Talla 2XLC: Am Anfang war der TechnoClub
Von Andreas Tomalla
()
Über dieses E-Book
Andreas Tomalla, weltweit bekannt als DJ Talla2XLC, hat das Profil der Hauptstadt des Techno entscheidend geprägt. Er war von Anfang an dabei und gründete den Technoclub. Jahrelang war er einer der Resident DJs im legendären „Dorian Gray“.
„Am Anfang war der Technoclub“ erzählt nicht nur die Lebensgeschichte von Talla2XLC, sondern auch die Entstehung des legendären Technoclubs. Wie er vom Plattenaufleger zum Musiker und DJ wurde, weltweit Berühmtheit erlangte und schließlich für seine kulturellen Verdienste die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt bekam. Aber dieses Buch ist mehr als eine Biografie, es erzählt die Anfangsjahre der elektronischen Musik im Frankfurt der 80er und 90er Jahre, vom Dorian Gray, vom No Name und vom Omen, von der Techno-Szene, von der damaligen Jugend- und Musikkultur, von der Neuen Deutschen Welle, von House Musik, von Rave, von rauschenden Nächten und der Love-Parade. Die Techno-Welt wuchs und gedieh und wandelte sich dabei enorm, bis hin zur heutigen Zeit.
Und was wurde aus Talla2XLC…
„Ich war Techno-DJ der ersten Stunde, ich bin heute noch DJ und werde immer DJ sein. Wenn die Tanzenden außer Rand und Band geraten ... die Bässe Deinen Körper durchdringen und die Melodien Deine Emotionen verrückt spielen lassen...Das fühlt sich einfach großartig an und ist vielleicht das beste Gefühl überhaupt.“
Ähnlich wie Talla 2XLC
Ähnliche E-Books
Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Techno ?: Von Acid Techno über Rave bis Schranz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMensch – Maschinen – Musik: Das Gesamtkunstwerk Kraftwerk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch war ein Roboter: Electric Drummer bei Kraftwerk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSound and the City: Populäre Musik im urbanen Kontext Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrautrock: Gegenkultur, LSD und kosmische Klänge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHolli met the Metal Gods I Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnalog Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Musik der Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPopuläre Musik und Pop-Literatur: Zur Intermedialität literarischer und musikalischer Produktionsästhetik in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeine Zukunft für immer - Das Punk-Lexikon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Who - Maximum Rock: Die Geschichte der verrücktesten Rockband der Welt (Band I) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Who - Maximum Rock: Die Geschichte der verrücktesten Rockband der Welt (Band 2) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erfindung der Musik: Rhythmus, Klang und Weise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThema Nr. 1: Sex und populäre Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPlatz der Befreiung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur Unmündige machen noch den Mund auf: Hirnforscher haben nur noch Gehirn im Kopf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDarmstädter Beiträge zur neuen Musik: Band 23 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCowboys & Indies: Eine abenteuerliche Reise ins Herz der Musikindustrie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRadiozeiten: Vom Ätherspuk zum Podcast Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDynamik und Dominanz - Musik in neuen Bildwelten: Österreichische Musikzeitschrift 04/2017 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrautrock transnational: Die Neuerfindung der Popmusik in der BRD, 1968-1978 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWhen Monsters Roar and Angels Sing: Eine kleine Soziologie des Heavy Metal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas ist die ganze Wahrheit: Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir müssen lesen: Die Mottotexte aus einem Jahr Wir müssen r3den, Bochums exuberanter Causerie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber Musik: Mozart und die Werkzeuge des Affen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo geht Deutschland: Eine Anstiftung zum Mitmachen und Einmischen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erfindung der Unterhaltung: Maske, Tanz und Zeitvertreib Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusikgeschichte ohne Markennamen: Soziologie und Ästhetik des Klavierquintetts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Blick auf Ligeti / Partch & Compagnons Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ekstasen der Gegenwart: Über Entgrenzung, Subkulturen und Bewusstseinsindustrie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Künstler und Musiker für Sie
