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Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022
Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022
Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022
eBook471 Seiten5 Stunden

Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022

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Über dieses E-Book

Dieser Bad enthält folgende SF-Romane

von Alfred Bekker:



Insel im All

Eine Kolonie für Übermenschen

Kampfzone Tau Ceti







Kennst du noch die dampfenden Methan-Seen von Galunda Prime?

Es ist lange her, ich weiß.

Aber mir ist es im Moment so gegenwärtig, als wäre es erst gestern gewesen.

Methanwolken wabern über die kräuselnde See-Oberfläche…

Ein Morgen wie viele andere im Methan-Frühling des Jahres 2238…

Wenn die Temperatur wesentlich über 162 Grad Minus steigt, was regelmäßig nach Sonnenaufgang der Fall ist, dann dampfen sie. Und der Methangehalt der Atmosphäre nimmt dann sprunghaft zu.

Es ist ein einmaliger Anblick, auch wenn ich ihn ehrlich gesagt damals nie so richtig zu schätzen wusste, als er für mich zu den Selbstverständlichkeiten des Tages gehörte.

Aber so ist das nun mal. Niemand schätzt, was er haben kann. Aber das ist vielleicht auch so etwas wie der Motor des menschlichen Fortschritts.

Aber zurück zu Galunda Prime, denn dort hat irgendwie alles begonnen und alles kam in gewisser Weise zu einem Abschluss.



Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum4. Okt. 2022
ISBN9783745224405
Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022 - Alfred Bekker

    Alfred Bekker

    Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022

    UUID: a8e8d86a-e569-4b57-92b8-8085adc9516f

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022

    Copyright

    Raumschiff RUBIKON 6 Insel im Nichts

    Copyright

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    Siroonas Vergangenheit

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    Eine Kolonie für Übermenschen

    Kampfzone Tau Ceti

    Die besten 3 Science Fiction Romane Oktober 2022

    von Alfred Bekker

    Dieser Bad enthält folgende SF-Romane

    von Alfred Bekker:

    Insel im All

    Eine Kolonie für Übermenschen

    Kampfzone Tau Ceti

    Kennst du noch die dampfenden Methan-Seen von Galunda Prime?

    Es ist lange her, ich weiß.

    Aber mir ist es im Moment so gegenwärtig, als wäre es erst gestern gewesen.

    Methanwolken wabern über die kräuselnde See-Oberfläche…

    Ein Morgen wie viele andere im Methan-Frühling des Jahres 2238…

    Wenn die Temperatur wesentlich über 162 Grad Minus steigt, was regelmäßig nach Sonnenaufgang der Fall ist, dann dampfen sie. Und der Methangehalt der Atmosphäre nimmt dann sprunghaft zu.

    Es ist ein einmaliger Anblick, auch wenn ich ihn ehrlich gesagt damals nie so richtig zu schätzen wusste, als er für mich zu den Selbstverständlichkeiten des Tages gehörte.

    Aber so ist das nun mal. Niemand schätzt, was er haben kann. Aber das ist vielleicht auch so etwas wie der Motor des menschlichen Fortschritts.

    Aber zurück zu Galunda Prime, denn dort hat irgendwie alles begonnen und alles kam in gewisser Weise zu einem Abschluss.

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Raumschiff RUBIKON 6 Insel im Nichts

    Alfred Bekker

    Am Morgen einer neuen Zeit.

    Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.

    Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.

    Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen normalen Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.

    Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © Cover: Nach Motiven von Pixabay, Adelind, Steve Mayer

    © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1. Kapitel

    Auf dem Weg in die Leere

    Scobee erwachte aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sie atmete tief durch und öffnete die Lider, blinzelte erst einen Augenblick lang gegen das schwache Licht und machte die Augen dann wieder zu.

    Du bist eine Gestrandete, herausgerissen aus deiner angestammten Zeit – durch Mächte, auf die du nicht den geringsten Einfluss hattest. Aber hat es dir geschadet? Vielleicht wärst du gar nicht mehr am Leben, wenn du in deiner eigentlichen Epoche geblieben wärst …

    Scobee zögerte, die Augen erneut zu öffnen. Wirre Erinnerungen an noch verworrenere Träume beherrschten ihr Denken. So manches an Bildern und Szenen ging dabei wild durcheinander. Wie in einem Kaleidoskop hatte Scobee das Gefühl, alles auf einmal zu sehen. Zwanzig Überblendungen gleichzeitig und doch schienen einige von ihnen klar identifizierbar.

    Du bist eine GenTec. Ein weiblicher Klon, geschaffen mit einem genetischen Programm, das dich einst zum Gehorsam zwang. Du warst Teil eines militärischen Projekts – aber das alles ist jetzt so unwichtig geworden. Nicht erst, seit du hier in Andromeda bist. Was spielt deine Vergangenheit noch für eine Rolle?

