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Wie alt ist die Menschheit?: Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden
Wie alt ist die Menschheit?: Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden
Wie alt ist die Menschheit?: Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden
eBook491 Seiten4 Stunden

Wie alt ist die Menschheit?: Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden

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Über dieses E-Book

Michael Brandt präsentiert erstmals eine Gesamtschau der Daten zum Bevölkerungswachstum der Steinzeit und zu den gefundenen Werkzeugmengen. Dabei zeigen sich gravierende Widersprüche zum herkömmlichen Zeitrahmen der Menschheitsgeschichte. Sie lassen sich nur dann befriedigend lösen, wenn für die gesamte Steinzeit Dauer von nur wenigen tausend Jahren veranschlagt wird. Der Autor plädiert daher für eine beträchtliche Korrektur der frühen Menschheitsgeschichte. Die Rechererchen sind wissenschaftlich fundiert, das Buch ist aber auch für Laien gut lesbar. Der Leser erhält zudem viele interessante Einblicke in die Lebensumstände der Menschen der Steinzeit.
SpracheDeutsch
HerausgeberSCM Hänssler
Erscheinungsdatum29. Apr. 2015
ISBN9783775172844
Wie alt ist die Menschheit?: Demographie und Steinwerkzeuge mit überraschenden Befunden

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    Buchvorschau

    Wie alt ist die Menschheit? - Michael Brandt

    Michael Brandt – Wie alt ist die Menschheit? – Demographie und Steinwerkzeuge mit – SCM HänsslerSCM | Stiftung Christliche Medien

    Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

    ISBN 978-3-7751-7284-4 (E-Book)

    ISBN 978-3-7751-5666-0 (lieferbare Buchausgabe)

    Datenkonvertierung E-Book:

    CPI books GmbH, Leck

    5., erweiterte Auflage 2015

    © der deutschen Ausgabe 2006

    Wort und Wissen

    SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen

    Internet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: info@scm-haenssler.de

    Herausgegeben von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen e. V.

    www.wort-und-wissen.de

    Studium Integrale

    Satz: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, Baiersbronn

    Umschlaggestaltung: Regine Tholen, www.designbytholen.de

    Titelbild: Jungpaläolithischer moderner Homo sapiens, 1998 in Ablagerungen des Rheins nahe Mainz gefunden; Feuersteinwerkzeug aus Israel

    Inhalt

    Vorwort zur fünften Auflage

    Vorwort zur dritten Auflage

    Einleitung

    Teil I: Bevölkerungsentwicklung und das Alter der Menschheit

    1.  Entwicklung der Weltbevölkerung

    1.1  In historischer Zeit

    1.2  In der Steinzeit

    1.2.1  Abschätzung der Bevölkerungszahl auf archäologisch-ethnographischer Basis

    1.2.2  Effektive Populationsgröße und tatsächliche Bevölkerungszahl

    1.2.3  Rätselhaft niedriges Bevölkerungswachstum im Paläolithikum

    2.  Sind demographische Eckdaten anhand von Skeletten bestimmbar?

    2.1  Geburtenrate

    2.2  Lebenserwartung

    2.3  Ergebnis

    3.  Lebensverhältnisse in der Steinzeit

    3.1  Ernährungssituation – Theoretische Überlegungen und Fundplatzüberreste

    3.1.1  Rangordnung der Nahrungsquellen bei Jägern und Sammlern

    3.1.2  Hochwertige Nahrung im Paläolithikum

    3.1.3  Bevölkerungsentwicklung und Veränderung der Nahrungsquellen

    3.1.4  Schlechte Ernährung der frühen Bauern

    3.2  Körpergröße und Lebensqualität

    3.3  Krankheiten bei Jägern und Sammlern und frühen Bauern

    3.3.1  Epidemiologische Überlegungen

    3.3.2  Bestätigung durch Skelettuntersuchungen

    3.4  Zahnschmelzdefekte als Hinweis auf die Lebensqualität bei Frühmenschen und lebenden Jägern und Sammlern

    3.5  Zusammenfassung

    4.  Lebensbedingungen und Demographie heute lebender Jäger und Sammler

    4.1  Allgemeines

    4.2  Ernährung

    4.3  Körpergröße

    4.4  Demographische Eckdaten

    5.  Heutige Jäger und Sammler als paläolithische Modellbevölkerung

    5.1  !Kung als Modell?