Günter Grass - Streitbar und umstritten: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFalco: Die Biografie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLady sings the Blues Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrauen in der Kunst - Visionär. Mutig. Unangepasst. Unterschätzt.: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCarl Flesch: und seine Sommerkurse in Baden-Baden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerhard Richter - Maler des Unbegreiflichen: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Pakt Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5DAS IST ALPHA!: Die 10 Boss-Gebote Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Johann Sebastian Bach. Weihnachtsoratorium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpirit of Shaolin: Eine Kung-Fu-Philosophie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDavid Garrett: Die exklusive Biografie Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Always Look On The Bright Side Of Life: Eine Art Autobiografie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLesen ist Denken mit fremdem Gehirn: Gespräche mit Osvaldo Ferrari Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlenn Gould oder das innere Klavier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHalo: Die Geschichte hinter Depeche Modes Albumklassiker Violator Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Vater Helmuth Rilling Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Klang der Stille Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMarcel Reich-Ranicki: und die Frankfurter Allgemeine Zeitung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohann Sebastian Bach. Messe in h-Moll BWV 232: Bärenreiter Werkeinführungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStardust Interviews: Ein Leben in Gesprächen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMöglichkeiten: Die Autobiografie Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Manfred Krug. Ich bin zu zart für diese Welt: Tagebücher 1998 – 1999 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMozart - Sein Leben und Schaffen: Die Biografie von Wolfgang Amadeus Mozart (Genius und Eros) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiner Müller – Anekdoten: Gesammelt und herausgegeben von Thomas Irmer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohann Sebastian Bach: Der größte Komponist der Musikgeschichte: Leben und Werk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerztöne: Lauschen auf den Klang des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuentin Tarantino Unchained: Die blutige Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Talla 2XLC
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Talla 2XLC - Andreas Tomalla
Andreas Tomalla
Am Anfang war der TechnoClub
ISBN 978-3-96320-039-7
© 2019 Henrich Editionen,
ein Unternehmen der Henrich Druck + Medien GmbH, Frankfurt am Main
eBook 1/2019
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Autoren: Talla 2XLC und Wafa Tomalla
Redaktionelle Mitarbeit: Gerd Fischer
Umschlaggestaltung: © Boris Pracht
Es war leider nicht in allen Fällen möglich, die Inhaber des Copyrights der einzelnen Bilder zu ermitteln. Der Verlag bittet die Rechtinhaber darum, sich zu melden.
Gesamtherstellung und Verlag:
Henrich Druck + Medien GmbH, Frankfurt am Main
Layout: Gerhard Horion, Henrich Druck + Medien GmbH
www.henrich.de
Andreas Tomalla
Am Anfang war der
TechnoClub
Biografie
Gewidmet ist dieses Buch meinem Vater und
meinem älteren Bruder
Georg und Dieter Tomalla
Inhalt
Vorwort
Warum habe ich es geschrieben?
Intro
2010 – Odyssee in den Römer
01
Zeitreise in die 70er
Ein Außerirdischer rockt die Tanzschule oder „Born to be Alive" (Patrick Hernandez)
Die Liebe zur Musik oder „I feel LOVE" (Donna Summer)
„Verbrennt alle Gitarren"– Roots of Techno oder Unit (Logic)
„The Planet doesn’t mind" (New Music)
Die Lehre war mir eine Lehre
Schlüsselmoment 1982. Der Name TECHNO wird geboren
Kontaktbörse City-Music oder Tekno Talk
(Moskwa TV)
Club Atmosphäre im City-Music oder „Headhunter" (Front 242)
Das Ende von City-Music und der Beginn von etwas Neuem
02
Start der Techno-Mission
Ein Sonntag im Jahre 1984 oder „Let me go" (Heaven 17)
Rückblende: die Geburt des Technoclubs oder „Los niños del parque"
(Liaisons Dangereuses)
Die Zeit der EBM begann oder „Moskau Disco" (Telex)
Die meistgestellte Frage meines Lebens
Zurück ins No Name – doch meine Techno-Zukunft lag woanders oder „Face to Face" (Klinik)
03
Dorian Gray 1: Der Technoclub zieht ins Gray
Die magischen Jahre im Gray
Als Gast – meine Anfangszeit im Gray
Sound und Licht wie aus einer anderen Galaxie
Eine neue Zeitrechnung beginnt
Gutes Omen, schlechtes Omen?