    Einen Lidschlag hatte der Flug an Bord der RUBIKON nach Andromeda gedauert – zumindest in der subjektiven Empfindung der Besatzungsmitglieder. In Wahrheit waren zwei Jahrhunderte vergangen, wie man später erfahren hatte. Die RUBIKON war bei der fehlgeschlagenen Transition nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit katapultiert worden.

    Erst im Zentrum von Andromeda hatte die Besatzung der RUBIKON vom Ausmaß dieser Zeitreise erfahren. Du hast etwas Ähnliches schon einmal erlebt, als dich der Einfluss eines Schwarzen Lochs ebenfalls zweihundert Jahre in die Zukunft riss. Eine Zukunft, in der die Menschen unter dem Namen Erinjij Angst und Schrecken in der Galaxie verbreiteten und unter der Herrschaft der Keelon-Master standen. Aber das erscheint dir jetzt bereits wie ein Traum, der verblasst, sobald man erwacht …

    Kaum, dass sie überhaupt Gelegenheit gehabt hatte, die Zeit, in die sie das Schicksal schleuderte, wirklich zu verstehen, war sie nun erneut in einer Zukunft gelandet, in der sich vieles, wenn nicht alles verändert haben würde.

    Die gegenwärtige Lage in der Milchstraße zu erkunden, das war der Grund dafür gewesen, an Bord von Ovayrans Schiff zu gehen, denn die Heimatgalaxie der Menschheit war das erklärte Ziel des Gloriden – genau wie das ihre.

    Was werde ich dort vorfinden? , ging es ihr durch den Kopf. Das Erwachen in der Welt der Erinjij und Keelon-Master glich einem Albtraum – aber vielleicht war das nichts weiter als eine liebliche Ouvertüre im Vergleich zu dem, was noch kommen wird!

    Der Gedanke daran ließ sie manchmal nicht ruhen. Hin und wieder fiel sie dafür dann in einen umso tieferen, traumlosen und ihrer Empfindung nach beinahe todesähnlichen Schlaf.

    Mindestens zwei irdische Wochen war es bereits her, dass sie die RUBIKON II verlassen hatte und an Bord des unter dem Kommando des Gloriden Ovayran stehenden Raumschiffs gegangen war. Aber auch diese Zeitbegriffe schienen hier draußen in der Unendlichkeit nicht dieselbe Rolle zu spielen. Könnte es sein, dass du jeglichen Maßstab verloren hast? Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch in einem Umkreis von hunderttausend Lichtjahren oder mehr. Vielleicht ist es das Wissen um diese Tatsache, die dafür sorgt, dass alles, was deiner Existenz eine feste Größe geben könnte, zu verschwimmen scheint. Jeder Maßstab, jede Vergleichsgröße, jeder Parameter, jeder Wert Kein Mensch hat das je vor dir erlebt!

    Scobee schalt sich schon gleich darauf eine Närrin.

    Was sollte diese Grübelei?

    Warum sich melancholischen Stimmungen hingeben, die sie nur dabei behindern konnten, das zu tun, was sie sich als ihre Aufgabe gestellt hatte.

    Sie atmete tief durch. Ihr wohlgeformter, durchtrainierter Körper straffte sich dabei. Noch hatte sie die Augen nur für einen kurzen Moment geöffnet, aber sie war zweifellos wach.

    Scobee versuchte sich an das zu erinnern, was sie geträumt hatte. Und damit die Schatten der Imagination festzuhalten. Vergeblich. Es muss vergeblich sein , überlegte sie. Sie hatte keine Ahnung, weshalb ihr diese Dinge auf einmal so unwahrscheinlich wichtig waren. Übertrieben wichtig, wie sie selbst erkannte, sobald ihr messerscharfer Verstand die Oberhand über das Gefühl gewann.

    Irgendetwas hatte sich grundlegend verändert. Das spürte Scobee, je länger dieser Flug dauerte. Jede Faser ihres Körpers schien mit immer sensibler werdenden Sensoren für dieses Phänomen ausgestattet zu sein.

    Jetzt erst öffnete Scobee die Augen dauerhaft.

    Ovayran, der gloridische Kommandant des Schiffes mit dem für Scobee recht seltsam klingenden Namen AUGE DES PERIGOR, hatte diesen Raum nach ihren Wünschen herrichten lassen, wobei sich ihre und die Vorstellungen eines Wesens, das nur einen Teil seines Lebens in körperlich greifbarer Form zubrachte und die restliche Zeit dafür als körperloses Energiewesen existierte, zweifellos voneinander unterschieden. So hatte man natürlich auf ihre Bedürfnisse nur in dem Maß Rücksicht nehmen können, wie diese von den Gloriden überhaupt verstanden worden waren.

    Du hast geschlafen und spürst dennoch Müdigkeit! , erkannte Scobee plötzlich. So etwas sollte eigentlich nicht sein. Vielleicht stimmt etwas mit dir nicht, aber du wirst, was dies betrifft, von Ovayran wohl auch keine kompetente ärztliche Hilfe erwarten dürfen…

    Scobee musste bei diesem Gedanken unwillkürlich schmunzeln.

