Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung
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Über dieses E-Book
Dieses Buch ist eines ihrer ersten größeren Werke und enthält ihre genauen Beobachtungen zu Lebensweise und Metamorphose der Schmetterlinge. Zugleich ist dieses Buch eine Meisterwerk der Zeichen- und Kupferstecherkunst. Es enthält 50 detaillierte Kupferstiche der von ihr beobachteten Raupen und Schmetterlinge, sowie der Pflanzen auf und von denen diese lebten, die ebenfalls in diesem E-Book enthalten sind.
Die Kirche betrachtete bis dahin Insekten als Teufelszeug, und die Gelehrten hielten sie für unwürdige Tiere, die in einer Art Urzeugung aus faulendem Schlamm entstanden waren. Diese Theorie wurde erst im Jahr 1668 widerlegt.
Über ihre Motivation dieses Werk zu schaffen, schrieb Merian später folgendes: „Ich habe mich von Jugend an mit der Erforschung der Insekten beschäftigt. Zunächst begann ich mit Seidenraupen in meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Danach stellte ich fest, dass sich aus anderen Raupen viel schönere Tag- und Eulenfalter entwickelten als aus Seidenraupen. Das veranlasste mich, alle Raupen zu sammeln, die ich finden konnte, um ihre Verwandlung zu beobachten. Ich entzog mich deshalb aller menschlichen Gesellschaft und beschäftigte mich mit diesen Untersuchungen.“
Wegen einer besseren Lesbarkeit wurde dieses Werk nur sehr vorsichtig modernisiert, da ansonsten der Charme des Werkes verloren gehen würde. Doch auch für einen Leser der das Deutsch des späten 17. Jahrhunderts nicht kennt, ist es ohne Mühe zu verstehen. Für die Worte, die heute nicht mehr gebräuchlich oder in anderem Sinne verwendet werden, wurde ein kleiner Anhang mit den Wortbedeutungen hinzugefügt. Zusätzlich enthält dieses E-Book eine Linkliste zu thematisch passenden Artikeln in der Wikipedia.
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Rezensionen für Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung
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Buchvorschau
Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung - Maria Sibylla Merian
Der
Raupen
wunderbare
Verwandelung
und sonderbare
Blumen-Nahrung /
worinnen /
durch eine gantz-neue Erfindung /
Der Raupen / Würmer / Sommer-Vögelein / Motten /
Fliegen / und anderer dergleichen Thierlein /
Ursprung / Speisen / und Veränderungen /
samt ihrer Zeit / Ort / und Eigenschaften /
Den Naturkündigern / Kunstmahlern / und Gartenliebhabern zu Dienst / fleissig untersucht / kürtzlich beschrieben / nach dem Leben abgemahlt / ins Kupfer gestochen / und selbst verlegt /
von
Maria Sibylla Gräffinn /
Matthaei Merians / des Eltern / Seel. Tochter.
In Nürnberg
zu finden / bey Johann Andreas Graffen / Mahlern / in Frankfurt / und Leipzig / bey David Funken.
Gedruckt bey Andreas Knortzen / 1679.
2. E-Book-Auflage, April 2014
www.mach-mir-ein-ebook.de, Hamburg
ISBN: 978-3-944309-07-1
Originalausgabe: Andreas Graf und David Funken, 1679
Cover: Original Handmalerei von Maria Sibylla Merian.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Schrift: »Charis SIL« von SIL International, diese Schriftart ist unter der Open Font License verfügbar.
Inhalt
Lobgedicht.