04
Vom Plattenaufleger zum Artist – die Entwicklung des DJs
Mix it up
Die Wandlung des DJs
05
Spirit of Frankfurt und wie ich selbst anfing zu produzieren
Erste Gehversuche auf dem Synthesizer
Erster Vertrag, erste Produktion oder „Telk Me" (Two of China)
The Sound of Frankfurt
Nur noch eins im Sinn: neue Musikprojekte Moskwa TV
Querelen
Labelwechsel, um neues musikalisches Terrain zu erobern
Wie ich dem harten Rhythmus der Electronic Body Music verfiel
Ein Front242-Konzert war der Startschuss
Voll in meinem Element
06
Techno aus der Waschküche
Aufbruch in einen neuen Bereich oder „Fahrenheit" (Umo Detic)
Talla hat ein neues Label – das sprach sich schnell herum
Nächstes Level, zweites Label
Die Messe der Legenden
Umzug und Aufstieg
Zoth Ommog ging richtig ab
Suck me Plasma: The future is ... Trance
Spaß an Musik: Experimente und Sub-Labels
Tetsuo
07
Wie ich zum Techno-Papst ernannt wurde
08
Dorian Gray 2: Neue Impulse
Rückkehr ins Gray
Das Sprachrohr der Szene – Frontpage
Kraftwerk tanzen im Technoclub!
Die Partisanen
Die Institution im Gray
Ein neuer Weg – Tetsuo
Große DJs, große Feste
Rave on!
Mein ganz persönliches Highlight im Gray
09
Als der Techno zur Massenbewegung wurde – die 90er Jahre
Es begann auf dem Kudamm
Lost in Techno oder raus aus dem Underground
Gotthilf Fischer? Das war zu viel für mich!
Trends und Technojünger
Von Frankfurt in die Welt
Als die Bookings starteten
Gig auf Gig – eine Auswahl
Die Medien springen auf den fahrenden Techno-Zug: Clubnight und Club-Rotation
Von Vinyl zu digital – eine Entwicklung, die alles über den Haufen schmiss
10
Ein Techno-Buch ohne Drogen? Geht leider nicht!
11
Dorian Gray 3: Das Ende des Gray und der bittere Showdown bei Music Research
Krise und Battle-Compilations
Das Ende der Magie
Das unrühmliche Ende bei Music Research
12
Der Neuanfang188
Im Helikopter über Las Vegas
Unterwegs als DJ
Die große weite Techno-Welt
Break: Ein Blues über Erkrankung und Verschleiß
Rückkehr zur Parade der Liebe
Der Albtraum folgte
Was bleibt?
Der Technoclub nach dem Gray
13
Mission completed? Noch lange nicht!
Wie aus einer Vision ein Museum für elektronische Musik wird: das MOMEM
Eine visionäre Idee nimmt Formen an
Nachwort
Appendix
Bands und Projekte von New Zone, Zoth Ommog
Suck me Plasma und Tetsuo
Tetsuo: Bands/DJs/Projekte
Aliases and Project/Band Name Creations
Vorwort
Treibende Beats und Stroboblitze, flackernde Laser über der Tanzfläche. Hände recken sich, Tanzende überschreiten die Schwelle zur Ekstase. Ein DJ mit Sonnenbrille und Kopfhörer thront göttergleich auf der DJ-Kanzel und bringt die Masse zum Beben.
Wer kennt sie nicht, die Bilder aus den Techno-Tempeln dieser Welt? Aus dem Berghain und dem Tresor in Berlin, aus dem Space und dem Amnesia auf Ibiza, oder – in den legendären früheren Zeiten – aus dem Omen und dem Dorian Gray in Frankfurt am Main, meiner Heimatstadt. Dort, wo alles begann. Wo aus elektronischer Musik Techno wurde und eine weltweite Jugendbewegung ihren Ursprung nahm.
Und wo sich ein Junge aus Frankfurt die Welt der Musik neu eroberte.
Dieser Junge war ich.
Andreas Tomalla, genannt Talla.
In meiner Kindheit und Jugend hörte ich allerlei Musik, doch erst als ich die ersten elektronischen Klänge vernahm, war ich von ihr begeistert. Synthetisch erzeugte Geräusche, Laute, Töne und Sounds entfachten ein Feuer in mir. Eine Leidenschaft, die ich bis dato nicht verspürt hatte. Ich entdeckte neue Bands und Stücke, meine Liebe für Platten und das Auflegen als DJ. Gitarrenklänge waren mir irgendwann nicht mehr genug. In mir formten sich ganz neue Klangwelten. Ich wollte weiter, war infiziert von Synthie-Pop, Elektro, New Wave, Industrial und Electronic Body Music. Ich stieß immer tiefer in die verschiedenen Musikwelten vor, doch bald reichten mir vorhandene Platten nicht mehr aus. Ich wollte Neues schaffen. Eigenes. Stücke und Klänge kreieren, die nie zuvor ein Mensch gehört hatte, und neue Klanglandschaften erobern. Elektronische Musik half mir dabei, einen eigenen Sound zu erschaffen, der im Laufe der späten 80er Jahre Techno genannt wurde.