    Na, also! Es geht doch!

    Scobee erhob sich von ihrem Bett und überlegte, wie sie den Nahrungsmittelspender so programmieren sollte, dass er auch etwas Genießbares ausspuckte. Mit der puren Energie, die die Gloriden in ihre Körper zu leiten pflegten, konnte die GenTec jedenfalls nicht das Geringste anfangen. Ganz im Gegenteil! Selbst ihre recht widerstandsfähige Physis wäre durch einen derartigen Energietransfer, wie er für Gloriden geradezu lebensnotwendig war, zerstört worden.

    Der Bordrechner der AUGE DES PERIGOR war so programmiert worden, dass er in der Lage war, Nahrung zu produzieren, die den physiologischen und biochemischen Erfordernissen von Scobees Metabolismus entsprachen.

    Das bedeutete allerdings nicht, dass alles, was sie dann am Ende vorgesetzt bekam, auch tatsächlich schmackhaft war.

    Irgendwann wirst du dich sogar an diesen Fraß gewöhnen , war Scobee jedoch überzeugt.

    Durch die Berührung eines Sensorpunktes an der Wand wurde das System aufgerufen. Ein Holoquader erschien wie aus dem Nichts und zeigte ihr eine Auswahl verschiedener Gerichte, die der Bordrechner im Angebot hatte.

    Das schmeckt ohnehin alles gleich fade , dachte Scobee. Da sollte dir die Wahl doch nun wirklich nicht so wahnsinnig schwer fallen! Genüsse kannst du hier nicht erwarten…

    Ehe sie schließlich eine Entscheidung getroffen hatte, wurde sie abgelenkt und das Knurren ihres Magens war zumindest für die nächsten Augenblicke in den Hintergrund gedrängt.

    Eine Lichterscheinung blendete sie plötzlich.

    Schützend und reflexartig schirmte sie mit der Hand ihre Augen ab.

    Gleißendes Licht drang durch die Decke des Raumes, den sie in den letzten Wochen als so etwas wie ihre Privatkabine angesehen hatte. Es war dennoch so grell, dass es in den Augen schmerzte. Scobee unterdrückte ein Aufstöhnen.

    Ovayran!, was soll das?

    Das Licht verdichtete sich zu einem immer heller werdenden Punkt. Schließlich formte sich eine gleißende Gestalt, die immer stärker Substanz annahm und schließlich innerhalb des nächsten Lidschlags vollkommen materialisierte. Das Leuchten verschwand.

    Der Gloride hatte jetzt die körperliche Ursprungsgestalt eines androgyn wirkenden Humanoiden angenommen. Dieses Volk, dessen Aufgabe es war, die CHARDHIN-Perlen zu pflegen, die sich hinter dem eigentlich unüberwindlichen Ereignishorizonts der übergroßen Schwarzen Löcher im Zentrum einer Galaxie befanden, war auf dem Weg der zunehmenden Vergeistigung. Die Gloriden befanden sich in einem Zwischenstadium, waren in der Lage, sich in reine Energie zu verwandeln und in dieser Existenzform auch feste Materie zu durchdringen.

    Deswegen waren Türen, für die Gloriden eigentlich unnötig und hatten eher den Charakter von Notausgängen, als dass sie wirklich gebraucht worden wären.

    Scobee hingegen war darauf angewiesen. Sektoren des Schiffes, die nicht über Türen zugänglich waren, konnte sie schlicht und ergreifend nicht betreten. Wie könnte man meine Lage beschreiben? , überlegte sie. Es ist viel von dem Einäugigen die Rede, der unter den Blinden König ist. Ich bin genau das Umgekehrte – ein Blinder unter lauter Sehenden. Und das ist alles andere als ein Witz. So jedenfalls kommt man sich in der Gesellschaft von Gloriden vor.

    Scobee starrte den Gloriden leicht fassungslos an.

    Diese Zwitter aus androgynen Humanoiden und Energiewesen hatten eine deutlich andere Vorstellung von Privatsphäre, als er unter Menschen üblich war. Es war ihnen unverständlich, wieso en Individuum einen Bereich benötigte, der von anderen nicht ohne deren Erlaubnis betreten werden durfte. Zwar kannten sie durchaus Privaträume und den zumindest zeitweiligen Rückzug des Einzelnen zur Meditation oder zu Studienzwecken. Aber über diese schwach ausgeprägten Ansätze hinaus schien ihnen jede Form des Territorialdenkens fremd zu sein.

