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Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen: Ein Elternguide durch die Pubertät
Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen: Ein Elternguide durch die Pubertät
Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen: Ein Elternguide durch die Pubertät
eBook285 Seiten12 Stunden

Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen: Ein Elternguide durch die Pubertät

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Über dieses E-Book

Ein idealer Wegbegleiter für Eltern mit vielen praktischen Beispielen! "Pubertät ist, wenn die Eltern anfangen schwierig zu werden" - Diesen oder einen ähnlichen Satz hat fast jeder schon einmal gehört und viele Eltern fürchten die Zeit, in der ihre Kinder in die Pubertät kommen. Mit ihrem Buch zeigt Katrin Kroll, dass diese Zeit gar nicht so sehr zum Fürchten ist, sondern gut gemeistert werden kann. Professionell und gleichzeitig humorvoll beleuchtet sie verschiedene Themen wie z.B. Identitätsfindung, Sexualität, Medienkonsum, Freundschaften, Schule, Gott, Glaube etc.
SpracheDeutsch
HerausgeberSCM Hänssler
Erscheinungsdatum2. Sept. 2019
ISBN9783775174596
Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen: Ein Elternguide durch die Pubertät
Autor

Katrin Kroll

Katrin Kroll ist Erzieherin und hat an der IGNIS Akademie Christliche Psychologie studiert. Sie arbeitet psychotherapeutisch mit Kindern, Jugendlichen und Familien und bildet Seelsorger und Berater im Kinder- und Jugendbereich aus. Als Supervisorin unterstützt sie außerdem Schulen, Kitas und pädagogische Einrichtungen. Sie ist verheiratet und lebt in Jena und Kitzingen.

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    Buchvorschau

    Chill mal kurz, ich werd' nur schnell erwachsen - Katrin Kroll

    KATRIN KROLL

    CHILL

    MAL

    KURZ,

    ICH WERD’ NUR SCHNELL ERWACHSEN

    EIN ELTERNGUIDE DURCH DIE PUBERTÄT

    SCM | Stiftung Christliche Medien

    SCM R. Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

    ISBN 978-3-7751-7459-6 (E-Book)

    ISBN 978-3-7751-5911-1 (lieferbare Buchausgabe)

    Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

    © 2019 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

    Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

    Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: info@scm-haenssler.de

    Die Bibelzitate wurden folgenden Übersetzungen entnommen:

    LÜ: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

    Hfa: Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis – Brunnen Basel

    NGÜ: Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft

    Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

    Lektorat: Damaris Müller

    Umschlaggestaltung: Christina Custodis, Bundes-Verlag Witten

    Autorenfoto: Torsten Kroll

    Titelbild: Gettyimages.de, Bild-ID: 948729486, benzoix

    Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

    Inhalt

    Über den Autor

    Vorwort

    1.  »Ich hab’ jetzt Pubertät, Mama« – Was man grundsätzlich über Pubertät wissen sollte

    Die nächste Generation: Schon immer eine Herausforderung

    Pubertät – Was ist das eigentlich?

    Hormone und Gehirnentwicklung – Was im Körper »abgeht«

    Kein Kind mehr und noch nicht erwachsen …

    Eltern haben auch Pubertät?!

    Zwischen allen Stühlen – Anforderungen und Möglichkeiten für alle

    2.  »Ich wüsste auch gern, wer ich bin, Papa« – Wie wir die Teens in ihrer Identitätsentwicklung unterstützen können

    Identität … Wissen, wer man ist?!

    Cool sein … Wer will das nicht?

    Selbstwahrnehmung – Kann ich spüren, wer ich bin?

    Noch cooler als alle anderen! Die Sache mit dem Vergleichen

    Wen frage ich? Wem vertraue ich? Was hast du mir schon zu sagen?

    3.  »Ist doch alles blöd, Mama« – Was Jugendliche erleben und wo wir helfen dürfen

    Gefühle: Lebendigkeit und Überflutung

    Affektregulation – Wie geht das eigentlich?

    Affektregulation II – Der Weg aus der Krise

    Gott ist mittendrin

    Werte und Impulskontrolle entwickeln

    4.  »Ich mach’ das, wie ich will, Papa« – Wie Jugendliche sinnvolle Schritte in die Selbstständigkeit gehen

    »Du spinnst wohl?« – Die Ziele des anderen nicht (mehr) verstehen

    Pläne umsetzen ist nicht immer einfach

    Mit Ängsten und Unwägbarkeiten umgehen lernen

    Wer hat welche Verantwortung? – Autorität und Selbstständigkeit

    5.  »Mir ist egal, ob du den magst, Papa« – Wie wichtig Freunde sind und was das für Eltern bedeutet

    »Eric hat gesagt …« – Wer auf wen Einfluss nimmt

    Veränderte Beziehungen – Was verbindet uns, was trennt uns?