    5.1.1  Gibt es einen Überlebensvorteil in kleinen Familien?

    5.1.2  Lebensgewohnheiten als Erklärungsversuch – Mangelzustände und körperliche Aktivität

    5.1.3  Unfruchtbarkeit durch Geschlechtskrankheiten

    5.1.3.1  Der „Afrikanische Infertilitätsgürtel"

    5.1.3.2  Geschichte der Geschlechtskrankheiten in Zentralafrika

    5.1.3.3  Geschlechtskrankheiten als Ursache der geringen Fruchtbarkeit – Einwände und Gegenargumente

    5.2  Ache als Modell

    6.  Bevölkerungsentwicklung heute und in der Steinzeit – Probleme und Erklärungsversuche

    6.1  Unrealistische demographische Parameter bei Nullwachstum

    6.2  Entkräftete Erklärungsversuche

    6.2.1  Unzählige Weltbevölkerungszusammenbrüche?

    6.2.1.1  Supereruption des Toba im Mittelpaläolithikum

    6.2.1.2  Grundsätzliche demographische Einwände gegen Weltbevölkerungszusammenbrüche im Paläolithikum

    6.2.1.3  Zusammenfassung

    6.2.2  Häufige Kindstötung weltweit und über Jahrhunderttausende?

    6.2.3  Ernährungssituation der paläolithischen Welt

    6.2.4  Hungerkannibalismus bei Paläolithikern?

    6.2.5  Krankheiten allgemein

    6.2.6  Fruchtbarkeitsmindernde Krankheiten doch als Lösung?

    6.2.7  Kriegerische Auseinandersetzungen

    6.2.8  Resümee

    6.2.9  Angeborene Subfertilität der Frühmenschen als Lösung?

    6.3  Zusätzliche Schwierigkeiten

    6.3.1  Minimales Wachstum noch problematischer als stabile Bevölkerung

    6.3.2  Verstreute konstante Kleingruppen mit hoher Aussterbewahrscheinlichkeit

    6.3.3  Jahrhunderttausende ohne kulturell-technische Entwicklung

    6.3.4  Bevölkerungsdichte und kulturelle Entwicklung

    6.3.5  Größeres Bevölkerungswachstum bei schlechteren Lebensbedingungen

    6.3.6  Einführung der Landwirtschaft: Gleichzeitiger Zieleinlauf bei unterschiedlichem Start

    6.4  Ergebnis

    Teil II: Steinwerkzeuge und das Alter der Menschheit

    1.  Haltbarkeit von Knochen und Artefakten verschiedener Materialien

    2.  Steinwerkzeugmengen im Paläolithikum

    2.1  Combe Grenal – Paradefundplatz für eine Werkzeugmengenabschätzung

    2.2  Abschätzung von Fundmengen

    2.2.1  Asien

    2.2.2  Europa

    2.2.3  Afrika

    2.2.4  Zusammenfassung

    3.  Steinwerkzeugmengen bei Jägern und Sammlern

    3.1  Beispiele aus jüngerer Zeit und aus dem Paläolithikum

    3.1.1  Rezente Jäger und Sammler in Australien

    3.1.2  Subrezente Jäger und Sammler aus der Arktis

    3.1.3  Jungpaläolithische Jäger und Sammler Deutschlands und Frankreichs

    3.1.4  Ergebnis

    3.2  Hochrechnungen für das Paläolithikum

    3.3  Resümee

    4.  Siedlungsplätze in Mitteleuropa – Erwartung und Wirklichkeit

    4.1  Bekannte Fundplätze

    4.2  Zu erwartende Fundplätze

    4.3  Erklärungsversuche und Gegenargumente

    4.4  Bilanz

    5.  Strittige Jahrhunderttausende und fehlende Hinterlassenschaften

    6.  Das Phänomen der paläolithischen Siedlungsstabilität

    7.  Wenige und gleichzeitige Begehungen von Höhlenstationen in Jahrtausenden

    8.  Ausblick: Steinwerkzeuge im Tertiär

    Teil III: Daten fordern drastische Verkürzung der Menschheitsgeschichte

    1.  Ungelöste Probleme

    2.  Lösung

    3.  Tertiäre Steinwerkzeuge: Verschärfung des Problems im Langzeitrahmen

    Anhänge (zu Teil I)