    Wie auch immer, auch als Klon kann ich meine Säugetiervorfahren, die immer schön säuberlich ihr Revier abgegrenzt haben, wohl einfach nicht verleugnen! , ging es Scobee durch den Kopf. Es kann eben niemand über seinen Schatten springen. Aber das gilt wahrscheinlich für Menschen und Gloriden gleichermaßen…

    Sie hatte es inzwischen aufgegeben, den Besatzungsmitgliedern der AUGE DES PERIOGOR beibringen zu wollen, dass Menschen es nicht besonders gut leiden konnten, wenn man ihren Privatbereich ungefragt betrat. Die Gloriden hatten für derlei Gedanken einfach kein Verständnis.

    Ihre humanoiden Gesichter waren sich alle ziemlich ähnlich. Es gab kaum sichtbare individuelle Ausprägungen der Physiognomie. Dasselbe galt für ihre Gestalt. Die optisch erkennbaren Unterschiede zwischen einzelnen Gloriden waren minimal, aber Scobee hatte inzwischen gelernt, den einen oder anderen von ihnen einigermaßen sicher zu unterscheiden.

    Allen voran natürlich Ovayran, den Kommandanten dieses Schiffs, der für sie in erster Linie die Bezugsperson an Bord des goldenen Kugelraumers darstellte.

    „ Sei gegrüßt, Scobee, sagte der Gloride. An der vertrauten Art und Weise, in der er sie ansprach, erkannte sie ihn. Erst dann stellte sie fest, dass auch winzige Unregelmäßigkeiten und Asymmetrien in seinem Gesicht ihn eindeutig als Kommandanten der AUGE DES PERIGOR identifizierten. „Ich hoffe, ich habe dich nicht bei der deiner Meditation zur Energieaufnahme gestört?

    Trotz deines Aufenthaltes auf der RUBIKON weißt du nicht besonders viel über uns! , dachte Scobee leicht amüsiert.

    Unwillkürlich flog ein Lächeln über ihr Gesicht. „Nein, antwortete sie schließlich nach einem kurzen Innehalten. „Ich war gerade fertig damit.

    Sie seufzte.

    Für einen Gloriden war es nicht ganz einfach nachzuvollziehen, was der Schlaf für einen Menschen bedeutete. Zu sehr hatten sich diese schon in ihrer körperlichen Erscheinungsform sehr grazilen Lebewesen, die in ihrem Zustand als Energiewesen vollkommene Schwerelosigkeit genossen, innerlich von ihrer Physis entfernt. Der Körper hatte für sie nicht dieselbe Bedeutung wie für Wesen, deren Existenz vollkommen an diesen gebunden war. Scobee vermochte das nachzuvollziehen.

    Ab und zu brauchten die Gloriden eben einen Körper – etwa dann, wenn sie Energie tankten. Ansonsten war die energetische Form sehr häufig einfach viel praktischer. Immer dann, wenn es um raschen Transport, die Überwindung von Hindernissen aus Materie oder schnelle Kommunikation ging, war die energetische Daseinsform von großem Vorteil.

    Einen kurzen Moment lang hatte Scobee überlegt, ob sie Ovayran gegenüber nicht einmal vorbringen wollte, dass sie es durchaus als unangenehm empfand, wenn Besatzungsmitglieder der AUGE DES PERIGOR, wann immer sie dies für richtig und geboten hielten, einfach in ihrem Raum auftauchten, um sie anzusprechen.

    Andererseits hatte Scobee innerhalb der gut zwei Wochen, die sie sich nun schon an Bord des Raumschiffs der Gloriden befand, erlebt, dass genau dies für Gloriden vollkommen selbstverständlich war. Einen Gloriden in einer derartigen Situation zurechtzuweisen, hätte bedeutet, ihn womöglich innerlich tief zu enttäuschen.

    „ Ich habe das Bedürfnis, mich mit dir zu unterhalten", äußerte der Gloride.

    Mit anderen Worten, du brauchst jemanden, der dir Langeweile vertreibt! , dachte Scobee – behielt diesen Gedanken allerdings höflichkeitshalber für sich.

    Während ihres Flugs, der sie aus dem galaktischen Zentrum der 150 000 Lichtjahre durchmessenden Andromeda-Galaxie heraus in Richtung Leerraum geführt hatte, war Ovayran des Öfteren mit diesem auf den ersten Blick etwas befremdlichen Anliegen an Scobee herangetreten. Ihr Gegenüber hatte geäußert, die Kommunikation mit Scobee deshalb zu schätzen, weil sie einen unabhängigen Standpunkt vertrete, was es ihm erleichtere, seinen eigenen Standpunkt zu definieren und die innere Stabilität zu erhöhen.

    „ Die innere Stabilität, so hatte Ovayran ihr gegenüber eröffnet, „besitzt für uns Gloriden eine zentrale Bedeutung. Man könnte auch behaupten, sie ist das Zentrum, um das unsere Kultur kreist – abgesehen vielleicht von dem Auftrag, den uns vor Äonen die Erbauer gaben …

    Welch große Bedeutung diese so genannte innere Stabilität für jeden Gloriden – und insbesondere den Kommandanten eine Raumschiffs oder gar den Perlenweisteten – hatte, sollte ihr erst im Laufe der Zeit wirklich klar werden.