Frankfurt war einer der Ausgangspunkte der Techno-Bewegung, die anfangs Sub-Kultur war, purer Underground, die später in den Mainstream überging und zur anerkannten, allseits beachteten und weltweiten Kultur- und Jugendbewegung wurde, die sich bis heute in unzählige Subgenres gefächert hat und die jeden Tag neu erfunden wird. Techno ist inzwischen in nahezu allen Ländern der Welt angekommen und zu hören. Die Technokultur hat so vieles andere beeinflusst: Mode, Design und Grafik, unseren Alltag, selbst technologische Neuentwicklungen. Sie ist wahrscheinlich die größte musikalische und stylische Jugendrevolution seit dem Rock’n Roll.
Dieses Buch erzählt von den Anfängen in Frankfurt, eine magische Zeit. Eine Zeitreise in die Techno-Szene, die es damals noch nicht unter diesem Namen gab. Wegbegleiter und Wegbereiter, DJs und Freunde, mit denen auf musikalischem Terrain Dinge möglich wurden, die niemand vorher zu träumen gewagt hatte. In Frankfurt am Main, als alles begann. Als ich ein Junge war, der später nur ein Ziel hatte: einen neuen und eigenen Sound zu finden, um sein Publikum zu begeistern und in Ekstase zu versetzen.
Warum habe ich es geschrieben?
Ich könnte jetzt einfach schreiben: Weil meine Frau Wafa es unbedingt wollte. Es war ihr großer Wunsch gewesen, meine Erinnerungen und Erlebnisse festzuhalten. Sie hat mich immer wieder gedrängt, endlich damit anzufangen. Das stimmt zwar, aber diese Erklärung greift natürlich zu kurz. Denn es gab eine weitere große Motivation für mich. Über die heiße Phase in Frankfurt, insbesondere die 80er und 90er Jahre, die beiden Jahrzehnte, in denen sich in der elektronischen Musik so viel gewandelt und sich die Technobewegung formiert hat, gibt es kaum etwas zu lesen. Mein Antrieb war es, eine Zeit zu beleuchten, die mich geformt hat – und die ich mit geformt habe. Dieses Buch versteht sich demnach als eine Art persönliche und subjektive Chronik der damaligen Ereignisse, die inzwischen historisch genannt werden dürfen, rund um die Entstehung einer Party- und Tanzbewegung, die Leute auf der ganzen Welt bewegt hat. Und immer noch bewegt.
Es ist mein persönlicher Blick auf eine – sehr intensive – Phase, die viel Energie freisetzte und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen ließ. Nicht wenige trauern dieser Zeit nach, weil sie den Spirit von damals vermissen.
Techno hat mein Leben bereichert. Techno ist mein Leben. Ich habe es aufgeschrieben.
2010 – Odyssee in den Römer
Frankfurt, Römerberg. Im Rathaus der Stadt, dem Römer, nahm ein außergewöhnliches Ereignis seinen Lauf. Etliche Honoratioren, Politiker diverser Gremien und 100 geladene Gäste waren im Limpurg-Saal versammelt, um eine hohe Auszeichnung zu verleihen: die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt.
Es war der 20. April 2010. Draußen schien die Sonne, drinnen im vollen Saal waren alle Augen gebannt auf Professor Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt, gerichtet, der hinter dem Pult seinen Platz eingenommen hatte, um die Laudatio zu halten. Hier in diesem altehrwürdigen Gebäude mit dem Respekt einflößenden Ambiente hätte man eine Stecknadel fallen hören können. So gespannt war das Publikum. Nur hin und wieder erklang das Klicken eines Fotoapparates. Journalisten von Presse und Fernsehen hatten Stellung bezogen, blitzten und hielten den denkwürdigen Tag auf Bildern fest.
Ich stand ehrfürchtig und im schwarzen Anzug neben meiner Frau Wafa und unserem Sohn Ilias, der im Kinderwagen lag, und lauschte gebannt Semmelroths Rede.
„... Sie haben das Profil Frankfurts als Musikstadt entscheidend mit geschärft ...", sprach Professor Semmelroth andächtig ins Mikrofon.