    A1.  Abschätzungen der paläolithischen Bevölkerung regional und kontinentweit

    A2.  Zur Landwirtschaft hin und wieder zurück

    A3.  Körpergrößenänderung in historischer Zeit im nördlichen Europa

    A4.  Körpergröße der Menschen in der Steinzeit

    4.1  Altpaläolithikum (Frühe Altsteinzeit)

    4.2  Mittelpaläolithikum (Mittlere Altsteinzeit)

    4.3  Jungpaläolithikum (Späte Altsteinzeit) Flores-Mensch

    4.4  Mesolithikum (Mittelsteinzeit)

    4.5  Neolithikum (Jungsteinzeit)

    A5.  Tuberkulose vor der Jungsteinzeit entstanden?

    A6.  Gibt es ein osteologisches Paradoxon?

    A7.  Vermischung von modernen und archaischen Menschen

    7.1  Fossile Hinweise

    7.1.1  Kreuzungen zwischen Neandertalern und dem modernen Menschen

    7.1.2  Weitere archaisch-moderne Merkmalsmischungen

    7.1.3  Mischformen ohne anatomischen Merkmalsmix?

    7.2  Genetische Hinweise

    7.2.1  Neandertaler

    7.2.2  Frühmoderner Mensch aus Westsibirien

    7.2.3  Denisova-Mensch aus Sibirien

    7.2.4  Homo heidelbergensis aus Spanien

    7.2.5  Heutiger Mensch mit Erbgut unbekannter Menschenformen

    A8.  Nichtkatastrophische Erklärungen der großen genetischen Ähnlichkeit des heutigen Menschen

    A9.  Urtümliche Steinwerkzeuge unverändert während der gesamten Menschheitsgeschichte

    Uniforme Steinwerkzeugherstellung 1 Million Jahre auf der Insel Flores

    Homo erectus benutzte ähnliche Werkzeuge in Afrika

    Ähnliche Steinwerkzeuge des späten Homo sapiens

    Dank

    Literatur

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    Vorwort zur fünften Auflage

    Nach der Erstveröffentlichung 2006 liegt nun bereits die fünfte Auflage von „Wie alt ist die Menschheit?" vor. In der dritten Auflage wurden geringe inhaltliche Erweiterungen und Aktualisierungen vorgenommen, die vierte Auflage war ein Nachdruck.

    Für die fünfte Auflage wurde das Buch stark erweitert. Dies spiegelt sich im Umfang durch eine fast um die Hälfte angewachsene Seitenzahl wider. Dabei sind neben überarbeiteten und erweiterten Abschnitten, in denen zahlreiche neue Facharbeiten berücksichtigt wurden, auch neue Abschnitte in das Buch aufgenommen worden. In diesen zusätzlichen Abschnitten werden Fragen zur effektiven Populationsgröße und ihrer demographischen Bedeutung (1.2.2), die Supereruption des Toba (bisher in einer Fußnote) (6.2.1.1), grundsätzliche demographische Einwände gegen Weltbevölkerungszusammenbrüche im Paläolithikum (6.2.1.2), Kannibalismus (6.2.4) und Zusammenhänge zwischen Bevölkerungsdichte und kultureller Entwicklung (6.3.4) diskutiert.

    In Teil II wird in Kap. 8 auf Steinwerkzeuge im Tertiär und in Teil III in Kap. 3 auf die Konsequenzen dieser Funde im Rahmen des Gesamtthemas eingegangen.