Vorwort: Hoch-Werther / Kunst-Liebender Leser
I. Maulbeer-Baum samt der Frucht.
II. Purpurfarbe Tulipan.
III. Blauer Holder.
IV. Schwartze / süsse / Kirschenblüe.
V. Blauer / Orientalischer Haycinth.
VI. Süsser Hahnenfuß.
VII. Pflaumenblüe.
VIII. Röhrleins-Kraut.
IX. Eine weisse gefüllte Amarellen-Blüe.
X. Grosse / Spanische Stachelbeer-Blüe.
XI. Eine Weichselblüe.
XII. Gelber Veil.
XIII. Damascenische Pflaumen-Blüe.
XIV. Kleine / rohte / blüende Johannesbeerlein.
XV. Wilder Hahnenfuß.
XVI. Körbel-Kraut.
XVII. Wunder-Raupen.
XVIII. Magd-Äpfel-Blüe.
XIX. Leibfarbene Rose.
XX. Blüender Hagdorn.
XXI. Quitten-Blüe.
XXII. Kleine / hundert-blätterichte Rose.
XXIII. Süsse / frühe Kirschen.
XXIV. Grosse / hundertblätterichte Rose.
XXV. Grosse / Spanische Stichelbeer.
XXVI. Grosse Brennnessel.
XXVII. Rothe Weiden.
XXVIII. Roth-geflammte Rose.
XXIX. Weisse Johannesbeerlein.
XXX. Palm- oder Wollen-Weiden.
XXXI. Kleine / weisse Stichelbeerlein.
XXXII. Gemein Wiesen-Gras.
XXXIII. Wilde Schlehen.
XXXIV. Gunreben / mit ihrer Blüe.
XXXV. Blaue Lilien / oder Garten-Iris.
XXXVI. Breiter Wegrich.
XXXVII. Grosse / rothe / saure Johannesbeere.
XXXVIII. Eine Art Garten-Fenchel.
XXXIX. Eine Art Gartenmintze.
XL. Blaue Garten-Rittersporen.
XLI. Kleine / wilde Melden.
XLII. Der schwartze Pappelbaum.
XLIII. Der blüende Kopf- oder Lattich-Salat.
XLIV. Blüende / kleine Brennessel.
XLV. Eine gelbe Köhlblüe.
XLVI. Purpurfarbe Bisem-Blume.
XLVII. Pflaumen-Frucht.
XLVIII. Kleine Gartenpappel-Rose.
XLIX. Purpurfarbes Negelein.
L. Eichelbaum / samt der Frucht.
Raupen-Lied
Worterklärungen
Zum Thema gehörige Artikel in der Wikipedia
Lobgedicht.
Es ist Verwunderns werth / daß ihnen auch die Frauen
dasjenige getrauen
zu schreiben / mit Bedacht /
was der Gelehrten Schaar so viel zu thun gemacht.
Was Gesner / Wotton / Penn / und Mufet überlassen
in Schrifften zu verfassen;
das hat dir / Engelland /
mein Teutschland nachgethan durch kluge Frauenhand.
Was Gudart / und von Mey / in Seeland einst geschrieben /
liest man zwar / mit Belieben:
Jedoch ist Lobens werth /
daß ihnen eine Frau es gleich zu thun begehrt.
Was Swammerdam verspricht / was Harvey einst verloren /
kommt jederman zu Ohren;
daß ein kunstreiches Weib
diß alles selbst geleist / zu ihrer Zeit-vertreib.
Was der berühmte Red / in Welschland / jüngst erfahren;
was / vor so langen Jahren /
der Stradan hat / in Ertz /
gebildet / zu Florenz / ist Jener nur ein Scherz.
Es mag auch Spanien Bustamantin hoch loben /
wir halten gleiche Proben;
und zeigen / was da kan /
durch seiner Tochter Fleiß / der werthe Merian!
C. Arnold.
Hoch-Werther / Kunst-Liebender Leser:
D
ieweil ich meine Blumen-Mahlerey mit Raupen / Sommer-Vögelein / und dergleichen Thierlein auszuzieren / mich jederzeit befliessen; dergleichen die Landschaft-Mahler mit Bilder thun / eines durch das ander gleichsam lebendig zu machen: Also hab ich oft grosse Mühe in Auffangung derjenigen angewandt / biß ich endlich / vermittelst der Seidenwürmer / auf der Raupen Veränderung gekommen / und denselben nachgedacht / ob nicht dort auch eben dergleichen Verwandelung vorgehen möchte? Da ich dann / nach fleissiger und langwieriger Untersuchung / endlich so viel befunden / daß diese Manier und Veränderungs-Art fast einerley sey; ausser daß die Seidenwürmer nutzbare / jene aber nichts-nutzende Seidenspinnen / ja / aus manchen Raupern oder Würmern gar Fliegen / oder Mucken werden; dergleichen mit den Seidenwürmern / meines Wissen nicht geschicht: Wie ich dann bis in das fünfte Jahr hero denselbigen stets abgewartet / und wunderbarliche Veränderungen erfahren; solches auch für jedermänniglich / der es zu sehen verlanget / in einer Schachtel aufbehalten / und gewiesen.
