Warum ich kein Atheist bin: Glaube für Skeptiker
Von Alexander Garth
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Über dieses E-Book
Alexander Garth, Buchautor und Pfarrer, kennt die Argumente der Skeptiker und zeigt mit Tiefgang und Humor – ohne Theologenjargon –, dass es gute Gründe gibt, an Gott zu glauben. Leidenschaftlich lädt er ein, sich auf die Suche zu machen.
"Endlich eine praxisnahe und faktenreiche Antwort auf die drängendste aller aktuellen Fragen. Alexander Garth hebelt die Argumente der Gottesleugner reihenweise aus, nicht oberlehrerhaft, sondern einfühlsam und auf Augenhöhe mit der säkularen Skeptikerszene. Ein Buch mit Klassikerformat." (Markus Spieker, TV-Auslandskorrespondent)
Alexander Garth
Alexander Garth, Jahrgang 1958, ist "Gründer der Jungen Kirche Berlin", zu der viele Menschen aus kirchenfernen Hintergrund angehören. Der Autor und Pfarrer mit der Leidenschaft, den christlichen Glauben in einer säkularen, postmodernen Welt relevant zu machen, lebt mit seiner Familie in Berlin.
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Buchvorschau
Warum ich kein Atheist bin - Alexander Garth
Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7305-6 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5671-4 (Lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
Völlig neu bearbeitete Ausgabe 2015 (4. Gesamtauflage)
Dieser Titel erschien zuvor in drei Auflagen unter
der ISBN 978-3-86591-305-0 bei Gerth Medien.
© der deutschen Ausgabe 2015
SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scmedien.de · E-Mail: info@scm-verlag.de
Die Angaben zu den verwendeten Bibelzitaten finden Sie in den Anmerkungen.
Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
INHALT
Ein Vorwort
oder warum man Zeit in dieses Buch investieren sollte
Ihre Zeit ist kostbar
Eine Kultur der zunehmenden Gottvergessenheit
Leidenschaft fürs Thema
Warum ich?
Wer soll das lesen?
Zu viele Bücher. Nun noch eins mehr?
Kapitel 1: Weil Glaube möglich ist
Hat Religion eine Zukunft?
Glaube in einer bedrohten Welt
Was hindert Menschen eigentlich daran, glauben zu können?
Glaube ist möglich
Stationen auf dem Weg zum Glauben
Das kann ich mir nicht vorstellen
Ein in sich stimmiges Weltbild
Auch für Männer
Männer zweifeln anders
Erst mal die Fakten!
Believing by Doing
Männer wollen Abenteuer
Männer wollen Spaß
Der männliche Spaß am Zweifel
Radikal zweifeln
Klischees von gestern?
Und die anderen Religionen?
Kapitel 2: Weil der alte und der neue Atheismus auch keine Alternative sind
Gibt’s das?
Ganz schön konsequent!
Atheismus in Deutschland
Atheismus und Religion – zwei globale Megatrends
Religion ist dumm!
Religion ist böse
Treffende Kritik?
Der Neue Atheismus und die Verbrechen der Kirche
Fünf Konsequenzen des Atheismus
Stell dir vor, es gäbe keinen Gott
Ein Herz für Atheisten
Das Elend des Atheismus
Kapitel 3: Weil es ohne Gott kein Leben gibt
Das Problem
Naturwissenschaft kontra Glaube?
Gott ist kein Lückenbüßer
Glaube und Naturwissenschaft
Am Anfang aller Naturwissenschaft: das Staunen
Es hat sich entwickelt, aber was steckt hinter »sich«?
Das Problem mit dem Zufall
Alles zerfällt irgendwann in seine Einzelteile
Mehr als die Summe seiner Teile
Wie entsteht Information?
Die kreative Kapazität von Materie ist ein Mythos
Kein neuer Gottesbeweis!
Kapitel 4: Weil ich gewollt bin
Wer bin ich?
I am what I am …
Ein Getriebener?
Ganz schön schlau und trotzdem keine Ahnung
Der Mensch ist nichts weiter als …
Der Mensch ist viel mehr als …
Mehr als ein Zufallsprodukt?
Die Würde des Menschen
Der Mensch als »hochevolutionierter« Affe – noch ein Identitätskiller
Die Geschichte vom verlorenen Zarensohn
Leben in einer falschen Identität
Was ist der Mensch?