    Gegenüber der Vorauflage neu sind auch acht Anhänge mit Zusatzinformationen und thematischen Vertiefungen zum Teil I aufgenommen worden, unter anderem aktuelle Forschungsergebnisse aus der Genetik zu Vermischungen von archaischen und modernen Menschen und ein Beispiel für eine unveränderte Steinwerkzeugkultur nahezu während der gesamten Menschheitsgeschichte. Anhang 6 ist der bisherige Exkurs von Kap. 3.

    Außerdem gibt es eine didaktische Neuerung: Prägnante Aussagen und zusammenfassende Ergebnisse der Texte sind gut sichtbar hervorgehoben. Dadurch kann dem Argumentationsfluss des Buches noch besser gefolgt werden. Nichts geändert hat sich jedoch am Diskussionsstand des Buches: Nach wie vor sind dem Autor bis heute aus fachwissenschaftlichen Kreisen keine grundlegenden kritischen Einwände zu den vorgelegten Argumenten bekannt geworden.

    Dresden, im Januar 2015

    Michael Brandt

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    Vorwort zur dritten Auflage

    Es ist für den Autor erfreulich, dass dieses Buch nach der Erstveröffentlichung im Mai 2006 nun schon in der dritten Auflage erscheinen kann. Offensichtlich gibt es einen größeren Kreis von Interessenten an diesem brisanten Thema. Leider haben Vertreter der Fachwissenschaft bisher zu der Veröffentlichung, soweit dem Autor bekannt, geschwiegen, obwohl die Ergebnisse sehr kontrovers zur allgemeinen Ansicht sind. Darf dieser Umstand so verstanden werden, dass die grundlegenden Argumentationslinien dieser Publikation fachlich nicht zu beanstanden sind?

    Die Diskussion im Internet war dagegen lebhaft, aber oft sachlich nicht fundiert und von einer gewissen Oberflächlichkeit geprägt. Immer wieder wurden Gegenargumente vorgebracht, die im Buch schon ausdrücklich thematisiert und widerlegt waren, ohne auf die Argumentation des Autors einzugehen. Einige bisher nicht thematisierte scheinbare Gegenargumente werden in Fußnote 22 und 24 des ersten Teils und Fußnote 10 des zweiten Teils besprochen.

    Da fundierte Einwände gegen die im Buch vorgebrachte These einer notwendigen drastischen Reduktion der Zeitdauer der Steinzeit auf der Basis der untersuchten Fachgebiete bisher nicht vorgelegt wurden, bleibt der Autor davon überzeugt, dass man intellektuell redlich von einer kurzen Geschichte der Menschheit ausgehen kann.

    Dresden, im März 2009

    Michael Brandt

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    Einleitung

    Das Alter der Menschheit wird allgemein auf etwa 2 Millionen Jahre geschätzt. Diese Altersangabe basiert auf radiometrischen Datierungen der geologisch ältesten bekannten Knochenüberreste des echten Menschen.¹

    Im Vergleich mit der nur einige tausend Jahre währenden Zivilisationsgeschichte stellt die Millionen Jahre umfassende Vorgeschichte der Menschheit eine ungeheuer lange Zeitepoche dar – ein Sachverhalt, der immer wieder großes Erstaunen hervorruft. Falls die radiometrischen Datierungen die Realität wiedergeben, müssen unabhängige Altersabschätzungen ähnliche Altersangaben hervorbringen.

    Zwei Themen bieten sich für diese Untersuchung an: die Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums und die Menge an hinterlassenen Steinwerkzeugen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu diesen beiden Themen sind nur spärlich vorhanden und haben in der populären Literatur bisher nahezu kein Echo gefunden.

    Teil I dieses Buches beleuchtet die Lebensbedingungen, insbesondere die Ernährungssituation in der Steinzeit und stellt Vergleiche mit heutigen Jäger- und Sammlervölkern an, deren Bevölkerungswachstumsraten bekannt sind.

    Teil II widmet sich den hinterlassenen Steinwerkzeugmengen aus der Altsteinzeit und vergleicht sie mit Herstellungsmengen heutiger Steinkulturen. Außerdem werden das Verhältnis von bekannten zu erwartenden Fundplatzzahlen, die paläolithische Siedlungsstabilität sowie zeitliche Aspekte von Höhlenbegehungen diskutiert.