    „ Ich habe nichts gegen eine Unterhaltung einzuwenden", sagte Scobee schließlich, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Andererseits war es wichtig, dass sie sich gegenseitig besser kennen lernten.

    Eine weite Reise ins Ungewisse lag schließlich vor ihnen. Eine Reise, die zwar für Scobee oberflächlich betrachtet in die Heimat Milchstraße führte – faktisch aber eine Galaxis zum Ziel hatte, von der man annehmen musste, fass sie sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten stark verändert hatte.

    „ Das freut mich", erklärte Ovayran, wobei sich Scobee fragte, ob es ihm überhaupt etwas bedeutete, dass seine Gesprächspartnerin Interesse an einer Kommunikation signalisierte.

    Scobee erklärte: „Ich würde es allerdings bevorzugen, wenn ich mit derartigen Anliegen zunächst indirekt konfrontiert würde."

    „ Indirekt?", echote Ovayran. Er schien etwas irritiert zu sein.

    Also gab Scobee ihm eine nähere Erläuterung. „Ohne die körperliche Anwesenheit desjenigen, der dieses Anliegen hat!, versuchte sie deutlich zu machen, was ihr missfiel. „Dies ist mein Raum – jedenfalls betrachte ich ihn während meines Aufenthalts auf der PERLE DES PERIGOR so. Und das bedeutet, ich gewähre den Zugang hierher oder ich tue das nicht.

    Jetzt ist es raus! , dachte sie. Wahrscheinlich hätte ich das viel früher tun sollen. Sehr viel früher … Aber ich denke, es ist noch nicht zu spät.

    Zu Scobees Erleichterung war Ovayran keineswegs beleidigt.

    Im Gegenteil!

    Er signalisierte ein freundlich-neugieriges Forscherinteresse.

    „ Sind das Menschen-Sitten?", fragte der Gloride nach kurzer Pause.

    Emotionen wurden bei diesem Volk vor allem durch energetische Schwingungen ausgedrückt, die von Gloriden untereinander sehr wohl wahrgenommen werden konnten. Ein Mensch war unter ihnen jedoch wie ein Blinder unter Sehenden. Die Mimik der nach Belieben in den Zustand reiner Energie wechselnden Wesen wirkte dagegen …

    Ja, wie eigentlich? , dachte Scobee. Die Begriffe starr oder maskenhaft trafen nicht wirklich, was man als menschliche Frau beim Anblick eines Gloridengesichts empfand.

    Diese Gesichter wirkten stets gelöst. Emotionale Regungen spielten sich in ihnen einfach nicht ab, was aus Sicht der Gloriden auch seinen Sinn hatte. Schließlich war es sicher sehr viel unkomplizierter für sie, sich gegenseitig mit Hilfe energetischer Schwingungen über ihre gefühlsmäßige Verfassung zu informieren. Damit hatten sie einen Ausdruck ihrer Emotionen gefunden, der sowohl in der physischen als auch in der rein energetischen Erscheinungsform ihrer Spezies funktionierte – und das vermutlich sehr viel besser, als wenn sie an dem vergleichsweise primitiven Spiel aus Gestik und Mimik festgehalten hätten, wie man es bei den meisten anderen Humanoiden oder entfernt humanoiden Völkern finden konnte.

    „ Ja", bestätigte Scobee. „Das sind Menschen-Sitten.

    „ Erstaunlich!"

    „ Das ist eine Frage des Standpunktes."

    „ Bizarr!"

    „ Ihr scheint nicht sehr viel Kontakt zu anderen Völkern zu haben, sonst würdest du diesen Begriff nicht in dem Zusammenhang verwenden", sagte Scobee ruhig und gelassen.

    „ Das ist wahr, gab er zu. „Umso mehr genieße ich die Unterhaltungen mit dir. Dieses Konzept der Privatsphäre hat so etwas zutiefst Barbarisches an sich, dass es einem einen Schauder über den Rücken treiben kann!

    „ Ich nehme allerdings an, dass die meisten anderen intelligenten Spezies von einer gewissen Kulturstufe an so etwas wie Privatsphäre kennen."

    „ So sind wir Ausnahme und ihr die Regel?"

    „ Ja", bestätigte Scobee.

    „ Interessant!", stieß der Gloride hervor.

    Das Thema schien ihn kaum mehr loszulassen.

    „ Sieh dich um im Universum!, forderte Scobee ihn auf. „Selbst in dem kleinen Teil des Kosmos, den ich gesehen habe, ist das so.

    „ Mag sein, dass du Recht hast, gestand ihr Ovayran zu. „Vielleicht hätten wir uns mehr für die niedereren Spezies interessieren sollen … Aber es ist einfach ein Unterschied, auf welcher Seite des Ereignishorizonts man lebt …

    „ Das räume ich ein", sagte Scobee.