Das Ebenbild
Kapitel 5: Weil die Frage nach Gott zutiefst menschlich ist
Drei Sehnsüchte
Warum werde ich nicht satt?
Universale Sehnsucht
Zwischen Langeweile und Sucht
Wie man sich sein Leben am besten versauen kann
Nicht vom Brot allein
Kapitel 6: Weil das Glück des Lebens etwas mit Gott zu tun hat
Sehnsucht nach Glück
Crashkurs Happyologie
Dem Glücksrausch folgt der Kater
Weltweites Glücks-Ranking
Der Mensch als Glücksjunkie
Designt für das große Glück des Lebens?
Glück im Leid
Was Glücksucher und Gottsucher miteinander verbindet
Die Poesie eines Glücksfinders
Ich kann mein Glück nicht fassen!
Brot des Lebens
Eine Person als Inbegriff des Glücks
Kapitel 7: Weil ich durch Gott den Sinn des Lebens finde
Was ist der Sinn des Lebens?
Die Sinnfrage heute
Was hat ein Kochbuch mit der Frage nach dem Sinn des Lebens zu tun?
Der Sinn des Lebens wird uns gegeben
Wie der Teufel die Menschen davon abhalten will, den Sinn des Lebens zu finden – eine Geschichte
Wer bin ich? – Ein geliebtes Geschöpf
Gott finden heißt den Sinn des Lebens finden
Sinn suchen und in Gott entdecken
Kapitel 8: Weil das Leben ein Ziel bekommt
Was der Mensch braucht
Ziellos von Ziel zu Ziel
Was kommt nach der letzten Sprosse der Karriereleiter?
Das frustrierende Fazit eines Hedonisten
Und dann? Eine irgendwo mal gehörte Geschichte
Die Tragik von Nahzielen
Die letzte große Würde des Menschen
Designt für das große Ziel
Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen
Kapitel 9: Weil unser Herz Augen hat
Juri hat Gott nicht gesehen
An diesen Gott glaube ich auch nicht
Wo wohnt Gott?
Viele Welten nebeneinander und ineinander
Die sichtbare und die unsichtbare Welt
Was ist Glaube?
Gott im Gehirn?
Ich sehe was, was du nicht siehst
Ich kann dich sehen
Kapitel 10: Weil Jesus die faszinierendste Person aller Zeiten ist
Was für ein Mensch!
Sein Leben – kurz, intensiv, konsequent, echt
Ein Dichter?
Ein Wundertäter?
Ein großer Menschenfreund?
Ein Herrscher?
Ein Revolutionär?
Ein Prophet?
Ein Bußprediger?
Ein Lebenskünstler?
Ein Heiliger?
Der Sohn Gottes?
Von einer Jungfrau geboren
Ganz Mensch und doch Gott
Zu zeigen, wer Gott ist
Zu suchen und zu retten, was verloren ist
Zu sterben, um sie zu erlösen
Kapitel 11: Weil Jesus für alle starb
Schwarzer Freitag in Jerusalem
Das Sterben Jesu – mehr als ein tragisches Ende
Der menschlich leidende Gott
Ein Akt der alles gebenden Liebe
Versöhnung
Eine abstruse Idee im Zentrum
Das Problem mit der Stellvertretung
Warum dieser Weg?
Beispiel eines stellvertretenden Sterbens
Ich krieg das nicht in meinen Kopf!
The proof of the pudding is in the eating
Kapitel 12: Weil Ostern alle Grenzen sprengt
Kein Totenkult!
Die Quellen
Die vermaledeite Lücke
Fromme Halluzinationen?
Scheintod?
Ein leeres Nobelgrab?
Komm, wir klauen die Leiche!
Alles nur gefakt!
Totaler Knick einer Biografie
Der älteste Text
Was ist denn nun tatsächlich an Ostern passiert?
Und was bedeutet Ostern?
Das kann ich nicht glauben!
Kapitel 13: Weil Gott sich finden lässt
Keine alte Geschichte
Jesus heute
Museales Geschwätz
Das muss man halt glauben?
Der Wind vom Himmel
Gott finden?
Far, far away!
Das Gleichnis vom Overheadprojektor
Sünde?
Ein Schicksal, keine Wahl!
Ein folgenschweres Nein
Eine Geschichte über Umkehr
Der Gott, der auf dich wartet!