    Gute Beziehungen sind immer freiwillig – oder nicht?

    So macht man das! Welche Regeln für Beziehung gelten

    6.  »Ich hab’ das im Griff, Mama« – Wie Jugendliche fit werden, mit Konsum und Sucht umzugehen

    »Da hab’ ich Bock drauf« – Wie sich die Bedürfnisse im Jugendalter verändern

    Der Frust mit den Grenzen

    »Das machen doch alle« – Sozialer Druck und andere Herausforderungen

    Wie stärken wir das Einschätzungsvermögen der Teens?

    7.  »Warte kurz, ich hab’ ’ne App, Papa« – Wie wir gemeinsam mit unseren Teenagern den Umgang mit Medien erlernen

    »Ich bin online« – Eine Welt sich verändernder Kontaktmöglichkeiten

    Digital natives und digital immigrants – Eine Generationengrenze der besonderen Art

    Potenzial und Gestaltungsraum neuer Medien

    Genau hinschauen – Gefahren erkennen und ernst nehmen

    8.  »Das geht dich gar nix an, Mama« – Wie wir unsere Teenager in ihrer Sexualitätsentwicklung gut begleiten können

    O Schreck, die Hormone – Eine echte Herausforderung für alle

    Wer spricht mit wem? Eine sinnvolle Sprachkultur zu Sexualität finden

    Körpergefühl und Co. – Was es für die Entwicklung gesunder Sexualität braucht

    Von der Kostbarkeit schwärmen, das Wertvolle schützen

    9.  »Das macht mich voll aggro, Mama« – Wie Jugendliche Aggression und Gewalt erleben und wo sie Hilfe brauchen

    Woher kommt die ganze Wut?

    Körperliche und emotionale Ebenen der Aggression

    »Da haut’s bei mir die Sicherung raus!« – Impulskontrolle lernen

    Gewalt – Wo positionierst du dich?

    10.  »Ich bin eh voll der Loser, Papa« – Was Jugendlichen Selbstbewusstsein gibt und ihnen Ressourcen eröffnet

    Selbstbewertung kann (oder muss?) man lernen

    Identitätsarbeit als Prozess

    Erfolge und Misserfolge feiern und gemeinsam tragen

    11.  »Helft mir, Mama und Papa« – Wo wir Jugendlichen in Krisenzeiten klare Hilfe anbieten müssen

    Themen und Situationen

    12.  »Die ist okay, Mama!« – Helfer und Hilfen

    Beratungsstellen

    Pädagogische Fachleute

    Berater und Therapeuten

    Jugendamt

    Ärzte und Kliniken

    Helfernetze

    13.  »Ich hab’ jetzt Pubertät, Gott« – Was Gott in der nächsten Generation sieht

    Mein Bild von Gott

    Gottes Bild von mir

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    Über die Autorin

    KATRIN KROLL ist Erzieherin und hat an der IGNIS Akademie Christliche Psychologie studiert. Sie arbeitet psychotherapeutisch mit Kindern, Jugendlichen und Familien und bildet Seelsorger und Berater im Kinder- und Jugendbereich aus. Als Supervisorin unterstützt sie außerdem Schulen, Kitas und pädagogische Einrichtungen. Sie ist verheiratet und lebt in Jena und Kitzingen.

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    Vorwort

    Ich freue mich sehr darüber, dass Sie dieses Buch aufgeschlagen haben. Wie schön, dass es Menschen gibt, die sich Gedanken darüber machen, wie wir junge Menschen unterstützen können – und die sich nicht von jugendlichen Ideen und Verhaltensweisen in die Flucht schlagen lassen ☺.

    Aber ich kann mir natürlich auch vorstellen, dass Sie manche Fragen mitbringen oder vielleicht im Stress sind. Für alle diese Situationen ist dieses Buch gedacht.

    Ich möchte mich gemeinsam mit Ihnen auf den Weg machen, um über Jugendliche und deren Lebenssituation nachzudenken. Dabei ist es mir ein Anliegen, Ihnen nicht nur sachliche Informationen über die verschiedenen Entwicklungen in der Pubertät zu vermitteln, sondern insbesondere auch hilfreiche Anregungen für den »alltäglichen Wahnsinn« weiterzugeben. Vielleicht gelingt es uns ja außerdem, gemeinsam über die eine oder andere Situation zu schmunzeln.