    In Teil III werden die Ergebnisse von Teil I und II zusammengefasst und bewertet. Auf der gewonnenen Datenbasis wird die Plausibilität einer 2 Millionen Jahre dauernden Menschheitsgeschichte kritisch diskutiert und ein alternativer Kurzzeitrahmen begründet, der den Befunden aus Demographie und Archäologie weitaus besser gerecht wird.

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    TEIL I

    Bevölkerungsentwicklung und das Alter der Menschheit

    [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

    1. Entwicklung der Weltbevölkerung

    1.1 In historischer Zeit

    Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung hat in jüngerer Zeit, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, stark zugenommen. Stieg die Weltbevölkerung von 1800-1850 um 0,58% jährlich, so war die entsprechende Wachstumsrate² zwischen 1900 und 1920 bereits 1% (nach Bevölkerungsangaben von KREMER 1993 berechnet, Tab. 1). Der Höhepunkt wurde in den 1960er Jahren mit 2,2% erreicht. Seitdem ist ein tendenzieller Abfall der jährlichen Wachstumsrate festzustellen, wobei sich diese Entwicklung nach derzeitigen Prognosen bis zum Jahr 2050 fortsetzen wird (U.S. Census Bureau 2005). Wie hoch war das Bevölkerungswachstum aber in den Jahrhunderten und Jahrtausenden zuvor?

    Von COHEN (1995) zusammengestellte Angaben verschiedener Autoren zur Weltbevölkerungsentwicklung in Tab. 1 zeigen, dass die Einschätzungen der einzelnen Autoren sich bis auf zwei Ausnahmen³ größenordnungsmäßig nicht unterscheiden. Abb. 1 zeigt die Weltbevölkerungsentwicklung in historischer Zeit (die letzten 4 000 Jahre) nach Angaben von BLAXTER (1986) und KREMER (1993).

    Natürlich sind Bevölkerungsangaben, die die fernere Vergangenheit betreffen, immer mit einem großen Unsicherheitsfaktor behaftet. Als generelle Tendenz wird aber übereinstimmend von allen Autoren ein nahezu ständiges Wachstum der Weltbevölkerung angenommen. Lediglich das 14. Jahrhundert stellt eine allgemein anerkannte Ausnahme dar, denn um 1350 wurde Europa von der verheerendsten Pestepidemie seiner Geschichte heimgesucht. Weitere Pestwellen und andere Seuchen sowie Hungersnöte infolge Klimaverschlechterung führten zu hohen Bevölkerungsverlusten im 14. und auch noch 15. Jahrhundert (VASOLD 2003)⁴. Zudem stieg in Asien die Bevölkerung zwischen 1300 und 1400 nur gering an, da sie noch unter den Folgen der Verwüstung durch die Reiterhorden Dshingis Khans litt. Diese hatten im Jahrhundert zuvor unter der einheimischen Bevölkerung vom europäischen Russland bis Korea unvorstellbare Blutbäder angerichtet und auch die bäuerliche und städtische Infrastruktur vernichtet – die Überlebenden wurden Hirten, von welchen das Land aber nur wenige ernähren konnte (MCEVEDY & JONES 1978).

    Anders als die demographische Entwicklung des 14. Jahrhunderts wird die Zeit von 200-900 n. Chr. von verschiedenen Autoren unterschiedlich beurteilt. In diese Epoche fallen der Zusammenbruch der römischen Zivilisation und die Völkerwanderung. Die unterschiedlichen Einschätzungen (Tab. 1) reichen von deutlicher Abnahme bis zu geringer Zunahme. In Tab. 2 sind nach Angaben aus Tab. 1 errechnete jährliche Wachstumsraten der Bevölkerung in Epochen ohne diese kontinentweiten Katastrophen aufgeführt. Danach betrug der jährliche Weltbevöl-kerungszuwachs in früher historischer Zeit unter bekanntermaßen viel schwierigeren Verhältnissen als heute jährlich ca. 0,05-0,3%.

