eBook205 Seiten3 Stunden
Der Verleger Alfred Janssen und die Reformbewegung: Mit uns zieht die neue Zeit
Von Peter H Pieler, Michael Mahn und Harald Weigel
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Über dieses E-Book
Der Autor gliedert seine Arbeit in einen einführenden und drei Hauptteile. Auf eine kurze Darlegung zu Verlagsgeschäft und Buchhandel im 19. Jahrhundert folgt Janßens private Biographie und die geschäftliche Entwicklung seiner Verlagsbuchhandlung von ihrer Verlegung von Leipzig nach Hamburg 1899 bis zum Verkauf an den Verlag Georg Westermann 1917. Dem wird der berufliche Werdegang Janßens in Leipzig seit der dortigen Gründung seiner Firma 1891 bis zum Umzug nach Hamburg nachgeliefert. Dieser vierte Abschnitt des ersten Teils befaßt sich stärker mit den verlegten Werken und mag daher als Vorlauf gemeint sein zu den folgenden drei Teilen, die das Hamburger Verlagssortiment und seine Autoren getrennt nach Zeitschriften, schöngeistiger und Sachbuchliteratur sowie Reform- und Jugendliteratur vorstellen.
Die drei Hauptteile beginnen jeweils mit einer allgemeinen Vorbemerkung. Das Aufblühen des (Kunst-)Zeitschriftenwesens gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird allerdings nur erwähnt, nicht beschrieben oder begründet. Die Einführung zum Hauptteil über die schöngeistige und Sachbuchliteratur ist knapp, umfaßt aber das Wesentliche. Dem Teil über die Reformautoren in Janßens Verlag ist mit dem Abschnitt "Der Drang nach pädagogischem Fortschritt in Hamburg und Bremen" eine besonders lange Einführung vorangestellt.
Die Autoren werden, ihrer Bedeutung für den Verlag entsprechend, jeweils mit Lebensdaten und biographischem Hintergrund ausgestattet. Auffällig ist eine ungleiche Gewichtung: Zu den meisten Autoren, wie etwa zu Carl Adolf Mönckeberg, findet sich auch Persönliches und Privates; der für Janßens Verlag mindestens ebenso bedeutende Heinrich Scharrelmann erscheint ausschließlich als Autor und Reformpädagoge - vielleicht weil sich Pieler bei Scharrelmanns Charakterisierung nur auf die grundlegende Arbeit von Dirk Hagener zur Bremer Reformbewegung in der Kaiserzeit und auf die Darstellung der Bremer Lehrerschaft bis 1933 von Hinrich Wulff stützt. (Wulffs 1950 erschienenes Werk rechnet er seltsamerweise zu gedruckten Quellen.) Jedoch angesichts der Bedeutung, die Pieler Scharrelmann als meistverkauftem Autor des Janßen-Verlages zuerkennt, hätte Wilhelm Müllers, Dissertation über Scharrelmann von 1979 hinzugezogen werden sollen. Ebenso fehlt im Literaturverzeichnis die 1986 erschienene Monographie von Renate Bienzeisler über den zweiten wichtigen Bremer Reformpädagogen, mit dem Janßen zusammenarbeitete: Fritz Gansberg. Außerdem hätte sich Pieler zu dem mehrfach erwähnten "Bremer Schulstreit" nicht nur auf die Sekundärliteratur beziehen, sondern den Verhandlungsbericht gleichen Titels von 1907 einsehen können.
Neben Primär- und Sekundärliteratur nutzte der Autor für seine Arbeit zahlreiche wichtige Quellen, vor allem den in der Hamburger StUB verwahrten Nachlaß Janßens und dessen Notizen aus einem persönlichen Nachlaß, den seine Erben zur Auswertung zur Verfügung stellten. Trotzdem bleibt Alfred Janßen als Person etwas unscharf, z.B. in seiner politischen Einstellung (lehnte er "die Sozialdemokratie" tatsächlich strikt ab?). Anschaulich wird eine Verlegerpersönlichkeit mit sozialem Engagement, die sich der Jugend- und Volksbildung verschrieb und damit finanziell nur mäßigen Erfolg hatte. Janßens Bedeutung ist bis heute noch nicht ganz zu ermessen. Er gab jungen Reformern die Chance, zu veröffentlichen und so ihr Gedankengut in die pädagogische Diskussion einzubringen. Es war daher hohe Zeit, Janßens Wirken darzustellen, und dafür ist Peter-Hubertus Pieler sehr zu danken.