    In meiner psychotherapeutischen Arbeit komme ich mit vielen Familien in Kontakt, und ich staune über die verschiedenen Lebenswege, die Eltern und Jugendliche miteinander gehen. In den persönlichen Gesprächen erleben wir eine Menge interessanter Dinge: Wir lachen viel und weinen manchmal; da gibt es Wut und Eifersucht, Streit um Grenzen und Bedürfnisse und immer wieder wundern wir uns – gelinde gesagt – übereinander.

    In alldem habe ich festgestellt, dass es sich lohnt, mit der nächsten Generation in Kontakt zu kommen. Auf diesem gemeinsamen Weg können wir alle viel lernen, und es ist großartig zu bemerken, dass Gott gerade auch in diesen Dingen erlebbar ist.

    Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und immer wieder neue Aha-Erlebnisse: die Erleichterung, in manchen Situationen nicht alleine zu sein; die Ermutigung, neue Ideen auszuprobieren oder einfach dranzubleiben; und die Gelegenheit, auch mal herzlich über die eine oder andere Situation zu lachen …

    Ihre Katrin Kroll

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    1.

    »Ich hab’ jetzt Pubertät, Mama« – Was man grundsätzlich über Pubertät wissen sollte

    Die nächste Generation: Schon immer eine Herausforderung

    Rumms. Die Tür im oberen Stock fliegt zu und mit donnernden Schritten poltert Christina über die Treppe nach unten.

    Angelika hält den Atem an: Sie kann spüren, dass ihre Tochter heute gar keine gute Laune hat. Behutsam stellt sie den Becher mit Tee, den sie ihr zum Frühstück gemacht hat, auf den Tisch.

    Christina schiebt den Kopf durch die Küchentür. »Ich geh mal.«

    Angelika protestiert: »Bitte iss erst noch was!«

    »Tschüss, Mama!«

    Christinas vorwurfsvoller und zugleich spöttischer Ton verletzt Angelika in letzter Zeit immer häufiger. Sie lauscht auf die sich entfernenden Schritte ihrer Tochter. Bis vor Kurzem war sie doch noch »ihr kleines Mädchen« und jetzt geraten sie fast jeden Tag aneinander und sprechen kaum noch »normal« miteinander.

    Genervt lässt Angelika sich auf einen der Stühle am Tisch sinken, verdreht die Augen und trinkt aus der Teetasse ihrer Tochter. Nie hätte sie gedacht, dass sich das zwischen ihr und Christina in dieser Art entwickeln würde. »Schließlich sind wir doch jetzt im Jahr 2019 und die Dinge liegen nicht mehr so wie zu meiner Teenagerzeit«, denkt sie. »Oder täusche ich mich da?«

    So wie Angelika ist es wohl schon so manchem Erwachsenen gegangen: In der Pubertät verändern sich unsere Kinder, und wir sind – gelinde gesagt – herausgefordert, mit dem Wechsel umgehen zu lernen. Verwundert, genervt und oft auch verletzt beobachten wir, wie sich unsere Kinder zu Jugendlichen entwickeln, und diese Zeit fühlt sich für alle Beteiligten neu und ungewohnt an.

    Das ist allerdings keine Frage der Gesellschaft oder der Zeit, in der wir leben. Dem griechischen Philosophen Sokrates (469–399 v. Chr.) werden Sätze zugeschrieben, die dessen Verwunderung darüber Ausdruck geben, was eigentlich mit den jungen Leuten los ist:

    Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

    Zwar ist nicht eindeutig erwiesen, ob dieses Zitat wirklich von Sokrates stammt. Aber es war zweifellos auch schon vor 2 400 Jahren für die Erwachsenen ziemlich unverständlich, wie es überhaupt sein kann, dass die Teenager sich so verhalten, wie sie es tun. Da hilft es auch nicht viel, dass wir uns vielleicht noch dunkel erinnern können, dass wir uns selbst während dieser Periode gegen die Regeln unserer Eltern aufgelehnt haben.

    Eigentlich ist es aber irgendwie nachvollziehbar: Die neue Generation versucht, sich von der älteren zu lösen und herauszufinden, wie sie ihr Leben gestalten will. Dabei fehlen den jungen Leuten allerdings noch klare Konzepte (was sie natürlich niemals zugeben würden). Oft ist es eher ein grundsätzliches Aufbegehren gegen die elterliche Macht als der konkrete Wunsch, einen eigenen Plan durchzusetzen.