    Tab. 1: Entwicklung der Weltbevölkerung (in Millionen) von der Frühzeit der Menschheit bis 2000 n. Chr. (Nach Angaben verschiedener Autoren aus einer Zusammenstellung von COHEN 1995¹a und des U.S. Census Bureau 2005)

    Abb. 1: Weltbevölkerungsentwicklung von 2000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. (hell nach BLAXTER 1986 und dunkel nach KREMER 1993)

    Tab. 2: Jährliches prozentuales Weltbevölkerungswachstum in früher historischer Zeit (ermittelt nach Angaben aus Tab. 1).

    1.2 In der Steinzeit

    1.2.1 Abschätzung der Bevölkerungszahl auf archäologisch-ethnographischer Basis

    Die ältesten Überreste des echten Menschen (Homo erectus) stammen aus Afrika (Kenia). Es handelt sich um den Hüftknochen KNM-ER 3228 (ROSE 1984) und den Hinterhauptsknochen KNM-ER 2598 (WOOD 1991). Die fossilen Fundstücke werden radiometrisch auf 1,95 bzw. 1,89 Millionen Jahre datiert (FEIBEL et al. 1989). Das Alter der Menschheit wird deshalb auf etwa 2 Millionen Jahre geschätzt. In Tab. 3 ist der konventionell-zeitliche Abriss der wichtigsten geologischen und archäologischen Epochen der Steinzeit mit den fossil nachgewiesenen Menschenformen und ihren kulturell-technischen Erfindungen dargestellt. Auf einige dort verwendete Begriffe wird im weiteren Verlaufe des Buches immer wieder Bezug genommen. Die kulturell-technischen Erfindungen zeigen, dass schon Homo erectus ein voll entwickelter, uns geistig ebenbürtiger Mensch war (siehe Abschnitt 6.3.3).

    Tab. 3: Übersicht zur Vorgeschichte des Menschen mit geologischen und archäologischen Epochen, Menschentypen, kulturell-technologischen Entwicklungen und datierten Zeitangaben.

    Abb. 2: (A) Jungpaläolithisches Keramikfragment aus Tschechien und (B) sein Eindruck (aus SOFFER 1999). Keramikfragmente mit Eindrücken von Fasern vor 27 000 Jahren sind die ältesten Hinweise auf eine Fasertechnologie. Die Fasern selbst sind natürlich nicht mehr erhalten. Die Überlieferung in Form von Eindrücken in Keramikfragmenten ist wohl das Ergebnis von damaligen Unglücksfällen. Ton wurde zur Auskleidung von Körben, Herstellung von Gefäßen, für Hauseinrichtungen und Behausungen benutzt. Die damals weit verbreitete Nutzung von Feuer z. B. zum Wärmen und Kochen führte vermutlich zu nicht beabsichtigten Bränden. Die aus Fasern hergestellten Gegenstände, die nie die Zeiten überdauert hätten, wurden dabei auch vernichtet, hinterließen aber ihre Strukturen im Ton. (Aus Analecta Praehistorica Leidensia 31, 1999, Abdruck mit freundlicher Genehmigung)

    Abb. 3: Jungpaläolithische Verzwirnungstypen aus Tschechien (aus SOFFER 1999). Sieben von acht in der Welt bekannten Verzwirnungstypen waren bereits vor 27 000 Jahren bekannt. Bei der Herstellung von Kordeln (Schnüre, Tauwerk, Seile) sind mindestens fünf verschiedene Strukturtypen nachgewiesen. Diese Verschiedenartigkeit in Verbindung mit dem gleichmäßigen und engen Maß des Garns und der Webelemente setzt eine vorherige Entwicklung voraus. Die Zahl der Typen an Verzwirnungen und Webereien ist im Jungpaläolithikum vor 27 000 Jahren wesentlich größer gewesen als später im Mesolithikum und Neolithikum vor 10 000-5 000 Jahren. (Aus Analecta Praehistorica Leidensia 31, 1999, Abdruck mit freundlicher Genehmigung)

    Abb. 4: Venus von (A) Willendorf (Abguss), Österreich, und (B) Brassempoy (Abguss), Frankreich, aus dem Jungpaläolithikum. Die Venus von Willendorf (25 000 Jahre v.h.) trägt eine Kopfbedeckung (Hut oder Kappe) aus Fasergewebe mit komplexem Aufbau: Sie ist spiralförmig von einem zentralen Knoten aus gewebt. Es handelt sich nicht um eine Kopfbedeckung aus Muschelschalen oder eine Frisur, wie man früher annahm. Die Venus von Brassempoy (22 000 Jahre v.h.) trägt ein offenes, flexibles und vielleicht geknotetes Netz, das sich den Haaren anpasst.

