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Die Leute vom Tal: Geheimnisvolle Hardt
Die Leute vom Tal: Geheimnisvolle Hardt
Die Leute vom Tal: Geheimnisvolle Hardt
eBook134 Seiten1 Stunde

Die Leute vom Tal: Geheimnisvolle Hardt

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Über dieses E-Book

Der geheimnisvolle Hardt-Berg bei Wuppertal steht im Mittelpunkt der Recherchen des jungen Reporters Fabian Jaspers. Dort trifft er auf eine mysteriöse Gesellschaft, die von Noah abstammt und alle Religionen wieder vereinen möchte. Im Elisenturm endlich kommt er zu einer überraschenden Erkenntnis… Der Autor Michael Harscheidt besuchte nach seiner Wahl zum Kirchmeister viele Gemeinden, Sekten und okkulte Zirkel, um das religiöse Wuppertal kennenzulernen. In zwölf Kurzgeschichten spiegeln sich deren Besonderheiten.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Kern
Erscheinungsdatum20. Feb. 2016
ISBN9783957162021
Die Leute vom Tal: Geheimnisvolle Hardt

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    Buchvorschau

    Die Leute vom Tal - Michael Harscheidt

    Michael Harscheidt

    Die Leute vom Tal

    Geheimnisvolle Hardt

    Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Impressum:

    © by Verlag Kern GmbH

    © Inhaltliche Rechte beim Autor

    1. Auflage 2016

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

    Autor: Michael Harscheidt

    Cover/​Layout/​Satz: www.winkler-layout.de

    Illustrationen: Celia Wagner

    Lektorat: Manfred Enderle

    Sprache: deutsch

    ISBN: 9783957161-826

    ISBN E-Book: 9783957162-021

    Biblischer Ruf:

    „Blast die Trompete auf meinem heiligen Berg! Es sollen zittern alle Bewohner des Landes, denn es kommt der Tag des Herrn, ja, nahe ist er."

    Buch Joel 2,1

    Poetischer Mythos:

    „Wuppertal, wo die Schwebebahn eine Vielzahl wundergläubiger Sekten unfallfrei verbindet. Eine Stadt, in der Mystik und Kleinindustrie bergauf, bergab siedeln: tüchtig, weil immer erleuchtet."

    Günther Grass, Tagebuch einer Schnecke (1972)

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Zitate

    Kapitel 1

    Ein Engel am Ende der Treppe

    Kapitel 2

    Das filigrane Alphabet des Rosenkreuzers

    Kapitel 3

    Von Heiden und Aposteln

    Kapitel 4

    Bei den Spökenkiekern

    Kapitel 5

    Tarot – Die magischen Karten von Madame Murron

    Kapitel 6

    Bergbahn – Stumm standen die Stelen

    Kapitel 7

    Der Adventist im Uhrwerk

    Kapitel 8

    Noahs Arche auf dem Heiligen Berg

    Kapitel 9

    Das Zeugnis des Gerechten

    Kapitel 10

    Gesang der Bienen am Jakobsberg

    Kapitel 11

    Santiago beginnt in Beyenburg

    Kapitel 12

    Café Elise – die sieben Boten Gottes

    Weitere Bücher

    Kapitel 1

    Ein Engel am Ende der Treppe

    Komm rüber, es schneit nicht!"

    Aber dann schneite es doch: Feine Flocken irrten heimatlos über den Treppenstufen der Eichenstraße und ließen allenfalls hoffen, dass das Winterende bald bevorstand.

    Schon kam Ecki von gegenüber, und unter seiner blauen Wollmütze mit herunterhängenden Ohrenschützern sah er aus wie ein kleiner Co-Pilot nach der Bruchlandung. Mit der Zunge wischte er die Flocken von seinen Lippen und meinte fast vorwurfsvoll: „Schnee – schmeckt nach nichts."

    Dann zeigte ich ihm meine Klamotten, die ich morgen zum Rosenmontag tragen wollte: Vaters braunen Pulli mit angenähten Fetzen aus Lederstreifen und alten Stoffresten. „Was ist das? Gehst du als Papagei?"

    „Nee, Lederstrumpf! Ich bin Wildhüter in den amerikanischen Wäldern."

    Der kleine Ecki lachte, und das störte mich ganz gewaltig! Dann sagte er triumphierend:

    „Ich komme als Pirat. Oder so. Wir kapern Schiffe unten an der Wupper. Ich habe eine schwarze Augenklappe."

    Das war pfiffig. Hätte ich dem Kleinen gar nicht zugetraut. Morgen wollte ich auch eine Augenklappe dabei haben – natürlich in zotteligem Grizzly-Braun.

    ***

    Am Aschermittwoch hatte Frau Dühnforth – das war unsere Klassenlehrerin – mal wieder ihre dollen zehn Minuten.

    „Die Dünne kommt!", rief Rainer von der Tür her, und schon sprangen wir alle auf, um unseren eingeübten Respekt abzuspulen.

    „Setzt euch, Leute! Sigmar, Günter und Peter, kommt bitte nach vorn!"

    Die drei waren unsere Linkshänder. In gewohnter Weise mussten sie auf dem linken Fuß an der Tafelwand entlang hopsen, indem sie den rechten Fuß und die rechte Hand nach vorne streckten. Das war sehr anstrengend, und irgendwie erinnerte es mich an die skurrile Schritt-Parade der drei Buben aus dem Tintenfass im Buch vom ‹Struwwelpeter›.