    „ Eine Entschuldigung für Interesselosigkeit und mangelnden Forschersinn sollte das aber auch nicht sein."

    „ Ich habe diesen Vorwurf nie erhoben."

    „ Ich selbst tue es! Wir Gloriden haben uns immer viel zu sehr in der Abhängigkeit der Erbauer gesehen, als dass wir etwas Eigenes entwickelt hätten, so wie unzählige Spezies, die das Universum bevölkern und sowohl Erhabenes als auch Niederträchtiges vollbringen. Wir hingegen vollbrachten aus eigenem Antrieb gar nichts. Wir wurden erwählt von den Erbauern. Sie teilten uns eine Aufgabe zu, die wir gewissenhaft bis auf den heutigen Tag zu erfüllen versuchen."

    „ Die Erbauer sind verschwunden", gab Scobee zu bedenken.

    „ Ich weiß, worauf du hinaus willst, Scobee!"

    „ Wirklich?"

    „ Du willst sagen, dass seit dem Verschwinden der Erbauer tatsächlich Zeit genug vergangen ist, um etwas Eigenes aufzubauen, eigene Entdeckungen zu machen, eine Technik zu erfinden, die wir nicht nur anwenden, sondern auch wirklich bis in den tiefsten Kern hinein verstehen! Aber es ist müßig über die Fehler vergangener Äonen zu schwadronieren. Jetzt stehen wir vor dem Scherbenhaufen unserer langen Geschichte und müssen sehen, wie wir das zerrissene Netz der CHARDHIN-Perlen vielleicht doch wieder flicken. Falls das überhaupt noch möglich ist."

    Der Gloride machte eine Pause. Er ging ein paar Schritte auf und ab. Das Gewand, das trug, raschelte leicht dabei. Frühere Zeitalter der Menschheitsgeschichte mögen sich so oder so ähnlich einen Engel vorgestellt haben! , dachte Scobee.

    Schließlich fuhr Ovayran fort: „Du erhebst Besitzanspruch auf einen Teil unseres Schiffs."

    „ Wenn du es so ausdrücken willst und unter Besitz allein die Verfügungsgewalt verstehst ..."

    „ Das ist interessant! Dieser fast archaische, sehr starke Impuls, ein Territorium zu erobern und zu verteidigen! Wir kennen so etwas nicht, aber wahrscheinlich sind wir einfach zu wenig in der materiellen Welt verhaftet, die für dich die einzig mögliche Existenzform darstellt."

    „ Mein Streben nach Privatsphäre hat nichts mit einem Besitzanspruch zu tun", erwiderte Scobee.

    „ So? Wirklich?"

    „ Es geht um die Integrität des Einzelnen. Die Grenzen der Person, die sie von ihrer Umwelt unterscheiden."

    „ Diese Grenze ist Fiktion, behauptete Ovayran. „Du solltest mir glauben. Es ist nichts weiter als ein Gedankenkonstrukt, das nichts mit der Realität zu tun hat – genauso wie die in eurer Kultur offenbar ursprünglich verbreitete Annahme, dass der Ereignishorizont nicht überschritten werden kann, ohne dass man dabei die Existenz verliert.

    Innerhalb der letzten Wochen seit ihrem Aufbruch vom Zentrum Andromedas aus hatten sie des Öfteren über derartige Probleme gesprochen.

    Darüber, dass es möglicherweise für einen außenstehenden Beobachter so wirken könne, als ob ein den Ereignishorizont des Schwarzen Loches eintretendes Raumschiff vollkommen verdampfte, während die subjektive Realität desjenigen, der diese Grenze überschritt ganz anders aussehen konnte und er vielleicht überhaupt nichts von der gigantischen Gravitation spürte, die ihn eigentlich hätte zermalmen müssen.

    Ovayran konnte sich auf diesem physikalisch-philosophischem Gebiet geradezu in Rage reden. „Es gibt mehr als nur einen Zustand der Realität oder um es anders auszudrücken: Es existieren verschiedene Ebenen der existenziellen zeitlichen Permanenz, wie ja seit unserem letzten Besuch auf der CHARDHIN-Perle im Zentrum Andromedas deutlich geworden sein dürfte."

    Er argumentiert glasklar und kann mit einer Denkgeschwindigkeit aufwarten, die es mir schwer macht, ihm zu folgen!, dachte Scobee. Und doch sind diese Wesen nichts als kosmisches Hilfspersonal, das die legendären Erbauer der Perlen eingesetzt haben, um diese Stationen eines gigantischen, wahrhaft kosmischen Netzes warten und in Betrieb halten zu können …

    Scobee versuchte sich einen Moment lang vorzustellen, über welche Fähigkeiten dann erst diese legendären Erbauer verfügt haben mussten.