    Abb. 5: Mittelpaläolithische Flöte aus Iridijca, Slowenien (aus SCHERER 1998). Die Flöte (67 000-43 000 Jahre v.h.) ist aus einem Oberschenkelknochen eines Bären hergestellt. Der Abstand zwischen dem zweiten und dritten Loch auf dem Knochen ist doppelt so groß wie der zwischen dem dritten und vierten Loch. Die Intervalle entsprechen einem ganzen und einem halben Ton; die drei Töne sind diatonisch. Mit diesem Instrument konnte man mindestens vier Töne der kleinen diatonischen Tonleiter erzeugen.

    Abb. 6: Altpaläolithische Schmuckperlen aus El Greifa, Libyen (aus ZIEGERT 1995). Die Perlen (200 000 Jahre v.h.) sind aus Straußeneierschalen angefertigt.

    Abb. 7: Altpaläolithischer Speer aus Schöningen, Landkreis Helmstedt. Detail der sehr sorgfältig zugerichteten Spitze von Speer II (Gesamtlänge etwa 2,30 m). Die Speere aus Schöningen (400 000 Jahre v.h.) sind Hochleistungsspeere, geeignet für kurze und große Weiten. Jeder Speer ist optimal hergestellt worden. Die Spitze stammt aus dem härtesten Teil des Baumstammes an der Basis. Jeder Speer hat die gleichen Proportionen wie ein moderner Speer mit maximaler Dicke und größtem Gewicht (Schwerpunktzentrum) im vorderen Bereich. Der lange hintere Teil verjüngt sich zum Ende hin. Eine intensive Planung, ein anspruchsvoller Entwurf und Geduld beim Schnitzen des Holzes waren zur Herstellung der Speere erforderlich. Der europäische Frühmensch hatte offensichtlich Fähigkeiten, die man bisher nur dem modernen Menschen zutraute. (© 2006 Dr. Hartmut THIEME, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover. Foto: C.S. FUCHS)

    Abb. 8: Altpaläolithisches Knochengerät mit eingeritzter Strichfolge (400 000 Jahre v.h.) aus Bilzingsleben (nach SCHÖSSLER 2003). Der Fund besteht aus einem Stück zerschlagenen Schienbeins eines Waldelefanten und ist mit einem Fächer aus Strichbündeln bedeckt (gestrichelte Linien ergänzt). Nach SCHÖSSLER handelt es sich um einen Mondkalender. Der Benutzer des Kalenders war Homo erectus.

    Abb. 9: Altpaläolithische Protoplastik (A) aus Berekhat Ram, Israel (280 000-233 000 Jahre v.h.; nach GOREN-INBAR 1986) und (B) aus Tan-Tan, Marokko (500 000-300 000 Jahre v.h.; aus KUCKENBURG 2001).

    Im Folgenden wird der zeitliche Ablauf der Besiedlung der Kontinente durch den Menschen dargestellt, wie er innerhalb der konventionellen Lehrmeinung vertreten wird.