    Viele Jahre später traf ich mal Günter. Er hatte sich sehr verändert, aber er begrüßte mich mit seiner linken Hand.

    ***

    Kurz nach der Einschulung an der Schule Eichenstraße hatten wir einen Club gegründet, der sich in den Pausen oft an dem alten Trinkbrunnen mit der Stele traf: Gunni, Ecki, Toni, Rainer und ich. Aber nachmittags trafen wir uns immer unten am Ufer neben der Loher Brücke. Das war unsere eigene Küste, auch wenn sie später von den Erwachsenen ‹Matagalpa-Ufer› genannt wurde. Gunni hieß eigentlich Gunhild und hatte eine pflaumige Haut, aber niemand durfte sie berühren. Der kleine Ecki war unser Kundschafter. Leider nässte er manchmal in die Hose, was seine Befähigung zur Agententätigkeit erheblich infrage stellte. Außerdem hatte er Sommersprossen im Gesicht, sodass ihn unsere Feinde identifizieren konnten. Toni schrieb auf das Namensfeld seiner Schulhefte ‹Anton Depireux› und er stammte von den Hugenotten ab. Keine Frage, er hatte das Zeug zum Häuptling. Und Rainer war Mädchen für alles. Bestimmt würde er später mal Vorarbeiter oder Bankdirektor sein. Ich, Fabian Jaspers, wollte Entdecker werden: Denn am Lauf der Wupper gab es noch viel zu erforschen. Aber die großen Probleme begannen bereits in der Schule. Als die Dünne uns wieder mal eine schwere Mathe-Aufgabe verpasst hatte, beschlossen wir alle, diese Hausaufgabe nicht zu bearbeiten. Doch am nächsten Morgen hatte nur einer keine Hausaufgabe im Heft, und alle hörten die sarkastische Stimme von Frau Dühnforth: „Fabian Jaspers, so wird niemals ein Forscher aus dir."

    ***

    Bald nahten die Osterferien. Für die letzte Stunde hatte uns Frau Dühnforth eine Geschichte versprochen – von Noah, von der Arche und von den Geheimnissen der Hardt, unserem heiligen Berg inmitten des Tals. Am Ende der Stunde, als alle mucksmäuschenstill waren, begann sie feierlich vorzulesen:

    Die Legende vom weisen Noah

    Als sich die große Sintflut verlaufen hatte und die trockene Erde wieder zum Vorschein kam, da verließen Noah und seine Schiffsbewohner die auf Grund gesetzte Arche und betraten die felsige Oberfläche des Berges: seine Frau, seine Söhne, ihre Frauen, alles Wild, das Vieh, die Vögel in der Luft und die Tiere des niederen Bodens. Von nun an vermehrten sich alle Wesen auf der Erde, und fortan gab es Saat und Ernte, Hitze und Kälte, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und unter den Farben des Regenbogens befanden sich Höhlen, und Hütten entstanden, in denen die lebenden Wesen Zuflucht fanden.

    Zum Dank baute Noah einen Altar in der gelandeten Arche, die bald von Bäumen und Häusern umgeben war und somit verborgen blieb vor den trügerischen Blicken der Menschen, denn wie es gleich nach der Sintflut in der Bibel heißt, war das Gedankengebilde des Menschenherzens böse von Jugend an.

    Nach der Flut lebte Noah noch viele Hunderte an Jahren, wurde an sonnigen Tagen von manchem Wanderer auf der Hardt erkannt, und auch heute noch wandelt er in der Heimlichkeit der alten Bäume, wenn er abends auf dem heiligen Berg seine verborgene Arche wieder aufsucht.

    Aber hallo! Da kamen in unserer Klasse viele Fragen auf: Wo ist denn die Arche? Haben Sie den Noah schon mal gesehen? Wie sieht der denn aus?

    Doch dann erklang der Pausen-Gong: Noah hin, Arche her – die Jungen und Mädchen stoben hinaus, und wir ergaben uns dem verführerischen Zauber der Osterferien.

    ***

    Damals war der Sommer noch richtiger Sommer: Herrliche Sonne, tätschelnder Südwind, pausbackige Wolken, in denen Schwalben wohnten. Wenn es mal regnete, verkrochen wir uns am Loher Ufer in dem dunklen Schönebecker Kanal auf unser Floß und lauschten dem melancholischen Geflüster der Tropfen. Wenn das Wispern kein Ende nahm, hielten wir Kriegsrat über unsere Feinde vom Mühlengraben, weiter aufwärts, hinter dem Schwebebahnhof Loh. Die hatten dort einen eigenen Wupperarm und gaben damit mächtig an.

    ***

    Die Hälfte unseres Lebens ging drauf mit Schule – den ganzen Vormittag lang. Dafür war der Sport unser Lieblingsfach. Doch Paulus, der grauhaarige Turnlehrer, war noch aus dem Ersten Weltkrieg. Immer wenn einer schwätzte, warf er seinen Schlüsselbund auf den vermeintlichen Täter, und dann musste man die Schlüsselbombe ihm auch noch zurückbringen.

    Auch Frau Dühnforth konnte rigoros sein: Als irgendjemand im Unterricht eine schweflige Stinkbombe hatte platzen lassen, schloss sie alle Fenster und bewachte den Raum von draußen. Erst der Pausen-Gong erlöste uns aus der chemischen Hölle.

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