    Das Gesicht des Gloriden hatte sich jedoch nicht verändert. Er starrte Scobee vollkommen regungslos an. Und doch hatte Scobee das Gefühl, dass in den Worten des Gloriden eine Emotion mitgeschwungen hatte. Einbildung? Oder hast du vielleicht bereits die Fähigkeit erlangt, energetische Schwingungen emotional zu interpretieren, wie es den Gloriden offenkundig möglich ist?

    Scobee glaubte, dass es eine tiefe Sorge war, die Ovayran erfüllte. Manchmal reicht es vielleicht einfach aus, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und sich zu fragen, was man selbst an dessen Stelle empfinden würde , dachte sie dabei. Selbst dann, wenn man ansonsten so vollkommen unterschiedlich ist wie es Menschen und Gloriden sind.

    Der Besuch auf der CHARDHIN-Perle jenseits des Ereignishorizonts des 3 x 10 7 Sonnenmassen schweren Schwarzen Lochs im Zentrum der Andromeda-Galaxie hatte geradezu bedrohliche Neuigkeiten gebracht. Die CHARDHIN-Perle Andromedas war vollkommen vom kosmischen Netz der anderen Black-Hole-Stationen isoliert! Und die Ursache lag dabei nicht darin, dass die Perle ihre Funktionsfähigkeit verloren hätte, sondern im Netz selbst . Außerdem hatte sie ihre Permanenz eingebüßt. Sie existierte nicht mehr vom Anbeginn der Zeiten bis zum schlussendlichen Zustand größtmöglicher Entropie, den das Universum am Ende seiner Existenz erreicht habe würde, sondern nur noch während einer Zeitspanne, die sowohl in Richtung Vergangenheit, als auch auf die Zukunft bezogen erschreckend kurz war.

    Dafür die Ursache zu finden war Ovayrans Ziel.

    Am besten natürlich dadurch, dass er den Traum aller Gloriden erfüllt und endlich auf die legendären aber weithin unbekannten Erbauer stößt, die die CHARDHIN -Perlen und das dazugehörige Netzwerk einst erschufen … , dachte Scobee. Diese hochentwickelten Wesen müssten sich dann wohl eine Menge unbequemer Fragen gefallen lassen.

    „ Während unserer bisherigen Reise hast du mir einige Dinge über deine alte Welt erzählt, begann Ovayran schließlich. „Ich meine die Erde jener Epoche, in der du geschaffen wurdest.

    Geschaffen wurdest , hallte es in Scobees Kopf wider. Für sie hatte das einen ganz bestimmten, sehr unangenehmen Beiklang. Es war, als ob man über sie wie über einen Gegenstand sprach – etwas das irgendwann eine Fabrik verlassen hatte und nach Gebrauch weggeworfen werden konnte. Ein Werkzeug. Auf seine Weise perfekt aber eben doch ein Werkzeug. Ovayran hatte seine Worte in großer Unbedarftheit einfach so dahingesagt. Der Gedanke, es mit einem Wesen zu tun zu haben, das keines natürlichen Ursprungs, sondern in der Tat sehr gezielt geschaffen worden war, schien für den Gloriden nicht weiter bedeutsam zu sein. Schließlich war ja letztlich nicht ausgeschlossen, dass auch die Gloriden nichts weiter als Produkte einer biotechnischen Schöpfung durch die Erbauer waren. Diese Vorstellung war für Ovayran jedoch keineswegs unangenehm oder bedrohlich.

    Scobee hielt diese Schöpfungs-Theorie sogar für sehr wahrscheinlich, denn wer immer es schaffte, Habitate jenseits der Ereignishorizonte von Wurmlöchern zu deponieren und diese nach Belieben betreten und wieder verlassen konnte, der war buchstäblich zu allem fähig.

    Aber für Scobee hatte dies eine andere Dimension. Sie hatte den Umstand, dass sie als Klon zur Welt gekommen war, immer als einen Mangel angesehen und sich stets ein wenig so gefühlt, als wäre sie nicht wirklich auch Teil der Gattung Mensch. Allerdings hatte es auch viele gegeben, die ihre diesbezüglichen Ängste verstärkt hatten. Und auch wenn Scobee wusste, dass diese Befürchtungen unsinnig waren, so konnte die GenTec sie doch auch nicht einfach ignorieren. Sie würden immer Teil ihrer Persönlichkeit bleiben, so lange sie lebte.

    Ovayran fuhr fort: „Ich habe deinen Erzählungen von der alten Erde sehr aufmerksam zugehört."

    „ Das habe ich bemerkt", sagte Scobee.

    „ Ich habe schon seit geraumer Zeit das Gefühl, dass auch die Welt, in der ich meine Existenz begonnen habe und in der ich sie eigentlich auch zu beenden hoffe, sich langsam aber sicher auflöst. Daher dachte ich, dass es interessant sein könnte, von dir zu erfahren, wie man damit zurecht kommt."

    „ Überhaupt nicht", sagte Scobee.

