Finale auf Dalos und andere Science Fiction/Fantasy-Erzählungen
Von Alfred Bekker
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Über dieses E-Book
Alfred Bekker
Finale auf Dalos
SF-Stories
Inhalt
1.Finale auf Dalos
2.Graue Stadt vor blutender Sonne
3.John LeNez auf der Suche nach Gott
4.Das Schattenwesen
5.Das Meer der Finsternis
6.Der Garten der weinenden Seelen
7.Die byzantinische Pest
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Buchvorschau
Finale auf Dalos und andere Science Fiction/Fantasy-Erzählungen - Alfred Bekker
Finale auf Dalos und andere Science Fiction/Fantasy-Erzählungen
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2019.
Alfred Bekker
Finale auf Dalos
SF-Stories
––––––––
Inhalt
1.Finale auf Dalos
2.Graue Stadt vor blutender Sonne
3.John LeNez auf der Suche nach Gott
4.Das Schattenwesen
5.Das Meer der Finsternis
6.Der Garten der weinenden Seelen
7.Die byzantinische Pest
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Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Copyright-Seite
A L F R E D | B E K K E R | F I N A L E | A U F | D A L O S
Alfred Bekker | Graue Stadt vor blutender Sonne
Alfred Bekker | John LeNez - Auf der Suche nach Gott
Alfred Bekker | Das Schattenwesen
Alfred Bekker | Das Meer der Finsternis
Alfred Bekker | Der Garten der weinenden Seelen
Alfred Bekker | D I E | B Y Z A N T I N I S C H E | P E S T
Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger
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A L F R E D
B E K K E R
F I N A L E
A U F
D A L O S
(c) 1999 by Alfred Bekker All rights reserved
Frederico Corlan hatte wieder einmal die Stimmen gehört,
von denen sein Verstand wußte, daß sie nicht existierten.
Aber das machte keinen Unterschied.
In unregelmäßigen Abständen waren sie einfach da, die Stimmen aus der Vergangenheit, und peinigten ihn.
Er konnte noch so sehr dagegen ankämpfen, sich noch so heftig einreden, daß all das, was ihm dann widerfuhr, keine Realität besaß...
Er konnte nicht dagegen ankommen und er wußte das stets im Voraus.
Die Diagnose hieß Ekmnesie, was die krankhafte Vorstellung bezeichnete, in einen früheren Lebensabschnitt versetzt zu sein.
Corlan hatte einen Anfall gehabt und wurde nun von einer Welle der Depression heimgesucht, die mächtig genug war, seinen Geist vollständig zu lähmen. Jene düstere, abgrundschwarze Welle Welle war gekommen, als die Stimmen aus der Vergangenheit verstummt waren, und hatte ihn mit sich fortgerissen; dorthin, wo es keinen festen Grund mehr gab.
Corlan trieb in der Schwärze und Düsternis seiner eigenen Gedanken dahin. Apathie und Resignation breiteten sich in ihm aus.
Seine innere Verfassung war ihm einerseits unangenehm, andererseits gefiel er sich auf selbstquälerische Art und Weise in ihr. Corlan war ein Mann voller Widersprüche, sein Charakter glich einem einzigen Paradoxon. Seine Psyche war ein zerrissenes Hemd, das ihm in Fetzen vom Leib hing - ebenso zerrissen wie das Realitätsgefüge des Universums...
Es gab in ihm mehr Ungereimtheiten, als ein gewöhnlicher Mensch ausgehalten hätte - aber es hätte auch kaum jemand Corlan ernsthaft als einen gewöhnlichen Menschen bezeichnet. Vielleicht war er als ein solcher geboren worden, aber das war lange her. Jetzt war er zweifellos verschroben und ein wenig irrsinnig.
Und genial.
Die Grenze zwischen Genie und Irrsinn war fließend, aber in den letzten Jahren hatte Corlan sich zweifelsohne öfter auf der Seite des Irrsinns aufgehalten.
In gewissem Sinne war Corlan für diesen Irrsinn sogar selbst verantwortlich oder hatte doch zumindest seine Entstehung sehr begünstigt. Man hatte ihn eindringlich vor den Selbstversuchen gewarnt, bei denen er den Inhalt von Datenspeichern direkt in das menschliche Gehirn transferierte. Man hatte ihm zu erklären versucht, daß anschließend unbedingt eine teilweise Löschung dieser Daten erfolgen müsse, wollte er nicht in einer Art Informationsflut ertrinken.