Jesus und unsere Umkehr zu Gott
Ein Weg?
Der Leitstrahl vom Himmel
Kapitel 14: Weil Gott in unser Leben kommt
So ging’s los
Wer ist der Heilige Geist?
Eine dreifache Erfahrung
Nicht Notar, sondern Erbe
Lizenz zum Beten
Vom Glauben reden
Veränderung ist möglich
Eine fantastische Frage
Was heißt Umkehr?
Komm, wie du bist!
»Sir, übernehmen Sie!«
Loslassen
Jesusnachfolge und Selbstverwirklichung
Christus will uns begegnen
Kapitel 15: Weil es die Kirche gibt
Ein Wunder!
Familie der Glaubenden
Glaubensgemeinschaft mit Imageproblem
Die christliche Urgemeinde als Idealbild?
Welches Stück?
In der Kirche zu Hause
Kontrastgesellschaft
Taufe
Dreieinigkeit
Der Gott, der aus sich selbst heraustritt
Ein Leitbild für eine ausstrahlende Ortskirche
Ausklang
Schritte hin zur Erfahrung des Glaubens
Umkehr praktisch
Wie beten?
Steine im Herzen
Wohin mit den Steinen?
Das Get-Free-Wochenende
Hindernisse auf dem Weg zu Christus
Anmerkungen
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
EIN VORWORT ODER WARUM MAN ZEIT IN DIESES BUCH INVESTIEREN SOLLTE
Ihre Zeit ist kostbar
Zeit ist das Wertvollste, das Sie haben. Geld lässt sich beschaffen, Zeit nicht. Sind Minuten, Stunden und Tage einmal ausgegeben, gibt es keinen Kredit. Deshalb ist unsere Zeit so wertvoll. Wenn wir sie für etwas einsetzen, das sich nicht lohnt, verplempern wir unser kostbarstes Gut. Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen die Zeit ihrer Mitmenschen vergeuden. Deshalb sage ich Ihnen zu Beginn, was Sie in diesem Buch erwartet und warum ich mir die Zeit genommen habe, es zu schreiben, sodass Sie eine Entscheidung treffen können, ob Sie dieses Buch lesen oder beiseitelegen wollen.
Eine Kultur der zunehmenden Gottvergessenheit
Das Wissen über den christlichen Glauben beschränkt sich bei vielen Menschen im alten Europa auf Halbwahrheiten und Vorurteile. Und das gilt nicht nur für die, die sich in innerer und äußerer Distanz zu einer christlichen Kirche befinden. Wie 2013 eine Sinus-Studie unter deutschen Katholiken ergab, können sich nur wenige Kirchenmitglieder mit zentralen Aussagen des christlichen Glaubens identifizieren, wie sie zum Beispiel im Apostolischen Glaubensbekenntnis zusammengefasst sind. Bei Protestanten dürfte die Zahl derer, die mit der christlichen Kernbotschaft etwas anfangen können, noch geringer ausfallen. Der auf unserem Kontinent stärker werdende Islam hält uns einen Spiegel vor: Was glaubt ihr eigentlich, wenn ihr überhaupt noch an etwas glaubt? Viele Muslime sind erschrocken über die Ignoranz von uns »eingeborenen« Europäern im Hinblick auf unseren Glauben und die Wurzeln unserer abendländischen Kultur. Der vor Kurzem verstorbene Journalist, Nahostexperte und Bestsellerautor Peter Scholl-Latour sagte 2012 in einem Interview: »Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.«¹
Das vorliegende Buch hat sich dem Anliegen verschrieben, Wege zur Entdeckung des christlichen Glaubens aufzuzeigen. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine Abhandlung des Glaubens. Davon gibt es schon genug. Vielmehr ist es eine Hinführung zum Zentrum. Und es hat dabei besonders die Fragen der Menschen heute im Blick: Wie werde ich glücklich? Wie kann ich mehr aus meinem Leben machen? Wozu ist der Glaube an Gott gut? Gibt es Gott überhaupt? Was spricht dafür? Was dagegen? Was ist das christliche Gottesbild und kann man Gott erfahren? Widerspricht nicht die Naturwissenschaft dem Glauben? Wie finde ich den Sinn des Lebens? Wozu Jesus? Was wollte er? Was hat er gebracht? Was bedeutet Erlösung? Was ist der letzte Sinn dieses unglaublichen Abenteuers Leben?