    „ Oh …" Mit einer sarkastischen Antwort schien er nicht gerechnet zu haben. Vielleicht wusste er auch einfach nicht, was Sarkasmus war und konnte Scobees Antwort daher nicht richtig einordnen. Scobee hatte nicht lange darüber nachgedacht, sondern einfach spontan aus dem Bauch heraus geantwortet. Und diese Antwort traf nun einmal genau das, was sie zu diesem Thema an Empfindungen in sich verspürte.

    Eine Pause entstand.

    Aus irgendeinem Grund empfand Scobee Verlegenheit.

    Schließlich erklärte Ovayran: „Dafür, dass du so schlecht damit zurechtkommst, machst du aber den Eindruck recht großer innerer Stabilität."

    „ Vielleicht weißt du nur nicht die Anzeichen dafür zu deuten, die bei einem Menschen von mangelnder innerer Stabilität zeugen, Ovayran!", glaubte Scobee.

    Der Gloride ging darauf nicht weiter ein. Auf die Grenzen seiner eigenen Erkenntnisfähigkeit wurde er allgemein nicht gerne angesprochen, das war Scobee schon zuvor immer wieder aufgefallen. Vielleicht ist das sein wunder Punkt, dachte sie.

    Es war zweifellos besser, ihn zu respektieren.

    „ Ich bedanke mich für die Zeit, die du für unser Gespräch zur Verfügung gestellt hast!", sagte Ovayran plötzlich und brach damit den Dialog recht abrupt ab.

    Feigling!, dachte Scobee . Jetzt, da wir beide argumentativ die Messer gewetzt haben und es interessant werden könnte, machst du dich aus dem Staub!

    Dann verlor sein Körper auch schon an materieller Substanz. Er verblasste und verwandelte sich schließlich in eine gleißende Lichterscheinung, die seitlich durch eine der Wände, die Scobees Raum begrenzten, entschwebte.

    Im nächsten Augenblick war sie wieder allein.

    Die Auge des Perigor hatte den Halo, die sternenarme Randzone Andromedas, erreicht. Sie war die größte Galaxie der lokalen Gruppe, zu der auch die Milchstraße gehörte. Zehn kleinere Zwerggalaxien waren ihre Trabanten und umkreisten sie in mehr oder weniger großen Abständen. Mit ihren Satelliten-Galaxien im Schlepptau bewegte sich Andromeda mit einer Geschwindigkeit auf die Milchstraße zu, die vermuten ließ, dass beide Systeme in ein paar Milliarden Jahren miteinander kollidieren würden, wobei das kosmisch betrachtet ein vollkommen normaler Vorgang war. Zwei Galaxien durchdrangen dann einander und verschmolzen zu einer Einheit. Zu wirklichen „Kollisionen" einzelner Sterne kam es wohl nicht viel häufiger als sonst auch, denn abgesehen von ihrer Sternenmaterie bestanden Galaxien vor allem aus einem: dem Raum dazwischen, der immer noch schier unendliche Weiten verhieß. Andromeda selbst war höchstwahrscheinlich durch eine Kollision entstanden. Die Struktur des galaktischen Zentrums dieses Systems legte es zumindest nahe.

    Die Aufzeichnungen der Gloriden sollten darüber Auskunft geben , dachte Scobee. Schließlich müssen sie auch in so ferner Vergangenheit bereits existiert haben.

    Ovayran hatte eine Konsole ohne direkten energetischen Zugang für Scobee einrichten lassen. Mit Hilfe der Sensorfelder, mit der die Konsole bedient wurde, hatte Scobee eine dreidimensionale Positionsübersicht aktiviert. Man konnte die Andromeda-Galaxie sowie die vorgelagerten Sternensysteme wie And I und And II sehen. Im Hintergrund befand sich die Milchstraße, die von Andromeda aus gut sichtbar war .

    Scobee hatte jedoch nur einen begrenzten Zugriff auf das Bordsystem. Das galt sowohl für den Bordrechner als auch für die eigens für Scobee angelegte Vorratskammer mit Nahrungsmitteln und alle anderen relevanten Einrichtungen und Gegenstände.

    Die Position der Auge des Perigor war auf der 3-D-Übersicht deutlich markiert.

    Scobee zoomte den gegenwärtigen Standort des goldenen Gloridenschiffs näher heran. Die gegenwärtige markierte Position schob sich langsam voran, ihrem Ziel entgegen. Und das war und blieb nun einmal die Milchstrasse.

    Ein breiter Ozean aus namenloser Schwärze gähnte zwischen den beiden Materie-Inseln. Die Sternendichte im Randbereich Andromedas war bereits sehr gering und bald würde die AUGE DES PERIGOR auch die letzten Sonnen hinter sich gelassen haben.

    Gleichzeitig spürte Scobee ein leichtes Vibrieren unter den Füßen. Der mächtige Schiffsantrieb ließ von Zeit zu Zeit den Boden

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