Treffen sich zwei Moleküle im Labor

Von Martin Moder und Mandy Fischer

»Im Fruchtfliegen-Kostüm zum Sieg im Science-Slam-Eurofinale.« APA/DER STANDARD.AT Sie fragen sich, was Fruchtfliegen mit Bier zu tun haben und wie man in einem Reagenzglas ein Schnitzel züchtet? Martin Moder stellt die entscheidenden Fragen zu Biologie und Genetik und beantwortet sie sogar. Humorvoll und verständlich beschreibt der Molekularbiologe, wie man wissenschaftlich korrekt kuschelt, furchteinflößende Hühner züchtet und warum sich Anti-Aging Fanatiker mit jemandem zusammennähen lassen sollten. Selten war es so unterhaltsam, etwas Spannendes zu lernen! Mit praktisch-biologischen Tipps, um wissenschaftlich korrekt durch den Alltag zu kommen.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: ecoWing
• Erscheinungsdatum: 21. Sept. 2016
• ISBN: 9783711051615

Buchvorschau

Liebesspiel.

2. Kapitel: Liebe, Gene, Streichelroboter

2. Kapitel

Liebe, Gene,

Streichelroboter

Haben Sie den Film Findet Nemo gesehen? Die Abenteuer des orange-weißen Clownfischs? Fakt: Sterben einer Clownfischpopulation die Weibchen weg, verwandelt sich das größte, dominanteste Männchen in eine Lady. Warum ändert ausgerechnet das Machomäßigste Männchen sein Geschlecht? Hat es sich von Anfang an nur so übertrieben männlich verhalten, um seine sexuellen Unsicherheiten zu verbergen, und blüht nach dem Geschlechterwandel so richtig auf? Wird es eine Findet Nemo-Fortsetzung mit dem Titel Findet Nemo seine sexuelle Identität? geben? Schwer zu sagen, das Thema Sexualität ist sehr kompliziert. Was die Geschlechterrollen betrifft, scheint die Natur manchmal selbst verwirrt zu sein. Denken Sie zum Beispiel an Rudolph, the Red-Nosed Reindeer. Sie wissen schon, das Rentier mit dem prächtigen Geweih und der rot-glühenden Säufernase, das jede Weihnacht Santas Schlitten ziehen muss. Rentiere sind die einzige Hirschart, bei der auch die Weibchen ein Geweih tragen. Allerdings werfen sie es im Frühjahr ab. Die Männchen lassen es sogar bereits im Herbst fallen. Ein Rentier, das im Winter ein Geweih trägt, muss demnach weiblich sein, was den Namen Rudolph ziemlich untypisch erscheinen lässt. Die Erklärung liegt auf der Hand, Santas kleiner Helfer ist ein als Weibchen geborenes Transgender-Rentier. Mir soll es recht sein, Hauptsache, ich bekomme meine Geschenke.

In der Natur ist alles erlaubt, was der Fortpflanzung zugutekommt. Der Paarungsdrang ist uns besonders tief ins Genom gemeißelt. Aus Sicht der Evolution ist eine Spezies dann erfolgreich, wenn sie viele Kinder auf die Welt bringt und diese so lange gesund hält, bis sie selbst Kinder zeugen können. Sexuelle Anziehung motiviert uns zur Fortpflanzung und Liebe hält zwei Menschen zusammen, damit sie sich um den Nachwuchs kümmern. Das hört sich prinzipiell sehr einfach an. Bis man in die Pubertät