Das vorliegende Buch beschreibt, was skeptische, atheistische und postmoderne Menschen daran hindert zu glauben, und das in verständlicher, manchmal (hoffentlich!) humorvoller Sprache, denn ich mag keinen Theologenjargon und versuche, unvermeidbare Fachbegriffe zu erläutern. Dieses Buch zeigt Wege zu einer erlebten christlichen Spiritualität und möchte eine Brücke zwischen Atheismus und christlichem Glauben schlagen. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Unglauben. Sie ahnen, dass ihnen der Glaube in schwierigen Zeiten helfen würde, Halt, Lebensmut und Orientierung zu finden.
Leidenschaft fürs Thema
Was mich zu diesem Buch angetrieben hat, lässt sich am besten mit einem Wort beschreiben: Leidenschaft. Leidenschaft ist die Begeisterung für etwas, das man von ganzem Herzen will, wofür man sich einsetzt, koste es, was es wolle. Leidenschaft wird aus dem Leiden geboren. Immer dann, wenn wir etwas so unerträglich finden, dass es uns nahegeht und uns keine Ruhe mehr lässt, entwickeln wir Leidenschaft.
Ich leide daran, dass viele Menschen in unserem Land das Christentum abgeschrieben haben, ohne es je kennengelernt zu haben. Sie lehnen eine Karikatur ab, aber nicht den wohltuenden Glauben, der mit Jesus möglich wird. Ich leide daran, dass sich unser Kontinent von seinen christlichen Wurzeln zu verabschieden scheint. Ich leide daran, dass viele Menschen glauben wollen, aber keinen Zugang zum Glauben finden. Ich leide daran, dass sich viele Menschen nach einem tragfähigen Lebenssinn sehnen und daran verzweifeln, dass sie nicht finden, was den Hunger ihres Herzens stillt. Ich leide daran, dass Menschen aufgefressen werden von ihren Sorgen, weil ihre Seele keine Kraftquelle hat. Ich leide daran, dass unsere Gesellschaft anscheinend kälter und egoistischer wird.
Warum ich?
Warum schreibe ausgerechnet ich so ein Buch? In meinen Seminaren und Gottesdiensten über den Weg zum Glauben sitzen viele Skeptiker und sogenannte »Ungläubige«, die den christlichen Glauben als lebenswerten Weg für sich entdecken. In diesem Buch finden viele Jahre Erfahrung im Umgang mit Menschen ihren Niederschlag, die gerne glauben würden, aber ihren Unglauben als Gefängnis erlebten – und dennoch Wege da raus fanden. Das Buch will Menschen beim Nicht-glauben-Können abholen und ihnen Mut machen, sich auf die Suche zu begeben. Es setzt sich mit grundlegenden Fragen des Glaubens und Vorbehalten gegen die christliche Religion auseinander. Dieses Buch will informieren und zu einem Weg einladen, ohne zu vereinnahmen.
Wer soll das lesen?
Für wen habe ich dieses Buch eigentlich geschrieben? Ich wende mich mit diesem Buch an drei Zielgruppen.
Erstens schreibe ich für Menschen, die wenig davon wissen, worum es beim christlichen Glauben eigentlich geht, und deren Kenntnis aus Halbwissen und oberflächlichen Verdächtigungen besteht. Sie möchte ich gewinnen, sich ernsthaft mit dem Glauben auseinanderzusetzen und ihre Überzeugungen zu hinterfragen.
Zweitens ist dieses Buch für Menschen geschrieben, die sich als »gläubig« bezeichnen würden, die aber in ihrem Glauben verunsichert und ohne Freude sind.
Drittens richtet sich das Buch an engagierte Christen. Es steckt voller Mut machender Geschichten, anschaulicher Beispiele, biblisch-theologischer Anregungen, die sich hervorragend eignen, den eigenen Glauben zu beleben, zu vertiefen und sprachfähig zu machen.
Die Gedanken dieses Buches sind entstanden in unzähligen Begegnungen mit Skeptikern und Kritikern des Glaubens, in Glaubenskursen für Atheisten und Seminaren für Theologiestudenten, Pfarrer, Jugendmitarbeiter, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Kirchen. Es will eine Gesprächsanregung und ein Wegbegleiter sein, um mit Menschen von heute ins Gespräch zu kommen.
Zu viele Bücher. Nun noch eins mehr?