Ich lächelte.
„... Sie haben der Techno-Musik eine ganz eigene Prägung gegeben ..."
Ich schluckte.
„... und diese Musik einem großen Publikum geöffnet ..."
Ich bekam weiche Knie. „... Sie sind einer der Protagonisten der elektronischen Musik und haben sie von Frankfurt aus in die ganze Welt getragen. Der Frankfurt-Sound eroberte spätestens in den 90er Jahren die Clubs dieser Welt."
Die Zuhörer und Gäste neben mir stimmten mit leichtem Kopfnicken zu. Gänsehautfeeling kam auf. Spätestens jetzt war ich gerührt.
„... Sie haben sich im Wortsinne für Frankfurt verdient gemacht, ging es mit der Rede weiter. „Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zur Verleihung der Ehrenplakette
, schloss der Kulturdezernent seine Rede ab.
Das konnte eigentlich nicht sein, dachte ich. Eine solche Auszeichnung für einen knapp 50 Jahre alten DJ? Noch dazu einen Techno-DJ? Feinste Subkultur. Eine solche Anerkennung bekamen normalerweise ganz andere Leute verliehen, aber bestimmt keine Techno-DJs.
Ich war der Erste. Ein Unikum.
Der Kulturdezernent kam hinter seinem Pult hervor, eine Mitarbeiterin reichte ihm die Urkunde und die Medaille. Er schritt auf mich zu, schüttelte mir die Hand und überreichte mir die Auszeichnungen. Ein Blitzlichtgewitter brach über uns herein. Beifall brandete auf.
Rückblende:
Einige Monate zuvor hatte ich ein offizielles Schreiben der Stadt Frankfurt bekommen. Ich dachte sofort an einen Strafzettel. Warum sollte mir die Stadt sonst schreiben?
Ich öffnete den Brief und las die ersten Zeilen:
„... Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat beschlossen, Herrn Andreas Tomalla mit der Ehrenplakette auszuzeichnen ... Die Überreichung der Auszeichnung wird im Limpurg-Saal des Römers stattfinden. Der Termin wird mit Herrn Tomalla abgestimmt ..."
Ich musste mich erst einmal sammeln, legte den Brief weg und starrte ungläubig die Wand an. Das war eine faustdicke Überraschung. Ich war mehr als erstaunt. Wie um alles in der Welt kamen die auf mich? Bei der Stadt kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt niemanden. Und eine weitere Frage stellte sich mir sofort: Was war denn eigentlich eine Ehrenplakette? Ich googelte, um mich zu informieren:
Die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main wird seit 1952 jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich auf kommunalpolitischem, kulturellem, wirtschaftlichem, sozialem oder städtebaulichem Gebiet um die Stadt Frankfurt am Main verdient gemacht haben.
Die Namen der aufgeführten Preisträger der letzten Jahrzehnte trieben mir Schweißperlen auf die Stirn.
Wow!
Sie lasen sich wie das Who is Who der Frankfurter Wirtschaft, Kultur und Politik. Allesamt Banker, Politiker, Uni-Professoren oder Verleger.
Und jetzt ich!
Da war ich ja in eine illustre Gesellschaft geraten. In diese Riege passte ich überhaupt nicht rein. Und genau in diesem Moment setzte der Stolz ein, denn mir wurde die Dimension der ganzen Sache bewusst. Ich realisierte langsam, was es bedeutete, diese Ehrung zu erhalten. Für mich. Für mein Leben. Für mein Lebenswerk. Ich wurde nicht nur einfach ausgezeichnet, ich wurde geadelt. Und damit nicht nur ich, sondern auch der Techno, meine Musik. Wir wurden in den Rang von anderen Künsten erhoben, die schon immer zu den populären Kulturen zählten.
Ich fühlte mich plötzlich fast so gut wie auf einem Gig vor Tausenden von Leuten, die feierten und richtig abgingen und deren Energie mich anspornte, sie mit meiner Musik weiter anzutreiben.
Mich ergriff ein Gefühl von Dankbarkeit.
Ich nahm das Telefon und wählte die Nummer meiner Frau Wafa, um ihr die frohe Kunde mitzuteilen. Wir waren beide total aus dem Häuschen, als uns klar wurde, was das bedeutete.