    Man geht heute davon aus, dass die Besiedlung der Welt durch den Menschen von Afrika aus erfolgte. Allerdings gibt es weit entfernt von Afrika in Südostasien (Indonesien) Knochenüberreste von Homo erectus, die auf 1,81 Millionen Jahre datiert werden (SWISHER III et al. 1994). Damit besitzen sie ein nahezu gleiches Alter wie die ältesten Funde aus Afrika, von woher der Mensch gekommen ist. Noch älter sind Steinwerkzeuge (Geröllgeräte) aus Afrika. Sie stammen aus geologischen Ablagerungen, deren Alter auf 2,6-2,5 Millionen Jahre radiometrisch bestimmt wurde (SEMAW et al. 1997). Als Hersteller dieser und anderer sehr früher Geröllgeräte vermutet man frühe Homininen⁵ (Australopithecus garhi, A. [Paranthropus] robustus, A. [Homo] habilis, Kenyanthropus [A., H.] rudolfensis). Sie werden im Evolutionsmodell als Vormenschen, im Grundtypmodell der Schöpfungslehre dagegen als ausgestorbene menschenaffenähnliche Tiere klassifiziert. Nach Auffassung des Autors (BRANDT 2000) dürften aber diese pliozänen Werkzeuge wie die späteren pleistozänen Werkzeuge auch von echten Menschen stammen, obwohl von ihnen aus dieser Zeit bisher keine allgemein anerkannten Knochenüberreste bekannt sind. Werkzeugfunde ohne dazugehörige Fossilreste sind in der Archäologie aber ein sehr häufiger Befund (FIEDLER 1997, FRANZEN 1999, BRANDT 2011). Das nahezu zeitgleiche früheste Auftreten des echten Menschen weit entfernt in Ostafrika und Südostasien vor knapp 2 Millionen Jahren und der Nachweis von weit über 2 Millionen Jahren alten Steinwerkzeugen, die wahrscheinlich von echten Menschen stammen, weisen auf eine frühere Existenz der Menschheit auf unserer Erde hin als allgemein angenommen. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass zahlreiche Werkzeugfunde mit eindeutig menschlichen Bearbeitungsspuren aus wesentlich älteren geologischen Schichten geborgen wurden und von echten Menschen stammen dürften. Die ältesten Werkzeuge stammen aus Nordfrankreich und haben ein radiometrisches Alter von 59-56 Millionen Jahren (BRANDT 2011, siehe ausführlicher Teil II, Kap. 8). Dennoch wird aus methodischen Gründen bei allen Überlegungen in diesem Buch der konventionellen Lehrmeinung folgend von einer Menschheitsgeschichte ausgegangen, die erst am Ende des Pliozäns – nach radiometrischer Datierung vor ca. 2 Millionen Jahren – begann.

    Abb. 10: Speerspitzen aus Stein aus Kathu Pan 1, Südafrika (500 000 Jahren v. h.). (Aus WILKINS et al. 2012)

    Die ältesten Knochenüberreste des Menschen in Europa stammen aus Spanien. Es handelt sich um einen Unterkiefer mit einem Isotopenalter von 1,2-1,1 Millionen Jahren (CARBONELL et al. 2008) und um einen Zahn mit einem Isotopenalter von 1,4 Millionen Jahren (TORO-MOYANO et al. 2013). Nach MUTTONI et al. (2013) ist jedoch ungewiss, ob die Funde tatsächlich älter als eine 1 Million Jahre sind.

    Relativ spät wurde Australien vor 60 000 Jahren besiedelt (ROBERTS et al. 1993).⁶ Nach heute verbreiteter Anschauung begannen die Menschen vor 20 000-15 000 Jahren in Amerika einzuwandern (Übersicht bei BARIÉ 2000 und NEMECEK 2001). Allerdings gibt es auch Forscher, die dieses Ereignis früher ansetzen: GONZALES und BENNETT vor 40 000 Jahren (HÖRSCHGEN & HÜGLER 2003) und GOODYEAR (2004)⁷ sogar vor 50 000 ƒJahren.⁸ Zum Ende des Paläolithikums (Altsteinzeit) vor etwa 10 000 Jahren war die Erde zu weiten Teilen von Menschen besiedelt. Sie ernährten sich alle vom Sammeln, Jagen und Fischen. Auf dieser Ernährungsbasis muss die Bevölkerungsdichte sehr niedrig gewesen sein. Dies ergibt sich aus theoretischen Analysen und der geringen möglichen Bevölkerungsdichte heute lebender Jäger und Sammler.

    Die Bevölkerungszahl blieb im Paläolithikum aber nicht

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