    Dazu kommt, dass die Jugendlichen nicht durchgängig aggressiv und ablehnend sind, sondern vielmehr von einem Tag zum anderen – und manchmal sogar von einer Stunde zur anderen – von Nähe zu Distanz und von Freundlichkeit zu offener Feindlichkeit wechseln können.

    Im Folgenden wollen wir zunächst einmal der Frage nachgehen, warum diese Phase so schwierig ist und um welche Zeiträume genau es sich handelt.

    Pubertät – Was ist das eigentlich?

    Wenn Eltern rückwärtsblicken, können sie manchmal gar nicht genau sagen, wann »das« begonnen hat. Wir begegnen ganz verschiedenen Ereignissen, die sich im Übergang von Kindheit zum Erwachsensein abspielen, und benutzen ganz unterschiedliche Begriffe, um diese Beobachtungen zu beschreiben.

    Zum Beispiel verwenden wir das Wort Pubertät, das von dem lateinischen Wort pubertas (Geschlechtsreife) abgeleitet wird und damit zunächst auf einen Zeitraum zielt, in dem sich die Geschlechtsmerkmale verändern.

    Ab ca. dem 10. Lebensjahr findet ein körperlicher Umbau statt: Die Körperformen verändern sich, plötzlich wachsen Haare unter den Achseln und im Genitalbereich und die äußeren Genitalien finden neue Formen.

    Dieser äußere Prozess ist damit verbunden, dass bei den Mädchen die Regelblutung einsetzt (man nennt diesen Beginn Menarche) und es bei den Jungs zu nächtlichen Samenergüssen kommen kann.

    Wenn wir das so beschreiben, ist es leicht nachvollziehbar, dass alle diese Neuerungen vor allem für die Jugendlichen selbst sehr verwirrend sind. Das Körpergefühl muss diese »krass ekligen« (Originalzitat Simon, 12 Jahre) Veränderungen erst integrieren und so fühlen sich die Jugendlichen zunächst ungelenk, hässlich und fremd in ihrem »neuen Körper«.

    Neben dem Wort Pubertät werden noch verschiedene andere Begrifflichkeiten verwendet, die weitere Aspekte dieser Zeit transportieren:

    •  Adoleszenz: von lateinisch adolescere (heranwachsen). Hier wird der Fokus auf die Entwicklung zum Erwachsenen gelegt. Die angegebenen Zeiträume differieren bei verschiedenen Autoren, umschließen aber meist ca. das zehnte bis vierundzwanzigste Lebensjahr.

    •  Teenagerzeit: Der Begriff bezieht sich auf die englische Zählweise und rechnet zu den Teenagern alle Jugendlichen ab 13 ( thirteen ).

    •  Jugend: Bezeichnung für eine begrenzte Zeit zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein, die im Allgemeinen auf das Alter zwischen dreizehn und achtzehn festgelegt wird. An diesem Begriff orientiert sich auch das deutsche Strafrecht bei der Prüfung, ob eine Straffähigkeit vorliegt.

    Es wird deutlich, dass wir sehr unterschiedliche Bezeichnungen verwenden und mit jedem Begriff nur einen Teil der Entwicklung fassen können.

    Eigentlich ist es sogar witzig, dass sich in diesen unterschiedlichen Definitionen die Verwirrung spiegelt, die diese Zeit auslöst: Da ist ein junger Mensch in einem Wandel begriffen, und von außen ist vor allem wahrnehmbar, dass der Übergang fließend vonstattengeht. Wir haben nicht schlagartig einen Erwachsenen vor uns, sondern erleben jeden Tag, wie die Persönlichkeit eines Jugendlichen zwischen Aspekten des Erwachsenseins und der Kindheit hin und her wechselt.

    Die Teenager wollen weiter liebevoll umsorgt werden wie ein kleines Kind, suchen aber gleichzeitig (manchmal lautstark und zickig) Unabhängigkeit. Sie fühlen sich verunsichert und ungeschickt, können aber elterlichen Rat auch nicht mehr ohne Weiteres annehmen.

    Leider gibt es kein Display, an dem man ablesen kann, was gerade angebracht wäre. Und leider wissen die Jugendlichen auch oft selbst nicht, was sie brauchen oder wollen.