Eine letzte Frage: Warum halte ich das Buch eigentlich für wichtig? Es gibt so viele Bücher, vielleicht zu viele. Nun noch eins mehr. Muss das sein?
Einmal geht es in diesem Buch um die Grundfragen unseres Lebens, wie »Was gibt mir Sinn?«, »Warum bin ich hier?«, »Was möchte ich mit meinem Leben erreichen?«, »Wo finde ich Halt?«, »Was ist das Ziel des Lebens?«. Mit anderen Worten: Es geht um das, was jeden Menschen unbedingt angeht. Das Buch möchte die Grundlagen des christlichen Glaubens für fragende postmoderne und skeptische Menschen verständlich machen. Die meisten christlichen Bücher zum Thema sind nach meinem Geschmack zu fromm, zu kirchlich oder zu theologisch. Sie setzen die Existenz Gottes, spirituelle Bedürfnisse und religiöses Grundwissen voraus.
Das vorliegende Buch ist die völlig überarbeitete und erweiterte Neuauflage meines in vier Auflagen erschienenen und vergriffenen Buches Warum ich kein Atheist bin. Hinzugekommen sind viele Veränderungen, eine Auseinandersetzung mit dem Neuen Atheismus und ein Kapitel über das Phänomen Kirche, in dem ich auch auf die Trinitätslehre eingehe. Im gesamten Buch wurde vieles auf den neuesten Stand gebracht.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
KAPITEL 1
WEIL GLAUBE MÖGLICH IST
»Wenn ich glaube, habe ich nichts zu verlieren. Wenn ich nicht glaube, habe ich nichts zu erhoffen.«
Johannes Gross (1932 – 1999), deutscher Publizist und Journalist
Hat Religion eine Zukunft?
Die Welt hat sich in den letzten zwanzig Jahren in einer dramatischen Weise verändert. Zukunftsforscher, Sozialwissenschaftler und Trendanalysten sprechen davon, dass wir in einer Zeitenwende leben. Ähnlich wie zur Zeit Martin Luthers ändert sich gerade unsere gesamte Lebenswirklichkeit. Stichworte wie digitale Revolution, neue Medien, Erlebnisgesellschaft, Relativismus, Pluralismus, Terrorismus und Sexualisierung des Alltags illustrieren den Wandel. Unzählige Dinge, die es so vor zwanzig Jahren in unserer Lebensgestaltung noch nicht gab, formen und beherrschen unser Leben: Internet, Smartphone, Klapprechner, Computerspiele, soziale Netzwerke, Multimedia, Hunderte von TV-Kanälen aus der ganzen Welt. Die globalen Veränderungen geschehen in einem atemberaubenden Tempo. Die Welt von gestern verschwindet. Wir treiben einem völlig neuen Zeitalter entgegen, das unser gesamtes Leben transformieren wird. Und kein Bereich ist davon ausgenommen: Arbeit, Partnerschaft, Freizeitverhalten, Lebensgefühl, Haushaltsarbeit, Medien, Reisen, Forschung, Schule, Erziehung, Ökonomie, Shoppen, Sport, Gesundheit, Kinderkriegen. Und was ist mit Religion? Wird sich auch der Glaube wandeln?