Zwischen dem menschlichen Gehirn und einem elektronischen Datenspeicher bestand, was die Speicherkapazität anging, eben ein erheblicher Unterschied!
Doch Corlan hatte diese Wahrnungen in den Wind geschlagen. Er hatte nach Erkenntnis gesucht und danach getrachtet, sein Gehirn bis zum Rand mit Wissen vollzustopfen.
Immer wieder hatte er sich an die Datenspeicher anschließen und den Faktenfluß durch sein Gehirn rieseln lassen. Man hatte ihm gesagt, daß Wahnsinn und Realitätsverfall die Folgen sein konnten.
Aber er hatte es nicht glauben wollen.
Er hatte das angehäufte Wissen um keinen Preis verlieren wollen, denn er betrachtete es als seinen kostbarsten Besitz.
Doch inzwischen sah Corlan deutlich die Zeichen der Dämmerung, die sich wie grauer Spinnweben über seinen Geist legte.
Jahrzehntelang war es ihm immer wieder gelungen, die Tatsache seines zunehmenden Wirklichkeitsverlustes aus dem Bewußtsein zu drängen.
Mittlerweile war das unmöglich geworden.
Die Zeichen des Wahnsinns waren zu deutlich, um übersehen werden zu können.
Corlan fuhr sich mit der zierlich wirkenden Hand über die müden Augen, um sie vor der Grelle des diffusen Lichts zu schützen, das in dem großen, weißwandigen und luxuriös ausgestatten Raum, bedingt durch das einfallende Tageslicht, herrschte.
Alles schien umsonst gewesen zu sein.
Sein Leben, dessen größerer Teil jetzt hinter ihm lag, schien sinnlos gelebt. Mehr und mehr begann sich ihm die Aussichtslosigkeit zu offenbahren, jenes Ziel doch noch zu erreichen, daß er sich selbst gesteckt hatte.
Um die Mundwinkel legte sich ein leicht zynischer Zug, während er die Hand weiterhin über den Augen ließ. Seine Suche und seine umfangreichen Studien hatten immer nur einem Ziel gegolten: dem Erkennen der absoluten Realität.
Es schien wie der grausame Witz eines aus den Fugen geratenen, zynischen Universums, welches kalt und im Grunde verständnislos auf das Leben herabblickte, daß gerade jemand, der sich so lange um das Erkennen der objektiven Wirklichkeit bemüht hatte, nun in absehbarer Zeit in geistiger Umnachtung und völliger Bezugslosigkeit zur Realität enden würde.
Corlans Gesicht entspannte sich ein wenig und endlich nahm er die Hand von den Augen.
Er erhob sich zögernd und bewegte sich anschließend langsam auf das große Fenster zu, durch das das Tageslicht einfiel.
Corlan bewohnte ein Luxusappartment in einem der riesigen Wohntürme von Athen auf Alpha Centauri 2. Von hier oben aus hatte man einen herrlichen Panoramablick über das Gewimmel dieser galaktischen Metropole und den nahegelegenen Parashan- See.
Die Stadt wirkte auf Corlan wie ein Ameisenhaufen: Eine Anhäufung der unterschiedlichsten geometrischen Formen, zwischen denen sich eine Vielzahl von Lebewesen und Maschinen bewegten.
Corlan verließ das Apartment nur sehr selten.
Die Menschen interessierten ihn schon seit Jahren nicht mehr. Von hier oben aus sah er auf ihre kleinen alltäglichen Tragödien herab, wie es nach den Vorstellungen eines altirdischen Mythos vielleicht die Götter von ihrem hohen, erhabenen Olymp getan hatten...
Alles, was er brauchte, hatte er hier oben. Der HausComputer sorgte dafür, daß er mit dem Lebensnotwendigen versorgt wurde. Holovision und 3-D-Video waren seine Fenster zum Universum. Sein Sprechterminal verband ihn, sofern ihm der Wunsch danach war, mit den Datenbanken der halben Galaxis.
Frederico Corlan brauchte nichts und niemanden außerhalb seiner eigenen vier Wände. Er erinnerte sich noch gut an den vorhergehenden Besitzer des Apartments: einen ausgesprochen hageren Mann mit schulterlangen, strähnigen grauen Haaren und hervorstehenden Wangenknochen.
Corlan hatte ihn nach dem Grund für die Veräußerung des Apartments gefragt und jener Mann hatte ihm geantwortet, er wolle sich sein Gedächtnis (mit Ausnahme eines gewissen Elementarwissens) löschen lassen. Nach der Methode von Ruel und McCormick
, hatte der Mann noch hinzugesetzt. Sie haben bestimmt schon davon gehört! Man sendet jetzt viele Werbespots dafür!