So oft nun solches geschehen / hat man Gottes sonderbare Allmacht / und wunderbare Aufsicht auf so unachtbare Thierlein und unwerthe Vögelein gerühmt / und hoch gepriesen. Welches dann auch mich so weit gebracht / und endlich dahin bewogen / zumal da ich oftmals von gelehrten / und fürnehmen Personen / darum ersucht und gebeten worden / der Welt / in einem Büchlein / solches Göttliche Wunder vorzustellen: Suche demnach hierinnen nicht meine / sondern allein Gottes Ehre / Ihn / als einen Schöpfer auch dieser kleinen und geringsten Würmlein / zu preisen; alldieweil solche nicht von ihnen selbst ihren Ursprung haben / sondern von Gott; welcher sie mit solcher Weisheit begabt / daß sie in gewissen Stucken die Menschen (wie es scheint) fast zu Schanden machen: Indem sie nemlich ihre Zeit und Ordnung fleissig halten / und nicht eher hervorkommen / bis daß sie ihre Speise zu finden wissen. So werden auch die Vögelein ihren Samen fast nirgends anderst hinsetzen / als wo sie wissen / daß dero Jungen ihre Nahrung oder Speise haben.
Ohn ist es aber nicht / daß es mich grosse Mühe und Zeit gekostet / solche Thierlein zu suchen / ihnen ihre Speise viel Täge / auch Monaten zu reichen; denn wofern sie ihre gewöhnliche Nahrung nicht bekommen / so sterben sie entweder / oder spinnen sich ein. Derer nun hab ich etliche alsobald / manche späther / als schon hakb verändert / andere oft gantz und gar / von Haut und Haar verändert / abzeichnen; und so bald sie sich eingesponnen / oder gantz in einen Dattelkern so hangend als ligend verändert / wieder abmahlen / und dann erst / was zuletzt daraus werden möchte / gewärtig seyn müssen: So sich nun etwas sonders ereignet / hab ich mich die Mühe um so viel desto weniger verdrüssen lassen / dasjenige abermal / mit höchster Sorgfalt / nach dem Leben abzubilden; und wofern sich falsche Veränderungen darbey ereignet / dieselbe fleissig wieder abzuzeichnen: Und mir ferner fürgenommen / bey jeglicher Gattung / wolgeleister Hülfe meines Eheliebsten / dero nach dem Leben abgemahlten Speisen hinzu zu fügen.
Ob zwar / in folgender Beschreibung / alles diß / was ich nun setze / auch zu finde; so erachte ich es doch der Nothwendigkeit zu seyn / mit wenigen viel zu sagen: Daß insgemein alle Raupen aus ihrem Samen / so die Vögelein zuvor gepaart / hervorkommen; welcher in der Form eines Hirskörnleins / und die Räuplein anfangs so klein / daß man sie kaum sehen kan. Sie nehmen aber an der Grösse täglich zu / absonderlich wann sie genug Speise haben; theils bekommen dann ihre völlige Grösse in etlichen Wochen / theils haben wol zwey Monat vonnöthen; viel schieben ihre Haut drey oder vier mal gantz ab / eben wie ein Mensch über den Kopf ein Hemd auszieht; und verändern sich in andere Farben: Theils werden wieder / wie sie zuvor gewest.
Die Maden oder Würmer hingegen haben mehrentheils ihren Ursprung aus faulen Raupen / oder anderem Koth / auch aus der Raupen Unrath; halten sich aber nicht lang / sondern spinnen sich bald ein /