Mit der Wortschöpfung »Postmoderne« versuchte man einen Begriff zu finden, der den globalen Wandel zusammenfasst. »Post« (Postmoderne = Nach-moderne) zeigt an, dass wir eine große Epoche hinter uns lassen, ohne zu wissen, wohin wir uns bewegen. Die Moderne als Kulmination der großen Epoche der Aufklärung und als ausgesprochene Verstandeskultur scheint zu Ende zu gehen. Wir leben am Beginn einer neuen Zeit, die geprägt ist von einem neuen Skeptizismus wie auch von der Faszination für das Religiöse, Mystische und Unfassbare. Der Trendforscher Matthias Horx schreibt: »Die Bastionen der Aufklärung werden nicht geschleift. Sie verwittern einfach.«² »Postmodern« steht für eine neue Denkweise. In Abgrenzung zur Moderne, die gekennzeichnet ist von einem rationalen Hang zur System- und Ideologiebildung, ist die Wirklichkeit für den postmodernen Menschen komplex, geheimnisvoll, widersprüchlich, subjektiv und chaotisch. Es gibt keine absolute Wahrheit, nur viele Wahrheiten, die wertungsfrei und hierarchiefrei nebeneinanderstehen. Alles ist relativ. Daher gibt es auch keine verbindlichen Überzeugungen. Gleichzeitig stehen jeder übergeordnete Sinn und jedes Reden von verbindlichen Werten unter dem Generalverdacht, zu Intoleranz und Gewalt zu führen. Jeder Absolutheitsanspruch von Religion erscheint dem postmodernen Zeitgenossen anmaßend. Mit Dogmen, die eine gewisse Verbindlichkeit beanspruchen, kann er wenig anfangen. Sein Zugang zu religiösen und philosophischen Fragen ist subjektiv, pragmatisch und emotional. Was funktioniert und was guttut, ist von Bedeutung. Wahr ist, was einem unter die Haut geht. Postmoderne Religiosität ist eine innenorientierte Ich-Religiosität. Man hat keinen Anspruch an andere. Mission gilt als Zumutung. Jeder muss seinen eigenen spirituellen Weg finden. Die Moderne versuchte, alles Religiöse oder Metaphysische durch den engen Trichter der Vernunft zu quetschen und verlor sich dabei in einer dumpfen Diesseitigkeit. Die Welt und das Leben wurden entzaubert. Eine öde und auf ihre Art naive »Wissenschaftsgläubigkeit« trat an die Stelle religiösen Staunens. Für die Postmoderne bilden Wissenschaft und Mystik keine Gegensätze. Das Weltbild hat sich verändert. Es ist tiefer, weiter, universaler, kurz: multidimensionaler geworden. Die Errungenschaften der Moderne werden ebenso geschätzt wie die spirituellen Traditionen der Vergangenheit. In diesem neuen Lebensgefühl bilden Wissenschaft und Mystik, Mündigkeit des Individuums und hingegebener Glaube, Naturgesetze und Magie keine zwingenden Gegensätze mehr. Vielmehr möchte der postmoderne Mensch die Dissonanzen des Lebens überwinden, scheinbar Gegensätzliches harmonisieren und einbauen in eine neue, ganzheitliche Weltsicht. In den Medien ist die Rede von einer Renaissance der Religion. Die alte Säkularisierungsthese, dass die Bedeutung von Religion mit der Ausbreitung moderner Denkformen und mit steigendem Wohlstand stetig abnimmt, wird weitgehend als eindimensional, deterministisch und fortschrittsgläubig abgelehnt. In fast allen Teilen der Welt boomt Religion wie nie zuvor. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ausgerechnet in China, einem immer noch irgendwie kommunistischen Land, das Christentum eine Bewegung geworden ist, die Millionen erfasst hat. China hat mit einem Anteil von schätzungsweise zehn Prozent bekennenden Christen die kraftvollste und größte christliche Kirche in der Welt. Während es noch zur Zeit der sogenannten Kulturrevolution (1966 – 1976), in der die Christen grausam verfolgt wurden, gerade mal knapp zwei Millionen Christen gab, wuchs die Zahl auf heute schätzungsweise hundert Millionen. Nur in Europa scheint der Glaube als gesellschaftsprägende Kraft eine abnehmende Rolle zu spielen. Allerdings kann man auch auf unserem Kontinent ein wachsendes spirituelles Interesse beobachten. Dieser Trend geht aber zum großen Teil an den Kirchen vorüber. Für postmoderne spirituell Suchende ist das europäische Christentum zu verkopft, zu westlich und zu wenig mystisch.
Glaube in einer bedrohten Welt
Für viele bedeutete der 11. September 2001, an dem islamistische Terroristen zwei Passagierflugzeuge in die New Yorker Zwillingstürme steuerten, das »Ende der verdammten Spaßgesellschaft«, wie es Peter Scholl-Latour, der bekannte Nahostexperte, in seinem berühmt gewordenen Ausruf ausdrückte. Und er fährt fort: »Die Vorstellung, dass die Welt gut und alle Menschen lieb sind, die ist endlich wieder zurechtgerückt worden.« Uns ist erschreckend bewusst geworden, dass wir in einer bedrohten Welt leben, in deren Angesicht wir nach Lebensmut und Geborgenheit verlangen. Die Frage, wie wir die Herausforderungen unserer Zeit besser bewältigen können, bekommt eine neue Dringlichkeit. Phänomene wie der islamistische Terrorismus, atomare Bedrohung, Klimawandel, Ukrainekrise, Ebola, Arbeitslosigkeit, die alle Vorstellungen des Bösen sprengenden Verbrechen des Islamischen Staates machen auch dem letzten Ignoranten klar: Wir leben in einer unheilen Welt. Mitten im Zweiten Weltkrieg, als es so aussah, als würde das Böse triumphieren, schrieb der Schweizer Theologe Karl Barth (1886 – 1968) einem Freund den trostreichen Satz: »Es wird regiert.« Und heute? Was für eine SMS schreibt ein Atheist seinem Freund, wenn ihn die Wirklichkeit in die Verzweiflung treibt?