Corlan hatte davon gehört, wenn auch nur flüchtig. Das Löschen war damals der letzte Schrei gewesen.
Aber sind Sie sich denn auch wirklich im klaren darüber, was Sie da tun wollen?
hatte Corlan bestürzt ausgerufen. Sie werfen Ihr Wissen, Ihr Selbst, Ihre Persönlichkeit einfach weg!
Jener Mann hatte daraufhin nur milde gelächelt und gelassen erklärt: Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, was das bedeutet. Wissen Sie, ich habe soviel gesehen und erlebt, daß das Leben für mich kein Abenteuer mehr bedeutet. Alles ist fade geworden, alles ist bekannt, es gibt nichts, was man noch ausprobieren könnte... Aber wenn ich jetzt vergesse, dann wird alles wieder neu sein - und unvermutet. Es wird wieder prickeln, ich werde wieder spüren, daß ich lebe und atme!
Aber dieses Apartment...
Corlan hatte gezögert, in seinem Gesicht war Unverständnis zu lesen gewesen. Glauben Sie nicht, daß Sie es auch nach dem Vergessen noch brauchen könnten?
Nein!
Er hatte entschieden den Kopf geschüttelt. Nein, auf keinen Fall. Ich werde zwangsläufig zu einer ganz anderen Person werden. Und diese Person wird nach einer anderen Wohnung verlangen, nicht nach dieser hier.
Seitdem waren nun schon Jahre vergangen und Corlan verstand diesen Mann noch immer nicht und würde es möglicherweise nie.
Ein frischer Luftzug wehte Corlans Haare durcheinander, als er das Fenster öffnete und sich hinauslehnte.
Der Anblick der geometrischen Formen der Wohn- und Geschäftshäuser von Athen - kleine Städte innerhalb der Metropole - übte einen beruhigenden Einfluß auf ihn aus, den er gerade jetzt auch bitter nötig hatte.
Jedesmal nach einem überstandenen Anfall wurde Corlan (nach anfänglicher Lethargie) von für ihn geradezu unnatürlicher Unruhe und Hektik ergriffen, die ihn ziellos umherirren und manchmal Stunden, oft aber tagelang nicht zur Ruhe kommen ließ.
Er fühlte eine Leere in sich, die verglichen mit dem Chaos, das während und kurz nach dem Anfall in ihm geherrscht hatte, angenehm war.
Die Kühle von draußen erfrischte ihn und er spuckte aus dem Fenster. Der Tropfen fiel hinab, dem urbanen Ameisenhaufen entgegen.
Erst jetzt bemerkte Corlan, wie anstrengend der letzte Anfall gewesen war. Er fühlte sich ausgelaugt und müde. Und doch war da auch der Drang, herumzulaufen, sinn- und ziellos durch das Apartment zu hetzen.
Es war ein seltsames erlebinis, so ein Anfall. Die verschiedenen zeitlichen Realitätsebenen vermischten sich, in der Vergangenheit Erlebtes vermengte sich auf oft groteske Art und Weise mit dem Augenblick und es war einfach unmöglich, die Dinge auseinander zu halten.
Corlan wandte sich vom Fenster ab und betätigte einen Knopf an der Wand, woraufhin sich eine Klappe öffnete. Ein kleines, rotes Dragée kam zum Vorschein; ein den Kreislauf stärkendes Mittel, das sich in solchen Momenten vielfach bewährt hatte.
Corlan nahm das geschmacklose Dragée, schluckte es hinunter und fühlte sich bereits wenige Augenblicke später besser und stärker.
Seine Gedanken wurden wieder klarer und geordneter, die Schwäche wich langsam aus seinen Gliedern.
Corlan bewohnte dieses Apartment schon mehrere Jahre lang allein; seit damals, als Margreta gegangen war.
Oder er sie hinausgeworfen hatte.
Er konnte beim besten Willen nicht mehr sagen, wie das tatsächlich gewesen war. Im Übrigen war das in seinen Augen auch völlig ohne Bedeutung.
Es war eine dieser kleinen, unbedeutenden tragödien gewesen, die er so sehr verachtete, die ihn im Grunde nicht interessierten, nicht einmal dann, wenn er eine Hauptrolle darin spielte.
Das Apartment hielt sich automatisch und computergesteuert in Ordnung und so hatte Corlan