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Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen
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Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen
eBook140 Seiten1 Stunde

Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen

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Über dieses E-Book

Immer mehr Menschen leben und altern kinderlos. Kinderlose Menschen haben im Alter ein höheres Risiko Einsamkeit zu erleben. Deshalb stand im Zentrum bisheriger Forschung die Frage nach den sozialen Kontakten alter kinderloser Menschen.

Kinderlosen wird von der Gesellschaft unterstellt, nichts zum Generationenvertrag beizutragen. Sie gelten als „TrittbrettfahrerInnen“ im Sozialsystem, die kaum Verantwortung übernehmen für nächste Generationen. Altern wird als lebenslanger und individueller Prozess verstanden, der nur in der Betrachtung über den Lebensverlauf zu verstehen ist.

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, Einblicke zu erhalten in das Älterwerden kinderloser Frauen. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Entstehung der Kinderlosigkeit auf den Alternsprozess wirkt und ob kinderlose Frauen auch generativ tätig sind. Dabei wurde auf mögliche Unterschiede zwischen gewollt und ungewollt kinderlosen Frauen geachtet.

Den Hauptdatenbestand der qualitativen Untersuchung, die dem Forschungsstil der Grounded Theory nach Strauss und Corbin folgt, bilden 5 Interviews mit kinderlosen Frauen zwischen 55 und 75 Jahren, davon zwei ungewollt kinderlose und drei gewollt kinderlose Frauen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Weg zur Kinderlosigkeit als Schlüsselprozess im Leben kinderloser Frauen zu betrachten ist. Eine bewusste Entscheidung für ein Leben ohne Kind beeinflusst den biographischen Verlauf und das Älterwerden der Frau positiv. Gewollt kinderlose Frauen erleben in der retrospektiven Betrachtung kaum Wehmut, sie haben einen positiveren Blick auf ihr Altern und klarere Pläne für den Fall von Pflegebedürftigkeit. Unabhängig ob gewollt oder ungewollt kinderlos, sind Frauen ohne Kinder im Alter wirtschaftlich abgesichert, wissen um ihr Risiko im hohen Alter alleine zu sein und legen großen Wert auf ihre Selbständigkeit. Sie haben Kontakte zu Jüngeren und bringen sich in vielfältiger Weise, bis hin zu materiellem Transfer, für jüngere Generationen ein.
SpracheDeutsch
Herausgeberbuch & netz
Erscheinungsdatum16. Dez. 2014
ISBN9783038051411
Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen

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    Buchvorschau

    Vom Älterwerden und generativen Verhalten kinderloser Frauen - Sonja Schiff

    ein.

    1 Einleitung

    Die vorliegende Arbeit untersucht das Älterwerden kinderloser Frauen, sowie ihr generatives Verhalten. Es wird der Frage nachgegangen, wie kinderlose Frauen altern, wie sie Sorge tragen für jüngere Generationen oder Gelebtes weiter geben. Ein weiteres Augenmerk wurde auf mögliche Unterschiede, zwischen gewollt und ungewollt kinderlosen Frauen gelegt.

    1.1 Problemstellung

    In der öffentlichen Diskussion des Themas demografischer Wandel, wird häufig die Frage aufgeworfen, wer wieviel zum Generationenvertrag beiträgt. Kinderlosigkeit wird in dieser Diskussion negativ bewertet. Kinderlose Menschen werden als Egoistinnen/ Egoisten bezeichnet, die vor allem die eigenen Bedürfnisse im Auge haben und die Sorge um nachfolgende Generationen anderen überlassen (vgl. Ruckdeschel 2007, S. 1). Der Soziologe Kaufmann (2005) spricht von einer „strukturellen gesellschaftlichen Rücksichtslosigkeit gegenüber Familien" (Kaufmann 2005, S. 153) und bezeichnet in Folge Kinderlose als „Trittbrettfahrer" (Kaufmann 2005, S. 158).

    Demografen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es nicht die zunehmende Zahl der kinderlosen Frauen ist, die die durchschnittliche Fertilitätsrate unter das Reproduktionsniveau drückt und damit das Sozial- und Pensionssystem in Gefahr bringt, sondern die immer kleiner werdende Anzahl von Frauen, die vier oder mehr Kinder bekommen (vgl. Kytir & Wiedenhofer-Galik, 2003, S. 33).

    Die feministischen Forscherinnen Reinhardt (2003) und Hager (2006) weisen den Vorwurf der Trittbrettfahrerin zurück. Sie entgegnen, man würde kinderlosen Frauen Makel andichten und ihnen mit sozialem Druck begegnen. Aus feministischer Sicht darf sich jede Frau gegen Kinder entscheiden und ist ein bewusst kinderloses Leben als Lebensform zu akzeptieren (vgl. Reinhardt 2003, S. 209, Hager 2006, S. 145).