Matthias Horx lobt eine alte Tugend des Glaubens: »Gelassenheit, diesen Mega-Wert in einer Zeit der Unruhe, des Lebens-Stresses und der Verunsicherung, hat man eben, wenn man seinen Jesus hat – und er ist auch im spirituellen Supermarkt ringsherum kaum zu haben. Ein glänzender USP (Unique Selling Proposition, Anm. d. Verf.). Gottvertrauen nannte man das früher – eine heute, um im Marketing-Jargon zu bleiben, enorm begehrte Ware, um die diesen komischen, riesigen, alten Verein (»die Kirche«, Anm. d. Verf.) jeder Marketing-Manager brennend beneiden würde.«³ Brauchen wir nicht den wärmenden Glauben an einen gütigen Gott als Quelle von Sinn und Trost in einer Welt, die von vielen Menschen zunehmend als kalt und unsolidarisch empfunden wird? Könnte uns das Vertrauen in eine sinnstiftende Macht helfen, Orientierung zu finden und unser Leben zu meistern?
Mit einigen atheistischen Freunden diskutierten wir über den Film Melancholia (2011) des dänischen Filmemachers Lars von Trier. Er erzählt eine verstörende Geschichte vom Weltuntergang. Die Handlung beginnt auf einer Hochzeitsfeier, während der die Braut Justine, getrieben von dunklen Ahnungen, ihr bürgerliches Leben vernichtet: Sie zerstört ihre junge Ehe, ruiniert ihre berufliche Zukunft und gerät in eine tiefe Depression. Das Nahen des alles vernichtenden Planeten »Melancholia« ist für sie eine von Weltekel und der Lust an der totalen Vernichtung inspirierte Erlösung. Schaurig schön, mit unglaublich eindringlichen Bildern und unter der düsteren Musik von Wagners Ouvertüre aus Tristan und Isolde wird der Untergang der Welt zelebriert. Während ihre Schwägerin der totalen Verzweiflung anheimfällt, sonnt sich die nackte Justine im Lichte des nahenden »Melancholia«. Im Grauen des unvermeidlichen Endes schafft sie für ihren Neffen, einen vielleicht zehn Jahre alten Jungen, eine hoffnungsspendende Illusion. Sie baut aus Stöcken eine »magische Höhle«, in der man den Weltuntergang überleben kann. An Händen haltend warten die drei auf die Vernichtung der Erde: Justine gefasst, ihre Schwägerin verzweifelt schluchzend, der Junge hoffnungsvoll, mit geschlossenen Augen das Wunder erwartend. Melancholia bringt die Konsequenz des Atheismus auf den Punkt: Atheismus heißt, dass wir zufällig da sind, dass es keinen letzten großen Sinn gibt und dass wir ebenso zufällig wieder verschwinden. Dieser Film konfrontiert radikal mit dem Nichts und der Absurdität des Seins und provoziert die Frage nach Gott, nach dem Sinn und Ziel des Lebens.
Melancholia löste eine angeregte Diskussion zwischen meinen atheistischen Freunden und mir aus. Schließlich sagten sie: »Eigentlich macht uns eine Welt ohne Gott, die steuerlos auf eine ungewisse Zukunft zurast, Angst. Es wäre schön, wenn du recht hättest mit deinem Gott und deinem Glauben. Es wäre schön, wenn es einen Gott gäbe, der alles in der Hand hält und durch den ganz am Ende eben doch alles gut wird.« Und dann bedauerten sie, dass sie leider nicht glauben können.
Ich frage mich, ob nicht die Zukunftsfähigkeit unserer Kultur davon abhängt, inwiefern sie eine Rückbesinnung vollzieht auf die Wurzeln des christlichen Glaubens mit