Die Zukunft von Sexualität, Familie, Kindheit und Jugend: Mit Implikationen für Kindertagesbetreuung und Jugendhilfe
Von Martin R. Textor
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Über dieses E-Book
Wie wirken sich solche Entwicklungen auf Ehe und Familie, auf Erziehung und Bildung, auf Kitas und Schulen aus? Welche Auswirkungen haben sie auf Kindheit und Jugend? Wie verändert sich das Sexualverhalten von Erwachsenen und Jugendlichen? Wie prägt die zunehmende Verwendung neuer Medien die Entwicklung der Familienmitglieder und zwischenmenschliche Beziehungen?
In diesem Buch finden Sie Antworten auf solche Fragen. Ferner werden aus den skizzierten Zukunftstrends Konsequenzen für Kindertageseinrichtungen und Jugendhilfe gezogen.
Martin R. Textor
Dr. Martin R. Textor, Jahrgang 1954, studierte Erziehungswissenschaft, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany (New York) und Kapstadt. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Vom November 2006 bis Dezember 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das nicht universitäre Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Martin R. Textor veröffentlichte 23 Monographien, 23 Fachbücher als (Mit-) Herausgeber, mehr als 470 Artikel in Fachzeitschriften, wissenschaftlichen Zeitschriften und (Hand-) Büchern (ohne graue Literatur), rund 310 Fachartikel im Internet sowie mehr als 720 Rezensionen. Ferner wirkte er an 485 Veranstaltungen - mit mehr als 24.600 Teilnehmer/innen - als Referent oder Fortbildner mit. Gemeinsam mit Antje Bostelmann gibt Martin R. Textor "Das Kita-Handbuch" heraus (www.kindergartenpaedagogik.de). Ausführliche Informationen über seine Person und seine Veröffentlichungen können auf www.ipzf.de abgerufen werden. Seine Autobiographie ist unter www.martin-textor.de zu finden.
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Buchvorschau
Die Zukunft von Sexualität, Familie, Kindheit und Jugend - Martin R. Textor
Inhalt
Einleitung
Die Zukunft der Sexualität
Die totale Aufklärung
Die „Pornografisierung" sexueller Skripte
Sexting – erotische Botschaften versenden
Chatrooms – nicht nur „dirty talking"
Der neue Partnermarkt
Cybersex und Remote Sex
Spielzeug zur Steigerung sexueller Empfindungen
Vom Robotersex zur Roboterliebe
Prostitution
Die Zukunft der Familie
Ausdifferenzierung weiterer Familienmilieus
Die Geburtenentwicklung
Eltern unter Druck
Schrumpfende Familienzeit
Wechselseitige Entfremdung
Steigende Erwartungen der Eltern an ihre Kinder
Technisierung des Haushalts
Konsumverhalten
Mediennutzung in der Familie
Kommunikation in Zeiten von Internet und Handy
Die Zukunft von Kindheit und Jugend
Kita-Kindheit
Kitas als Bildungseinrichtungen
Schulkindheit
Erziehende und betreuende Lehrer/innen
Glückliche Kinder und Jugendliche
Medienkindheit
Implikationen für die Kinder- und Jugendhilfe
Konsequenzen für Kindertageseinrichtungen
Problematische Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen
Konsequenzen für die „klassische" Jugendhilfe
Schlusswort
Literatur
Anmerkung
Autor
Buchempfehlung
Einleitung
Liebe Leserinnen und Leser,
wir leben in einer Zeit des sich ständig beschleunigenden Wandels: Wissenschaftler/innen produzieren immer schneller neues Wissen; die Industrie stellt mehr technisch neuartige oder zumindest verbesserte Waren her; Wirtschaft und Arbeitswelt verändern sich rasant; in der Gesellschaft entstehen fortwährend weitere Subkulturen und Milieus.
Wie wirken sich solche Entwicklungen auf Ehe und Familie, auf Erziehung und Bildung, auf Kindertageseinrichtungen und Schulen aus? Wie verändern sich Kindheit und Jugend? Welche Auswirkungen hat der für Jugendliche unbegrenzte Zugang zu pornografischen Websites auf deren sexuelle Entwicklung? Wie verändert sich das Sexualverhalten von Erwachsenen? Wie prägt die zunehmende Verwendung neuer Medien die Entwicklung der Familienmitglieder und zwischenmenschliche Beziehungen?