    In gerontologischen Schriften findet man Kinderlosigkeit am Rande und nicht geschlechtsspezifisch genannt. Im österreichischen Hochaltrigenbericht wird mit nur wenigen Sätzen darauf hingewiesen. Es wird darin die Sorge geäußert, dass der starke Anstieg „zeitlebens kinderloser Menschen" dazu beitragen wird, das familiale Potential zu schwächen. Hochbetagte würden an erster Stelle Töchter, Schwiegertöchter und Söhne als hilfeleistende Personen angeben. Wenn diese zunehmend fehlen, würde in Folge auch der Anteil Hochbetagter ohne familiäres Hilfesystem zunehmen (vgl. Majce 2009, S. 231ff).

    Die Berliner Altersstudie untersuchte die sozialen Beziehungen alter Menschen. Dabei konzentrierte sie sich, neben den Faktoren Verwitwung und Heimaufenthalt, auf den Faktor Kinderlosigkeit und kam zu dem Ergebnis, dass „Kinderlose", im Vergleich zu Eltern, kleinere Netzwerke haben und sich einsamer fühlen (vgl. Wagner, Schütze & Lang 2010, S. 325).

    Kinderlosigkeit und Älterwerden wird häufig bei Paaren untersucht. Pollmann-Schult (2011) widmete sich den sozialen Netzwerken kinderloser Paare in den späten Lebensphasen. Erkelenz (2005) untersuchte mit einer quantitativen Studie Generativität und zweite Lebenshälfte bei kinderlosen Paaren und Bengel, Carl, Mild und Strauß (2000) betrachteten die langfristigen psychischen Folgen ungewollter Kinderlosigkeit bei Paaren.

    Geschlechtsspezifische Untersuchungen gibt es zu alten, ledigen, kinderlosen Frauen (vgl. Engel, Nestmann, Niepel & Sickendiek 1996) und zum Phänomen der Singularisierung in Verbindung mit Kinderlosigkeit (vgl. Schnurr 2011). Feministische Literatur beschäftigt sich vor allem mit gewollt kinderlosen Frauen und hier wird, meistens im Ausblick und der Diskussion, auch das Thema Älterwerden ohne Kinder benannt (vgl. Carl 2002, Hager 2006, Reinhardt 2003). Geschlechtsspezifische Studien zu kinderlosen Männern beschäftigen sich mit jüngeren Männern, hier vor allem mit deren Lebenssituation und Kinderwunsch (vgl. Von der Lippe & Fuhrer 2003).

    Generativität ist ein wesentlicher Aspekt der frühen und späten Erwachsenenphase und bedeutet, sich um jüngere Generationen zu kümmern. Neben der Zeugung von Kindern, geht es bei Generativität auch um die Vermittlung von Wissen und Werten. Ältere Menschen brauchen zu ihrer eigenen Weiterentwicklung den Kontakt zu Jüngeren. Sie wollen das Gelebte weitergeben und sich, etwa mit Lebensrückblicken, mit ihrem gelebten Leben auseinandersetzen (vgl. Kruse & Wahl 2010, S. 193). Im Leben von Eltern passiert dies über die Betreuung der Kinder, Enkelkinder und Urenkel. Die Bedeutung der Enkel- und Urenkelkinder nimmt im Alter, durch den Verlust der Verwandten und Freunde der eigenen Generation, sogar noch zu (vgl. Wagner, Schütze & Lang 2010, S. 332).

    Generativität ist jedoch nicht auf eigene Kinder begrenzt. Sie kann auch über anderes Tun, beispielsweise Unterrichtstätigkeit oder soziales Engagement, ihren Ausdruck finden (vgl. Erikson 1988, Kotre 2001).

    1.2 Forschungsziel und Forschungsfragen

    Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Frage, wie kinderlose Frauen älterwerden und generatives Verhalten leben. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob es Unterschiede gibt zwischen gewollt und ungewollt kinderlosen Frauen. Generativität wurde als zu vertiefendes Thema gewählt, weil hier eine Forschungslücke vorliegt.

    Zugrunde liegen der Untersuchung die Konzepte der Lebensspanne (vgl. Baltes 1990) und der Lebensphasen (vgl. Backes & Clemens 2013). Altern ist demnach ein individueller Lebensprozess. Der Mensch durchlebt im Laufe seines Lebens Stabilität, Übergänge, Wendepunkte, kritische Lebensereignisse, sowie Gewinne und Verluste. Er verarbeitet diese Erlebnisse, integriert sie in sein Leben und damit auch in sein Altern. Will man als Forscherin einen differenzierten Blick auf das Altern richten, ist aus meiner Sicht eine Betrachtung des Lebens über den Verlauf notwendig.

    Gerontologische Forschung zum Thema Kinderlosigkeit ist grundsätzlich noch Mangelware, der geschlechtsspezifische Blick auf das Thema noch seltener. Daher habe ich mich dazu entschieden, in den Fokus meiner Masterthesis kinderlose Frauen zu stellen.