    Deshalb fordert diese Zeit, die sich im Großen und Ganzen zwischen dem zehnten und dem zwanzigsten Lebensjahr abspielt, von allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität, Barmherzigkeit, Geduld und immer wieder auch Humor.

    Das Wort Pubertät legt ja schon nahe, dass es sich dabei nicht nur um psychosoziale Entwicklungen handelt, sondern auch um eine Vielzahl an körperlichen Funktionen und Neuerungen. Nähern wir uns doch einmal vorsichtig diesem Geschehen an …

    Hormone und Gehirnentwicklung – Was im Körper »abgeht«

    Thomas und sein Sohn David sitzen beim Abendessen. Anne macht sich in der Küche noch einen Tee. Sie hört »ihre beiden Männer« über den gemeinsamen Lieblingsfußballverein sprechen und lächelt in sich hinein. Offensichtlich sind sie einer Meinung über den neuen Trainer, und es belustigt Anne, wie sehr sie sich über diese Sache gemeinsam aufregen können.

    Vorsichtig nimmt sie die heiße Teekanne und geht zum Tisch.

    Als sie dort ankommt, sind die Gesichter jedoch verschlossen und Schweigen ist eingekehrt. Sie stellt die Kanne ab und will schon fragen, was los ist, da springt ihr Sohn David auf.

    »Bei dir gilt immer nur, was du denkst. Das ist voll ätzend!«, wirft er seinem Vater vor. Er steht am Tisch und macht große Handbewegungen, während er sich noch weiter in Rage redet.

    Als ihm die Puste ausgeht, zögert er einen Moment – er weiß offensichtlich nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Doch dann dreht er sich um, rennt aus dem Raum und knallt die Tür hinter sich zu.

    Thomas und Anne schauen sich an.

    So ähnlich spielt sich vieles während der Pubertät ab: Aus scheinbar heiterem Himmel ändert sich die Laune und alle Beteiligten sind plötzlich mit den veränderten Gegebenheiten konfrontiert und nicht selten überfordert.

    Woran liegt das?

    Natürlich müssten wir im oben beschriebenen Fall noch ein bisschen mehr über David und seine Eltern wissen, um wirklich einschätzen zu können, weshalb sich der Streit entwickelt hat. Was wir aber sicher wissen, ist, dass sich im Körper der Jugendlichen einiges tut. (Erschrecken Sie bitte nicht, wenn es jetzt ein bisschen theoretisch wird – wir haben es gleich überstanden!)

    Hormonelle Veränderungen

    Zum einen schüttet der Hypothalamus (eine zentrale Hirnregion) irgendwann nach dem zehnten Lebensjahr vermehrt das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) im Körper aus. Es wird schon vorher im Körper produziert, aber erst mit Beginn der Pubertät veranlasst das Gehirn eine stark erhöhte Freisetzung.

    Dieses Hormon löst in der Hypophyse, einer anderen Gehirnregion, die Bildung weiterer Hormone aus, die die sexuelle Reifung (Ausschüttung von Sexualhormonen, Beginn des Zyklus beim Mädchen, Beginn vermehrter Samenreifung beim Jungen) in Gang setzen.

    Das heißt also, dass sich innerhalb kürzester Zeit der Anteil von Hormonen im Blut massiv verändert.

    Und jeder Erwachsene weiß: Neben der Auswirkung auf den Zyklus der Frau und die Samenbildung beim Mann haben Hormone großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und Gefühlswelt. Ein wahrer Hormonsturm kann sich in Körper und Psyche ereignen … Kein Wunder also, dass sich mit den schwankenden Hormonen auch die Emotionen bei den Jugendlichen im Tages- und Monatsverlauf stark verändern. Hier passt die Formulierung »von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt« sehr gut.

    Die Wechsel kommen unvermutet und zunächst unbeeinflussbar. Vielleicht sollten wir uns immer wieder daran erinnern, dass es für niemanden angenehm ist, wenn die Hormone mit dem Körper und der Gefühlswelt Achterbahn fahren. Leider erreicht die Hormonsekretion erst in der mittleren Adoleszenz (ca. 14–18 Jahre) eine relative Ausgewogenheit.

    Der zweite große Einflussfaktor in der Pubertät ist …

    Die Gehirnentwicklung

    Die Neuroforschung hat in den letzten Jahren erstaunliche Ergebnisse erzielt. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Gehirnentwicklung in den ersten zehn Jahren eher quantitativ passiert: Durch Lernen und Erleben werden im Gehirn immer neue Verknüpfungen hergestellt. Die Masse vergrößert sich durch zunehmende

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