Um solche und ähnliche Fragen geht es in diesem Buch. Ich beschreibe aktuelle Trends und schreibe sie für die nächsten 10 bis 20 Jahre fort. Dies geschieht aus der relativ neutralen Position eines Beobachters heraus: Ich präsentiere die Zukunftsentwicklungen als „Tatsachen" (trotz aller bei Prognosen zu erwartenden Unsicherheiten!), versuche also, sie nicht emotional zu bewerten. Das wird bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sicherlich anders sein. Hierfür gibt es mindestens drei Gründe:
Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten laufen Entwicklungen in Bereichen wie Umwelt, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft viel schneller ab. Darauf sind Menschen – evolutionsbiologisch gesehen – nicht vorbereitet: Wir haben schließlich jahrtausendelang in einer Welt gelebt, die sich kaum verändert hat. Zudem betreffen die heutigen Entwicklungen nicht nur einen einzigen Lebensbereich, sondern alle. Wir reagieren darauf oft – bewusst oder unbewusst – mit Ängsten („Das ist ja alles schrecklich!) oder mit Verleugnung („So schlimm wird es schon nicht werden!
). Stattdessen sollten wir die Entwicklungen so nehmen, wie sie sind bzw. wie sie sich in den kommenden Jahren entfalten werden. Vielleicht können wir die eine oder andere sogar noch in ihrem Verlauf beeinflussen. Jedoch sind die meisten Trends – wie z.B. die Alterung der Bevölkerung, die Entstehung neuer Subkulturen aufgrund der Zuwanderung oder die zunehmende Müttererwerbstätigkeit – nicht mehr aufzuhalten.
Je nach Bereich sehen wir die Entwicklungen eher positiv oder eher negativ. So werden die Wissensexplosion im Bereich der Wissenschaften, technische Innovationen und medizinische Fortschritte zumeist befürwortet: Wer möchte nicht das neuste Smartphone haben oder ein Auto mit den modernsten Assistenzsystemen besitzen? Wer freut sich nicht darüber, dass immer mehr Krankheiten behandelt werden können und die Lebenserwartung kontinuierlich steigt? Hingegen sehen wir Trends in Bereichen wie Klimawandel oder neue Medien eher negativ.
Insbesondere bei der Bewertung von gesellschaftlichen Entwicklungen spielen eigene Erfahrungen und Einstellungen eine große Rolle. Wenn ich also Veränderungen im Familienleben oder in der Kindheit skizziere und in die Zukunft hinein fortschreibe, vergleichen ältere Leserinnen und Leser meine Aussagen damit, wie sie als Kinder oder als junge Eltern gelebt haben. Und oft sagen sie dann: „Das ist ja schrecklich: Heute sitzen Kinder fortwährend vor dem Bildschirm! War das doch schön in unserer Kindheit, als wir die meiste Zeit draußen in der Natur waren und uns jeden Nachmittag mit unseren Freunden treffen konnten! Oder: „Jetzt geben Mütter schon ihre einjährigen Kinder in ‚Fremdbetreuung‘. Was sie da wohl ihren Sprösslingen antun! Meine Frau war daheim, bis unsere Kinder aufs Gymnasium gingen!
Dabei vergessen sie, dass in den letzten 100 Jahren jede Generation eine ganz andere Kindheit erlebt hat – denken wir nur an Kindheit im Dritten Reich, Kindheit im Nachkriegsdeutschland, Kindheit in den 1960er und 1970er Jahren, Kindheit in der DDR usw. Selbstverständlich leben die Kinder von heute anders, als wir Erwachsenen als Kinder gelebt haben oder Kinder im Jahr 2030 leben werden. Sie leben ihre Kindheit – und wir sollten diese nicht schlecht machen, indem wir sie mit unseren, im Rückblick oft geschönten Kindheitserinnerungen vergleichen!
Also versuchen Sie bitte, die in meinem Buch vorgestellten Entwicklungen „neutral" zu sehen und nicht durch die Brille der eigenen Kindheitserinnerungen oder des eigenen Familienleitbildes!
Beim Lesen werden Sie feststellen, dass ich in die Breite gegangen bin und viele Themen nur angerissen habe – Sie erhalten die wichtigsten Informationen und gleichzeitig viele Anstöße zum Nachdenken. Da ich vor allem „Laien" erreichen möchte, habe ich großen Wert auf eine gute Lesbarkeit des Textes gelegt und häufig auf Literaturhinweise verzichtet. Da ich beruflich und privat viel mit Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Psycholog/innen zu tun habe, habe ich allerdings im Schlussteil