflikte um die Vergabe des Schillerpreises entstandenen geistigen Unruhen in Berlin:

    »Sehen müssen Sie. Ein paar Tage in das uferlose und formlose Meer

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