Und dann gestand Wafa mir, dass sie schon seit längerer Zeit mit der Stadt Frankfurt in Kontakt stand. 9 Monate zuvor hatte sie ein offizielles Schreiben erhalten, in dem angekündigt wurde, dass ich für die Ehrenplakette empfohlen worden war und dies nun überprüft werden würde. Sie benötigten dazu einige Informationen und Daten, die ihnen Wafa übermittelte, ohne mich von der Sache zu informieren. Sie wollte es als Überraschung für mich gestalten. Wenn es mit der Verleihung klappen würde, wäre die Freude umso größer, wenn nicht, würde ich mich nicht ärgern müssen. Recht hatte sie. Umso schöner war das Gefühl, als feststand, dass ich die Ehrenplakette bekommen sollte.
Zeitsprung zurück in den Römer. Professor Semmelroth las nach der Überreichung der Plakette den offiziellen Text der Urkunde vor:
„Die Stadt Frankfurt am Main verleiht Andreas Tomalla, DJ Talla 2XLC, die Ehrenplakette. Die Stadt Frankfurt am Main ehrt Andreas Tomalla für seine herausragenden Verdienste um die Entstehung und Verbreitung der neuen elektronischen Musik in Frankfurt am Main ..."
Worte, die mich elektrisierten – wie ein guter Sound.
Nach der Verleihung trat ich ans Pult, um meinerseits einige Worte zu sagen. Eine kleine Dankesrede.
Mit etwas wackligen Knien begann ich und bemühte mich dabei um eine selbstbewusst klingende Stimme: „... Ich gratuliere der Stadt Frankfurt zu dieser mutigen und mit der Tradition brechenden Entscheidung, eine Person außerhalb des wirtschaftlichen und kulturellen Mainstreams zu ehren ... Nämlich mich!"
Einige Lacher aus dem Publikum kamen mir zu Ohren. Ich vernahm Applaus und musste selbst schmunzeln. Die Stimmung wurde lockerer. Es freute mich sehr, dass die Stadt Frankfurt mit dieser Auszeichnung zum Techno stand, der ja ein großer Bestandteil ihrer Historie darstellte. Und mein Stolz rührte nicht zuletzt daher, da ich in dieser Stadt geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und ihr bis heute immer treu geblieben war – anders ausgedrückt: Ich bin ein Ur-Frankfurter. Zumal ich mich auch im Ausland bei meinen Gigs als Botschafter der Frankfurter Musik sehe und weltweit den Spirit der fantastischen Zeit der 90er Jahre, zum Beispiel im Dorian Gray, propagiere. Frankfurt hat mir viel gegeben, unter anderem die Möglichkeit, meinen Traum von der Musik und meine Visionen zu leben, und ich konnte in den letzten Jahrzehnten Frankfurt viel zurückgegeben, nämlich Musik-Renommee und Beachtung in der ganzen Welt.
Ich versuchte, mich wieder auf meine Dankesrede zu konzentrieren. Nach einigen Worten zur Entwicklung und weltweiten Bedeutung der elektronischen Musik ging ich zu den Danksagungen für meine Familie, meine Freunde, meine Wegbegleiter und meine Technoclub-Family – so nannte ich sie gerne – über, ohne die ich diesen Weg niemals hätte gehen können.
„Ich danke für diese Ehre." Mit diesem Satz schloss ich meine Dankesworte ab.
Erleichtert und voller Freude trat ich hinter dem Pult hervor. Ich schaute in begeisterte Gesichter. Viele Arme empfingen mich. Ich schüttelte Hunderte Hände. Der Smalltalk-Marathon begann. Die Glückwunschworte überschlugen sich. Die meisten Gäste waren zutiefst beeindruckt, hatten sie doch gerade einem wirklich nicht alltäglichen Event beigewohnt.
Ein Tag, der mir ewig im Gedächtnis bleiben wird.
Mit der Gründung des ‚Technoclub‘ 1984 legte ich den Grundstein für die Entwicklung der elektronischen Musik und des Techno in Frankfurt. Die Verleihung der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt 2010 war ein Meilenstein meiner Karriere. Ich habe viel erlebt, aber dieser Tag war etwas ganz Besonderes, weil er die zurückliegenden drei Jahrzehnte meiner Arbeit gewürdigt hat. Für mich war er auch eine Art Verpflichtung für die Zukunft. Er hat mich motiviert, weiterzumachen. Und es geht immer weiter. Zum Beispiel mit dem MOMEM (Museum Of Modern Electronic Music), das bald seine Pforten unterhalb der Hauptwache eröffnen wird.