    Die Gründe und Motivationen kinderlos zu bleiben, sind unterschiedlich. Frauen bleiben kinderlos aufgrund körperlicher Ursachen oder verpassen die Zeit der Fruchtbarkeit. Sie sind kinderlos, weil sie in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben oder entscheiden sich bewusst dafür, ein Leben ohne Kinder zu führen. So vielfältig die Gründe für Kinderlosigkeit sind, so unterschiedlich sind – so vermute ich – die Auswirkungen der Kinderlosigkeit auf das Leben und auf das Altern der Frauen.

    Die Forschungsfragen:

    Wie erleben kinderlose Frauen Ihr Älterwerden, inwieweit geben sie etwas weiter an nächste Generationen und wie wirkt der Grund/ Anlass der Kinderlosigkeit auf das Älterwerden?

    Wie kam es zur Kinderlosigkeit? Sind die Frauen gewollt oder ungewollt kinderlos geblieben?

    Wie wurde die Kinderlosigkeit verarbeitet und ins Leben integriert?

    Wie hat die Kinderlosigkeit das Leben der Frauen beeinflusst?

    Wie sehen die Kontakte zu jüngeren Generationen aus?

    Wie wird nächsten Generationen etwas weitergegeben?

    Welche Vorstellungen gibt es zum Älterwerden? Wie bereiten die Frauen Ihr Älterwerden vor?

    Wie wird die Kinderlosigkeit im Lebensrückblick betrachtet?

    Welche Unterschiede gibt es zwischen ungewollt und gewollt kinderlosen Frauen?

    Die Untersuchung soll einen differenzierten Blick ermöglichen auf Frauen, die ohne Kinder leben und alt werden. Sie soll den Negativzuschreibungen, denen kinderlose Frauen oft ausgesetzt sind, entgegen treten.

    Es wird außerdem davon ausgegangen, dass die Untersuchung weitere Fragen zum Älterwerden kinderloser Frauen aufwerfen wird und eine Grundlage für vertiefende Studien darstellen kann.

    1.3 Vorgehen und Methode

    Nach ersten Annäherungen an das Thema Kinderlosigkeit, in Form von Gesprächen mit kinderlosen Frauen in Sozialen Medien, wurden für die Untersuchung insgesamt fünf Interviews mit kinderlosen Frauen zwischen 55 und 75 Jahren durchgeführt. Zwei der Frauen definierten sich im Interview als ungewollt kinderlos, drei Frauen bezeichneten sich als gewollt kinderlos. In den Gesprächen wurde mit den Frauen eine Art Lebensbogen zu ihrer Kinderlosigkeit vollzogen, er reichte von der Entstehung der Kinderlosigkeit bis zu ihren Plänen für das hohe Alter.

    Die Untersuchung folgt dem Forschungsstil der Grounded Theory nach Strauss und Corbin. Nach der Transkription der Interviews wurde in den Daten, mit Hilfe eines zirkulären Kodierungs- und Interpretationsverfahrens, nach Codes und Kategorien gesucht. Das Literaturstudium zur Untersuchung erfolgte, ganz im Sinne der Grounded Theory, begleitend, um inhaltliche Vorannahmen gering zu halten.

    1.4 Gliederung der Arbeit

    Die Arbeit unterteilt sich in insgesamt sieben Kapitel. Nach der Einleitung folgt das zweite Kapitel mit einem Diskurs über das gerontologische Paradigma Altern ist ein Prozess. Nach einer Darstellung der Begriffe Alter und Altern, wird die Prozesshaftigkeit des Alterns anhand der Theorie der Lebensspanne und der Lebensphasen dargestellt. Es folgt ein geschlechtsspezifischer Blick auf das weibliche Altern und eine umfassende Darstellung des Begriffs der Generativität.

    Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Thema Kinderlosigkeit bei Frauen. Nach der Vorstellung verschiedener Definitionen und Kategorisierungen von Kinderlosigkeit, folgt eine Analyse zu gewollter und ungewollter Kinderlosigkeit, sowie zu Bewältigungsstrategien und Folgen von Kinderlosigkeit.

    Kapitel vier beschäftigt sich mit der Methodologie. Es werden der qualitative Forschungsansatz und der Forschungsstil der Grounded Theory, sowie die Schritte des Forschungsverlaufes beschrieben.

    In Kapitel fünf sind die Interviews der kinderlosen Frauen in Form von Einzelfalldarstellungen nachzulesen. Kapitel sechs beschäftigt sich mit der vergleichenden Analyse, es werden die, in den Daten entdeckten, Kategorien vorgestellt und bestehender Forschungsliteratur zugeordnet. In Kapitel sieben werden die Ergebnisse schließlich diskutiert und Folgerungen abgeleitet.

    In der Masterthesis wurde eine geschlechtssensible Schreibweise verwendet. Wenn es um Frauen geht, wurde die weibliche Form verwendet. Wenn es um beide Geschlechter geht, wurden diese

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