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Aschura: Die Leichtigkeit der Körper
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Aschura: Die Leichtigkeit der Körper
eBook37 Seiten28 Minuten

Aschura: Die Leichtigkeit der Körper

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Über dieses E-Book

In der Erzählung "Aschura" aus dem Kursbuch 175 lässt Rainer Merkel seinen Ich-Erzähler an den schiitischen Passionsspielen teilnehmen. Auf dem Höhepunkt dieser verletzen sich einige Teilnehmer mit Schwertern und Langdolchen am Kopf. Vor diesem Anblick gedenkt der Erzähler seiner verstorbenen Großmutter.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Sept. 2013
ISBN9783867743365
Aschura: Die Leichtigkeit der Körper

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    Buchvorschau

    Aschura - Rainer Merkel

    Verlag

    Rainer Merkel

    Aschura

    Die Leichtigkeit der Körper

    1.

    Vielleicht ist es Ausdruck einer Verunsicherung oder der einer Vorahnung, die mich an diesem Morgen, im Couvent de Terre Sainte, in einer fast klösterlich bescheidenen Kammer, um vier Uhr morgens erwachen lässt. Es ist dunkel, ein Gewitter erschüttert das ehemalige Kloster, in dem seit einigen Jahren keine Nonnen mehr leben. Ich bin hier abgestiegen, um mich auf eine der berühmtesten Festlichkeiten des Islam, der Aschura, vorzubereiten. In diesem Moment beschäftigen mich drei Fragen: Ist mein Reiseplan gut? Wie komme ich von Sidon nach Nabatiye? Wie werden meine neuen Schuhe auf das »Blutbad« reagieren, und vor allem, wie kann ich verhindern, dass das angekündigte Unwetter, das am Sonntagvormittag einsetzen soll, alle meine Pläne wieder zunichtemacht. Nabatiye? Ich fahre ohne Begleitung, ohne ortskundigen Führer, Helfer oder Fahrer. Eine Bekannte, die als Journalistin das Aschura-Fest schon ein paar Mal miterlebt hat, ruft mich am Abend vor meiner Abreise an und sagt ihre Teilnahme ab. »Es soll regnen«, erklärt sie, »und zwar richtig«, und dann höre ich sie am anderen Ende der Leitung kurz aufstöhnen. »Also Regen und Blut. Diese Kombination, das muss ich mir jetzt wirklich nicht antun.« Die ganze Reise, die ganze Vorbereitung erscheint im Nachhinein als ein Kraftakt, der notwendig gewesen ist.

    Ich musste um vier aufwachen, dem Lärm des Donners und wenige Zeit später dem Gesang des Muezzins ausgesetzt. Ich musste anderthalb Stunden damit zubringen, den Konvent zu finden, der weniger ein Hotel als ein kleines in den Souks verstecktes Kloster ist, das von Katia, der im Bradt-Reiseführer gepriesenen Betreiberin, im Auftrag der katholischen Kirche geführt wird. Es ist eher ein Versteck als eine Herberge. Katia, im Reiseführer »the delightful manager« genannt, amüsiert sich darüber, dass ich mir noch am Vorabend die Haare habe schneiden lassen und mich also bereithalte, am nächsten Morgen auch einen »Cut« abzubekommen. Ihr Schwiegersohn fragt mich, während er auf meinen kurz geschorenen Kopf zeigt: »Du willst auch mitmachen?« Ich lausche auf das Gewitter. Ich frage mich, wie schlimm das Unwetter und der Regen wohl sein werden. Die Kräfte der Natur, auf die ich nicht vorbereitet bin. Ich denke an eine übermächtige Krankheit. Eine Krankheit von alttestamentarischer Wucht, so wie

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