Doch bevor wir uns mit der Zukunft und meinen Visionen beschäftigen, begeben wir uns auf eine Reise. Eine Reise in eine Zeit, die lange zurückliegt, doch für viele lebendig geblieben ist.
Zeitreise in die 70er
Ein Außerirdischer rockt die Tanzschule oder „Born to be Alive" (Patrick Hernandez)
Die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren noch andere Zeiten. Es gab drei Fernsehprogramme, Kassettenrekorder und Singles mit 45 Umdrehungen pro Minute. Kaum jemand kannte den Begriff DJ. Aber schon damals begann meine Techno-Mission. In einer Tanzschule in einem Hinterhof der Kaiserstraße im berüchtigten Frankfurter Bahnhofsviertel.
Thomas Bäppler, ein Klassenkamerad, der später unter seinem Künstlernamen Bäppi La Belle in Frankfurt als Travestie- und Comedystar bekannt werden sollte, hatte im Jahr 1978 nach Beendigung der Schule eine Ausbildung zum Tanzlehrer in der Tanzschule Kiel-Blell in eben jenem Hinterhof auf der Kaiserstraße begonnen. Er bat die gesamte Klasse, dort einen Tanzkurs zu absolvieren, Standard-Tänze. Er drängelte uns regelrecht. Wir fühlten uns verpflichtet und nicht wenige folgten seiner Aufforderung. Ich war auch dabei.
Sonntagsmittags fand bei Kiel-Blell immer eine Art Disco-Party statt. Das Ganze lief auf zwei Stockwerken ab. Im ersten ließen die Leute beim Standard-Tanz ihre Hüften über die Tanzfläche schweben und im Keller liefen Disco-Songs. Dort habe ich zum ersten Mal bewusst einen Plattenaufleger in Aktion gesehen. Meistens legte einer der Tanzlehrer auf Lenco-Plattenspielern ohne Pitch-Control auf. Nur die unterschiedlichen Geschwindigkeiten 33-45-78 konnte man mittels einer Art Hebel einstellen, bis er einrastete. Später experimentierten wir immer mehr mit den Zwischenräumen, um mixen zu können.
Es liefen tanzbare Nummern, bunt gemischte Hits meist aus den aktuellen Charts. Von Rock über Pop bis Disco und Reggae war alles dabei. Hauptsache einige Leute tanzten und hatten Spaß.
Jedes halbe Jahr gab es in der Tanzschule einen DJ-Contest. Es waren Motto-Partys und alle Teilnehmer mussten drei Lieder auflegen. Das faszinierte mich auf Anhieb und ich entschloss mich, einmal mitzumachen.
Im Juni 1979 nahm ich zum ersten Mal teil und belegte den dritten Platz. Ein halbes Jahr später war es wieder der dritte Platz. Und beim dritten Wettbewerb – das muss irgendwann im Herbst 1980 gewesen sein – war ich sehr motiviert, weil ich mehr wollte. Ich präparierte und verkleidete mich vor meinem Auftritt. Ich trug einen Strohhut, den ich mit Alufolie umwickelt hatte und auf den ich oben ein Stroboskop klebte. Ich spielte die Songs „Paranoid von Black Sabbath und „Born to be Alive
von Patrick Hernandez. Als das Licht ausging, beleuchtete ich mit meinem Strobo die Tanzfläche und die Leute rasteten aus. Ich war mit Herzblut bei der Sache, tanzte hinterm Plattenteller mit und feuerte die Tanzenden vehement an, alles zu geben. Das schien auch so rüberzukommen. Ich legte mich richtig ins Zeug, was mir nicht nur Platz 1 des Wettbewerbs einbrachte, sondern auch mein erstes DJ-Engagement. Dem Tanzschul-Inhaber gefiel meine Performance so gut, dass er mir anbot, künftig öfter in der Tanzschule auflegen zu dürfen, weil einer der Tanzlehrer die Schule verließ, um sich selbstständig zu machen. Also stand ich von diesem Tag an jeden Sonntagnachmittag von 15 bis 19 Uhr am DJ-Tisch, spielte Musik und brachte die Leute zum Tanzen. 30 Mark erhielt ich pro Auflegen. Im Laufe der Zeit durfte ich in Plattenläden Singles für die Tanzschule kaufen, ließ mir eine Quittung geben und holte mir das Geld zurück. Die Platten und Singles wurden abends nach der Veranstaltung