Sylvelin Wissmonn
aus: Seite 322-323
Germanistik 37. Jg., 1996, 1, Seite 343
Die drei Hauptteile beginnen jeweils mit einer allgemeinen Vorbemerkung. Das Aufblühen des (Kunst-)Zeitschriftenwesens gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird allerdings nur erwähnt, nicht beschrieben oder begründet. Die Einführung zum Hauptteil über die schöngeistige und Sachbuchliteratur ist knapp, umfaßt aber das Wesentliche. Dem Teil über die Reformautoren in Janßens Verlag ist mit dem Abschnitt "Der Drang nach pädagogischem Fortschritt in Hamburg und Bremen" eine besonders lange Einführung vorangestellt.
Die Autoren werden, ihrer Bedeutung für den Verlag entsprechend, jeweils mit Lebensdaten und biographischem Hintergrund ausgestattet. Auffällig ist eine ungleiche Gewichtung: Zu den meisten Autoren, wie etwa zu Carl Adolf Mönckeberg, findet sich auch Persönliches und Privates; der für Janßens Verlag mindestens ebenso bedeutende Heinrich Scharrelmann erscheint ausschließlich als Autor und Reformpädagoge - vielleicht weil sich Pieler bei Scharrelmanns Charakterisierung nur auf die grundlegende Arbeit von Dirk Hagener zur Bremer Reformbewegung in der Kaiserzeit und auf die Darstellung der Bremer Lehrerschaft bis 1933 von Hinrich Wulff stützt. (Wulffs 1950 erschienenes Werk rechnet er seltsamerweise zu gedruckten Quellen.) Jedoch angesichts der Bedeutung, die Pieler Scharrelmann als meistverkauftem Autor des Janßen-Verlages zuerkennt, hätte Wilhelm Müllers, Dissertation über Scharrelmann von 1979 hinzugezogen werden sollen. Ebenso fehlt im Literaturverzeichnis die 1986 erschienene Monographie von Renate Bienzeisler über den zweiten wichtigen Bremer Reformpädagogen, mit dem Janßen zusammenarbeitete: Fritz Gansberg. Außerdem hätte sich Pieler zu dem mehrfach erwähnten "Bremer Schulstreit" nicht nur auf die Sekundärliteratur beziehen, sondern den Verhandlungsbericht gleichen Titels von 1907 einsehen können.
Neben Primär- und Sekundärliteratur nutzte der Autor für seine Arbeit zahlreiche wichtige Quellen, vor allem den in der Hamburger StUB verwahrten Nachlaß Janßens und dessen Notizen aus einem persönlichen Nachlaß, den seine Erben zur Auswertung zur Verfügung stellten. Trotzdem bleibt Alfred Janßen als Person etwas unscharf, z.B. in seiner politischen Einstellung (lehnte er "die Sozialdemokratie" tatsächlich strikt ab?). Anschaulich wird eine Verlegerpersönlichkeit mit sozialem Engagement, die sich der Jugend- und Volksbildung verschrieb und damit finanziell nur mäßigen Erfolg hatte. Janßens Bedeutung ist bis heute noch nicht ganz zu ermessen. Er gab jungen Reformern die Chance, zu veröffentlichen und so ihr Gedankengut in die pädagogische Diskussion einzubringen. Es war daher hohe Zeit, Janßens Wirken darzustellen, und dafür ist Peter-Hubertus Pieler sehr zu danken.
Sylvelin Wissmonn
aus: Seite 322-323
Germanistik 37. Jg., 1996, 1, Seite 343
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